Waldorfpädagogik aus Sicht der Erziehungswissenschaft

Klaus Prange ist Professor im (Un)Ruhestand an der Abteilung Allgemeine Pädagogik der Eberhard-Karls Universität Tübingen. Man kann von ihm also einen kompetenten und sachlichen Beitrag über Waldorfpädagogik erwarten. Diesen hat er bei den Ruhrbaronen geliefert. Er fällt nur leider, leider nicht gut aus für die Anthros. Seine drei Kernthesen lauten:

  • Die Anthroposophie ist eine Heilsbotschaft für Verlassene und Enttäuschte, für Sinnsucher und Heimatlose.
  • Die Waldorfpädagogik und die Waldorfschule sind der Versuch, diese Heilsbotschaft über Erziehung auf Dauer zu stellen.
  • Die anthroposophische Pädagogik ist eine Mogelpackung für Herrschaft. Sie beutet das vielfach anzutreffende Orientierungsbedürfnis aus, um die Herrschaft einer selbsterwählten Elite zu begründen.

Wer wissen möchte, wie er das sachlich begründet, dem sei sein Artikel ans Herz gelegt.

12 Gedanken zu „Waldorfpädagogik aus Sicht der Erziehungswissenschaft“

  1. Oh ja toll, er schickt sich an uns über den Irrglauben von Rudolf Steiner aufzuklären – und zitiert dann Freud. Um schliesslich noch Nietzsche als Rationalisten hinzustellen und seinen Ausspruch Gott ist tot als Kritik des Dogma hinzustellen, bedarf es einer ausgesprochenen Ahnungslosigkeit in Sachen Philosophie. Erinnert mich an die Sektenbeauftragten von der katholischen Kirche: Sie sagen zwar nichts falsches über die anderen Sekten, sind aber drolligerweise selber Teil einer anderen solchen Bewegung, die sich auf einem sichereren Fundament zu stehen glaubt.

    Zu Freud: richardwebster.net,
    zu Nietzsche: Besser nicht Wikipedia

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  2. @ Superkali …

    Ich bin selber kein „Fan“ von Sigmund Freud. Aber ich finde die Argumentation von Prange überzeugend. Führ doch bitte einmal aus, was deine SACHLICHE Kritik an dieser Aussage ist:

    http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-curriculum-und-karma-das-anthroposophische-erziehungsmodell-rudolf-steiners/

    „Waldorfschule: Curriculum und Karma – das anthroposophische Erziehungsmodell Rudolf Steiners

    (…)

    Die Anthroposophie als Heilsbotschaft

    Dazu nehme ich eine Überlegung auf, die Sigmund Freud vorgetragen hat. Freud hat die Frage gestellt, welche Zukunft die traditionellen Glaubenssysteme noch haben. Bisher haben sie dem Menschen geholfen, seine Hilflosigkeit zu meistern; sie geben Sicherheit und Gewissheit in einem Meer von Gefahr und Übermacht. Aber die Menschen ahnen, dass sie einer Illusion aufsitzen. Sie ahnen und wissen es deshalb, weil die modernen Wissenschaften ihnen drei schwere Enttäuschungen bereitet haben, drei schwere “Kränkungen”, wie Freud auch sagt. (4) Die erste, “kosmologische” Enttäuschung stammt aus der Astronomie, seit sich die Lehre des Kopernikus durchgesetzt hat, dass die Erde keineswegs der Mittelpunkt der Schöpfung, also der Mensch auch nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Galilei, der das ungeschminkt aussprach, wurde dafür verdammt und musste gegen seine Überzeugung widerrufen. Die zweite, “biologische” Enttäuschung hat uns Darwin beschert: der Mensch ist nicht fertig und einigermaßen mit Vernunft begabt geschaffen worden, sondern in einem sehr langen Naturprozess entstanden. Es gibt ihn ohne Zielbestimmungen und ohne Schöpfer, der sich den Menschen ausgedacht hat; das ist die revolutionäre Pointe der Evolutionstheorie. Und die dritte Enttäuschung besteht darin, so Freud, dass die analytische Psychologie zeigt, dass wir nicht einmal über uns selbst verfügen, uns mit uns selbst nicht auskennen und dass unsere Vernunft nur ein schwaches Rohr im Wind unserer vorrationalen Antriebe ist. Es gibt nach alledem keine Vorzugsstellung des Menschen, sei es als Zentralwesen des ganzen Kosmos, sei es als Krone der Schöpfung, sei es als Vernunftwesen mit absoluter Mitte in sich selbst. Man kann das in der Konsequenz auch so formulieren: alles könnte auch anders sein, unser Wissen sowieso, aber auch unser Handeln und Denken, unsere moralischen und ästhetischen Präferenzen, unser Charakter und das, was wir für unser Wesen halten. (…)“

