Wetten, dass wir nur noch Genfood essen werden

beda_stadler

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Beda M. Stadler. Er ist Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern. Der Beitrag erschien zuerst bei NZZ-Folio.

 

Die spanischen Eroberer mussten 1537 nicht schlecht gestaunt haben, als die einheimische Bevölkerung grausige Knollen aus dem Boden gruben um diese zu verzehren. Allerdings wurde in Sorocaba, einem Dörfchen in den Anden, bloss etwas entdeckt, was gar nicht zu entdecken war, schliesslich hatten die Inkas bereits 200 vor unserer Zeitrechnung die Kartoffel entdeckt. Eine Pflanze mit dermassen viel Kohlenhydraten, dazu leicht anzubauen, müsste einen Siegeszug vor sich gehabt haben. Weit gefehlt! Es vergingen 200 Jahre, bis sich die Skepsis gegenüber diesem Novel Food verflüchtigte. Wetten: bei Genfood wird es rascher gehen.

Kartoffeln seien giftig oder des Teufels, hiess es damals. Eine ähnliche Argumentation, die wir heute von NGO’s kennen. Greenpeace glaubt auch, Genfood sei giftig. Dabei war die Skepsis unserer Vorfahren sogar berechtigt, schliesslich haben damals einige Menschen anstelle der Knollen die giftigen Früchte gegessen. Selbst heute kann man an Dummheit sterben, falls man Unmengen von rohen Kartoffelschalen isst. Damals behauptete man auch, Kartoffeln würden Lepra oder Syphilis hervorrufen. Heute glaubt jeder, Genfood enthalte unabsehbare Risiken. Das ist gefährlicher als jene Krankheiten, die man dank Gentechnik behandeln kann. Noch taucht alle paar Monate eine miserable Studie auf mit der gezeigt wird, dass Marienkäfer oder Ratten wegen Genfood krank werden. Nichts davon hat je Bestand gehabt und wurde jeweils innerhalb einer Woche von der Wissenschaft widerlegt. Die Panikarbeiten werden aber jeweils zur Lieblingsliteratur für alle, die unser Essen lieber zu Medikamenten statt zu Nahrungsmitteln machen möchten. Schade, dass man das einstige Argument, die Kartoffel sei ein Aphrodisiakum, heute nicht mehr gebraucht, Genfood wäre ein Renner.

Friedrich der Zweite befahl 1764 den Verzehr der Knollen. Wer sich weigerte, dem wurde die Nase abgeschnitten. Heute werden wir mit Bio zwangsgefüttert, obwohl es eigentlich unmöglich ist „Biokartoffeln“ zu ernten. Die Knolle braucht sehr viel menschliche Liebe in Form von Pestiziden. Trotzdem, wer über Bio lästert, dem droht auch einiges, falls meine Hassmails echt sind. Urs Niggli, Direktor des quasi religiösen FIBL, oder Ruedi Baumann, ehemaliger Präsident der Grünen und Biobauer, haben einmal laut darüber nachgedacht, ob der Einsatz von Gentechnik bei Kartoffeln allenfalls nicht sinnvoll wäre. Diesen „Bio-unkorrekten“ Gedanken mussten beide zurücknehmen um nicht gefedert zu werden. Ich sollte in diesen Wunden nicht mehr grübeln und den Biobauern etwas Zeit lassen, bis sie selber zur Gentechnik finden. In der Analytik haben sie es ja längst getan. Die Biobauern wenden Gentechnik an, wenn es darum geht ihre Züchtungen zu überprüfen, aber sie scheuen sich vor jeder transgenen Pflanze wie der Teufel vor dem Weihwasser.

