Was unterscheidet einen Wolf vom Genmais?

Eine Antwort lautet kurz und bündig: für Genmais soll das Vorsorgeprinzip gelten, für den Wolf nicht. 

Das Vorsorgeprinzip ist, folgt man der Definition der Wikipedia, ein „wesentlicher Bestandteil der aktuellen Umweltpolitik und Gesundheitspolitik in Europa, nach dem Belastungen bzw. Schäden für die Umwelt bzw. die menschliche Gesundheit im Voraus (trotz unvollständiger Wissensbasis) vermieden oder weitestgehend verringert werden sollen“. Standard der aktuellen umweltpolitischen Diskussion ist dabei seit einigen Jahren sogar die Vermeidung „unbekannter Risiken“, einer extremen Interpretation des „Vorsorgeprinzips“.  

Prinzip ist immer gut, wer lebt schon gerne ohne Grundsätze, und Vorsorge ist mindestens so positiv besetzt, wissen doch alle – zumindest die Älteren – noch aus der Zahnpasta-Reklame, dass Vorsorge besser ist als Bohren. Also meidet der aufrechte Bürger entschlossen die Risiken von Genmais, von denen niemand weiß, worin sie eigentlich bestehen, und zwar genau deshalb, weil niemand es weiß. Es könnte ja trotzdem irgendetwas sein.

Erstaunlicherweise verhält es sich ganz anders, wenn die Rede auf den sich vermehrt wieder in unseren Landschaften sich ansiedelnden Wolf kommt. Was soll da schon passieren,

Vorsicht, bissiger Mais

heißt es, der Wolf ist doch ein scheues Tier, welche Vorsorge sollte da nötig sein? Nun ist ein Acker voller Maispflanzen mit dem Wolf nicht wirklich vergleichbar; nicht einmal Greenpeace empfiehlt, sich einem Maisfeld nur langsam, in aufrechter Haltung und laut redend zu nähern und notfalls einen Gegenstand nach den Pflanzen zu werfen. Aber wieso gilt das Vorsorgeprinzip nicht grundsätzlich auch bei der Frage der Wiederansiedlung von Wölfen?  

Reden wir vom Wolf, dann reden wir nämlich durchaus nicht nur von unbekannten, sondern von wohlbekannten, nicht unerheblichen Risiken. Von dort, wo Menschen ihren Lebensraum mit ihm teilen müssen, hört man durchaus die eine oder andere bedenkliche Geschichte, und dort gibt es auch durchaus den einen oder anderen Schadensfall.

 Alles weit weg, und kein Thema für deutsche Landen? Nein: dort, wo Wölfe eine neue Bleibe gefunden haben, zeigen sie sich auch in deutschen Landen mitunter gar nicht so menschenscheu, wie es die reine Lehre ihnen zuschreiben will. Nicht nur ein Radfahrer aus Tetendorf bei Soltau hat da unangenehme Erfahrungen sammeln müssen. 

Füchse und Wildschweine haben bereits gezeigt, dass grundsätzlich scheue Wildtiere beträchtliches Talent als Zivilisationsfolger entwickeln können. Füchse, die am Stadtrand Müllbehälter plündern, sind inzwischen kein ganz seltener Anblick mehr, und der eine oder andere Schwarzkittel findet Vergnügen am Umpflügen von Vorgärten oder am Verwüsten von ebenerdig gelegenen Wohnzimmern. Spaßig ist das alles nicht – wie wäre es erst mit einem Rudel Wölfe vor der Veranda? Wölfe, die sich den Lebensraum in dicht besiedelten Gebieten mit Menschen teilen müssen und mit Gewöhnung reagieren, sind auch in deutschen Landen bereits beobachtet worden. Zum Beispiel hier, mit einem schönen Schnappschuss aus Rathenow vom Dezember 2016.

