Das Goldene Brett 2012

Endlich ist es wieder soweit – die Nominierungen für das Goldene Brett 2012 stehen an. Mit Spannung darf man das Rennen um diesen heiß umkämpften Preis abwarten. Wer möchte nicht das größte Brett vor dem Kopf haben? Wer möchte nicht den größten Beitrag zu Volksverblödung und Abzocke geleistet haben?

Wir erinnern uns: letztes Jahr hat P.A. Straubinger die Trophäe abgeräumt und war, wie sich bald darauf herausstellte, ein verdienter Sieger. Prämiert wurde er für sein Machwerk „Am Anfang war das Licht„, in dem es um Lichtnahrung geht und die absurde These, dass man nur von Licht leben könne, fahrlässigst verbreitet wird. Im April dieses Jahres folgte der Bericht über das erste Opfer: eine Frau hatte sich zu Tode gehungert. Selbstverständlich wies Straubinger alle Schuld von sich, was einen leicht angeekelten Geschmack im Mund zurücklässt.

Auch dieses Jahr gibt es wieder einige, die antreten, die Fackel der Ignoranz hochzuhalten. Wenn man so rückwärts durch unser Blog blickt, finden sich so einige, leider aber auch zumeist schwache Kandidaten.

Ein Peter Fitzek, der gerade mal wieder ein „Königreich Deutschland“ gegründet hat, ist zwar skurril, aber doch ziemlich unwichtig.

Als Außenseiter mag man vielleicht noch Frau Sabine Paul betrachten, aber auch ihre Leistungen sind vergleichsweise gering. Ihre zweitklassigen Thesen zur Steinzeiternährung sind nicht wirklich aufregend – dass sie mit nutzlosen Tests eine Stange Geld verdient ist eigentlich auch nicht der Erwähnung wert. Peinlich nur, wenn es im Schatten der reputablen GBS passiert. Für eine Nominierung reicht es aber unserer Meinung nicht.

Herr Nowicky sitzt erstmal, um den braucht man sich wohl wenig Sorgen machen.

Gerald Hüther ist da schon ein interessanteres Kaliber. Dass er gerade versucht hat, das Publikum in der Talkshow bei Precht zu Tode zu langweilen, ist das eine. Aber dass er als angeblicher Hirnforscher hausieren geht, obwohl er nicht forscht, und dass er zu ADHS weitgehend absurde Thesen vertritt, für die es weder stützende Forschung noch Expertenmeinungen gibt, ist schon schwerwiegender. Seine Behauptungen verunsichern Eltern in ganz Deutschland; er selbst produziert Buch um Buch, der letzte Schinken ist gerade erschienen und wenn er darin genauso tiefgreifend argumentiert wie bei Precht, kann man es sich getrost schenken.

Damit, ein paar andere kleine Lichter überspringend (wen interessiert schon der Speiseplan von Herrn Konz?), landet man dann endlich bei den Homöopathen. Hier darf man Claus Fritzsche nicht vergessen, der sich ebenfalls – als langjähriger Lobbyist und Werbetexter, der vorgibt ein Journalist zu sein – um die Sache der Homöopathie mehr als verdient gemacht hat. Seit Jahren schon schreit er „Bitte, bitte hier!“; „Nehmt mich doch endlich wahr!“ Dieses lange Streben nach der Aufmerksamkeit irgendwelcher Medien hat sich nun ausgezahlt. Die harte, einsatzreiche Arbeit an kruden Texten hat ihm einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung eingetragen, die sich über die schmutzigen Methoden der Alternativen Medizin nur wundern kann.

Damit hat er es bis in den englischen Sprachraum geschafft, wo über die Schmierenkampagnen gegen Edzard Ernst berichtet wird. Manchen seiner Sponsoren hat es gereicht und sie haben ihm nach dem Skandal die Unterstützung entzogen. Es wäre doch fein, den Mann mit einem Goldenen Brett zu belohnen. Als Trostpflaster sozusagen und als kleine Ehrung für den „homoeopathic hitman“, wie er von Edzard Ernst nicht sehr liebevoll genannt wird. Und vielleicht auch eine kleine Erinnerung an Heel, dass unschönes Gerede nicht so schnell vergessen wird.

Und wenn wir gerade bei Heel sind: die bezahlen doch auch einen anderen unserer Kunden. Auch der hat etwas ungewollt von sich reden gemacht. Wir denken dabei an Harald Walach, der nicht nur eine „herausragende Masterarbeit“ zum Thema Hellsehen mit dem so genannten Kozyrev-Spiegel angenommen hatte, sondern auch für die „Qualitätsarbeit“ an seinem Institut von der Hochschulkommission mit scharfer Kritik überschüttet wurde. Die Verflechtungen seines Instituts mit der Pseudoszene sind durchaus atemberaubend. Man darf gespannt sein, ob es das Institut noch lange gibt. Die langjährige und vor allem in diesem Jahr so erfolgreiche Arbeit im Dienste der Wissenschaftsfeindlichkeit könnte man durchaus belohnen. Als Speerspitze der Aufklärung hat er das eindeutig verdient.

