Vier Frauen und ein Scharlatan

Ein satirischer Esothriller von Eva S. Bernauer.

vier_frauenNormalerweise schreibt Eva S. Bernauer Krimis. Mit Esoterik im Allgemeinen und ihren Methoden im Speziellen hielt sie es – so ist zu vermuten – wie die Meisten in unserer Gesellschaft, die nicht besonders viel damit anfangen können: Das sind vielleicht etwas spleenige Leutchen, aber was solls, die Welt ist bunt und leben und leben lassen. Dass “leben lassen” noch eine ganz andere, unschöne Bedeutung in diesem Zusammenhang haben kann, nämlich ein flottes Dahinsiechen und Sterben, wurde ihr klar, als sie selbst an Krebs erkrankte und von manchen Seiten Ratschläge der “alternativen” Richtung als die einzig wahren Heilmethoden angepriesen wurden. Auch die “Germanische Neue Medizin” des vermutlich inzwischen völlig wahnsinnigen Ryke Geerd Hamer, die behauptet, ein psychischer Konflikt sei Ursache von Krebs jeglicher Art und dessen Auflösung brächte die Heilung – eine sehr schnell tödliche Annahme.

Zum Buch

Bei den ersten Sätzen meint man, sich in einem Groschenroman zu befinden und stellt schon Vermutungen an, ob nicht in der Buchbinderei etwas schief gelaufen sei. Falscher Innenteil mit falschem Umschlag oder etwas dieser Art. Spätestens aber, wenn rührselig der Sarg aus 1000-jährigem Wurzelholz beschrieben wird, muss man schmunzeln, und es kommt das zum Vorschein, was vorn drauf steht: Satire.

Die Handlung ist im Wesentlichen unspektakulär und absehbar: Vier Frauen, die sich regelmäßig treffen, hängen einem Guru an und entwickeln dessen Methode zufällig in einer Art weiter, wie das wohl nur gelangweilten, alleinstehenden Frauen mittleren Alters gelingt, was den Guru begeistert. Der wohl jedem bekannte Effekt der Entzauberung durch Nähe und Wissen tritt auch hier zuverlässig ein. Bei manchen jedenfalls. Aber mehr sei nicht verraten.

Was das Buch sehr lesenswert macht, ist weniger die Handlung, als die Beschreibung der Innensicht der Protagonisten, ihre Denkweisen und Handlungen, die in ihren Einzelschritten nachvollziebar und in ihrer eigenen Logik verständlich sind – bis das Gesamtpaket mit der Realität kollidiert. Wie im richigen Leben also.

Psychologische Forschung bestätigt: Die Gruppenzugehörigkeit steht tendenziell über der “Wahrheit”, d.h. glaubt die Gruppe Unsinn, neigt der Einzelne dazu, diesen ebenso zu glauben, da die Gruppenzugehörigkeit einen höheren Wert als die Tatsachen der blanken Realität darstellt.

An diesem Umstand scheitern so manche Bemühungen von Skeptikern, wenn sie mit Fakten um sich werfen, um dann frustriert festzustellen, dass dann oft ein “Ja aber …” folgt und im Zweifelsfall einfach fröhlich ignoriert wird.

Das macht das Besondere an diesem Buch aus: Es kann von beiden Seiten gelesen werden. Der harmlose Esoteriker findet sich darin zwar wieder, aber satirisch so zugespitzt, dass er selber darüber lachen kann: “Also so arg bin ich auch nicht drauf, man kann ja alles übertreiben …”. Und der Skeptiker schmunzelt: “Genau so sind sie, exakt!” Auch für den profunden Kenner der Esoszene ist das Buch vor allem aus zwei Gründen lesenswert. Erstens: das Psychogramm des Gurus, mit welcher Banalität und Raffinesse sein Dasein konstruiert ist. Als skeptischer Mensch tut man sich in der Regel schwer, sich da hineinzudenken. Zweitens: es ist ein lustiges Buch, man kann schmunzeln, lachen – und auch mal mit dem Kopf den Tisch malträtieren – es langweilt auf keiner Seite. Also alles, was eine gute Geschichte auszeichnet. Legt das Buch unter den Weihnachtsbaum oder in die Spaghettischüssel! Vorher kaufen und lesen natürlich.

 

Leseprobe: http://www.alibri-buecher.de/docs/probe182.pdf

Interview: http://hpd.de/artikel/10258

Homepage: http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com/

Fb-Seite: https://www.facebook.com/VierFrauenundeinScharlatan

7 Gedanken zu „Vier Frauen und ein Scharlatan“

  1. Hallo liebe Psiramisten,

    soeben machte google-alerts mich auf eure Rezension aufmerksam. Vielen Dank dafür! Euer Wiki war mir bei den Recherchen eine große Hilfe und ich schaue immer noch regelmäßig herein.

    Herzliche Grüße vom Chiemsee,
    Eva S. Bernauer

  2. Auch wenn der Stil nicht allzu „literarisch“ ist, macht es Vergnügen das Buch zu lesen. Als Kenner der Szene kann man nur schmunzeln wie gut die Autorin die verschiedenen Quacksalbereien und Scharlatanerien und deren Protagonisten beobachtet hat und wie gut sie das „rüberbringt“. Satire darf etwas übertreiben und diese kommt an manchen Stellen auch etwas plump her, sieht man darüber hinweg steht einem Lesevergnügen nichts im Wege! Genau solche Typen wie Lampe gibts an jeder Eso-Ecke…

  3. Ein tolles Buch! Habe es fast in einem Rutsch gelesen, weil es einfach spannend und amüsant zu lessen ist. Insbesondere die vielen Hinweise auf Rudolf Steiner und die wundersame Waldorfwelt haben bestätigt, was ich in meinem Buch (Rudolf Steiners langer Schatten) sehr viel nüchterner dargelegt habe; eben ein Sachbuch. Aber diesen haarsträubenden Unsinn in eine fesselnde Geschichte zu verpacken ist wirklich eine Glanzleistung.

  4. Hallo Frau Wagner,

    Eben die Rezension ihres Buches von so einer Räubertochter bei Amadings gelesen. Dass Sie sich nicht schämen, spottisch über dieses Genie zu schreiben, das als Erster nicht nur die Quantenphysik entdeckt hat, sondern auch die Gefährlichkeit der Kartoffel. Sehr unwissenschaftlich, ich fürchte, ich muss Ihr Buch kaufen, natürlich nur zur Behandlung meines Niedrigen Blutdrucks.

    Liebe Grüsse

    Ps: Schade dass Sie nicht Adler heissen, wäre ein schöner Treppenwitz

  5. @ Harold Angel

    Rudolf Steiner war nicht nur das einzige wirkliche Universalgenie – das steht ganz außer Frage!

    nein, Rudolf Steiner hatte auch Einblick in die „Akasha-Chronik“, das geistige Weltengedächtnis in der „Ätherwelt“. Über diese „Chronik“, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten sind, schreibt Rudolf Steiner sein Buch …:

    https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2014/12/18/rudolf-steiners-rassistischer-science-fiction-trash-aus-der-akasha-chronik/

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