 

Aus der Märkischen Allgemeinen Zeitung

 

Und noch eines: mit dem Wolf wird die Tollwut zurückkehren. Wölfe haben riesige Reviere und nochmals größere Migrationsräume, und sie wandern zu einem großen Teil aus Gebieten ein, in denen die Tollwut noch endemisch ist – aus dem Baltikum und vom Balkan. Impfstrategien, die bei Füchsen erfolgreich waren, versagen beim Wolf, unter anderem deshalb, weil es keinen Plan gibt, wie Impfköder für Wölfe überhaupt aussehen sollten. Mit angegammelten Hühnerköpfen, die beim Fuchs erfolgreich waren, wird man da nichts ausrichten. Ob ein Wolf sich daran erinnert, wie scheu und ungefährlich er doch ist, wenn ihm erst einmal die Tollwut die Sinne vernebelt hat, ist keineswegs ausgemacht. Und selbst die erfolgreiche Eradizierung von Tollwut bei anderen Arten in unseren Wäldern und Fluren steht mit der Rückkehr des Wolfs auf dem Spiel – unter Füchsen, Dachsen und anderen, die mit einwandernden Wölfen ihre Reviere teilen müssen. 

Allgemein gilt: dort, wo Menschen und Wölfe sich dieselben Territorien teilen müssen, herrscht alles andere als friedliche Koexistenz, und das ist nicht eine Folge von menschlichem Bejagungsdruck, sondern von wölfischen Übergriffen. Zum Beispiel so: 

Nachdem ein völlig verängstigter Mann die Polizei alarmiert hatte, entdeckten Beamte in einem Hinterhof mehrere aggressive Wölfe. Als die Polizisten aus dem Auto stiegen, wurden sie von zwei Tieren angegriffen.

 …oder so:

Die Männer tragen Kalaschnikows, als zögen sie in den Krieg. Aber ihre Feinde sind keine fremden Truppen. Im äußersten Südosten der Türkei begleiten sie bewaffnet Schulkinder, nachdem Wölfe von den Bergen bis in die Vororte der 70000-Einwohner-Stadt Yüksekova gekommen sind und sogar in der Provinzhauptstadt Hakkari Rudel gesichtet wurden.

15 Menschen wurden in Esentepe bei Yüksekova durch Wolfsbisse zum Teil schwer verletzt, darunter fünf Kinder.

 

Merkwürdig ist es, das Loblied des Wolfes bevorzugt aus dem Munde derer zu hören, die ansonsten das „Vorsorgeprinzip“ in seiner extremsten „Null-Toleranz“-Variante hochhalten und wegen „unbekannter Risiken“ jede Innovation bis zur letzten Patrone zu bekämpfen bereit sind! Man vergleiche nur dies:

 

Unbekannte Risiken von gv-Nahrungs- und Futtermitteln

Ob Nahrungsmittel, die gv-Pflanzenbestandteile enthalten, für Menschen schädlich sind, ist nicht erwiesen.

 

und das:

Christian Meyer, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen

GRÜNE: Wölfe sind „Gewinn für die Umwelt“

Als „Gewinn für die Umwelt“ hat der naturschutzpolitische Sprecher der Landtagsgrünen Christian Meyer das heute (Montag) gemeldete Auftauchen von Wölfen im Solling gewertet. „Der Wolf gehört zu Niedersachsen wie Luchs, Biber und Seeadler.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Dass selbst seine bündnisgrünen Amtsbrüder, z.B. Franz Untersteller in Baden-Württemberg, sich veranlasst sehen, über ihre Ministerien explizite Verhaltensmaßregeln für genau solche Szenarien herauszugeben, die hier geschildert wurden, könnte eigentlich ein Anlass dazu sein, die Vorstellung vom pflegeleichten Feld-, Wald- und Wiesengenossen Wolf einmal kritisch zu überdenken. Jedoch: geht es um den Wolf, gehört die Missachtung des Vorsorgeprinzips anscheinend zu den allfälligen Inkonsistenzen, die vor allem im grünen politischen Spektrum genussvoll gepflogen werden. Wie freilebende Wolfsrudel in unseren im Weltmaßstab immer noch ziemlich dicht besiedelten Regionen in Heide, Harz, Rhön, Taunus, Westerwald, Oden- und Schwarzwald mit einem „Vorsorgeprinzip“, das selbst unbekannten Risiken vorbeugen soll, unter einen Hut gebracht werden könnten, lässt sich nur sehr schwer nachvollziehen. 

