Nachtmilchkristalle, Melatonin, The Guardian und der Rest der Welt

Tonight we were astonished to see that many newspapers from UK to Taiwan were linking to our blog. We found out that the interest was in one of our German articles about a rather strange food-product called „night milk crystals“.
Link: German night milk may aid insomniacs, guardian.co.uk
So we decided to translate it in a hurry, and here it is:

https://www.psiram.com/en/index.php?title=Night_Milk_Crystals

The manufacturers inform that their product (9 grams) would contain 1.6 nanograms (that is 1.6 times a thousandth of a thousandth of a thousandth gram) melatonin. These few molecules then must pass the gut to arrive in the blood to be distributed all over the body in order to achieve an effect. This is nonsense, of course. To achieve a real and solid effect, the consumer would have to take 1.2 million portions of the product (altogether 11 tons, worth almost 2 million Euro) in order to obtain the same effect as with one tablet of an approved medication containing 2 milligrams (mg) of melatonin. If we follow other sources and assume an amount of 1 ng, the consumer would have to ingest even 2 million portions.

So far, no food has been found to elevate plasma melatonin levels in humans in a relevant manner.

Hier auf deutsch:

Heute Nacht wunderten sich einige unserer ständig herumschnüffelnden Nachteulen darüber, dass plötzlich zahlreiche Zeitungen von England über Russland und Taiwan auf Esowatch verlinkten. Es stellte sich heraus, dass das Interesse einem bislang wenig beachteten EsoWatch-Artikel über so genannte Nachtmilchkristalle galt, dem Magermilchpulver nächtens gemolkener Kühe, die tagsüber künstlich beleuchtet werden. Der Münchener Hersteller Nachtmilchkristalle GmbH gibt einen Melatoningehalt von 1,6 ng pro Tütchen a 1,55 Euro an. (das sind 1,6 mal ein tausendstel von einem tausendstel eines tausendstels eines Gramm). Die wenigen Moleküle, die man dann in Milch einrühren soll, müssen danach auch noch resorbiert werden, um sich dann über das Blut im Körper zu verteilen. Ein schlafinduzierender Effekt kann da nicht eintreten. Placeboeffekte sehr wohl, dafür braucht man jedoch kein Geld auszugeben, sondern kann Schäfchen zählen. Um einen handfesten Effekt zu erzielen, müsste der Kunde 1,2 Millionen Packungen (Gewicht 11 Tonnen, Wert 2 Millionen Euro) einnehmen, um auf die Menge eines zugelassenen rezeptpflichtigen Arzneimittels mit 2 mg Melatonin pro Tablette zu kommen.

Bislang konnte für kein Lebensmittel (auch nicht für die oft gepriesenen Tomaten) nachgewiesen werden, das eingenommene vernünftig große Mengen eines Lebensmittels die Blutplasmawerte für Melatonin relevant erhöhen.

12 Gedanken zu „Nachtmilchkristalle, Melatonin, The Guardian und der Rest der Welt“

  1. Hinweis: so far ist doppelt gemoppelt:

    …So far, no food has been found so far to elevate plasma melatonin levels in humans in a relevant manner…

    Ich suche mal nach den Tomatenwerten. Mal gucken wieviele Tonnen man da abends futtern soll um selig einzuschlafen.

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  2. Pingback: Tweets that mention EsoWatch » Nachtmilchkristalle, Melatonin, The Guardian und der Rest der Welt -- Topsy.com
  3. Wieder so ein Schwachsinn, der leichtgläubigen Leuten das Geld aus der Tasche zieht, welches dann ins Portemonnaie des Herstellers wandert.
    EsoWatch = Verbraucherschutz! Danke dafür! 🙂

    Vielleicht ist das auch was für foodWatch?

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  4. Oje, das Zeug wollte einer vor ein paar Monaten im Wikipedia-Artikel über Melatonin unterbringen, da kam mir das schon seltsam vor. Aber es wird bestimmt trotzdem ein paar Leichtgläubige geben, die es kaufen. Ich mache mich schonmal drauf gefasst, das beim nächsten Bioladen-Besuch im Regal zu finden.

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  5. tausendstel heißt thousandth also „a thousandth of a thousandth of a thousandth“ – sonst macht das wenig Sinn 😉

    ich würde auch sagen: „these few molecules then have to pass from the gut into the bloodstream…“
    falls gewünscht 😉
    Homöopathische Milch, man müßte braun wie ein brownie aufwachen, oder?

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  6. Pingback: Psiram » Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 40, 2018)

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