Schweizer Bundesamt für Gesundheit warnt vor „Pocket Silver“

Paul Karason
Paul Karason, ein typischer Fall von Argyrie

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit hat am Montag eine Warnung vor dem Gerät „Pocket Silver – make your own colloide“ ausgesprochen. Es handelt sich dabei um ein Gerät, das zur Herstellung von Kolloidalem Silber genutzt wird.

Laut einem Bericht der Basler Zeitung griff das Schweizer Gesundheitsamt ein, nachdem ein Fall von Argyrie aufgetreten war. Der Hausarzt von R.B., einem nur durch Initialen benannten Patienten, hatte so etwas noch nie gesehen: Ein Patient mit blauer Haut.

R.B. hatte seit 5 Jahren jeden Morgen ein Glas Silberwasser zu sich genommen, vor einem halben Jahr fiel dann seiner Frau zum ersten Mal ein Blaustich der Haut auf.

Nachdem ein Labor einen Silbergehalt des Blutes 200 mal über dem Normwert feststellte, meldete er den Fall und das Gesundheitsamt schaltete sich ein. Aufgrund der Gesundheitsgefährdung erließ dieses ein Verkaufsverbot und leitete den Fall nach Liechtenstein weiter, das der dortigen Vertriebsfirma ebenfalls den Verkauf untersagte.

Herr R.B. hat abgesehen vom offensichtlichen Problem keinerlei weitere Beschwerden, wird aber in Zukunft dennoch auf dieses Allheilmittel verzichten.

Das Bundesamt für Gesundheit warnt außerdem:

Beim Gerät wird Trink- oder Mineralwasser mit sehr fein verteiltem Silber verwendet. Durch die erhöhte Silberzufuhr können Ablagerungen von Silbersalzen in Haut, Schleimhaut und verschiedenen Organen wie Niere oder Augen entstehen. Dadurch könne es auch zu einer bleibenden schiefergrauen Hautfärbung kommen. Das Bundesamt empfiehlt Personen mit entsprechenden Symptomen einen Arzt zu konsultieren.

Wir haben ja auch schon des öfteren darauf aufmerksam gemacht, dass kolloidales Silber keinerlei bekannte positive Wirkung hat, außer man empfindet die oben beschriebene permanente Blaufärbung der Haut als positiv. Als Desinfektionsmittel wurde es zwar früher verwendet, inzwischen aber längst durch bessere und unbedenkliche Mittel abgelöst. Bekannte Probleme sind Beeinträchtigung des Sehvermögens, chronische Oberbauch-Schmerzen und zentralnervöse Erkrankungen wie Geschmacks- und Gangstörungen, Schwindel- oder Krampfanfälle.

Trotz alldem wird es im Internet noch immer feilgeboten; auch in der Schweiz findet man noch immer Angebote, die Pocket Silver ab CHF 349.- anbieten. In Deutschland wird ebenfalls fröhlich dafür Werbung gemacht, allerdings wird es z.B. vom zweifelhaften Shop „Zentrum der Gesundheit“ als „Reinigungsmittel“ angeboten und bei anderen dubiosen Webseiten wie Gesundheitliche Aufklärung fröhlich als Allheilmittel beworben.

Der Verkäufer macht sich nicht strafbar, indem er irgendwelche falschen Dinge behauptet, und die „Ratgeber-Seiten“ verkaufen ja nichts. Entsprechende Verkäufer schalten dafür dann meist Werbung auf den einschlägigen Blogs. So wäscht eine Hand die andere mit 33 Silberlingen.

27 Gedanken zu „Schweizer Bundesamt für Gesundheit warnt vor „Pocket Silver““

  1. Bei ebay gibt es jederzeit hunderte von Auktionen mit Angeboten von kolloidalem Silber. Trotz mehrfacher Hinweise auf die Gefährlichkeit und sogar auf Angebote mit gesetzlich verbotenen Behauptungen, wird von Seiten der Geschäftsführung nichts unternommen, da scheint wieder einmal die Kasse mehr zu zählen, als die Gesundheit.