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  3. @ Paula

    extrem cooler Kommentar …

    Kannst du hierzu auch noch was schreiben? Eine kleine Auswahl anderer Beiträge des blogs „Ruhrbarone“ zur Waldorfschule:

    – „Ich würde mein Kind nie an einer Waldorfschule anmelden.“ – Eine ehemalige Waldorflehrerin blickt zurück.
    http://www.ruhrbarone.de/ich-wurde-mein-kind-nie-an-einer-waldorfschule-anmelden“/

    – „Waldorfschule: Vorsicht Steiner“ – Interview mit Andreas Lichte
    http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-vorsicht-steiner/

    – “Kampf bis zur Erleuchtung – Lorenzo Ravagli und der Glaubenskrieg der Anthroposophie gegen Helmut Zander”
    http://www.ruhrbarone.de/kampf-bis-zur-erleuchtung/

    – „Wie gut sind Waldorfschulen?“ – Erfahrungsbericht einer Mutter
    http://www.ruhrbarone.de/wie-gut-sind-waldorfschulen/

    – “Die Waldorfschulen informieren” – Ein Eltern-Info-Abend an der Waldorfschule
    http://www.ruhrbarone.de/die-waldorfschulen-informieren/

    – “Rudolf Steiners Rassenlehre – Wie der „Bund der Freien Waldorfschulen“ Steiners Rassismus vertuscht”
    http://www.ruhrbarone.de/rudolf-steiners-rassenlehre/

    – “Waldorf-Kritik: Wenn das Licht ausgeht” – Der Bund der Freien Waldorfschulen vs. Andreas Lichte
    http://www.ruhrbarone.de/waldorf-kritik-wenn-das-licht-ausgeht/

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  4. @ Andreas Lichte

    Interessante Liste. Auch die weiterführenden Links dort:

    Z.B. Der gute Sinn des Holocaust und die Überlegenheit der Diktatur:

    http://rudolf-steiner.blogspot.com/2009/07/anthroposophische-fuhrerherrschaft.html

    Behinderte als „minderwertige“ Menschen:

    http://rudolf-steiner.blogspot.com/2010/02/seelenpflege-bedurftige-kinder_17.html

    Höhere und niedere menschliche „Rassen“

    http://waldorfblog.wordpress.com/2008/08/28/die-philosophie-der-un-freiheit-zu-rudolf-steiners-rassismus/

    Kritiker bekommen die Peitsche:

    http://www.akdh.ch/ps/ps_report11-07-00.htm#weinschuechterung

    Und jeder, der Steuern zahlt, trägt ein bisschen dazu bei, das zu finanzieren.

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  5. Dan Dugan, ehemaliger „Waldorfvater“, spricht vor der Schul-Kommission von San Francisco, die über die Neugründung einer Waldorfschule entscheiden soll. Dan Dugan unterstützt mit seinem Insider-Wissen die Aussagen Prof. Pranges:

    Der Waldorfpädagogik liegt eine verborgende Agenda zu Grunde, die Agenda der Anthroposophie. Und die Anthroposophie ist „a cult-like religious sect“ …

    Dan Dugan at San Francisco School Board: http://www.youtube.com/watch?v=bIaYaa2aprc

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  6. “Wie werden die “Ersatz-Schulen” kontrolliert? Hinter privaten Schultüren

    WDR.de, von Nina Magoley

    Die bisher bekannt gewordenen Fälle sexuellen Missbrauchs ereigneten sich größtenteils an Privatschulen. Rund 340 gibt es davon in NRW, darunter viele kirchliche, die sich weitgehend selbst organisieren. Für die Aufsicht ist allerdings der Staat verantwortlich.