Ohne den Apologeten von Meister Isegrim zu nahe treten zu wollen: vielleicht gibt es ja doch gute Gründe dafür, dass in Streichelzoos keine Wölfe gehalten werden.

 

25 Gedanken zu „Was unterscheidet einen Wolf vom Genmais?“

  1. Fuckx du hast die Ganz versaut.
    Hatten wir doch gerade erst in Limburg oder? Dann wird ja Rotkäppchen und der liebe Wolf demnächst nur noch offiziell in der Monty Python Version unters Volk gebracht. Herr Christian Meyer darf seinen Gewinn für die Umwelt gerne an den Spiegel verscherbeln oder einen Spiegel zerdeppern. Kommt bei so einer Leuchte wohl aufs Selbe raus.

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  2. Es behauptet doch niemand ernsthaft, dass Wölfe harmlos sind, nicht einmal diejenigen, die gern hätten, dass Wölfe sich wieder hier ansiedeln.
    Angesichts der von eben jenen Parteien veröffentlichten Verhaltensregeln zu behaupten, dass just die Herausgeber dieser Regeln den Wolf als „pflegeleichten Feld-, Wald- und Wiesengenossen“ bezeichnen, ist ein billiges Sockenpuppenargument. An dieser Stelle könnte man die Diskussion eigentlich abbrechen.
    Oder man redet darüber, dass Ängste aufgrund von potentiellen Risiken kein Grund für Tötungen von bereits empfindungsfähigen Lebewesen sind. Die Fälle aus Anatolien und Russland lassen sich voererst nicht auf Deutschland übertragen. Damit das so bleibt, müssen scharfe Gesetze wie Fütterungsverbot unter Strafandrohung erstellt und durchgesetzt werden.
    Der Radfahrer aus Tetendorf hat sich in mehrfacher Hinsicht unklug verhalten: 1) Er näherte sich einem Wolf (dumm), 2) während er einen Hund dabei hatte (ganz dumm) und 3) floh dann mit dem Fahrrad vor zwei Individuen, die auf verschiedene Treibjagdtechniken spezialisiert sind. Genausogut hätte er auch mit verbundenen Augen mehrere Ampeln bei Rot überqueren können.

    Was wir brauchen und auch tatsächlich realisieren können (wenn wir nur wollten) ist Aufklärung. Mir kann keiner erzählen, dass eine Medienlandschaft, die selbst dem hinterwäldlerischsten Bauern die Taufbilder des Sohnes von Minica Invancan zeigen kann, nicht in der Lage ist, ein paar einfache Verhaltensregeln gegenüber Wölfen zu kommunizieren.

    Zur Panikmache vor GMO-Agrarwirtschaft kann ich nichts sagen. GMOs haben einfach zu viele Vorteile. 🙂

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  3. Alexia :

    Genausogut hätte er auch mit verbundenen Augen mehrere Ampeln bei Rot überqueren können.

    Er sollte also bestraft werden, weil er sich nicht wolfsgerecht betragen hat? Sein Hund gehört eingeschläfert ins Tierheim? Oder sollte das etwa victim blaming gewesen sein?

    Es behauptet doch niemand ernsthaft, dass Wölfe harmlos sind

    Doch, Du hast es soeben wieder behauptet. Mit ein bisschen Augen auf im Straßenverkehr besteht keinerlei Gefahr, hast Du gerade gesagt. Nur ein bisschen auf die selbst ernannten oder wirklichen Wolfs-Experten hören, dann sind Wölfe ernsthaft harmlos.

