High-Tech in NRW: SPD begeistert von Perpetuum mobile

Rathaus Hürth
Die Ratsherren von Hürth beim Einfangen freier Energie

Nein, es ist keine Satire, leider. Stolz verkündete das ehemalige Mitglied des Bundestages und des Landrates im Rhein-Erft-Kreis Klaus Lennartz (SPD), aktuell Ratsherr der Stadt Hürth, ein Leuchtturmprojekt:

Das in Troisdorf entwickelte so genannte kinetische Auftriebskraftwerk arbeitet auf Basis des Archimedischen Prinzips und macht sich, wie schon der Name vermuten lässt, die Auftriebskraft des Wassers zu Nutze. Die Auftriebskraft wird über ein Getriebe in Bewegungsenergie umgewandelt, welche einen Generator antreibt, der als Bremse fungiert und die Bremsenergie in nutzbaren Strom umwandelt. Klaus Lennartz: „Auf diese Weise produzieren diese neuartigen Kraftwerke 24 Stunden am Tag grünen, emissionsfreien Strom, ohne dass fossile Energieträger von außen zugeführt werden müssen.“

Prof. Dr. Michael Droescher, Hartmut Dobler und Klaus Lennartz eröffnen die fünfte, physikreie Jahreszeit.
Prof. Dr. Michael Droescher, Hartmut Dobler und Klaus Lennartz eröffnen die fünfte, physikfreie Jahreszeit.

Herr Lennartz, der anscheinend auch noch dem Seeheimer-Kreis angehört, mag ein honoriger Mann sein, hat sich aber von der Rosch AG und ihrem Auftriebskraftwerk  mit ihrem Perpetuum mobile dermaßen über den Tisch ziehen lassen, dass es an Peinlichkeit kaum zu übertreffen ist. Offenbart dies doch eine völlige Absenz physikalischer Grundbildung und eine Naivität, die kaum zu glauben ist. Wenn einem schon die physikalischen Prinzipien unbekannt sind, nach denen dieser Unsinn nie funktionieren kann, könnte man sich wenigstens vor Absetzen solcher Lobhudeleien informieren. Die Firma Rosch AG mit ihrem auf Phantasietheorien aufgebauten „Geschäftsmodell“ ist seit Jahren im Netz bekannt. Alleine im Forum von Allmystery finden sich aktuell sagenhafte 37.832 Beiträge, in denen der Unsinn bis ins Kleinste zerlegt wird. Sucht man im Netz, zeigen schon die ersten Links – auch für völlige physikalische Laien nachvollziehbar -, warum das nicht funktionieren kann. Das Netz ist voll von berechtigten Warnungen vor diesen physikalischen Großmeistern.

Aber vielleicht sind Leuchttürme in NRW traditionell nach unten gebaut und senden unsichtbares Licht aus.

 

17 Gedanken zu „High-Tech in NRW: SPD begeistert von Perpetuum mobile“

  1. Aber vielleicht sind Leuchttürme in NRW traditionell nach unten gebaut und senden unsichtbares Licht aus.

    Hey, mal nicht so hämisch. Sag mir doch mal, wann das letzte Mal ein Schiff an den Küsten des Rhein-Erft-Kreises zerschellt ist?

    Spaß beiseite, das ist schon kriminell dumm (wenn es nicht einfach nur kriminell ist, das würde mich auch nicht wundern, wurde schon untersucht ob da personelle Verflechtungen existieren?). Es wäre jedenfalls erstaunlich, wenn sich so etwas nicht erfolgreich anfechten ließe. Die beteiligten Poltiker und Experten sollten zur Sicherheit schleunigst entmündigt werden.

  2. So gründlich prüfen die Politiker ihre ‚Ratgeber‘ also.
    Da wundert mich gar nix mehr. Selbst dem Amtsschimmel vergeht das Wiehern und steigt die Kotze hoch….

  3. …jetzt macht mal halblang. Herr Lennartz hat schnell (…der Mann ist 71) reagiert, und den Unsinn aus Facebook und von der Homepage genommen.

  4. Vielleicht hat der Mann ja noch gute Bekannte im Justizministerium. Wenn man zu einem „Innovations“-Unternehmen eingeladen wird, ahnt man ja erst einmal nichts Kriminelles. Nun ist Rosch allerdings ziemlich eindeutig ein *** Projekt, das sich mit dem Verkauf von „Lizenzen“ für ihre (nicht existente) „Technologie“ große Gewinne erhofft, ohne jemals den Beweis der Funktionstüchtigkeit erbringen zu müssen (was ohnehin unmöglich ist), und ohne jemals irgendetwas zu liefern. Ein uraltes Geschäftsmodell. Es wäre wünschenswert, wenn dieser *** ein schnelles Ende fände. Der Schaden hält sich momentan noch in Grenzen. Im Zusammenhang mit dem österreichischen Verein GAIA sind ca. 1 Millionen Euro an Vorkasse-Geldern von Privatleuten geflossen. Rosch hat eine Handvoll Lizenzen verkauft (Deutschland, Niederlande, Mexiko, Südafrika). Hier könnte ein Exempel statuiert werden, und ein groß angelegter *** frühzeitig verhindert werden. Bei der GFE mit ihren Blockheizkraftwerken ist ein Schaden von über 60 Milli0onen Euro entstanden, soweit darf es nicht kommen. Ein kleines Trostpflaster in dem Zusammenhang sind die hohen Haftstrafen für die GFE Manager. Darauf können sich die Rosch Manager auch schon einmal vorbereiten.

