Esoterik bei Daniele Ganser

Kein Mensch mag es gerne, kritisiert zu werden – und doch ist Kritik ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens, nicht erst seit Adornos kritischer Theorie. Möchte man eine wissenschaftliche Arbeit publizieren, muss man selbige zurecht erst verteidigen. Wenn die Argumentation der Kritik anderer Experten standhält, wenn sie die Peer-Reviews überlebt, erst dann kann man von einer wissenschaftlichen Arbeit sprechen. Aber auch in anderen Kontexten könnte man sich im Idealfall bei Diskussionen mit inhaltlichen Argumenten konstruktiv auseinandersetzen und diese nicht von vornherein abwehren. Besonders Personen des öffentlichen Lebens sollten sich öfters daran erinnern, dass fundierte Kritik nicht per definitionem „Hate Speech“ ist, sondern Zweifel ein wichtiges erkenntnistheoretisches Instrumentarium zum Begreifen des zu eruierenden Gegenstandes darstellt.

Verschwörungstheoretikern indes scheint am Gegenteil gelegen zu sein. Sie versuchen sich den Vorwürfen zu entziehen, diffamieren ihre Kritiker als böswilligen „Mainstream“ und stigmatisieren sich selbst als Opfer einer unlauteren Kampagne. Auf diese Weise kehren sie Kritik, ohne auf selbige inhaltlich eingehen zu müssen, in einen Vorteil um, denn sie werten diese per se ab und ihren Sprecherstandort außerhalb des wissenschaftlichen Betriebes als „authentisch“ auf. Michael Butter beschreibt diese Mechanik in seinem Buch „Nichts ist wie es scheint“ (S. 84 ff. ) sehr präzise, und ich folge hier seiner Einschätzung.

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Die GWUP-Challenge zur Homöopathie: Warum die Homöopathen sie nicht ignorieren sollten

Ein Gastbeitrag von Udo Endruscheit


Die GWUP und ihr homöopathiekritischer Zweig, das INH, haben bei der Skepkon in Köln die Auslobung eines Preises in Höhe von 50.000 Euro für hömöopathische Forscher bekannt gegeben. Wer als erster in zwei Durchgängen drei von ihm selbst vorher gewählte homöopathische Hochpotenz-Mittel (C30) unterscheiden und identifizieren kann und dies mit einer reproduzierbaren Verfahrensbeschreibung belegt, erhält diesen Preis.

Finde den Unterschied!

Es gibt dazu genaue Spielregeln, die auf der Webseite der GWUP einsehbar sind. Nur in einem Punkt gibt es keine „Spielregel“: Die Methode, mit der dies geschieht, ist völlig frei wählbar. Von der klassischen homöopathischen Arzneimittelprüfung über physikalische oder chemische Analysemethoden bis hin zu wissenschaftlich nicht anerkannten Ansätzen ist ausdrücklich alles erlaubt – die GWUP will damit belegen, dass sie keinen den Skeptikern oft vorgeworfenen „Wissenschaftsdogmatismus“ betreibt, sondern allen Ansätzen gegenüber offen ist.

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Der Scharlatan ist ein Meister aus Deutschland

Ein Kommentar von Udo Endruscheit im GWUP-Blog unter dem Artikel Weltberühmt: „Cancer quackery from Germany“  hat uns dazu angeregt, ihn um einen Gastbeitrag für unser Blog zu bitten. Daraus ist ein beeindruckender gesundheitspolitischer Rant entstanden, für den wir uns herzlich bedanken.

 

Mit Volldampf in die Regierungsarbeit – auch in der Gesundheitspolitik! Markige Sprüche, umfangreiche Forderungen von allen Seiten, es gibt offenbar eine Menge zu tun. Der Skeptiker hätte da auch noch ein spezielles, nach seiner Ansicht vordringliches Anliegen: Erst einmal in die Rumpelkammer schauen und ordentlich aufräumen! Dann ist auch wieder Raum für Neues.

Und in der gesundheitspolitischen Rumpelkammer gibt es einiges aufzuräumen. Denn in so mancher Beziehung ist Deutschlands Gesundheitswesen so ziemlich einmalig – leider im negativen Sinne.