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  4. Wie jetzt „unklug“. Er ist aus dem Haus gegangen und einem Raubtier begegnet.
    Da sind die Optionen in der Regel begrenzt und der Zugriff auf die Situation auch.
    Wenn das Tier hungrig ist oder sich bedroht fühlt ist die Frage, wer sich wem zuerst nähert, eine theoretische.

    Und ich notiere… keinen Hund mitnehmen, man könnte einem Wolf begegnen. Sehr dumm. Aha.

    Da der Wolf die Belehrungen…äh Aufklärung und die Strafen nicht kennt und meiner Einschätzung nach auch drauf sch….würde, wird die Dynamik des Geschehens alleine auf die potenziellen Opfer übertagen.

    Ist vielleicht alles etwas kurz gegriffen in der Betrachtung.

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  5. Der Beitrag soll ja eigentlich auch die Hybris der Argumentationsführung aufs Korn nehmen (Korn -> Mais, Wortspielalarm!). Das Thema Wolf ist mMn. ein schwieriges und das nicht wegen vielleicht nur hypotehtischer, unbekannter Risiken, sondern wegen realer. So falsch wie die Mär vom bösen Wolf ist, so falsch ist eben auch die vom harmlosen Wolf. Das Problem sind – das gilt auch für andere wilde Tiere – nie die Exemplare, die sich gut im Futter befinden und sich so verhalten, wie es ihrem natürlichen Umfeld entspricht sondern immer die, die in Not- oder Extremsituationen sind (Nahrungsmangel, Schutz der Jungtiere) oder die falschen Erfahrungen gemacht haben (zuviel menschlicher Kontakt) oder denen ein natürliches Umfeld nicht zur Verfügung steht. Das Risiko ist real und Schäden wird es zwingend geben. Trotzdem begrüße ich es, wenn der Wolf sich wieder ansiedeln kann, jedenfalls prinzipiell. Das große Problem ist der Lebensraum, den der Wolf in Deutschland oft genug nicht hat, den er aber versuchen wird zu erschließen => Und dann sind wir wieder bei extremen Situationen. Deutschland ist nunmal nicht Ostpolen oder Sibirien. Waldstücke mit mehr als 3 km Abstand zum nächsten Forstweg oder Straße ist selten und entsprechend nah ist demnach jedes Wolfspopulation der Zivilisation. Eigentlich kann man es hier nicht richtig machen, das für und wieder ist beim Wolf in meinen Augen jedenfalls schwieriger als bei genetisch veränderten Lebensmitteln, in denen ich persönlich ein geringes Risiko sehe, auch wenn man nie ausschließen kann, dass da nicht doch ein Risiko sein kann. Es gibt wesentlich größere Risiken, von denen man weiß und die trotzdem in der Gesellschaft normal und toleriert sind. Eines haben beide Themen dann aber doch gemein: Die emotionalisierte Debatte drumrum.

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  6. knorke :

    Der Beitrag soll ja eigentlich auch die Hybris der Argumentationsführung aufs Korn nehmen (Korn -> Mais, Wortspielalarm!).

    […]

    Eines haben beide Themen dann aber doch gemein: Die emotionalisierte Debatte drumrum.

    Gut erkannt, knorke. Selber lese ich das jedenfalls auch so, es ist im Prinzip ein Artikel über kognitive Dissonanz, der halt mit diesen kombinierten Themen wunderbar gespitzt ist.

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  7. Leider polemisierender Artikel. Ein wesentlicher Unterschied zwischen GVOs und Wölfen ist, daß erstere sich deutlich schlechter in ihrer Ausbreitung kontrollieren lassen (Flugbestäubung) und zweitere eine Tierart sind, die in dieser Gegend tatsächlich heimisch war.

    Und auch wenn ich nicht damit angesprochen war: „Er sollte also bestraft werden, weil er sich nicht wolfsgerecht betragen hat?“

    Natürlich sollte er nicht bestraft werden, aber die Situation ist nicht ganz so simpel. Falsches Verhalten kann die Gefahr vergrößern, ist auch in vielen anderen Situationen so. Und ja, wenn Wölfe sich wieder ansiedeln sollte man im Zweifel wissen wie man ihnen am besten begegnet. So wie heute schon mit bspw. Wildschweinen.