    Von sexuellem Missbrauch ist das, was Jan Schrecker erlebt hat, weit entfernt. Dennoch berichtet der heute 30-Jährige von Demütigungen und Misshandlungen während seiner Schulzeit, die ihm noch immer zu schaffen machen. Schrecker war bis 1996 Schüler an der Waldorfschule Schloss Hamborn in der Nähe von Paderborn. Seine damalige Lehrerin, so berichtet er, habe ihn und andere Schüler jahrelang geschlagen und massiv eingeschüchtert. Er sei Zeuge gewesen, wie die Lehrerin Mitschüler ohrfeigte oder schmerzhaft an den Haaren zog, nur weil sie Haargel benutzt hatten. Einmal habe sie den Kopf eines Jungen, der ein bedrucktes T-Shirt trug, “mit voller Wucht” auf den Tisch gehauen, so dass dessen Nase blutete.

    Schulaufsicht muss Privatschulen überwachen

    Eine Strafanzeige gegen die Lehrerin, die Schrecker im Jahr 2002 bei der Staatsanwaltschaft Dortmund stellte, wurde wegen Verjährung abgewiesen. Als er sich daraufhin an die Bezirksregierung Detmold wandte, habe man ihm dort erklärt, dass die Behörde für private Schulen, wie Waldorf- oder auch kirchliche Schulen, nicht zuständig sei. Auch auf eine Petition beim Landtag NRW hin bekam der ehemalige Schüler dieselbe Auskunft. Das “Verhalten der Lehrkraft”, heißt es in einem Antwortschreiben, das WDR.de vorliegt, “konnte keine schulaufsichtliche Maßnahme auslösen”, da die Lehrkraft nicht Bedienstete des Landes Nordrhein-Westfalen war, sondern in einem privatrechtlichen Vertragsverhältnis zum Schulträger stand”. Ein Blick in das Schulgesetz NRW allerdings führt zu anderen Erkenntnissen: Die Schulaufsicht über “Ersatzschulen”, wie private Schulen in Behördensprache heißen, sei Aufgabe der “für die entsprechenden öffentlichen Schulen zuständigen Schulaufsichtsbehörde”. (…)”

    weiter:

    http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet11/missbrauch_kirche/100311.jhtml?rubrikenstyle=panorama

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  7. “Vorwürfe gegen Waldorfpädagoge

    Schwäbische Zeitung, SZON

    (ÜBERLINGEN/iw) Auch an der Freien Waldorfschule in Überlingen soll es Missbrauchsfälle gegeben haben. Das berichtet ein ehemaliger Schüler, der die Einrichtung Mitte der Neunziger Jahre besucht hat. Der Pädagoge soll entlassen worden sein.

    Erst Salem, jetzt Überlingen. Nachdem die ersten Missbrauchsfälle an schulischen Einrichtungen aufgedeckt wurden, kommen jeden Tag weitere an die Öffentlichkeit. Gestern hat sich ein ehemaliger Schüler der Freien Waldorfschule Überlingen an die Medien gewandt, der die Einrichtung bis zur sechsten Klasse besucht hat, ehe er auf eine andere Schule wechselte. Zwei Kinder in seiner Klasse seien missbraucht worden und es habe zahlreiche gewalttätige Übergriffe auf Schüler gegeben, auch gegen ihn. Die Schulleitung der Waldorfschule konnte gestern nicht für eine Stellungnahme erreicht werden. Aus dem Umfeld der Schule werden die Vorwürfe gegen den ehemaligen Klassenlehrer bestätigt. Der Mann sei umgehend entlassen worden. Nicht belegt wurde die Anschuldigung, dass die Schule von Vorfällen an anderen Schulen gewusst habe und den Pädagogen dennoch eingestellt habe.

    (Erschienen: 17.03.2010 23:00)”

    http://www.schwaebische.de/lokales/markdorf/meersburg_artikel,-Vorwuerfe-gegen-Waldorfpaedagoge-_arid,4069041.html

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  8. “Drei Gründe für die Waldorfschule

    (…) Viele Eltern wissen aber ganz genau, was sie tun, wenn sie sich für eine Waldorfschule entscheiden. Im folgenden werden drei Gründe für deren Schulwahl behandelt, die ich vorweg als Thesen formuliere:

    These I: Die Leistungen des Kindes sind zu schwach, um auf einer öffentlichen Schule zu bestehen. An der Waldorfschule sind die Abschlüsse leichter.