Deutschland – das ist das Land der „Heilkundeausübenden“ mit Hauptschulabschluss, Multiple-Choice-Prüfung und beinahe völliger Therapiefreiheit, wie sie praktisch kein approbierter Arzt hat. Was Wunder, dass sich diese „Heilkundeausübenden“ auf breiter Front der verachteten „Schulmedizin“ überlegen fühlen. Was sie mit der stillschweigenden Duldung, wenn nicht Unterstützung der Gesundheitspolitik tun – denn wie sonst sollte man die neuen „Leitlinien für die Heilpraktikerprüfung“ deuten, die nicht im Mindesten das Problem einer medizinischen Parallelwelt lösen können, sondern sie eher noch verfestigen? Das alles, ohne die Übergangsregelungen der Bundesrepublik Deutschland für ein Gesetz aus dem Jahre 1939 anzutasten, wodurch dessen Ziel, das Ende jeglicher Laienheilung, ins Gegenteil verkehrt wurde.

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Mein Freund, der Verschwörungstheoretiker

Im vorletzten Psirama-Wochenrückblick haben wir das Thema „Verschwörungsglauben“ angesprochen und Euch gebeten, Eure Erfahrungen mit uns zu teilen. Ein Beitrag dazu im Forum hat uns so gut gefallen, dass wir ihn hier besonders hervorheben möchten:

Ihr wolltet doch wissen, wie man sich so gegenüber Verschwörungstheoretikern verhält. Hier meine Geschichte:

Ich, „Mario“, hatte einen Freund, einen guten Freund, seit der Grundschule verband uns eine sehr enge Freundschaft. Wir durchlebten die Schule und Pubertät zusammen, sein durchaus brillanter und kritischer Geist schärfte auch meine Sicht auf das Weltgeschehen und half mir oft, Ereignisse besser und kritischer einzuordnen. Auch nach Schule und Pubertät verbrachten wir viel Zeit miteinander, doch Diskussionen über die aktuelle Lage der Welt wurden zunehmend anstrengender und zeitraubender. Aber alle Argumente von ihm waren meist noch nachvollziehbar und haltbar. So vergingen Jahre.

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Esoterikzwang an der Bonner Universität – Umfrage: Wie ist es bei Euch?

Mit freundlicher Genehmigung von Cornelius Courts von den Science-Blogs bloggen wir noch einmal den Bericht über Esoterische Ausbildungsinhalte an der Uni Bonn.
Bitte schickt uns Rückmeldungen darüber, was Ihr an esoterischen Inhalten an Euren Unis lernen musstet und in Prüfungen gefragt wurdet.

Im Rahmen meiner Tätigkeit in Forschung und Lehre am Institut für Rechtsmedizin begegne ich auch zahlreichen Medizin-Studierenden, die in unserem Haus arbeiten, lernen, famulieren, praktizieren etc. Als ich kürzlich ein Gespräch mit einer dieser Personen führte, erzählte sie mir mißmutig, daß sie sich gerade auf eine ihrer letzten Klausuren vorbereite. Ich fragte sie, was sie denn zu lernen habe und sie zeigte mir die Folien aus einer Vorlesung zum „Querschnittsbereich (QB) Rehabilitation, Physikalische Medizin und Naturheilverfahren“. Was ich da sah und las, verschlug mir für einen Augenblick die Sprache.

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Henning Kullak-Ublick, der ‘Bund der Freien Waldorfschulen’, und die Glaubwürdigkeit

An Inquiry into Meaning and Truth 580

 

Die von GWUP-Mitglied André Sebastiani initiierte Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ macht weiter Schlagzeilen. Es berichtete auch der Deutschlandfunk. Und Henning Kullak-Ublick, Vorstand des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, hält urplötzlich eine „Waldorf-Schule light“ für möglich, nachdem diese zuvor von Waldorf-Seite entschieden abgelehnt worden war: ist Kullak-Ublick glaubwürdig?
Gastbeitrag von Andreas Lichte mit freundlicher Genehmigung der Ruhrbarone.