    [*** – Mit einigem Bedauern haben wir bestimmte Begriffe maskieren müssen. Sie können erst verwendet werden, wenn es ein rechtskräftiges Urteil dazu gibt. Wir bitten um Ihr Verständnis – P.]

  5. Leuchttürme sind in NRW nicht traditionell nach unten gebaut. Sie werden dort auf althergebrachte Weise nach oben gebaut. Allerdings stehen sie in diesem Bundesland traditionell möglichst weit vom Wasser entfernt, als Beispiel sei der Leuchtturm in Köln-Ehrenfeld genannt.

  6. @Groucho ….. Na jetzt schauen wir mal wie Herr Lennartz weiter reagiert, auf allmystery wird die „Schuldfrage“ ja inzwischen auch diskutiert.

  7. Die Seite ist vom Netz. Hier ist sie gesichert:
    http://www.webcitation.org/6czBbTbFj

    Hoffen wir, Herr Lennartz äußert sich noch dazu derart, es irgendwie einzusehen. Wäre eine große Geste. Die Peinlichkeit bleibt, muss er durch. Gerade Personen mit so langer politischer Erfahrung sollten wissen, dass, je unglaublicher etwas klingt, die Quellenprüfung umso wichtiger ist, bevor man dafür groß Werbung macht.

  8. Was ist eigentlich dieser „Clusterfuck, ääh.. -management Chemie NRW“?
    Und wieso kann sich dieser Dr. Dröscher dazu versteigen, das derart ‚fachlich zu beurteilen‘?

  9. Prima, da kann der Saftladen (ich meine Rosch, nicht die SPD oder die Stadt Hürth) in Zukunft sogar mit einem Politiker werben. Solche Trophäen sind prima bei der Opfersuche.

    Und man kann nur hoffen, dass Lennartz nur keine Ahnung hatte und nicht etwa an den Müll glaubt.

  10. Der Vollständigkeit halber. Albert Rupprecht, CSU Abgeordneter und Mitglied des Deutschen Bundestags , war ebenfalls schon werbend für das Perpetuum Mobile unterwegs:
    http://www.oberpfalznetz.de/onetz/3979653-118-die_alternative_zu_wind_und_sonne,1,0.html

    Die Antwort auf eine entsprechende Anfrage lässt dann leider noch vermuten, dass er immer noch nicht wirklich begriffen hat, dass er hier Werbung für offensichtliche Schwindler macht.

    http://www.energiederzukunft.org/forum/4-expertenforum/2987-auftriebskraftwerk-der-firma-rosch-ag?start=18
    ****************************************************
    Sehr geehrter Herr ……..,
    herzlichen Dank für Ihre Email und Ihren Hinweis in Bezug auf den Besuch von Herrn Rupprecht bei der Firma Energie-Technik-Weiden.
    Er hat sich anlässlich dieses Besuches dahingehend geäußert, dass er fachlich nicht in der Lage ist die Technik zu bewerten. Er wollte sich aber in Berlin bei der Neugestaltung des EEGs für eine technologieoffene Förderung einsetzen. Seines Erachtens muss eine Förderung unabhängig von der Technik erfolgen.
    Bei einer möglichen Investition der Firma Energie-Technik-Weiden, hat Herr Rupprecht das Unternehmen gebeten, doch in unserer Region zu investieren. Wenn dies der Fall ist , hat er seine Unterstützung angeboten.
    Zu zwei Themen hat Herr Rupprecht Bedenken und Fragen formuliert: Zum einem, zu welchen Kosten der Strom produziert wird. Die angegebenen Kosten schienen nicht alle Kosten zu berücksichtigen. Und zum anderen, dass dies ja ein Perpetuum Mobile sei. Darauf wurde geantwortet, dass dies extern angestoßen würde und daher eben kein Perpetuum Mobile sei.
    Ich bedanke mich nochmal für Ihre Ausführungen und die Informationen, die ich dadurch erhalten habe.

    Herzliche Grüße

    …………………..

    Wissenschaftliche Mitarbeiterin
    Deutscher Bundestag
    Büro Albert Rupprecht, MdB
    Platz der Republik 1
    11011 Berlin
    ************************************************************************

  11. Felix :“ … Seines Erachtens muss eine Förderung unabhängig von der Technik erfolgen …“

    Find‘ ich gut. Ich hab‘ da auch noch ein paar Ideen in der Schublade für die ich Staatsknete gut brauchen könnte. Den wähl‘ ich.

  12. Unglaublich, kommt der Lennarz doch noch mal aus der Gruft. Und ich dachte, der Erftkreis wäre ihn endlich dauerhaft los geworden. Na, wenn das mit dem „Silicon Valley an der Erft“ schon nicht funktioniert hat, versuchen wir es dann jetzt halt mit Energie. Gleiche Kompetenz …

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