Die Freiburger Erklärung zur Homöopathie. Ein Aufruf.

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Wir wissen: ein Aufruf, eine Petition zu unterschreiben ist eher ätzend. Aber es ist ja keine der üblichen Empörungs-Petitionen Marke Durchlauferhitzer, sondern eine Erklärung. Eine, die es in sich hat.

Anfang Februar wurde das Netzwerk Homöopathie gegründet. Es gab ein erfreuliches Presseecho, selbst die Speerspitze der Schleifer scharfer Gedanken, Prof. Dr. Harald Walach, sah sich genötigt, einen Nottrieb zu entwickeln und in einem Textaustausch mit dem Mitbegründer Norbert Aust zähflüssig opakes Textmaterial dazu abzusondern. Lesenswert, so man sich für die Geschichte der Universitäten, speziell der Abteilung Rhetorik interessiert. Man war der Überzeugung, eine denkökonomische Erklärung ersetze allemal schnöde Realität. Ein Fossil dieser Geschichte ist nicht nur der Satz „Wer heilt, hat recht!“, sondern auch der Herr Prof. Dr. W. Aber das nur am Rande.

Jedenfalls: die Freiburger Erklärung hat bisher lediglich 912 Unterzeichner (Stand: 25.3.2016). Das ist deutlich zu wenig, angesichts der wirklich sehr, sehr guten Forderungen. Magisches Denken gehört nun mal weder in die Wissenschaft noch in Sozialsysteme. Man kann anderer Ansicht sein und auch das Fliegen auf Besen wieder rehabilitieren wollen. Wer das nicht will, dem sei empfohlen, diese Erklärung zu zeichnen. Selbst bei allem Widerwillen gegen Petitionen.

Hier geht es zum Unterzeichnen.

 

10 Gedanken zu „Die Freiburger Erklärung zur Homöopathie. Ein Aufruf.“

  1. Ich kann diese Erklärung nicht unterzeichnen. Wenn ich auf den Button klicke werde ich nach oben zurück geworfen. Ich habe Linux Mint und Firefox.

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  2. 912 Unterzeichner/innen bei 81,5 Mio. Einwohner/innen: Unter homöopathischen Gesichtspunkten wären gar nicht so viel nötig gewesen, Hauptsache es hat die Unterzeichner/innen mindestens 10 mal geschüttelt.

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  3. @Joseph Kuhn: Humor als letzte Waffe ist legitim 😀

    Immerhin scheint es gerade vierstellig zu werden … Furchtbar die Vorstellung, es wäre bei 911 stehen geblieben.

    Aber was will man denn sonst so tun – die Aktion ist sinnvoll in der Art, dass man noch Angesichts des Todes einfach gerne ein Bäumchen pflanzt. Auch das Rationale braucht seine Irrationalität.

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  4. Erschreckend. Nur so wenige Unterzeichner. Dabei läuft die Aktion doch schon so lange, dass ich mich nur vage daran erinnerte, bereits unterzeichnet zu haben. Ich habe mich aber auf der Liste gefunden.

    Müssen wir uns damit abfinden, dass die Mehrheit noch immer an Geister und Magie glaubt?

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  5. Bei einem Kurzbesuch in Strasbourg und während des Besuch einer dortigen Buchhandlung (ich schaffe es eigentlich nie, an einer Buchhandlung vorbeizugehen und diese ohne Buch zu verlassen) wurde ich heute estrem negativ überrascht: Die an und für sich sehr lesenswerte Reihe „pour les Nuls“ (entspricht unserem „für Dummies“) bietet jetzt auch Homöopathie für Dummies an (gottseidank nur auf Französisch und noch nicht auf Deutsch):
    http://www.pourlesnuls.fr/catalogue/1591-vie-pratique/1593-sante/l-homeopathie-pour-les-nuls-EAN9782754017619.html
    Habe es kurz angelesen – natürlich nicht gekauft – und siehe da: für alle möglichen und unmöglichen Krankheiten werden irgendwelche Globulis angeboten (eher umgekehrt: Es werden die Globulis aufgeführt und gegen welche Krankheit sie angewendet werden sollen). Und die werden auch noch als richtige Medikamente bezeichnet.
    Es wundert mich also überhaupt nicht, dass die Homöopathie trotz erwiesener Unwirksamkeit immer noch so beliebt ist. Auch und gerade in Frankreich (da haben aber nach meinem Kenntnisstand wenigstens die Bachblüten einen schweren Stand).
    Es reicht wohl nicht, nur gegen den Binnenkonsens zu sein, die Homöopathie muss europaweit als unwirksame Behandlungsmethode bezeichnet werden.

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  6. @ Groucho:

    Dass mir das mit 911 entgangen ist: ein Punkt für Dich. Meine Antwort: https://de.wikipedia.org/wiki/Freiburger_Erkl%C3%A4rung

    Was die homöopathische Freiburger Erklärung angeht: Das Apfelbäumchen würde ich hier gar nicht bemühen wollen, 1000 Unterschriften bei einer Erklärung auf Internetseiten, die nicht sehr prominent sind, ist doch o.k.

    Interessant an der Unterschriftenliste sind für mich statt dessen zwei andere Punkte:
    1. Wie bunt das Spektrum der Unterschreibenden ist, die Sensibilisierung für das Thema geht doch quer durch die Gesellschaft. Das finde ich ermutigend.
    2. Von meinen Public Health-Kolleg/innen hat kaum jemand unterzeichnet, auch von denen nicht, die ich direkt darauf hingewiesen habe und auch nicht die, die sich sonst für Evidenzbasierung einsetzen. Das finde ich merkwürdig.

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  7. Joseph Kuhn :

    @ Groucho:

    Dass mir das mit 911 entgangen ist: ein Punkt für Dich. Meine Antwort: https://de.wikipedia.org/wiki/Freiburger_Erkl%C3%A4rung

    LOL! Touché!

    Was die homöopathische Freiburger Erklärung angeht: Das Apfelbäumchen würde ich hier gar nicht bemühen wollen, 1000 Unterschriften bei einer Erklärung auf Internetseiten, die nicht sehr prominent sind, ist doch o.k.

    Ja klar. Immerhin jetzt 4-stellig. Es ermutigt die Initiatoren, das ist gut.

    Interessant an der Unterschriftenliste sind für mich statt dessen zwei andere Punkte:
    1. Wie bunt das Spektrum der Unterschreibenden ist, die Sensibilisierung für das Thema geht doch quer durch die Gesellschaft. Das finde ich ermutigend.

    Hier den Vektor zu finden, wäre in der Tat spannend. Jedenfalls ist das nichts, was mit üblichen klassischen soziologischen Definitionen zu tun hat.

    2. Von meinen Public Health-Kolleg/innen hat kaum jemand unterzeichnet, auch von denen nicht, die ich direkt darauf hingewiesen habe und auch nicht die, die sich sonst für Evidenzbasierung einsetzen. Das finde ich merkwürdig.

    Du bist bereits in der Netzöffentlichkeit, vertrittst eine explizite Sicht. Da fällt sowas leichter. Das Medium ist auch nach ca. 20 Jahren immer noch neu, die Auseinandersetzungen, die sich aus Kleinigkeiten ergeben können, erfordern u.U. plötzlich eine psychische Stabilität, die nicht jeder hat, oder in die er nicht investieren will. Davor kann man Angst haben. Man sollte da Keinem böse sein. Jeder, wie er kann.

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