Es war letztlich der Hunger in Europa, welcher den Kartoffeln zum Durchbruch verhalf. Erstaunlich ist allerdings, dass wir Über-Ernährte noch vor kurzem Forscher hatten, die führend auf dem Gebiet der Virusresistenzen bei Kartoffeln waren. 1991 und 1992 wuchsen nämlich auf Versuchsfeldern der Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt in Changins Bintje-Kartoffeln mit einer gentechnisch übertragenen Unempfindlichkeit gegen ein Virus. Eine Freisetzung ohne öffentlichen Protest! Allerdings haben unsere Beamten skurril reagiert. Die Forscher wurden gezwungen die Kartoffeln Blümchen abzuschneiden, weil sich Schweizer Beamte vor dem Pollenflug fürchten. Die Forscher haben diese staatliche Order murrend ertragen, obwohl sie völlig unsinnig ist. Bintje Kartoffeln haben nämlich kein Geschlechtsleben: Sie sind steril. Der Blümchen-Abschneide-Befehl taugte also in etwa so viel wie die Kastration eines Sterilisierten.

Die Gentechnik in der Landwirtschaft ist eine Erfolgsgeschichte. 82% der Baumwolle die weltweit wächst, ist gentechnisch verändert. Vom Ohrenstäbchen über die Tampons bis hin zur Unterwäsche und den Jeans trägt die Anti-Gentech-Protestbewegung Gentechnik und scheint sich nicht mehr zu fürchten. Jedenfalls stören Gentech-Jeans nicht, um darin Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Europa zu zerstören. Weltweit sind 75% der Sojabohnen gentechnisch verändert oder 32% des Mais und 26% des Raps. Bei uns wird dies verdrängt, auch wenn es heute schwierig ist irgend ein Naschprodukt am Kiosk zu erstehen, in dem für die Produktion die Gentechnik keine Rolle spielte. Im Schweizer Nationalstolz, der Schokolade, findet sich meist Lezithin als Emulgator, welches aus gentechnisch veränderten Sojabohnen stammt. Inzwischen kann man das Lezithin derart reinigen, dass man aber keine Spuren der Genveränderung nachweisen kann. Politischer Glaube und Schoggi sind somit reingewaschen. Heil Dir Helvetia.

Genauso wie niemand weiss, warum der Schweizer aufgehört hat Aluminium zu sammeln, wird es in den nächsten zwanzig Jahren dazu kommen, dass Genfood sogar das Biolabel erhält. Es wird sich niemand mehr finden der einst gegen die Gentechnik war. Sobald nämlich die erste Erdbeere auf dem Markt sein wird, die nicht mehr gleich wie die Verpackung schmeckt, sondern wie Walderdbeeren, wird der Konsument sich für das schmackhaftere Produkt entscheiden. Die Biobranche wird erstmalig einen messbaren Unterschied in ihren Produkten haben, ausser natürlich dem Preis. Da unser Essen zuerst durch den Kopf und dann erst durch den Magen geht, wird sich die grosse Furcht trotzdem nur langsam legen. Politisch korrekte Gentechpflanzen werden die Böden rund um die Autobahnen sanieren und die Bahnborte dank Urban Farmers in Blumenbeete verwandeln. Die Klimaveränderung wird ohnehin nach angepassten Pflanzen verlangen. Auf unseren winzigen Äckern werden Spezialitäten für die Pharma- und Kosmetikindustrie wachsen, etwa Impfstoffe und Produkte, die ein ewiges Leben versprechen. Tomaten werden sich nicht nur farblich und im Geschmack unterscheiden, den Konsumenten wird vorgegaukelt werden, sie würden Krebs und Alzheimer verhindern.

Schon jetzt kann man verschieden leuchtende transgene Fischchen fürs Aquarium kaufen und wir regen uns nicht auf, dass ein Teil unserer Kühe kloniert ist. Auch bei uns werden sich Katzen an den Urnen ihrer identischen Geschwister reiben. Da die Produktion der wichtigen Lebensmittel längst in die Entwicklungsländer verschoben ist, werden wir all das tun, was zu einem Streichelzoo passt. Bis wir also einen vernünftigen Umgang mit der Gentechnik lernen, könnte noch etwas dauern.