    These II: „Man bleibt gern unter sich“ – Besserverdienende wollen eine Schule ohne Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und ohne Ausländer.

    These III: „Man bleibt gern unter sich“ – in der Waldorfschule teilt man die „alternativen“, esoterischen Überzeugungen der Eltern. (…)”

    >> weiter >> http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/drei_gruende_fuer_die_waldorfschule/

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  9. „Waldorfschule: „Man kann nicht nur ein »bisschen« Waldorf sein“

    Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone (…)

    Hopmann: (…) Tatsächlich sind der Rassismus, die Entwicklungslehre, die Geschichtsphilosophie und die übrigen Bausteine des Zeitgeists des späten 19. Jahrhunderts, die Steiner zu einer eigenen Weltanschauung amalgamiert hat, so eng verbunden, dass man da nicht nur ein „bisschen“ Waldorf sein kann. Allerdings machen die Waldorfschulen das schon geschickt: Sie fallen nicht mit der Tür ins Haus, sie unterrichten nicht direkt aus Steiners Werken, sondern sie lassen ihre Weltanschauung eher still und heimlich in ihre Arbeit einfließen, in ihre Kinderwahrnehmung, in ihre Auswahl der Unterrichtsinhalte usw. Ähnlich wie auch bei anderen Sekten ist das ein schleichendes Gift, dessen Wirkung man oft erst merkt, wenn es fast zu spät ist (…)

    Read more: https://blog.psiram.com/?p=3481

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  10. „100 Jahre Waldorfschule 2019:

    Die Waldorfschule als Bekenntnisschule

    Wenn Anthroposophen bei Artikeln von Andreas Lichte zur Waldorfpädagogik kommentieren, ist sicher, dass sie irgendwann schreiben: „Anthroposophie wird an Waldorfschulen nicht unterrichtet!“ Der Erziehungswissenschaftlers Professor Klaus Prange widerspricht dieser Auffassung.

    (…)

    Die Pädagogik der Waldorfschule beruht auf der Technik der Indoktrination. Sie besteht darin, Lerninhalte, Verhalten und Gesinnungen fest zu verkoppeln. Sie wird gestützt durch Gewissheiten, die gläubig und Glauben fordernd vorgetragen werden; Gewissheiten, die einzig und allein auf der Annahme beruhen, der „Doktor“ [= Rudolf Steiner] habe als Fotograf des Übersinnlichen etwas festgehalten, was die blinden Sinnenwesen irgendwann auch einmal sehen werden. Es gibt keine andere Pädagogik, die mit solcher Einseitigkeit auf die Behauptungen eines Einzelnen gestellt sind, darunter solche von höchster Bedenklichkeit, die im Herrschaftston überweltlicher Weisheit und Einsicht verkündet werden. Als Beleg und zur Illustration nur dieses Beispiel: Warum sind einige Menschen nicht „weiß“, wie die meisten Europäer, sondern dunkel bis schwarz? Die wissenschaftliche Antwort wird üblicherweise in der Physischen Anthropologie gesucht. Dr. Steiner jedoch weiß es besser und tiefer. Dass jemand dunkel auf die Welt kommt, liegt daran, dass er in seinem vorherigen Leben ein „dunkles“, verderbliches Leben geführt hat.7 Mehr noch: Er könne jetzt schon bei einigen Zeitgenossen voraussagen, dass sie in der nächstfälligen Inkarnation als Schwarze auf die Welt kämen, zur Strafe für ihre Schandtaten. Das ist die feine anthroposophische Art des Rassismus.8 Ebenso werden Krankheiten, Missbildungen, Geistesstörungen als Ergebnis früherer moralischer Verfehlungen gedeutet.“

    zum vollständigen Artikel bei „Humanistischer Pressedienst“, „hpd“: https://hpd.de/artikel/waldorfschule-bekenntnisschule-15939

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