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  8. pelacani :

    Er sollte also bestraft werden, weil er sich nicht wolfsgerecht betragen hat? Sein Hund gehört eingeschläfert ins Tierheim? Oder sollte das etwa victim blaming gewesen sein?

    Wo in meinem Kommentar liest du eine dieser Aussagen?
    Die Bestrafung wäre für Leute, welche Wölfe füttern.
    Sein Hund gehört nicht ins Tierheim (den durchgestrichenen Teil übersehe ich mal geflissentlich) sondern an die Leine. Generell übrigens, nicht nur wegen Wölfen sondern auch wegen anderer Wildtiere.
    Der Begriff „Victim Blaming“ ist hier vollkommen fehl am Platz, hauptsächlich weil es kein Opfer gab sondern lediglich einen nervösen Radler.

    Mit ein bisschen Augen auf im Straßenverkehr besteht keinerlei Gefahr, hast Du gerade gesagt. Nur ein bisschen auf die selbst ernannten oder wirklichen Wolfs-Experten hören, dann sind Wölfe ernsthaft harmlos.

    Mit „ein bisschen“ ist es nicht getan. Wer im Großstadtdschungel nur „ein bisschen“ auf seine Umgebung achtet, wird schnell überfahren (oder, je nach Bezirk auch mal ausgeraubt). Trotzdem stellt sich keiner hin und verlangt Autos zu verschrotten oder potentielle(!) Verbrecher einer „letalen Entnahme“ zu unterziehen.

    lanzelot :Er ist aus dem Haus gegangen und einem Raubtier begegnet.

    Und hat ihm sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, dafür seinem Hund weniger. Es ist eine Binsenweisheit, dass Hunde, die nicht gerade eine strenge polizeiliche oder militärische Ausbildung durchlaufen haben, angesichts von Wildtieren sehr unberechenbar sein können. Wer seinen Hund in der Stadt anleint, weil er Angst hat, dass das Tier in den Verkehr laufen könnte, sollte das in der „freien Natur“ ebenfalls aus vergleichbaren Gründen tun.

    Und ich notiere… keinen Hund mitnehmen, man könnte einem Wolf begegnen. Sehr dumm. Aha.

    Nö. Aber ich wiederhole es gern: Der Hund bleibt angeleint. Der Hund wird vom Halter als unberechenbares Element beachtet und beaufsichtigt. Im Falle einer potentiell riskanten Situation wird die Leine kurz gehalten und gemächlich weitergegangen. Dass ein schnelles Entfernen (Rennen oder Radfahren) von einem Wolf oder Hund dessen Jagdtrieb weckt ist eigentlich auch bekannt.

    knorke :Das Problem sind – das gilt auch für andere wilde Tiere – nie die Exemplare, die sich gut im Futter befinden und sich so verhalten, wie es ihrem natürlichen Umfeld entspricht sondern immer die, die in Not- oder Extremsituationen sind (Nahrungsmangel, Schutz der Jungtiere) oder die falschen Erfahrungen gemacht haben (zuviel menschlicher Kontakt) oder denen ein natürliches Umfeld nicht zur Verfügung steht.

    In dieser Hinsicht ist der Wolf unser eigenen Spezies recht ähnlich. Nur schreit dann niemand danach, arme Menschen welche vielleicht zusätzlich zu ethnischen Minderheiten gehören, und in Städtischen Problembezirken leben, letal zu entnehmen? Ach ja: Ethik und Moral. Solche hinderlichen Wertesysteme aber auch. Wie lästig. (<- Das war sarkastisch gemeint.)

