Unter anthroposophischen Enthusiasten von Steiners Ideen der ‚Sozialen Dreigliederung‘ gibt es manchmal die Tendenz, ihre eigenen sozialen Visionen mit den Idealen und Praktiken der ursprünglichen Dreigliederungsbewegung und der ersten Generation der Steineranhänger zu vermischen. Das Verhältnis zwischen Demokratie und sozialer Dreigliederung ist ein gutes Beispiel. Heutige Anhänger der Dreigliederung favorisieren im Allgemeinen diverse alternative Formen von Demokratie, ohne sich bewusst zu sein, wie anti-demokratisch das ursprüngliche Dreigliederungssystem war.
Steiners Konzept einer dreigegliederten Gesellschaft entwickelte sich zunächst gegen Ende des ersten Weltkrieges als deutsch-österreichischer Gegenentwurf zu westlichen Vorbildern von Demokratie und nationaler Selbstbestimmung, insbesondere wie von Wilson propagiert, während gleichzeitig das bolschewistische Modell Lenins entschieden zurückgewiesen wurde. Eine der Grundideen der Dreigliederung ist, dass die drei von Steiner erkannten Sphären des sozialen Lebens, nämlich Politik, Wirtschaft und Kultur, durch unterschiedliche Prinzipien bestimmt werden sollten: Gleichheit im politischen Bereich, Brüderlichkeit im Bereich der Wirtschaft und Freiheit im kulturellen Bereich.