33 Gedanken zu „Wetten, dass wir nur noch Genfood essen werden“

  1. Ein aspekt, der leider auch in diesen (ansonsten sehr lehrreichen) Artikel fehlt.

    Betrieben unsere Vorfahren durch Züchtung und Kreuzung nicht auch eine art „Gentechnik“, nur nicht so zielgerichtet wie wir es heute tun?

  2. ist es denn nicht eher die wirtschaftliche Nutzung als die wissenschaftliche Unwissenheit der Bevölkerung die „Gentechnik“ einen schweren Stand hier vermittelt?

    Gab ja mehrere erfolgreicherere Dokumentationen, die zum Tenor hatten, dass Monsanto und Co zu viel versprachen, und am Ende Bauern in Abhängigkeit von den Konzernen getrieben wurden, und schlechter als vorher dastanden.
    Dadurch wird man hier in Deutschland keine Erfolgs-Stories sondern nur eben solche mitbekommen haben und nachher die ganze „Gentechnik“ als Technik ohne Nutzen halten, die nur aus dem wirtschaftlichen Interesse weniger Konzerne verfolgt wird.

    Man müsste zwischen Forschung und wirtschaftlicher Nutzung trennen. Aber richtig Fürsprecher dafür habe ich nicht wahrgenommen, sodass das alles wohl vermischt wurde.

  3. @ FreiZeitGeist
    Ja, und nicht zu knapp. Weizen ist eine Kreuzung von frei verschiedenen Gräserarten. Ja, Arten! Die „Artengrenze“ interessierte unsere Vorfahren einen feuchten Dreck.

    Und wenn man sich die Genetik des Weizens anschaut: Ein wahrhaftes Frankenstein-Monster. Es hat nicht Paare von Chromosomen, sondern vier bis sechs Sätze. Wenn sich hier Männchen und Weibchen treffen, passiert eine viel kompliziertere Kombinierung als wir es aus dem Bio-Unterricht kennen.

  4. @ TuxDerPinguin
    Ja das seh ich auch als Problem. Das ist etwas was die Befürworter nie hinbekommen haben.
    Da bekommt man immer nur die nützlichkeit der Gentechnik im Konjunktiv und in der Zukunft beschrieben, während die Gentechnikgegner konkrete bekannt gewordene Negativfälle vor sich hertragen, die allgemein wesentlich bekannter sind.

    @ eeeee
    Dazu bekommt man von den Gentechnikgegner immer nur zu hören, dass das ja was ganz anderes sei, weil da ja nur sachen gekreuzt worden sein die es schon gab und nicht völlig neues gemacht wurde.

  5. Ich selber bin mir nie ganz sicher zu welcher seite ich gehöre.
    Immerhin war ich Genetiker und weiß wieviel Potential und Gefahr darin wirklich steckt.
    Es sicher keine Technik, die man so zum Spaß und ohne einem Bewußtsein für mögliche Probleme und Gefahren verwenden sollte.
    Im Grunde kann ich aber dem Autor nur zustimmen. In (naher) Zukunft werden viele Lebensmittel gentechnisch verändert sein. So wie sie ja schon bisher Tiere und Pflanzen in den letzten Jahrtausenden (gen)technisch verändert wurden, nur das bisher keiner wusste was er tat.

    Doch andererseits muss ich sagen, dass ich Panische Angst davor habe, dass dieses Instrument in den Händen von kleinen trotzigen Kindern ist.
    Ja genau das kann man zu den Managern von Monsanto&Co nur zu diesem Thema sagen kann. Das hab ich durch direkten internen Kontakt erfahren und ich kann und will natürlich nicht die Firma oder Namen nennen.