  2. Hier bei uns in der Gegend wird das Teil auch immer wieder auf Märkten angeboten. Werde die zuständigen Behörden mal darauf aufmerksam machen.

  3. Warum eigentlich immer Silber? Die könnten doch auch kolloidales Gold schlucken. Das soll immerhin (bei Pulsar kennt man sich da aus) die Intelligenz steigern, gegen Schlaf- und Suchtprobleme helfen und die kolloidalen Eigenschaften des Blutes verbessern.

    Oder gleich noch eine Nummer edler, kolloidales Platin verwenden. Das ist angeblich Nützlich für die Gesundheit des Gehirn und Nervensystems und bei der Behandlung von Krankheiten. Außerdem optimieren Esotriker damit das Channeling, und manche verwenden es zur Krebsbehandlung.

    Das ist doch elegant…

  4. observer :

    Immerhin können ihn seine Erben nach der Kremierung noch versilbern

    Hört hört!

    Demnach finden sich in der Asche neben Gold (durchschnittlich 2,5 Gramm Feingold) auch Reste von Silber (0,8 Gramm), Palladium und Platin. Der Wert der Edelmetalle liegt damit bei mehr als 80 Euro je Verbrennung. Insgesamt kommt so in den Krematorien ein Betrag von etwa 35 Millionen Euro im Jahr zusammen, der nirgends ausgewiesen wird.

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/krematorien-am-ende-bleiben-rauch-asche-und-zahngold-11759161.html

  5. Leser :

    Immerhin ist R.B. nun vor Trueblood-Vampiren sicher.

    Gegen Werwölfe dürfte das auch ganz gut helfen.
    Die verbrennen sich beim Beißen die Schnauze.

    Ich glaube, es wurde wirklich noch nie so ein Schlumpf von einem Werwolf zerissen. 🙂

  6. observer :Immerhin können ihn seine Erben nach der Kremierung noch versilbern

    Soweit ich weiß, kann man sich in der Schweiz so kremieren lassen, daß am Ende ein Diamant aus der Asche hergestellt wird. Ich persönlich finde das übrigens eine sehr schöne Sache.

    Im hier genannten Fall dürfte so ein Diamant evtl. auch noch eine interessante Färbung aufweisen.

  7. Sagt mal Leute,

    bleibt die Hautfärbung „ewig“ bestehen oder nimmt die Blaufärbung irgendwann mal ab?

  8. Silberkolloidpräparate gibt es übrigens auch im Reformhaus. Am weitesten verbreitet ist ein Produkt namens „Mekosil“, das, als Spray, auf offene Wunden appliziert werden soll. Zu bekommen ist es online unter anderem da: http://www.reformhaus-shop.de/mekosil.html, einem online-Portal des Reform-Labels. Ein Heuler ist die Produktbeschreibung:

    Im alten Ägypten vor ca. 3000 Jahren war bereits bekannt, dass Wasser länger trinkbar blieb, wenn es in Silbergefäßen aufbewahrt wurde.
    Die antibiotische Wirkung von Silber haben auch unsere Ahnen praktisch genutzt. So wurden Silbermünzen in Milch gelegt, um diese in der Zeit vor der Erfindung des Kühlschranks länger haltbar zu machen.
    Die bekanntesten Ärzte wie Hippokrates, Avicenna und Paracelsius wendeten Silber vielfältig medizinisch an.

    Tolle Referenz, wenn ich bedenke, dass die alten Römer auch Blei in ihren Wein schütteten, um ihn haltberer und süßer zu machen.

  9. Diamant aus der Asche

    ^^Schräg, inci, bisher ging ich davon aus, daß Tow Ubukata dies für seinen BadGuy im Mardock-Zyklus erfunden hätte…

    Tolle Referenz

    Falls Du nicht ausschließlich den unnötigen Bezug auf AltesWissen™ meinst, Gisander:Geht wiki?