    Ganz unsarkastisch: Ein kleines Restrisiko gibt es immer. Aber das gehört meiner Ansicht nach einfach zum Leben dazu. Und das allergrößte Risiko für Menschen sind immer noch andere Menschen, welche sich aggressiv verhalten, Unfälle verursachen, Krankheiten übertragen etc. Wollte man wirklich nach Möglichkeit alle Risiken aus dem menschlichen Leben entfernen, kann man Wölfe natürlich global ausrotten. Aber was dann? Wo sollte man aufhören? Ausgehsperre von 20 Uhr bis 6 Uhr kann verdammt viele Leben retten – falls Rettungsdienste ausgenommen werden. Kompletter Hausarrest, während die komplette Wirtschaft von Robotern und Ingenieuren in Heimarbeit getragen wird, ist noch effektiver, wenn wir die Technologie irgendwann soweit hinbekommen haben. Aber es gibt so viele Nährböden für Krankheiten, die durch die Türritzen der verschlossenen Wohnungen kriechen könnten. Am besten versiegeln wir alle freien Flächen hermetisch unter geschmolzenem Sand und bauen Nahrungsmittel nur noch in sterilen Hydrokulturen an und die Mikroorganismen in unseren eigenen Körper werden ebenfalls ausradiert und deren Funktionen durch Nahrungsergänzungsmittel ersetzt … (Mist. Jetzt war ich doch wieder sarkastisch. 😀 )

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  9. Groucho :Schafe scheinen auch kein Internet zu lesen und Aufklärung wenig aufgeschlossen:http://www.mdr.de/sachsen/bautzen/wolfsangriffe-lausitz-100.html

    Schafe brauchen auch kein Internet zu Lesen. Deren Besitzer hat aber durchaus eine gewisse Verantwortung, sich zu informieren. Flatterband und Elektrozäune scheinen jedenfalls gut zu helfen. Wenn sie noch /ausreichend/ hoch und unterbuddel-sicher sind – um so besser: https://www.agrarheute.com/news/ratgeber-tipps-herdenschutz-gegen-woelfe

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  10. @ Alexia
    Es ist eine unnötige Ausgabe. Wölfe gehören nicht nach Deutschland. Es gibt keinen vernünftigen Grund, sie hier heimisch machen zu wollen, und eine Menge sehr vernünftiger Gründe, sie in Deutschland nicht zu schützen. Ein paar von diesen Gründen werden im Blog-Text genannt.

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  11. Alexia :Ganz unsarkastisch: Ein kleines Restrisiko gibt es immer. Aber das gehört meiner Ansicht nach einfach zum Leben dazu. Und das allergrößte Risiko für Menschen sind immer noch andere Menschen, welche sich aggressiv verhalten, Unfälle verursachen, Krankheiten übertragen etc. Wollte man wirklich nach Möglichkeit alle Risiken aus dem menschlichen Leben entfernen, kann man Wölfe natürlich global ausrotten. …

    Das ist doch der Punkt: Ein Risiko verbleibt immer. Man muss das schließlich akzeptieren, oder sein Verhalten oder (mit mehr Aufwand) seine Umwelt solange anpassen, bis einem das verbleibende Risiko akzeptabel erscheint. Dabei ist entscheidend, dass man die Risiken kennt und realistisch einschätzen kann. Dabei helfen weder Panikmache noch Verharmlosung, sondern nur Empirie und Statistik. Dies sollte für Wildtiere, wie für GMO gelten. Wer anderes tut will nicht Aufklären, sondern — bewusst oder nicht — Propagieren.

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  12. und zweitere eine Tierart sind, die in dieser Gegend tatsächlich heimisch war.

    Da dieses „Argument immer wieder kommt: Leitest du daraus ernsthaft irgendeine Notwendigkeit der Wiederansiedlung ab?

    Oder gar ein Gewohnheitsrecht für Wölfe?

    Und warum wurden die wohl mal ausgerottet?

    Weil die damaligen Landbewohner Legenden aufgesessen sind?
    Oder weil es ganz konkrete, geschichtlich belegte Erfahrungen mit diesen Nahrungsopportunisten gab?

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  13. Alexia Deren Besitzer hat aber durchaus eine gewisse Verantwortung, sich zu informieren. Flatterband und Elektrozäune scheinen jedenfalls gut zu helfen.

