Hogwarts an der Oder: mag. plast. scham. – oder: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

intrag2Da die Viadrina der Empfehlung der Hochschulstrukturkommission nicht folgen mochte und das IntraG nach wie vor besteht, bleibt uns ein thematischer Dauerbrenner erhalten: das [hüstel] Lehrangebot des Instituts.

Im Jahr 2014 werden im Modul „4a – Medizinethnologie“ Veranstaltungen angeboten, die offenbar auf einen Magister im Plastikschamanismus abzielen. So gibt es eine Veranstaltung von insgesamt sechs Stunden zu „Weltbild und Heilkunde nordamerikanischer Indianerstämme am Beispiel des Liban-Apache-Stammes“ [sic], als DozentIn ist nur „Gonzales Flores“ angegeben. Offenbar handelt es sich bei Herrn oder Frau Gonzales Flores um einen ganz geheimen wirklichen Geheimrat, da das gesamte Internet keine weiteren Ergebnisse finden kann, die auf eine Tätigkeit in der Ethnologie hindeuten. Das ist schade, weil wir unseren Lesern daher einen Überblick über die Tätigkeit dieses sicherlich hochqualifizierten und höchst produktiven Dozenten mit erheblichem Papierausstoß leider versagen müssen. Hinsichtlich der Qualifikation wundert es uns aber schon, dass einE EthnologIn im Titel der Veranstaltung gleich zweimal den Begriff „Stamm“ erwähnt und nicht etwa von „Ethnie“ spricht. Noch verwunderlicher ist es, dass eine solche Fachperson es nicht schafft, den Namen der Ethnie fehlerfrei zu schreiben. Da eine Fachperson ebenso wissen sollte, dass die indigenen Kulturen Nordamerikas sehr diversifiziert sind, hoffen wir doch, dass Herrn oder Frau Gonzales Flores in der sechsstündigen Veranstaltung keine unangebrachten Verallgemeinerungen unterlaufen sind.

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Wissenschaftlicher Berater? Igitt! Schafft das ab!

Während wir uns hier mit Pseudowissenschaftlern herumschlagen, hat sich ein Bund von neun Lobby-Organisationen aufs Pferd geschwungen, um ihre Pfründe zu verteidigen. Sie haben die Gefahr genau erkannt und den Feind ausgemacht: Den Posten des Chief Scientific Adviser („Oberster wissenschaftlicher Berater“) der Europäischen Kommission.

Natürlich, was könnte schlimmer sein, als ein Wissenschaftler – im konkreten Fall eine Wissenschaftlerin – in beratender Position? Noch dazu eine, die als „nachdenkliche und überzeugende Botschafterin für Wissenschaft und Beweise“ gilt. Das geht ja nun wirklich überhaupt nicht! Brr ….

Wie der Guardian so schön schreibt: Man fühlt sich an Richard Nixon erinnert, der vorgeführt hat, wie so etwas geht. Nixon schaffte seinerzeit das Beratergremium aus Wissenschaftlern ab und schickte den wissenschaftlichen Berater des Präsidenten sozusagen in die Wüste. Diese merkwürdigen Typen hatten so komische Vorstellung wie z.B. gegen den Vietnamkrieg zu sein. Verdammte Pazifisten.

Aber zurück zum wissenschaftlichen Berater der EU Kommission:
Am 22. Juli rafften sich neun NGOs auf und haben einen gemeinsamen Brief geschrieben (PDF).

Darin haben sie ihren Wunsch klar formuliert:

We hope that you as the incoming Commission President will decide not to nominate a chief scientific adviser and that instead the Commission will take its advice from a variety of independent, multi-disciplinary sources, with a focus on the public interest.Wir hoffen, dass sie als künftiger Kommissionspräsident sich dazu entscheiden werden, keinen wissenschaftlichen Berater zu nominieren und die Kommission sich stattdessen von einer Auswahl unabhängiger, multidisziplinärer Quellen, mit einem Fokus auf das öffentliche Interesse, beraten lassen wird.

