Dagobert Duck C200 – Oder wie Boiron seinen Glückstaler verlor

Wieder ist ein Blogger unter Beschuss, diesmal von der multinationalen Firma Boiron, dem weltweit größten Hersteller homöopathischer Produkte. Dieser hat den Blogger mit Klage bedroht. Es wird Zeit, dass auch Boiron den Streisand Effekt kennenlernt um davon zu profitieren.

Der italienische Blogger Samuele Riva hat im Juli zwei Artikel (1 und 2) online gestellt, in denen er die Zuckerkügelchen mit dem Namen Oscillococcinum C200 auf die Schippe nimmt. Oscillococcinum wird als Grippemittel beworben und ist in den USA das meistverkaufte homöopathische Mittelchen. Und jetzt haltet euch fest, das Zeug, das einen Umsatz von 20 Millionen Dollar macht, wird aus Entenleber hergestellt. Also wenn das nicht Quack, Quack, Quacksalberei in Hochpotenz ist …

Naja, das Schöne ist, bei C200 musste vermutlich nicht einmal eine Ente dran glauben. Man nimmt einfach ein Tröpfchen aus einem See, über den mal eine Ente geflogen ist. Im Mittelalter oder so.

Nun, jedenfalls witzelte Samuele darüber, dass kein einziges Molekül von der Ursprungssubstanz mehr drin sein könne. Zur Erinnerung: C200 bedeutet, in einer Verdünnung von 1:10^400. Das sind 400 Nullen! Unser ganzes Universum besteht schätzungsweise aus 10^78 Molekülen. Selbst wenn man kein Stück Leber, sondern unser ganzes Universum verdünnt hätte, wäre schon ganz lange nichts mehr übrig gewesen.

Ist ungefähr so, als wollte man 1 Bonbon unter 10 Leuten aufteilen. Nur sind es nicht 10 Leute oder 100 oder gar 6 Millarden (6*10^9), sondern viel, viel mehr. Selbst wenn man jedes Sonnensystem und jeden Planeten im ganzen Universum mit Milliarden Menschen besiedeln würde, würde dieses Bonbon noch immer reichen müssen.

Boiron reagierte nicht sehr amüsiert darüber, dass jemand Fakten über ihr Produkt schreibt und drohte sofort mit Klage. Ein Brief ging an den Internetprovider mit der Beschwerde, dass die Artikel und Überschriften „untrue and derogatory both of homeopathy and [the] company“ seien und den Ruf der Firma beschädigen.

Nun, damit haben sie jedenfalls eines erreicht: Zu den 150 Leuten, die den Blogbeitrag in den ersten 56 Stunden gelesen haben, haben sich nun einige mehr gesellt und mit diesem Blog hier hoffentlich noch weitere! Über 100 Seiten im Internet, darunter auch das British Medical Journal haben schon berichtet. Je mehr Support dieser Blogger erhält, je mehr Wellen das ganze schlägt desto besser.

Wir von Esowatch bitten daher alle, die dies lesen, sich schamlos bei uns zu bedienen! Bloggt das auch, nehmt die Info von uns, zitiert uns oder zitiert uns nicht, uns ist eines wichtig: Dieser Angriff auf die Redefreiheit und Wissenschaft, auf Wahrheit und Fakten darf nicht durchgehen!

Und gleichzeitig möchten wir Cheerleader für die kommende Klage gegen Boiron spielen und hoffen, dass dieser Prozess verhandelt wird!

53 Gedanken zu „Dagobert Duck C200 – Oder wie Boiron seinen Glückstaler verlor“

  1. Pingback: » Was manche Hersteller homöopathischer Produkte … Nachtwächter-Blah
  2. Der Klage könnte der Blogger aber recht entspannt entgegensehen, denke ich. Die gute Firma Boiron kann genauso wenig wie alle anderen Glaubulidreher einen anständigen Wirkungsnachweis für ihr Entenleberpate vorweisen, im Gegenzug gibt es zig Studien, die die Unwirksamkeit des ganzen Glaubuli-Systems bewiesen haben.