    In meiner Zeit als Postdoc habe ich an einem Projekt gearbeitet mittels MAB Maissorten zu züchten, die genetisch nicht in der Lage sind sich mit genetisch veränderten Sorten zu kreuzen. (Der Hintergrund war auch wissenschaftlich spannend). Damit hätte man eine friedliche Coexistenz garantieren können.
    Die (kleine) Firma die das finanziert hat ist eingegangen und wurde von einer großen Firma geschluckt.
    Ich habe nachher noch ein paar Mal Kontakt zu einem der Züchter gehabt (wegen einiger der Daten).
    Er war ein erfahrener Züchter und hatte keine Probleme mit Gentechnik.
    Seine Meinung war eben das das Management eine kindische „Wer nicht für uns ist ist gegen uns“ und „wir reden über gar nichts“ Mentalität haben. Dazu noch eine panische Angst davor, dass sie auch nur einen Gedanken haben könnten der nicht den Aktionären gefällt.
    Er selber meinte dann noch dass es einen Angst machen kann wenn SOLCHE LEUTE die ganze Welt betreffende Entscheidungen treffen.
    Gut das hat jetzt nicht (nur) was mit Gentechnik zu tun und ist mehr ein generelles Argument gegen ALLE Großkonzerne.

    Meiner Meinung wäre es für alle besser wenn Greenpeace sich als Kontrolle und Akteur anbieten würde, statt die gleiche kindische Mentalität wie die andere Seite zu zeigen

  6. @ Dark_Tigger
    In anderen Ländern haben die Umweltschützer längst zugegeben, dass diese angebliche Abhängigkeit der Bauern und der angeblich nicht vorhandene Nutzen gelogen sind. Die Bauern in Indien und Südamerika haben Monsanto-Saatgut schon lange vor der Zulassung vom Schwarzmarkt bezogen, weil die Vorteile enorm waren.
    Und die indischen Bauern-Selbstmorde sind tragisch, aber die gab es schon länger als es überhaupt Gentechnik gab. Diese traurige Tatsache auf Gentechnik zurück zu führen ist einfach pure Verleumdung.

    Hier ein Vortrag von Mark Lynas, einem der bekanntesten britischen Umweltaktivisten:

    https://vimeo.com/56745320

  7. eeeee: Das Problem ist, dass diese Informationen in Deutschland keine Öffentlichkeit haben. In anderen Ländern gibt es erst recht kaum Debatten über Gentechnik, v.a. die USA sind diesbezüglich einfach massiv unkritisch (also das andere Extrem). Ich habe US-Vorlesungsskripte zur Biotechnologie gelesen, in denen quasi das Blaue vom Himmel versprochen wurde und Biotech mit Gentechnik gleichgesetzt wurde. Beim Thema Nutzen der Agrargentechnik kam zum Beispiel „enhanced flavor in bell peppers“. Wenn man dann nachschaut, wie das erreicht wird, erkennt man, dass schlicht der Zuckergehalt erhöht wurde. Das ist leider auch eine Form von Technikgläubigkeit und Desinformation, die mir die Haare zu Berge stehen lässt. Die Bevölkerung ist zum Teil auch deswegen über Biotechnologie und Gentechnik schlecht informiert, weil die in diese Technologien involvierten Wissenschaftler und Firmen zu dumm oder nicht willens sind, sauber zu kommunizieren.

    Eine ehrliche öffentliche Debatte wäre notwendig, findet aber meines Wissens nach praktisch nirgendwo statt, sowohl die Gegner als auch die Befürworter sind in ihrer öffentlich wahrnehmbaren Argumentationsweise extrem hysterisch. Du überzeugst niemanden, wenn du in so einer ohnehin moralisierend und ideologisch geführten Debatte Vokabeln wie „Verleumdung“ und „Lüge“ zurückgreifst. Das ist ein Grund, aus dem mir auch etliche Artikel bei NovoArgumente sauer aufstoßen: Völlig unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Aussagen wird dort ein überheblich-besserwisserischer Tonfall angeschlagen (mal davon abgesehen, dass ich diese Zeitschrift auch aus anderen Gründen für keine gute Quelle halte…).