    Findste das nicht ganz schön dreist und anmaßend? Hältst du dich ernsthaft für besser informiert, als die betroffenen Tierhalter, die gezwungenermaßen ein engmaschiges Netzwerk zur gegenseitigen Warnung und Information geknüpft haben? Fazit immer wieder: Nichts, was die sogenannten Wolfsexperten empfehlen, funktioniert in der Praxis dauerhaft, der Wolf ist lernfähig, das nicht fluchtfähige Nahrungsangebot zu verlockend, und wenner erstmal in der Koppel ist, macht er ALLES in Reichweite nieder.

    Massig Herdenschutzhunde, Esel, teure Zäune mit allen Schikanen, Nachtwachen, alles, was dem in der Nase bohrenden städtischen Wolfskuschler so so durchs Köpfchen schießt, wurde bereits von echten Fachleuten ausprobiert, diskutiert, und verworfen, für „Flatterband“ würdeste nur noch schallendes Gelächter ernten.

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  14. Alexia :

    pelacani :

    Er sollte also bestraft werden, weil er sich nicht wolfsgerecht betragen hat? Sein Hund gehört eingeschläfert ins Tierheim? Oder sollte das etwa victim blaming gewesen sein?

    Wo in meinem Kommentar liest du eine dieser Aussagen?

    Hier, gleich wieder:

    weil es kein Opfer gab sondern lediglich einen nervösen Radler.

    Ich wäre auch nervös, egal wieviele Handreichungen des Ministeriums ich vorher verinnerlicht hätte. Als Betroffener würde ich Deine Einschätzung für hochnäsig halten, mindestens.

    Ganz unsarkastisch: Ein kleines Restrisiko gibt es immer.

    Falsch, und das ist der Knackpunkt. Es geht nicht um das Restrisiko schlechthin, sondern um seine Vermeidbarkeit, im Rahmen eines Nutzen-Risiko-Verhältnisses. Deswegen geht der Vergleich mit falschem Verhalten im Straßenverkehr völlig fehl. Die komplette Abschaffung des Risikos für einen Verkehrsunfall erfordert die Abschaffung des Straßenverkehrs. Die (nahezu) komplette Abschaffung des Wolfsrisikos erfordert einen Federstrich, ohne weitere Nachteile für irgend jemanden oder für irgendwas.
    Nur eben, dass dieser Federstrich auf ideologisch begründete Widerstände stößt. „Moralische Verpflichtung, den Wolf zu akzeptieren“, „jahrtausendelang war er hier heimisch“ – lachhaft.

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  15. Geralt :Leider polemisierender Artikel. Ein wesentlicher Unterschied zwischen GVOs und Wölfen ist, daß erstere sich deutlich schlechter in ihrer Ausbreitung kontrollieren lassen (Flugbestäubung) und zweitere eine Tierart sind, die in dieser Gegend tatsächlich heimisch war.

    Das sind doch keine Argumente. Mit dem gleichen Recht könnte ich sagen, alle sollten Seat statt Skoda fahren, weil Seat nicht mit „a“ aufhört. Diese Unterschiede sind vollkommen belanglos. Zum Mais wissen wir von keinen konkreten Gefahren, lediglich allerlei biologische Risiken theoretischer Art – damit ist erstmal egal wer sich wie ausbreitet. Genetische Bausteine können sich auch ganz ohne Bestäubung verbreiten. Dafür sorgen schon allerlei Bakterien. Aber denen ist es meistens ziemlich egal, ob das Gen das sie in ihnen Pool einbauen technischen oder rein biologischen Ursprungs sind. Hats einen evolutionären Vorteil, setzt sichs durch. Hätten Albino-Mäuse einen evolutionären Vorteil, gäbs auch nur noch die. Scheint nicht so zu sein, also nennen wirs „missbildung“ oder „laune der Natur“. Wenn jetzt so ein Mais, weil man ihm meinetwegen ein Gen eingepflanzt hat dass die Reistenz gegen Pilz XY stärkt, dieses Gen an die Umwelt weitergibt, ist das erstmal nichts anderes als wäre es das Albino-Gen.
    Und „war mal natürlich vorkommend“ ist gar kein Argument. Pocken waren auch mal natürlich vorkommend. Oder Mammuts. Wisente. Wenn der Lebensraum da ist, kann eine Wiederansiedlung Sinn machen, jedenfalls wenn man sich auf den Standpunkt stellt, dass die Gefahren die von der Natur ausgehen toleriert werden können. Wenn nicht, ist eigentlich völlig egal, ob das mal irgendwann anders war.