Als Kommunikationschef des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ scheint Kullak-Ublick dem selbsternannten Hellseher Rudolf Steiner, Begründer der Waldorfpädagogik und der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie, nacheifern zu wollen. Rudolf Steiner sagt:

„Das müssen wir uns immer wiederum vor die Seele stellen, dass wir nicht aus Urkunden schöpfen, sondern dass wir schöpfen aus der geistigen Forschung selbst und dass wir dasjenige, was aus der Geistesforschung geschöpft wird, in den Urkunden wieder aufsuchen … Was heute erforscht

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Wetten, dass wir nur noch Genfood essen werden

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Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Beda M. Stadler. Er ist Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern. Der Beitrag erschien zuerst bei NZZ-Folio.

 

Die spanischen Eroberer mussten 1537 nicht schlecht gestaunt haben, als die einheimische Bevölkerung grausige Knollen aus dem Boden gruben um diese zu verzehren. Allerdings wurde in Sorocaba, einem Dörfchen in den Anden, bloss etwas entdeckt, was gar nicht zu entdecken war, schliesslich hatten die Inkas bereits 200 vor unserer Zeitrechnung die Kartoffel entdeckt. Eine Pflanze mit dermassen viel Kohlenhydraten, dazu leicht anzubauen, müsste einen Siegeszug vor sich gehabt haben. Weit gefehlt! Es vergingen 200 Jahre, bis sich die Skepsis gegenüber diesem Novel Food verflüchtigte. Wetten: bei Genfood wird es rascher gehen.

Kartoffeln seien giftig oder des Teufels, hiess es damals. Eine ähnliche Argumentation, die wir heute von NGO’s kennen. Greenpeace glaubt auch, Genfood sei giftig. Dabei war die Skepsis unserer Vorfahren sogar berechtigt, schliesslich haben damals einige Menschen anstelle der Knollen die giftigen Früchte gegessen. Selbst heute kann man an Dummheit sterben, falls man Unmengen von rohen Kartoffelschalen isst. Damals behauptete man auch, Kartoffeln würden Lepra oder Syphilis hervorrufen. Heute glaubt jeder, Genfood enthalte unabsehbare Risiken. Das ist gefährlicher als jene Krankheiten, die man dank Gentechnik behandeln kann. Noch taucht alle paar Monate eine miserable Studie auf mit der gezeigt wird, dass Marienkäfer oder Ratten wegen Genfood krank werden. Nichts davon hat je Bestand gehabt und wurde jeweils innerhalb einer Woche von der Wissenschaft widerlegt. Die Panikarbeiten werden aber jeweils zur Lieblingsliteratur für alle, die unser Essen lieber zu Medikamenten statt zu Nahrungsmitteln machen möchten. Schade, dass man das einstige Argument, die Kartoffel sei ein Aphrodisiakum, heute nicht mehr gebraucht, Genfood wäre ein Renner.

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Biotechnologie: Über die Sprache der Anti-Gentechnik-Demagogen

NovoArgumente Logo

Wir bedanken uns beim Onlinemagazin NovoArgumente für die Erlaubnis zur Übernahme des Artikels.
Zu dessen Selbstverständnis geht es: hier.
Zum Inhaltsverzeichnis der aktuellen Printausgabe: hier

Woher kommt die Angst vor der grünen Gentechnik, fragt sich der Biologe Reinhard Szibor. An der Technologie kann es nicht liegen. Diese ist unbedenklich. Den Gentechnikgegnern ist es durch Desinformation und bewusste Sprachirreführung gelungen, den öffentlichen Diskurs zu dominieren.

Obwohl auf zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche gentechnisch veränderte (gv) Pflanzen angebaut werden, ist bisher kein einziger seriös recherchierter Fall dokumentiert worden, in dem ein Mensch durch gentechnisch erzeugte Produkte oder den Konsum von Gv-Pflanzen Schaden genommen hätte. Trotzdem wird der Genuss solcher Lebensmittel in Mitteleuropa von einer großen Mehrheit der Bevölkerung vehement abgelehnt. An EHEC sind erst kürzlich in Deutschland 3.844 Menschen erkrankt, 53 Patienten sind gestorben und viele sind so schwer geschädigt, dass sie nur noch als Dialysepatienten überleben können oder auf eine Nierentransplantation warten. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch Sprossen, die in einem sogenannten Bio-Betrieb produziert wurden [1].