    Man sollte die Amis auffordern, den Hersteller auf Schadensersatz zu verklagen. Das wäre mal lustig 🙂

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  3. Pingback: Boirons Entenleber – Let’s go Streisand! | Cyberfux – Das Blog
  4. Pingback: Ein Hauch von Entenleber – devatrox
  5. @Minerva
    Auch wenn so eine die Klage chancenlos ist/nicht durchgeht, kann sie einen Menschen ruinieren. Ein Prozess läuft oft über mehrere Jahre und verursacht gewaltige Kosten.

    Daher ist Medienecho wichtig, denn damit wird es, auch wenn man den einzelnen Blogger vielleicht damit unter Druck setzt in jedem Fall zu einem Pyrrhussieg. Ist es eigentlich jetzt schon, denke ich. Nur komplett ohne Sieg… 😉

    Wie man im letzten Satz ja liest, klagen die Amis ja schon 😉 Die Frage ist, ob das im Vergleich endet, oder ausjudiziert wird. Zweiteres wäre wirklich lustig!

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  6. Pingback: Lumperladen » Blog Archiv » Das war wohl nix?
  7. Ausjudizieren wäre natürlich spannend. Ich glaube aber, dass der Blogger hier aus einem Grund recht bekommen könnte: er stellt eine Tatsache hin und betreibt keine falschen Anschuldigungen oder zieht nichts bei den Haaren herbei. Es wird nicht einfach werden das Gegenteil zu beweisen. Wobei ja leider die Beweislast beim Geklagten liegt.

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  8. Pingback: Furchtbare Mütter und furchtsame Homöopathen | gwup | die skeptiker
  9. Pingback: Steisand Homöopathie. | lemontreepresse
  10. Ein entsprechendes Gesetz das Whistleblower vor der Marktmacht großer Unternehmen schützen soll ist ja bereits initiiert worden(SPD). Leider wurde es weder von den Medien noch von der Bevölkerung wahrgenommen. Deswegen sehe ich persönlich keinen Grund aktiv zu werden.

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  11. Wirtschaft & Firmen
    17.08.2011 11:57
    Homöopathie im Strudel des Streisand-Effekts

    Wirtschaft & Firmen Das französische Unternehmen Boiron, einer der weltweit größten Hersteller homöopathischer Produkte, lernt gerade den im Internet bereits hinreichend erprobten Streisand-Effekt kennen. Auslöser war die Klage gegen einen italienischen Blogger, der kritisch über eines der Produkte des Unternehmens berichtete.

    Die Firma hatte sich über ihre Anwälte mit dem Hoster des Bloggers in Verbindung gesetzt und diesen zur Entfernung zweier Artikel aufgefordert. In diesen werde „falsch und abwertend über Homöopathie und das Unternehmen“ berichtet, so der Vorwurf. Dadurch würde der Ruf Boirons beschädigt.

    http://winfuture.de/news,64979.html

    Das ist von so einer Börsennewsseite:

    Nachrichten zur BOIRON Aktie auf Börsennews.de

    12:04
    Homöopathie im Strudel des Streisand-Effekts

    Das französische Unternehmen Boiron, einer der weltweit größten Hersteller homöopathischer Produkte, lernt gerade den im Internet bereits hinreichend erprobten Streisand-Effekt kennen. Auslöser war d…

    http://www.boersennews.de/markt/aktien/boiron-sa-inh-eo-1-fr0000061129/87349/profile

    🙂 🙂 🙂

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  12. Pingback: Die ganze Welt des Wahnsinns » Geballter Wahnsinn 15 – Von Esoterikern, Homöopathen, Entenlebern und Klagen » Die ganze Welt des Wahnsinns
  13. Pingback: Wie Big Homeopathy kleine Blogger drangsaliert | ars libertatis
  14. Homeopathic Thuggery
    Published by Steven Novella under Homeopathy
    Comments: 0


    The blogging community as a whole is rather passionate about this issue. We exist on the premise of free and open public discourse about important issues. At SBM we take on many controversial issues and we don’t pull our punches when criticizing what we see as pseudoscience in medicine. So of course we take notice when a large company tries to bully a blogger to silence their legitimate criticism.