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  16. Vielleicht lese ich den Artikel falsch, aber ich finde es eigenartig, dass hier das Vorsorgeprinzip so stark angegriffen wird.

    Das Vorsorgeprinzip ist einer der Grundpfeiler für wissenschaftsbasierte Entwicklung, sowohl ökologisch, als auch medizinisch. Selbstverständlich ist nachzuweisen, dass ein Medikament oder ein Verfahren sicher ist, bevor man es in breiter Masse anwendet.

    Der Punkt bei GMOs ist doch ein anderer, nämlich dass inzwischen ausreichend Studien gemacht wurden, die zeigen, dass GMOs (fast alle) sicher sind und trotzdem noch behauptet wird es gäbe keine Beweise.

    Und bei dem Wolf wird auch nicht das Vorsorgeprinzip ausgesetzt, aber eventuell die Evidenz dafür, dass keine beträchtlichen Risiken von ihm ausgehen, überbewertet.

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    • Am Vorsorgeprinzip ist prinzipiell (!) gar nicht so viel verkehrt. Verkehrt ist es nur, damit „unbekannte Risiken“ eliminieren zu wollen – oder genauer: jede Entwicklung, die jemandem nicht passt, abzuwürgen. In diesen Kontext gehören auch undifferenzierte „Null-Toleranz“-Positionen. Der Artikel hat nicht grundsätzlich etwas gegen Vorsorge. Darum geht es aber auch nicht im Kern, sondern um widersprüchliches Argumentieren.

      Der Artikel hat nämlich allerdings etwas gegen die Sorglosigkeit gegenüber der Wiederansiedlung eines Raubtiers, das Menschen gefährlich werden kann, diese ab liebsten hinter Zäunen halten möchte, damit der Wolf wieder draußen spielen kann, wenn gleichzeitig ein Produkt, das einer umweltpolitischen Position widerspricht, sich am Maßstab „unbekannter Risiken“ messen lassen soll.

      Hier geht’s weder um den Mais noch um eine vernünftig gehandhabte Schadensvorsorge, sondern um den einen Wolf, der allen Vorsorgegesichtspunkten zum trotz eine Generalabsolution a priori erhalten soll.

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  17. Also ich empfand es bisher als sehr angenehm, in den Wald gehen zu können, ohne Angst haben zu müssen, gefressen zu werden. Und ich bin dafür, dass dies hier auch so bleibt.

    Beim Genmais sollte man wiederum immer darauf hinweisen, wie vor der kontrollierten Genmanipulation neue Sorten entwickelt wurden. Nämlich mit radioaktiver Strahlung zufällige Mutationen erzeugt, in der Hoffnung, dass eine davon nützlich und nicht zu schädlich ist. Was darüber hinaus für Schäden und Änderungen am Genmaterial verursacht wurden, konnte man nicht beurteilen. Da ziehe ich die gezielte Manipulation doch eindeutig vor: zumindest hatte man einen Plan und eine gute Vorstellung darüber, was man geändert hat.

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  18. @Youku: Du sagst es. Ich habe immer gerne und oft draußen übernachtet, wenn der Wolf wieder dazu gehören soll, dann verlange ich Waffengleichheit. Feuer machen dürfen, eine passende Waffe bei sich führen. So, wie es auch in den Gebieten, in denen der Wolf heimisch ist, dazu gehört.

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