  8. @ eeeee
    Ja.
    Änderen diese Tatsachen irgendwas an meiner Kritik am Falschen vorgehen der Befürworter?
    Die Argumente der Befürworter sind viel zu häufig (meiner Meinung nach fast immer) Dinge die die Gentechnikgegner längst mit glaubhaft klingenden Worthülsen umschwurbelt haben.
    Es sollten vll etwas häufiger mal diese Schwurbelargumetne auseinander genommen werden, statt immer nur zu sagen: „Aber wie könnt ihr denn da gegen sein, denkt doch an die möglichen Vorteile“ und „Haha dagegensein nutzt nichts, weil das nutzen eh schon alle.“

    @ KeinAnfang
    Das problem werden wir wohl haben solange es Menschen in Entscheidungspositionen gibt.

  9. @ Dolge
    Nö, die USA sind alles andere als unkritisch. Bei den letzten Wahlen gab es eine Volksabstimmung in Kalifornien zum Thema (Kennzeichnungspflicht für GMO-Produkte), und viele Talkshows mit vielen Zuschauern hatten das Thema. Gerade unter den Hollywood-Stars sind viele Ökos, die gegen GMOs aktiv sind.

    Die Bevölkerung hat aber dagegen gestimmt. Ein entscheidendes Argument in der Debatte: Warum sollte der Staat alle Nahrungsmittelhersteller verpflichten, ihre Waren als unkoscher zu kennzeichnen? Niemand verbietet doch den koscheren Produzenten, ihre Produkte als koscher zu bewerben.

  10. @ Dark_Tigger
    Das wird in Deutschland auch noch kommen. Die Wahrheit setzt sich früher oder später durch. Das gilt auch für überzogene Versprechungen der Gentechnik-Industrie.

    In England wurde die Stimmung letztendlich dadurch gekippt, dass Forscher Feldzerstörer direkt konfrontiert und diese Konfrontation in öffentlichen Medien publik gemacht haben.

    In den USA gibt es auch komische Fälle. In Texas sind letztes Jahr ein paar Kühe vergiftet worden durch eine neue Grassorte. Der öffentlich-rechtliche Sender PBS (von dem die Sesamstraße ist) machte daraus sofort eine Anti-GMO-Kampagne. Was kam am Ende raus? Das Gras war überhaupt kein GMO.

  11. @ Pizza
    Du verwechselst die deutsche Bevölkerung mit den deutschen Medien. Dem Großteil der deutschen Bevölkerung geht das doch genauso am Arsch vorbei wie den Amis.

  12. eeeee :@ Pizza Du verwechselst die deutsche Bevölkerung mit den deutschen Medien. Dem Großteil der deutschen Bevölkerung geht das doch genauso am Arsch vorbei wie den Amis.

    Nee, ich habe gar keine Ahnung von einer Meinung einer deutschen Bevölkerung. Von daher hab ich auch nix verwechselt.

    Auch die Berichterstattung der Medien ist ja durchaus differenziert, tendenziell spiegelt sich aber eine Mehrheit von GMO Skeptikern darin.
    Zu denen zähle ich mich auch. Ich kann nicht verstehen, warum aus purem Selbstzweck eine „Industrie“ aus dem Boden gestampft wird für die es keinerlei zwingende Notwendigkeit gibt.
    Auch wenn hier versucht wird, das Thema als abstrakte Theoriedebatte zu führen, kann ich nicht einsehen, warum auf die üble Praxis von Monsanto nicht eingegangen werden soll.
    Das ist doch in etwas so, als ob ich über die Planungen zur Fußball- WM berichten will, aber von Sepp Blatter und seinen Schergen nicht sprechen will oder über die Kräfte des freien Marktes sprechen will, ohne die Moral und Ethik der dahinter handelnden Banker mit einzubeziehen. Das ist eine vollkommen absurde und weltfremde Forderung.

  13. FreiZeitGeist :Ein aspekt, der leider auch in diesen (ansonsten sehr lehrreichen) Artikel fehlt.Betrieben unsere Vorfahren durch Züchtung und Kreuzung nicht auch eine art “Gentechnik”, nur nicht so zielgerichtet wie wir es heute tun?

