Vom Wert der Bildung

Wer, wie der Autor dieses Artikels, gerne Telepolis liest, dem sind vielleicht auch schon die Jubelartikel zur Kalten Fusion sauer aufgestoßen. Was steckt dahinter? Diese Artikel werden von dem Journalisten  Haiko Lietz verfasst, und mit Tante Google kann man ja mal gucken, was der sonst so macht. Das Ergebnis ist ein bisschen schizophren: Einerseits ist der Mann im ganz seriösen Wissenschaftsbetrieb tätig und publiziert in seinem Fachgebiet, andererseits macht er solchen Unsinn wie Kalte Fusion, berichtet unkritisch über 9/11 Truther und publiziert bei Plattformen, auf denen auch Gestalten wie Hans Tolzin tätig sind.

Wenn man sich seine wissenschaftliche Arbeiten genauer ansieht, stellt man fest, dass er sich als Soziologe mit „emerging science“ beschäftigt. Das ist natürlich völlig legitim, und seine entsprechenden Arbeiten sind dankenswerter Weise auch frei von Verweisen auf Kalte Fusion als „emerging science“. Aber es ist nun mal so, dass Kalte Fusion zur Energiegewinnung keine Wissenschaft ist, sondern Betrug. Die Artikel von Herrn Lietz bei Telepolis erwecken aber den Eindruck, dass er das nicht erkennt. Personen wie Adolf und Inge Schneider, die bereits in der Vergangenheit massiv Werbung für verurteilte Betrüger wie Mike Brady gemacht haben, deren Net-Journal systematisch Werbung für Betrug macht (Würth, Aquapol, Global Scaling und und und…), werden unkritisch als seriöse Investoren dargestellt.

Will man Herrn Lietz keine böse Absicht unterstellen, dann muss man konstatieren, dass er mangels naturwissenschaftlicher Bildung nicht in der Lage ist, den Unsinn der Kalten Fusion zu erkennen. Das passiert in den Geisteswissenschaften leider öfter – man denke an Frau Werlhof.

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Edit: Siehe Kommentar #7

16 Gedanken zu „Vom Wert der Bildung“

  1. Ich verbitte mir, meine Fächer (ich bin neben einem Abschluss in Informatik noch Philosoph und Historiker) als „weich“ zu bezeichnen. „weich“ sind eher so manche Birnen, die wir nicht rausgeprüft kriegen, weil einige Dozenten schlicht zu nett sind. Wer in einer Geistes-, Geschichts- oder Gesellschaftswissenschaft mit den Naturwissenschaften zu tun hat, hat sich gefälligst ordentlich einzuarbeiten. Ich glaube, da werden wir uns einig sein. Ich würde mich aber freuen, wenn solche Äußerungen von solchen Leuten wie im Blogpost, die auch in ihrem Heimatfach nicht gerade zu den überragenden Wissenschaftlern gehören, nicht immer auf das ganze Fach zurückfallen würden. Es gibt nämlich auch genug Paper von Naturwissenschaftlern, in denen diese sich in die sogenannten „weichen Fächer“ begeben und einen unglaublichen Unsinn von sich geben.

    Was wir brauchen, ist eine Solidarität und produktive Kritik zwischen den Wissenschaftlern aller Fächer gegen die Schwätzer aller Fächer.

  2. Nun ja, „gebildete“ Menschen (im Klartext Menschen mit einem höheren Schulabschluss) und natürlich insbesondere Akademiker tendieren dazu ihre Kompetenzen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten massiv zu überschätzen. Nicht anders ist es erklärbar, dass (ich glaube ich las es mal in einem Focusbericht) gebildete Menschen (die man für aufgeklärt halten sollte) eher zur Impfkritik und Alternativmedizin neigen als Ungebildete, weil sie mehr „Hinterfragen“. Sie sind es durch Schule und Studium gewöhnt alles mögliche zu Hinterfragen und nichts als Gewissheit hinzunehmen.
    Nichts desto trotz muss auch ein Soziologe (obwohl kein Naturwissenschaftler) wissenschaftliche Arbeit von unwissenschaftlicher unterscheiden können, zumal sich doch insbesondere die Soziologie mit dem Phänomen Verschwörungstheorien auseinandersetzt.

    @Kai Denker
    Hast schon recht. Man sollte lieber allgemein von nicht-Naturwissenschaftler sprechen.

  3. Was wir brauchen, ist eine Solidarität und produktive Kritik zwischen den Wissenschaftlern aller Fächer gegen die Schwätzer aller Fächer.

    Ein guter, treffender Satz.

  4. @Kai Denker
    Wenn ich Dich richtig verstehe, geht es Dir nur um den Begriff „weich“. Mach‘ doch mal einen Vorschlag wie man es besser formulieren könnte, vielleicht lässt sich der Autor ja zu einer Korrektur überreden.