Man darf gespannt sein, welcher Held der Pseudoszene sich durchsetzen wird, um diesen besonderen Preis in die Hand zu bekommen. Falls es diesmal Fritzsche wird, kann sich ja P.A. Straubinger revanchieren und umgekehrt über die Preisverleihung berichten. Man kennt sich ja in der Pseudoszene.

9 Gedanken zu „Das Goldene Brett 2012“

  1. Für mich ist Gerald Hüther der Kandidat schlechthin. Er hat es geschafft, mit seinem neuroideologischen potemkinschen Dorf „Präventionsforschung“ sogut wie alle Medien einzulullen als „Hirnforscher“.
    Das hat straubingersche Qualität.
    Dass einige andere Kandidaten eher leicht gummizellig sind – who cares?

  2. Ja, Gerald Hüther.

    Als gestern im heute-journal-Vorspann die Schlagzeile „Hyperaktivität – Lernen ohne Psychopharmaka“ erschien, fragte ich mich, wie lange es wohl dauern würde, bis Herr Hüther im Beitrag zu Wort käme. Waren dann doch satte 4 Minuten.

    Ein völlig substanzloser Beitrag übrigens. Mit dem Fazit: in Basel gibt es eine „besondere Privatschule“, dort werden die Kinder („fast alle Kinder hier auffällig, viele so wie S. mit ADHS diagnostiziert“) „intensiv betreut“, dort gibt es „offenes Lernen und psychologische Betreuung“ und – taraaa! – „plötzlich sitzen unruhige Kinder still“.

    Ah ja.

    Zur Abwechslung wurden mal nicht die bösen, unfähigen Eltern gebasht, die ihre Kinder mit Ritalin ruhig stellen. Nein, dieses Mal warem es die bösen Schulen, die die Einnahme fordern.

    Das hat natürlich rein gar nichts damit zu tun, dass es in Hüthers neuem Buch darum geht, dass „ein radikales Umdenken in Erziehung und Schule notwendig ist: Unser veraltetes Bildungskonzept schadet den Kindern“ (Zitat Vermarktungstext; die Zitate vorher stammen aus dem heute journal).

    Man schwankt zwischen Aufregung, dass so ein Kerl sich immer wieder im öffentlich-rechtlichen Programm produzieren darf – und Ermüdung.

  3. Groucho :

    Für mich ist Gerald Hüther der Kandidat schlechthin. Er hat es geschafft, mit seinem neuroideologischen potemkinschen Dorf “Präventionsforschung” sogut wie alle Medien einzulullen als “Hirnforscher”.
    Das hat straubingersche Qualität.
    Dass einige andere Kandidaten eher leicht gummizellig sind – who cares?

    Wurde er denn überhaupt offiziell nominiert?

    Auf der Nominierungsliste steht er nicht, oder hab ich was übersehen?

  4. Wurde er denn überhaupt offiziell nominiert? Auf der Nominierungsliste steht er nicht, oder hab ich was übersehen?

    Habe ich auch nicht gesehen. Irgendjemand muss ihn wohl mal auf der Seite vom Goldenen Brett vorschlagen. Finde auch, dass der Hüther ein prächtiger Kandidat ist.

    Allerdings ist das eine österreichische Veranstaltung, weiß nicht wie der dort wahrgenommen wird. Außerdem würde sich da jetzt Johann Grander anbieten, Ehrung für sein Lebenswerk oder so. Wäre aber andererseits langweilig.

  5. Groucho :

    @Ponder: Ist ja nur ne Vorschlagsliste hier, ich hoffe, die Nominierung wird erfolgen.

    Vielleicht sollte man Hüther in seiner Funktion als „Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung“ vorschlagen und die Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg schon mal über die Nominierung informieren.

    Ist ja eigentlich genial, einfach ein solches Mem zur Selbstlegitimation als „Experten“ erfinden – andere zahlen Geld an Titelmühlen oder benötigen eine Konstruktion wie den CAM-Studiengang an der Viadrina.
    Hüther dagegen bevorzugt offenbar den pragmatischen Approach, indem er am PC ein Institut erfindet und einen nichtssagenden Eintrag auf einer Uni-Webseite plaziert:

    http://www.psychiatrie-uni-goettingen.de/huether-forschung.php

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