    Spätestens seit das Aufpropfen erfolgreich funktioniert hatte, kann man schon von sehr zielgenau sprechen.

    Ich schätze mal, daß einige der beliebtesten Obstsorten (gerne auch in BIO-Qualität) erst so entstanden sind. Falls es so ist, sollte man das nicht zu laut sagen. Und wenn es um BIO-Obst schon gar nicht.

    Nicht, daß die Genfoodhysteriker noch ein Trauma erleiden, ob des ganzen „Genfoods“, das sie unwissentlich seit langer Zeit gegessen haben….

  14. @ Pizza
    Das ist echt wie ein Mantra: Monsanto, Monsanto, Monsanto….Warum eigentlich immer Monsanto? Ja, es mag sein, dass Monsanto zu den Marktführern gehört, aber deshalb sind sie doch nicht die einzigen Hersteller gentechnisch verändertem Saatgut. Aber immer muss Monsanto als die Achse des Bösen herhalten. Was macht Monsanto denn so schlimmes? An seinen Produkten Geld verdienen? Dafür zu sorgen, dass sich ihre Pflänzchen nicht unkontrolliert verbreiten (also steril sind)?

    Sie können so etwas einer großen Mehrheit der Bevölkerung auch nicht erklären bzw. (politisch) verkaufen. Dazu wäre wenigstens ein Abitur mit einem Grundlagenwissen an Genetik notwendig.
    Sie kennen doch auch die Berichterstattung in letzter Zeit über ADHS und Methylphenidat. Würden Sie da von differenzierter Berichterstattung sprechen? Es gibt immer wieder pro und dann wieder contra Artikel. Aber um das wirklich abschließend bewerten zu können, muss man eben ein gewisses Grundlagenwissen mitbringen (oder eben selber betroffen sein). Wissenschaft ist keine Demokratie. Deshalb sind die geforderten Volksentscheide zu Gentechnik absolut bescheuert und natürlich nur von Gentechnik-Gegnern angeleiert, die damit ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen: Sie behaupten nämlich, dass Gentechnik so gefährlich wäre und dass man deshalb darüber abstimmen müsse. Was kommt bei so einer Aufmachen wohl da heraus?

  15. Vermutlich gibt es so viele schlechte Gründe, pauschal gegen die grüne Gentechnik zu sein, wie es schlechte Gründe gibt, pauschal dafür zu sein. Beda Stadler macht Letzteres vor. Schon seine Einengung des Themas darauf, ob es gefährlich sei, gentechnisch hergestellte Nahrungsmittel zu essen, sollte nachdenklich machen. Man müsste z.B. auch die Entwicklung beim Herbizideinsatz oder bei den Saatgutmärkten einmal genauer ansehen. Und warum sollen wir in Zukunft eigentlich unbedingt Genfood essen? Dass Stadler Stiftungsrat bei GenSuisse (http://www.gensuisse.ch/de/ueber-uns/stiftungsrat) ist, erklärt vielleicht einen Teil seiner uneingeschränkten Euphorie. Nur nebenbei: Sein Hinweis, Friedrich II. hätte den Leuten, die keine Kartoffeln essen wollten, die Nase abschneiden lassen, ist gleich mehrfach falsch. Der drakonische Versuch, den Kartoffelanbau zu fördern, wird dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm zugeschrieben, bedroht waren auch nicht die Bürger, die keine Kartoffeln essen wollten, sondern angeblich Bauern, die sie nicht anbauen wollten und ob tatsächlich jemandem die Nase abgeschnitten wurde, wie Stadler schreibt? Aber so genau muss man es bei dem Thema eben nicht nehmen. Vielleicht schreibt die Gegenseite ja dafür, dass einem die Nase abfällt, wenn man gentechnisch verändertes Soja schnupft.