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Erste deutsche staatliche Waldorfschule: Wirbt Christian Füller, taz, für die ‘Sekte’ Anthroposophie?

Hamburger Rathaus Foto „o“ wie Obacht Lizenz: CC

Regelmäßig erfreut die taz ihre anthroposophischen Leser mit der Beilage „taz THEMA Anthroposophie“. Nun wirbt Christian Füller in der taz-Rubrik „Zukunft – Bildung“ für ein höchst umstrittenes Schulprojekt, die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands, als „Zukunftsmodell für das Bildungswesen“. Wirbt Christian Füller damit für die, Zitat Prof. Hopmann, „Sekte“ Anthroposophie?
Gastbeitrag von Andreas Lichte mit freundlicher Genehmigung der Ruhrbarone.

Christian Füller beginnt seinen Artikel so: „Die Nachrichtenlage ist unübersichtlich, was die staatliche Waldorfschule in Hamburg anlangt. Ein Rudolf-Steiner-Hasser aus Bremen sammelt Unterschriften, um die Schule zu verhindern.“ Quellenangaben – z.B. einen einfachen link – hält Christian Füller offensichtlich nicht für nötig, um die „Nachrichtenlage“ zu verbessern, stattdessen versucht er es mit einer Unterstellung: „Rudolf-Steiner-Hasser aus Bremen …“.

Nein, André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, und Initiator der Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ ist kein „Steiner-Hasser“. Sebastiani interessiert sich als Lehrer einer öffentlichen Schule in Bremen für „Bildung“. Irgendwann stieß er auf das Thema „Waldorfschule“ und hat sich seitdem intensiv damit auseinandergesetzt, wie bei den Ruhrbaronen hier nachzulesen ist: Waldorfschule: Versteinerte Erziehung.

Für Sebastiani steht heute fest, dass es eine Waldorfschule ohne Anthroposophie nicht geben kann. Das ist eine Schlussfolgerung, die ich als ausgebildeter Waldorflehrer ausdrücklich bestätige: alles, was in der Waldorfschule passiert, basiert letztlich auf den Vorgaben Rudolf Steiners (1861–1925), Begründer der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie. Über den anthroposophischen Hintergrund der Waldorfpädagogik informierte ich auch Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe in einem offenen Brief, Zitat:

„(…) Die Waldorfpädagogik übernimmt die in der Anthroposophie übliche Einteilung des Menschen in ‘Wesensglieder’. Diese ‘Wesensglieder’ entwickeln sich laut Rudolf Steiner in zeitlichen Abschnitten von 7 Jahren, den ‘Jahrsiebten’. Dazu sagt Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, im Interview ‘Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein’, Zitat:

‘(…) Lichte: noch einmal zur Jahrsiebtelehre – von 0–7 Jahre wird der physische Leib entwickelt, von 8–14 Jahre der Ätherleib, von 15–21 Jahre der Astralleib, vom 21. Lebensjahr an endlich das »Ich« – erst dann ist der Mensch ein Mensch. Was sagen Sie zu Steiners Mensch aus dem Esoterik-Baukasten?

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Keine Chemtrails in der TU Berlin

von unserem Gastautor Sebastian Bartoschek

Werner Altnickel weiß: es gibt Chemtrails – und die sind böse. Oder zumindest die Menschen, die dafür verantwortlich sind. Wie viele Verschwörungstheoretiker versucht Altnickel, seine Mitmenschen zu warnen. Und kündigte im Dezember 2012 auf seiner Homepage (www.chemtrail.de) mit einem hübschen Plakat eine Veranstaltung an der TU Berlin (http://www.chemtrail.de/wp-content/uploads/2012/12/GeoEngineering2012-12-18-800px.jpg) an.

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