    According to the BMJ this has happened yet again – this time the international homeopathy producer, Boiron, is threatening a lone Italian blogger because he dared to criticize their product, Oscillococcinum. The blogger, Samuele Riva, wrote two articles on his blog, blogzero.it, criticizing what our own Mark Crislip has called “oh-so-silly-coccinum.” The blog is entirely in Italian, but he is maintaining a page in English with updates on the Boiron vs Blogzero affair.

    http://www.sciencebasedmedicine.org/index.php/homeopathic-thuggery/

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  15. Pingback: Boiron, C200 und der Streisand-Effekt « Delengkal Weblog
  16. Pingback: Homöopathischer Blödsinn | RAPPELSNUT
  17. Pingback: Homöopathie-Konzern Boiron will Blogger verklagen
  18. Pingback: Homöopathie ist ein Gradmesser der Gesellschaftsverblödung | Tales from the Mac Hell
  19. Pingback: t3n.de/socialnews
  20. Pingback: Andreas Kyriacou über Manches » Neu von Boiron: Streisand C200
  21. Wenn es im ganzen Universum nur (schätzungsweise) 10^78 Moleküle gibt, dann ist die Herstellung einer Verdünnung von 1:10^400 in diesem Universum gar nicht möglich. Das Maximum wären natürlich 1:(Anzahl der verfügbaren anderen Moleküle). Insofern kann man wahrscheinlich ganz objektiv Argumentieren, wen man den Wahrheitsgehalt in Frage stellt.

    (Vorausgesetzt deine Angaben stimmen.)

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  22. @12345

    Der Hit ist in der linken Spalte ganz unten zu finden „Arzneimittelsicherheit in Gefahr!“

    Wie kommt dieser Apotheker dazu, an seinen Warenbestand verschiedene Qualitätsanspürche zu erheben? Hauptsache, die Kasse stimmt…

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  23. Der Fall illustriert sehr schön die Möglichkeiten einer Abmahnung. Ein wirtschaftlich Stärkerer kann damit unliebsame Wahrheiten aus der Welt schaffen.

    Selbst wenn man die Wahrheit schreibt (die Erde ist ein Geoid und keine Scheibe oder eben rein rechnerisch kann kein Molekül mehr drin sein etc.) können die anderen kommen und einen in zig Prozesse verstricken. Irgendwann wird man in eine Instanz kommen, für die man einen Anwalt braucht und dann ist es erstmal teuer und langwierig.

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  24. *tztz

    nur Entenleber ? ich dachte die haben da die komplette Ente rein gequetscht… und ich habe mich schon gefragt wie sie sie so schön klein bekommen haben *g

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  25. Pingback: Boirons Oscillococcinum ist keine Entenleber… sondern? » Kidmeds materia medica » Kidmed
  26. @12345

    In einem hat der Apotheker schon Recht: Die Abbildung stimmt soweit, dass die Stockente eben auch die Wildente ist, diese aber nicht mehr »Wildente« genannt wird. Das war eine Bezeichnung, die zu Hahnemanns Zeiten noch üblich war und bei Jägern und Köchen noch üblich ist (jedenfalls finde ich unter dem Suchbegriff »Wildente« jede Menge leckerer Rezepte) :-).

    Allein den lateinischen Namen hat man sich wohl aus den Fingern gesaugt.

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  27. Pingback: Boirons Entenleber oder voreiliges handeln eines Konzerns
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