  10. Ist Total Off-Topic, aber da ich keinen Twitter-Account habe und Skeptator sonst keine Kontaktangaben hat, mach ichs so:

    Wenn ich auf mit Google Chrome (Version 25.0.1364.152) auf http://skeptator.blogspot.de/ gehe, kommt seit ein paar Tagen die Malware-Warnung. Browser ist aufm neusten Stand, daran sollte es nicht liegen. Vielleicht kann das jemand an die Webmaster weiterleiten?

  11. @k0ch
    Danke für die Info, wird geprüft.

    @kopfkratz
    Ja, sieht so aus als sei das die Ursache. Link erst mal rausgenommen.

  12. Schwachsinn! Wer einmal selbst kolloidales Silber angewendet hat, weiß wie gut es wirkt. Selbst die Wirtschaft setzt immer mehr auf Silber (z.B. Kosmetik). Hier versucht die Pharmalobby wiedermal, Konkurrenz mit Horrorszenarien wie der „Gyrose“ platt zu machen. Unsere Großeltern wussten noch, dass eine Silbermünze in der Milch deren Sauerwerden verhindert… und das Silberbesteck von früher war auch nicht nur Statussymbol.

  13. @Ankh8: Früher hat man auch noch gewusst, dass man durch Blei im Wein diesem einen süßeren Geschmack geben kann.

    Warum macht das nur heute keiner mehr, nicht mal mehr den Sprit darf man damit veredeln? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein: Weil es schwachsinnig wäre.

    Silber wirkt zwar klar antibakteriell, aber das tun auch diverse Putzmittel. Würdest du die trinken wollen?

    Und was die Kosmetik angeht: Futterst du das Zeug etwa?

  14. Silber wirkt zwar klar antibakteriell, aber das tun auch diverse Putzmittel. Würdest du die trinken wollen?
    Wenn man keine böse Überraschung erleben will, sollte man diese Frage erst stellen, wenn man sich davon überzeugt hat, dass der Gesprächspartner nicht zusätzlich zur MMS-Gemeinde zählt.

  15. Unsere Großeltern wussten noch, dass eine Silbermünze in der Milch deren Sauerwerden verhindert…
    Jo, und um welchen Preis? Unsere Großelterngeneration war keineswegs gesünder als wir heute. Schau Dir mal die Entwicklung von Sterbetafeln während der letzten 100 Jahre an.

    und das Silberbesteck von früher war auch nicht nur Statussymbol.
    Nö, aber der Beschlag war einfacher zu beseitigen als Rost oder Grünspan.

    Komisch, wenn die Rede auf „Schwermetalle“ kommt, kriegen alle kleine gelbe Augen; aber Silber ziehen sie sich ohne Skrupel rein.

  16. Pingback: Psiram » Paul Karason ist tot
  17. Ein Chemiker sagte mir, dass das kolloidales Silber ausschließlich nur mit destilliertem Wasser hergestellt werden darf, da ansonsten die Gefahr besteht, dass man diese blaue Haut bekommt. Ist da was dran?
    Er selbst nimmt selbst kolloidales Silber.

  18. @ georg
    Wenn Du Dich darauf verlässt (wofür immer die Antwort wichtig sein soll), dann bist Du aber ganz schön verlassen:

    […] eine Vielzahl von Personen, die nach Einnahme von kolloidalem Silber eine bleibende Argyrie bekamen, wurde durch Artikel in medizinischen Fachzeitschriften oder den Medien bekannt. Zu diesen gehört die Amerikanerin Rosemary Jacobs, der amerikanische Senatskandidat Stan Jones[30] oder Paul Karason (1951-2013). Karason stellte zu Hause kolloidales Silber mit Hilfe von destilliertem Wasser und reinen Silberelektroden elektrochemisch her,[31] genauso wie es von den Geräteherstellern im In- und Ausland empfohlen wird.
    https://www.psiram.com/de/index.php/Kolloidales_Silber

    Und wenn Du wissen möchtest, wie Paul Karason ausgesehen hat: s. o.

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