  16. eeeee :@ Pizza Außerdem stehen da nur 81.326 Unterzeichner.

    ich hoffe, du hast schnell unterschrieben, damit man sich der 90000 Grenze nähert 🙂

    Ach ja und in Italien haben sie gerade wieder Berlusconi gewählt, auch höchst amtlich. – WAS SAGT UNS DAS ?

    Was hat denn GMO bisher für Erfolge zu verzeichnen?
    Ich meine Erfolge und nicht die Etablierung des eigenen Wissenschaftszweiges?
    Gehts einem Bauern in den 3. Welt Ländern besser durch Anbau von GMO Baumwolle? Ich meine jetzt nicht den Mitarbeiter von Firma 4711, der sich in zweiter Ehe gerade eine Eigenheim hinstellt.

    „Rund 89 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in der Europäischen Union in den Müll geworfen. Das macht 179 Kilogramm pro EU-Bürger, wie die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Abfälle aus Landwirtschaft und Fischerei sind dabei noch nicht eingerechnet. Als Gründe für die Verschwendung von Lebensmitteln gelten demnach etwa Überproduktion, Schönheitsfehler wie falsche Größe oder Form der Produkte, falsche Lagerung oder Angebote wie der Verkauf von zwei Produkten zum Preis von einem….“

    Und natürlich ist weiterhin die Rolle und die Geschäftsgebaren von allen Monopolisten wie Monsanto auch zukünftig aufzudecken.

    Das man das hier als Mantra empfindet und sich windet wie der Teufel vor dem Weihwasser kann ja kaum einem verborgen geblieben sein.

    Im Rahmen einer kritischen Selbstreflektion könnte der Fokus auf zweifelhafte „wissenschaftliche“ Forschung ………………………., die qualitativ eher unter manchem „esoterischen“ Volkshochschulangeboten rangiert und bei der es sich offensichtlich um subventionierte ABM- Maßnahmen für Wissenschaftler handelt, geschweige denn die ganze Garde der Wissenschaftler, die sich von Konzernen kaufen lassen, gelegt werden …. wäre auch ein schönes Feld, über das sich berichten ließe….

    Wenn schon Skeptiker, dann bitte auch konsequent!

  17. @Pizza:
    „Gehts einem Bauern in den 3. Welt Ländern besser durch Anbau von GMO Baumwolle?“
    Klares Ja:
    http://wrap.warwick.ac.uk/2489/
    http://www.isaaa.org/india/media/Adoption%20and%20Impact%20of%20Bt%20Cotton%20in%20India,%202002%20to%202010-%2011%20aug%20Final.pdf
    http://croplife.intraspin.com/Biotech/five-years-of-bt-cotton-in-china-the-benefits-continue/

    Ansonsten: Also die Gentechnik ist Schuld, dass jedes Jahr 89 Millionen Tonne Lebensmittel weggeworfen werden?
    Was für ein Schwachsinn.

  18. @ Pizza
    Ich hab echt selten so einen Käse gelesen. Die Gentechnik ist unter anderem dafür verantwortlich, dass wir es uns überhaupt leisten können so viele Lebensmittel zu vernichten. Aber auch das ist wieder pauschal, weil abgelaufene Lebensmittel müssen im Supermarkt nun mal entsorgt werden, Ernten sind verdorben oder Lebensmittel im Privathaushalt.

    Dank der Gentechnik wachsen Reis und Getreide an Orten, wo dies vorher schlicht unmöglich gewesen wäre. Dank der Gentechnik können die afrikanische Bauern viel größere Erträge einfahren und dank fair-trade auch zu anständigen Preisen verkaufen. Natürlich begibt man sich auch in eine Art Abhängigkeit, das will niemand bestreiten. Dass es den Bauern ohne Gentechnik aber besser ginge, ist ein Mythos. Es ging ihnen früher noch viel schlechter.

    Monsanto ist etwas vergleichbar mit Google: Es mag ein Vorreiter sein mit großer Marktmacht, ist aber mitnichten ein Monopolist. Auch Bayer und BASF und andere Unternehmen sind in das Geschäft involviert.