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Das Salzburger Fenster und die Impfkritik

Manchmal fragt man sich, was in Journalisten, Redakteuren und bei Zeitungen im Allgemeinen vorgeht. Vor kurzem wurde durch das Salzburger Fenster ein Artikel online gestellt, den man nur als merkwürdig bezeichnen kann. Ok, zugegeben: es ist nur eine Gratiszeitung, was soll man da erwarten?
Nein doch, auch da muss man etwas erwarten. Wer eine Zeitung herausgibt, hat eine Verantwortung gegenüber dem Leser.

Die Autorin des Artikels tappt dabei in die Falsche Ausgewogenheit-Falle. Lässt sich leicht in einem Satz erklären: Es ist nicht notwendig, zum Thema Evolution einen Kreationisten nach seiner Meinung zu fragen.

Im fraglichen Artikel mit dem Titel „Kritik wegen Impfung gegen Krebs schon für Neunjährige“ geht es um die HPV-Impfung.

Diese Impfung ist nämlich inzwischen in Österreich im Rahmen des Schulimpfprogamms kostenfrei. So, und wen befragt man da zum Thema? Natürlich keinen Universitätsprofessor oder irgendeinen anerkannten Experten!

Nein, stattdessen fragt man die Grundschullehrerin Petra Cortiel und den steirischen „Arzt“ Johann Loibner. Den „Arzt“ haben wir in Anführungszeichen gesetzt, weil das medizinische Verständnis des Mannes einem richtiggehend Angst einflößt:

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Evolution ist ja nur eine Theorie …

… wenn sie immer gültig wäre, wäre es ja ein Gesetz.

Bis zum heutigen Tage muss man sich diesen Satz anhören, wenn man mit Kreationisten zu tun hat. Und das ist kein so ungewöhnliches Ereignis, wie man vielleicht meint. Dem Autor dieser Zeilen ist es einmal beim Mittagessen passiert, dass ein neuer Kollege diesen Knochenbrecher vom Stapel gelassen hat.

Jedenfalls zeugt dieser Satz von einem tiefen Missverständnis, der Unkenntnis was in der Wissenschaft Theorien und Gesetze sind. Unserer Ansicht nach müsste man es nämlich eher umgekehrt formulieren: Es ist ja nur ein Gesetz, nichts so Großartiges wie eine Theorie (wenn man uns diesen Äpfel – Birnen Vergleich verzeiht).

Das erste fundamentale Missverständnis betrifft aber sicher das Wort Theorie selbst, es wird umgangssprachlich anders verwendet als in der Wissenschaft. Die „umgangssprachliche Theorie“ wäre eher eine Hypothese.

Auf diesen Unterschied muss man sicher hinweisen, er wurde auch schon vielfach im Internet beschrieben. Aber trotzdem: Warum heißt es nicht Evolutionsgesetz?

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Ac Tah – Die Wegbereiter

(Teil II)

Wer organisiert nun Seminare mit dem Plastikschamanen Ac Tah und wer bewirbt einen solchen Unfug?

Thomas Merbt, Quelle: Stuttgarter Zeitung
Thomas Merbt, Quelle: Stuttgarter Zeitung

Fangen wir bei der Werbung an: diese wird z.B. vom „Indianermuseum Bretten“ veröffentlicht. Dessen Betreiber, Thomas Merbt, ist nach eigener Aussage offiziell Mitglied der Creek mit Ausweis, was legal gar nicht möglich ist, da nur Personen Anspruch auf offizielle Mitgliedschaft bei den Mvskoke haben, die einen direkten Vorfahren auf einer der sogenannten Dawes Rolls nachweisen können, auf denen vor gut 100 Jahren alle Angehörigen der Mvskoke erfasst wurden.

