Homöopathie, oder der Wahnsinn in Zeiten der Moderne

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„Offener Brief: Kampf der Ideologen gegen die Homöopathie“

 

So titelt ein äh offener Brief, den man besser nicht geöffnet hätte:

Verfasser sind Monika Gerhardus, 1. Vorsitzende UDH Hessen und Dr. rer. nat. Klaus Zöltzer 2. Vorsitzender UDH Hessen (UDH = Union Deutscher Heilpraktiker)

Weil das ja ein offener Brief ist, darf man das wohl sagen. Auch, dass ein Vor- oder Zweitsitz nichts an der Realität ändert, außer vielleicht an der Stuhlhöhe.

“Wer offen für alles ist, kann nicht ganz dicht sein” – ein Spruch, der etwas abgegriffen ist; aber ernsthaft: was könnte es besser treffen? Homöopathen vertreten eine Sichtweise der Welt, wie sie vor 200 Jahren noch als mittelinteressante Hypothese hätte durchgehen können. Doch selbst da gab es schon den ersten doppelblinden Versuch, der auch heutigen Standards entspricht: den Nürnberger Kochsalzversuch. Auch damals war es nicht zwingend, leicht gaga zu sein. Inzwischen haben wir Thermometer, mit denen wir die Körpertemperatur messen können (Hahnemann kannte das nicht), wir wissen, was Bakterien sind, wie Viren funktionieren, können gar Gensequenzen entschlüsseln, kennen extrem komplexe Zusammenhänge in der Zellstruktur, können einzelne Moleküle identifizieren, und wir wissen oft, was das eine mit dem anderen macht und noch viel, viel mehr. All das ficht Homöopathen nicht an, selbst wenn sie eine wissenschaftliche Ausbildung hatten. Es tropft alles ab am Teflon der Überzeugung, eine tiefere Erkenntnis geistartiger Art zu haben, obwohl selbst Hahnemann nur von Symptombehandlung sprach; eine tiefere Erkenntnis gar ausschloss. Wer sich für diesen Kindergarten des Denkens interessiert: Ist nicht verboten. Aber behauptet bitte nicht, dass das irgendwas mit Wissenschaft zu tun hätte.

Aber so sind sie, unsere heutigen Überzeugungsglaubulisierer: Sie unterstellen denen, die nach schlichten Belegen fragen, Irrationalität, während sie selbst glauben, ein Stoff wirke umso mehr, je weniger davon da ist. Aber nur, wenn man ihn passend auf einen ledernen Buchrücken schlägt. Oder die Kundschaft nach dem Tapetenmuster ihres Kinderzimmers in ihrer Babyphase fragt, um dann eine Sepsis zu übersehen. Ganzheitlich halt.

Man kann blutweinende Madonnen anbeten, sich nackt selbstpeitschend zu einer Wüstendurchquerung aufmachen. Alles kein Problem. Aber bitte, liebe Homöopathen, behauptet doch nicht, dass das irgendwas mit Wissenschaft zu tun hätte.

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