    Sie können diese Forschung als Esoterik und qualitativ minderwertig abtun, wenn Sie denn das Gegenteil beweisen könnten. Viele Forschungsgrundlagen entspringen staatlicher Forschung an Universitäten und Instituten.

  19. @ TuxDerPinguin

    Diese von-Monsanto-in-die-Abhängigkeit-gezwungen-Argumentation habe ich noch nie verstanden: Auf der einen Seite wird doch gerne behauptet, die gentechnisch veränderten Sorten hätten gar keine Vorteile. Auf der anderen Seite wird behauptet, die Geschäftspolititk von Monsanto oder anderen Herstellern (Saatgut muss jedesmal neu eingekauft werden) triebe Bauern in die Abhängigkeit. Wenn es keine Vorteile bringt, was sollte dann einen Bauern davon abhalten, beim nächsten Mal einfach wieder konventionelles Saatgut zu verwenden?

    Grüße,
    SlowPoke

  20. @SlowPoke

    Weil es auf den entsprechenden Märkten keine Alternative mehr zu den GMCs gibt?
    Bzw. Monsanto durch eine gezielte Dumpingpolitik die Märkte gekillt hat.

    Prinzipiell sehe ich die Gentechnik nicht als schlecht. Ich denke es handelt sich um eine Risikotechnologie, mit der besonders sorgsam umgegangen werden müsste, da ihre Langzeitrisiken schwer abzuschätzen sind.
    Nutzen und Risiken müssten daher sehr sorgfältig aufgewogen werden.

    Leider sehe ich, dass diese Verantwortung an unverantwortlich agierende Großkonzerne abgegeben wird, die die Technologie vor allem dazu nutzen um ihren Gewinn zu steigern (Saatgut + passendes Totalherbizid verkaufen) und in ihrem Gewinnstreben die Risiken nur gerne unter den Tisch kehren.

  21. Bzw. Monsanto durch eine gezielte Dumpingpolitik die Märkte gekillt hat.

    Sorry, aber auch wenn ich wenig Ahnung von Landwirtschaft habe, das kaufe ich Dir nicht ab.

    Hast Du dafür belastbare Quellen?

  22. @Cohen

    Patentfrei, je nach Land. Und selbst wenn, schmälert das den Gewinn, führt aber noch nicht zu Verlusten. Außerdem lassen sich immer noch Verträge aufsetzen, die das Saatgut an die Abnahme des Herbizids koppeln.

    @Compuholic

    Mit Gift und Genen – ca. ab 1:28:00 ; ob das für dich als belastbare Quelle zählt lasse ich dahingestellt, aber ich sehe keinen Grund an der Aussage, dass US Mais für Mexiko massivst subventioniert wurde zu zweifeln wenn ich mir die EU Agrarsubventionen ansehe.

    Dass in anderen Ländern ein besseres Geschäftsgebahren gezeigt wird zweifle ich da doch stark an.

    Versteht mich nicht falsch, ich halte keine Technologie grundsätzlich für gut oder schlecht. Das hängt ganz allein davon ab wie sie genutzt wird und auch die Gentechnik hat sicher großartige Potentiale.
    Ich denke nur, dass diese Technologien nicht Konzernen überlassen werden sollten, die nicht für potentielle Schäden in X Jahren voll aufkommen würden/könnten. (bzw. für diese versichert wären, siehe z.B. Kernenergie)

  23. Ein Link zu einer Studie oder wenigstens zu einem Zeitungsartikel ist nicht drin?

    Gib Dir mal bitte ein bisschen Mühe!

  24. @Blubb:

    Nee das ist mit Sicherheit keine belastbare Quelle. Und Agrarsubventionen sind ja auch nicht wirklich neu. Die gelten übrigens auch genauso für konventionelles Saatgut.

    Der Grund warum ich Dir nicht glaube ist folgender: Wenn Monsato sich so verhalten würde, hätten die in Null Komma Nix Wettbewerbsklagen in so ziemlich allen Ländern der Welt am Hals.

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