Merbt hat offenbar ein Händchen für Plastikschamanen und Möchtegernindianer, da er auch verkündet, seit Jahren mit einem Henry Reyna eng befreundet zu sein, der der Urenkel des Chiricahua-Häuptlings Geronimo sein will. Reyna, laut Telefonbuch Henry V. Graf-Reyna, ist der sogenannte wissenschaftliche Leiter des EIFAE (Europäischen Instituts für angewandte Ethik), außerdem betreibt er „astrologische Psychologie“. Die Kollegen bei NAPFS kennen Herrn Graf-Reyna auch schon.

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Ac Tah – auch nach 2012 auf der Maya-Schiene unterwegs

Teil I

AC_portrait
Felipe alias Ac Tah

Es ist Sommer, also Hochsaison für alle möglichen Plastikschamanen für Seminare, Heilsitzungen, Schwitzhütten und sonstiges Brimborium. Daher haben wir nun die Ehre, als zahlende Gäste zu Einführungsseminaren bei einem Herrn namens Ac Tah geladen zu werden. Ac Tah ist schon ein paar Jahre im Geschäft, zunächst mit 2012-Schwurbelei. Nun gut, 2012 ist durch, 2013 hat er offenbar weitgehend pausiert (die am 21.12. geladenen Energien verdauen, nehmen wir an), aber dieses Jahr geht es weiter mit Veranstaltungen in den USA und auch in Deutschland. Auch ein Plastic möchte sich ja am essen halten.

Auffällig ist, dass sein bürgerlicher Name nirgendwo erscheint – bis auf den Vornamen Felipe. In der deutschen Werbung für die vier Seminare heißt es, er sei bereits 22 Jahre im Geschäft, aber bis 2012 nur in Mexiko tätig gewesen und erst danach auch in den USA und Kanada. Er wird aber auf US-Seiten bereits vor 2012 mit Veranstaltungen außerhalb von Mexiko erwähnt.

Beim_chinesischen_TanzNun bietet er in Deutschland vier Seminare an. Das erste Seminar lehrt in nur sieben Stunden angebliche heilige Tänze (das sieht aus wie Tai-Chi in einem auf indianisch getrimmten Outfit), mit denen man sein Energiefeld ausgleichen, konstant das Nervensystem stimulieren (wollen wir das eigentlich wirklich?) und neue Synapsen entwickeln können soll (reichen die 100 Billionen, die Wikipedia uns zubilligt, denn nicht?). Für einen Kurs von € 100 ist das doch ein ordentlich dickes Paket.

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Erdős-Bacon Filmprojekt bei Kickstarter

Der SF hat uns erschaffen, damit wir von diesem Becher des Leidens bis zur Neige kosten. Je eher wir sterben, desto eher trotzen wir SEINEM Plan.

Der SF, der „Supreme Fascist“, von manchen auch Gott genannt, hat den ungarischen Mathematiker Paul Erdős sein Leben lang gequält, indem er ihm zum Beispiel die Brille versteckte.

Um ihm Paroli zu bieten strebte Paul Erdős immer danach, den SF möglichst wenig Punkte machen zu lassen. Der Oberste Faschist bekommt nämlich seiner Meinung nach mindestens 2 Punkte, wenn man etwas Böses tut und mindestens 1 Punkt, wenn man etwas Gutes unterlässt.

Paul Erdős, um den es in diesem Blog zu einem großen Teil geht, war ein Riese unter den Mathematikern. Zu Lebzeiten hat er 1.525 Arbeiten verfasst und für ihn war Mathematik soziale Interaktion; er lebte, um Probleme zu lösen.

Und er war eine liebenswert skurrile Gestalt, die Epsilons (wie er Kinder nannte) liebte und sich ob des Lärms (als man ihn in ein Konzert mitgenommen hatte) verblüfft zeigte. Es störte ihn wohl beim Rechnen.

In dem erwähnten Kickstarter-Projekt, das wir leider gerade erst entdeckt haben und das nur mehr wenige Tage aktiv ist, geht es um Paul Erdős und Kevin Bacon. Die Verbindung zwischen diesen beiden ist die sogenannte Erdős–Bacon Zahl, die sich aus der Erdős-Zahl und der Bacon-Zahl zusammensetzt.