  5. Nichts gegen deine Kritik bezüglich der Verwendung der Bezeichnung „weiche Wissenschaften“, lieber Kai, aber ich verbitte mir, den postmodernen Humbug, den Geistes- und Sozialwissenschaften in toto produzieren, nur auf einen Mangel an Selektion zurückführen zu wollen. Das ist nicht nur recht reaktionär, sondern versucht auch den Zusammenhang von Universität und Gesellschaft zu verklären. Wenn über den o.g. Soziologen lese, er forsche zu „Informationsvisualisierung; Szientometrie; relationale Soziologie“, dann würden mir die Ohren schlackern, wäre ich nicht durch Erfahrung mit der modernen Soziologie so abgestumpft. Die Misere ist doch gerade, daß man mit sowas heute als „seriös im Wissenschaftsbetrieb“ gilt – mit Betonung auf Betrieb. In Betrieben wird man nämlich ‚rausgeprüft‘ wenn man dem Wettbewerb nicht standhält. Sieger dieses Wettbewerbs um Pfründe im Mittelbau und Drittmittel großer Stiftungen sind aber nicht die ‚ordentlich eingearbeiteten‘, sondern jene, die mit ihrem Jargon Gebrauchswerte simulieren, die die Geistes- und Sozialwissenschaften in der heuten Gesellschaft notwendigerweise gar nicht mehr produzieren können. Trotzdem lese ich in DFG-Anträgen den immer gleichen Mist: „Originalität“ ihres Konzeptes, „Brücken schlagen“ zwischen „Forschungsfeldern“ (Interdisziplininarität und so, furchtbar wichtig…), Synergieeffekte, Wissenshorizonte und das übliche ‚kritische‘ Geraune von Foucault zu Derrida und ihren unzähligen Epigonen. Oh boy, wie ich es hasse.

    Was ich eigentlich damit ausdrücken wollte, bevor es den armen Kai traf: Man macht es sich mit dieser Spaltung in einerseits ‚harte‘ und ‚weiche‘ Fächer und andererseits zwischen seriöser und unseriöser Wissenschaft zu einfach. Viele Esoteriker sind de facto „seriöse Wissenschaftler“ und das nicht nur in den ‚weichen Fächern‘.

  6. @Kai:
    Ohoh.
    Nein, ich bin zwar Naturwissenschaftler, aber ich wollte die Geisteswissenschaften mit dem Attribut „weich“ nicht generell als minderwertig/falsch/nutzlos abqualifizieren. Denn gerade als Naturwissenschaftler kennt man natürlich „seine“ Pappenheimer und weiß sehr genau, dass da auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Das Attribut ist mir reingerutscht, weil ich bei meinen Recherchen mit mehreren Fällen von diesem Kaliber zu tun habe. Ich mach das „weich“ raus, ich will da kein Fass aufmachen.

    @Abe81:
    > Viele Esoteriker sind de facto “seriöse Wissenschaftler” und das nicht nur in den ‘weichen Fächern’.
    Beispiele?

  7. esoterik und seriöse wissenschaft, schließen sich aus, entweder oder.
    esos behaupten zwar gerne wissenschaftler zu sein begreifen aber nicht daß sie sich selbst disqualifizieren.
    bestes beispiel sind die endlosthreads mit mersch der ununterbrochen das wort wissenschaft in den mund nimmt und für sich reklamiert , in dem bereich über den er schwurbelt aber höchstens (mehr oder weniger) informierter laie ist

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  9. @Harold Angel

    Ich denke er meint das viele Esoteriker einen formalen anerkannten Bildungsabschluss haben , sowohl in Naturwissenschaften oder auch in Sozial und Geisteswissenschaften. Unrecht hat er damit nicht da es da einige Beispiele auf Esowatch gibt.War vielleicht nict so glücklich ausgedrückt.

  10. @ xyz
    Obwohl ich mich bis heute frage, wie beispielsweise ein Physiker die Theorie der „freien Energie“ stützen kann oder ein Arzt die Homöopathie. Das sind Betrüger und nichts anderes.
    Oder sie haben tatsächlich entgegen ihrer Ansichten studiert und sogar das Diplom erhalten, dann sind es wirklich hervorragende Schauspieler, denen absolut nicht zu trauen ist. Oder sie vertraten diese Ansichten erst nach dem Studium wieder besseren Wissens, dann sind das einfach nur gemeingefährliche Spinner.
    Die meisten Esoteriker und Verschwörungstheoretiker sind aber glücklicherweise keine Wissenschaftler, sondern Laien, die sich von den wenigen akademischen Scharlatanen blenden lassen. Auch Kleinvieh macht Mist.

  11. @xyz Was er denkt kann ich nicht sagen – Ich kann keine Gedankenlesen. Es timmt, dass einige unserer Kunden anerkannte Bildungsabschlüsse haben. Noch mehr allerding gehen zu Titelmühlen. Und von denen, die echte Titel haben, kommen keine Leistungen mehr, Beispiele Turtur, Meyl, etc.

  12. @ Harold

    Physikalischer Unsinn.

    Seit wann ist die heiße Luft die als Wärmeleistung abgegeben wird keine Leistung mehr?

    Zusätzlich kann man mit den Leistungen in Bücherform – wenn auch ziemlich ineffizient – den Holzofen befeuern.

    Ist das etwa „keine Leistung“?

  13. @ Mephisto: sorry, ich schreib grad nicht zu diesem thema (auch wenn mir auch hier was einfallen würde), könnt ihr dann gern löschen. aber mich würde interessieren, warum man beim waldorf-artikel nichts mehr kommentieren kann? ich hätte mephisto so gern noch geantwortet… oder gibt es eine möglichkeit, dir eine pn zu schreiben? (dann würd ich dir auch gern und ohne probleme meinen vollen namen verraten ;))

  14. @ j.h.
    Aus „technischer“ Sicht kann man bei dem Artikel nicht mehr kommentieren, weil das Psiram-Team die Kommentare geschlossen hat. Sollte Deine Frage auf den Grund für diese Maßnahme abzielen: das weiß ich leider auch nicht.

    Eine PN-Möglichkeit gibt es so weit ich weiß nicht. Du könntest Dich aber hier anmelden und man könnte das Ganze im Forum vertiefen, z. B. hier.

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