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Homöopathische Mittel ins Süßwarenregal

Auch wenn Petitionen nicht so unser Ding sind: die hier ist wenigstens amüsant. Lorenz Meyer, großer Prophet der tiefen Weisheit von Sheng Fui, der uns lebensbejahende Dinge wie das Umarmen von Bäumen lehrt, hat vor kurzem eine Petition gestartet: Homöopathische Mittel ins Süßwarenregal / Kennzeichnung gem. Lebensmittel-Informationsverordnung Mit dieser Petition soll eine Einordnung homöopathischer Globuli … Weiterlesen

Ebola-Epidemie? – Best of Verschwörungstheorie

Wer prinzipiell das Wesen von Verschwörungstheorien kennt und weiß, was so an Dämlichkeiten durch die Welt zieht, wie zum Beispiel die Strichcode-Verschwörung, hat sicher kommen sehen, dass auch zum Thema Ebola etwas kommt.

Hans Tolzins Idee
Da wäre mal die Idee von Hans Tolzin: Es gibt gar keine Ebola-Epidemie!

Die wahren Krankheitsursachen, die je nach Einzelfall sehr unterschiedlich ausfallen können, werden ignoriert, d. h. der Patient bleibt auf der Strecke. Die eher unspezifischen Symptome einer Erkrankung mit dem neuen Ebola-Etikett treten häufig im Zusammenhang mit Medikamenten- und Pestizidvergiftung auf.

Ah, die armen Menschen haben einfach nur eine Medikamenten- und Pestizidvergiftung. Der Arzt Sheik Umar Khan, der an Ebola starb, ist in Wirklichkeit sicher an den Medikamenten gestorben, die er genommen hat, während er die armen Pestizidgeplagten behandelt hat.

Das Alarmgeschrei der sogenannten Experten (ich benutze das Wort „sogenannt“ bewusst, denn ein Mediziner, der die individuellen Umstände einer Erkrankung ignoriert, ist alles Mögliche, aber sicherlich kein „Experte“) führt dazu, dass weltweit Millionen, wenn nicht gar Milliarden in die Entwicklung von Medikamenten und Impfprogrammen fließen.

Ja, die Leute von Ärzte ohne Grenzen (hier ein Interview mit einem ihrer Experten) sind sicher alle zu blöd, um zu erkennen, dass die Menschen in Sierra Leone in Wirklichkeit nur zu viele Medikamente nehmen.

Da ist doch die Theorie von Herrn Tolzin, seines Zeichens Milchwirt, Verzeihung: Molkereifachmann, viel plausibler. Warum auf Ärzte hören, wenn man einen Milchwirt, Verzeihung: Molkereifachmann zur Hand hat.

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Maurizio Enrico Galati – ein schamanisierender Selbstdarsteller mit Heilerwahn

galatiOder: Was heraus kommt, wenn einer partout nicht arbeiten, aber trotzdem Geld einnehmen will

Psiram hat ein neues Juwel des Plastikschamanismus aufgetan, das mit einem nachdrücklichen „Porca Miseria!“ bereits ziemlich umfassend charakterisiert ist. Aber schauen wir mal etwas genauer:

Galati gehört zu der Fraktion, die sich mal eben als „Indianer“ ausgeben – wird hierzulande ja immer gerne geglaubt und ist vielen Zeitungen Artikel wert. Dass diese in die Kategorie „daneben“ fallen, hat natürlich vor allem mit dem Sujet zu tun, aber nicht nur: wir hätten bitte gerne für jeden strohköpfigen Journalisten, der beim Stichwort „Indianer“ selbstverständlich nur „waschecht“ assoziieren und sich nicht verkneifen kann, den Begriff im Artikel zu platzieren, einen Euro. Wir geben euch dann gerne großzügig vom Reichtum ab – alleine könnten wir das Geld wohl nicht verprassen.

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