3 Tweets zur Steinigung

Eigentlich geht es uns doch gut. Sehen wir uns doch einfach mal um. Wir können uns darüber ärgern, dass Bischöfe in eine Ethikkommission zur Atomkraft berufen werden, dass Theologen Gutachten gegen Evidenzbasierte Medizin erstellen (in Wien), dass unser geliebter evangelikaler Bundespräsident, ähm, ach, …

Ja, es gibt viel zu kritisieren. Wir leben aber auch in einem Land, in dem Papstansprachen im Bundestag boykottiert werden und man die katholische Kirche eine „Kinderficker-Sekte“ nennen darf (Gratulation an den Schockwellenreiter zu diesem Erfolg vor Gericht).

Wir haben in den deutschen Landen einen Grad der Säkularisierung erreicht, auf den wir stolz sein dürfen. Anderswo schaut es noch nicht so toll aus. Und damit sind nicht die USA gemeint, in denen sich speziell in den letzten Jahren die konservativen Kräfte wieder lautstark erheben und mit lustigen Ideen wie der Klassifizierung der Pille als Abtreibung aufhorchen lassen bzw. den Kreationismus vorantreiben.

Besonders erschreckend ist ein Ereignis der letzten Tage, bei dem ein junger Mann drei Twitternachrichten abgesetzt hat. Und damit wohl Gotteslästerung betrieben hat. Es geht darum besonders um eine Nachricht, die letzte der drei; im Wortlaut schrieb er am Geburtstag Mohammeds Folgendes:

On your birthday, I will say that I have loved the rebel in you, that you’ve always been a source of inspiration to me, and that I do not like the halos of divinity around you. I shall not pray for you.

On your birthday, I find you wherever I turn. I will say that I have loved aspects of you, hated others, and could not understand many more.

On your birthday, I shall not bow to you. I shall not kiss your hand. Rather, I shall shake it as equals do, and smile at you as you smile at me. I shall speak to you as a friend, no more.

Wegen dieser drei furchtbaren (ok, wir haben auch nicht verstanden was daran furchtbar sein soll) Verse musste der 23-jährige Mann aus Saudi-Arabien fliehen. Er kam allerdings nicht weit. In Malaysia wurde er verhaftet und nach Saudi-Arabien ausgeliefert. Dort erwartet ihn möglicherweise die Todesstrafe.

Für 3 Tweets. 3 Tweets. 3 gottverdammte Tweets.

Eigentlich geht es uns doch gut. Wir leben in einem Land, in dem wir uns große Freiheit haben. Und dafür dankbar sein können. Wir haben das Mittelalter und die Inquisition hinter uns, der religiöse Wahn ist mehr Geschichte als Realität. Was aber nicht bedeuten sollte, dass wir nicht wachsam sein sollten, das hohe Gut der Meinungsfreiheit darf nicht verloren gehen. Vergessen wir das nicht, sonst braucht es vielleicht wieder nur mehr drei kleine Tweets …

15 Gedanken zu „3 Tweets zur Steinigung“

  1. es ist noch nicht so lange her da war es hier, in Europa, doch genau so. und wir müssen aufpassen, dass sich so etwas hier nicht wieder einschleicht… das könnte unter Umständen ziemlich schnell gehen. bei uns gibt es immer noch Menschen mit den krudesten Ideen, was die Formung der Gesellschaftsordnung und Gerichtsbarkeit angeht. egal ob politisch oder religiös motiviert… meistens in Kombination.

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  2. In diesem Zusammenhang sollte man bedenken: Er wurde nach Saudi-Arabien ausgeliefert….. Ist das nicht das Land, an das die Regerung gerade die Lieferung von 200 Leo-2 mit spezieller Ausrüstung zur Tötung von Aufständischen und Demonstranten genehmigt hat?

    Aber die Saudis sind ja lieb….. die machen ja, was wir wollen und liefern brav Öl….. während ein Hussein, ein Gaddafi und ein Assad uns auch mal den Mittelfinger rausgestreckt haben….. dafür werden diese Leute bombardiert, der Ahmairgendwie ja auch bald….. wer den USA und der EU nicht in den ***** kriecht, wird halt bombardiert, die anderen werden hofiert, egal, welche Menschenrechtsverbrechen dort begangen werden…..

    ich geh mal eben kotzen…..

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  3. @nihil jie

    Ja da müssen mal wieder die „Sektierer“ ran:
    😉
    Aus Ägypten

    Auf seinen Farmen verfolgt SEKEM eine nachhaltige Bewässerungsstrategie. Die Initiative setzt zahlreiche Pilotprojekte für erneuerbare Energien um und vermeidet 80.000 Tonnen CO2-Emissionen durch Kompostierungsprojekte, die unter dem Clean Developement Mechanism Emissions-Zertifikate generieren. Neuerdings berechnet SEKEM auch den CO2- Fußabdruck seiner Produkte mit dem Ziel, die entstandenen Emissionen auszugleichen und die CO2-Gesamtbilanz der Initiative noch zu verbessern.
    SEKEM hat in den vergangenen Jahren begonnen, in verschiedenen Landesteilen Ägyptens neue Standorte für biologisch-dynamischen Anbau zu schaffen, und plant, weitere 6000 ha Wüstengebiete zu kultivieren.
    Forscher der Heliopolis University arbeiten im Rahmen von EU-Projekten an Zukunfts- szenarien in den Bereichen ökologischer Landbau und erneuerbare Energien und gehen z. B. der Frage nach, welche Folgen ein Szenario wie „100 % Organic“ für Wirtschaftsräume hätte.
    Über den Rahmen von SEKEM hinaus ist Prof. Abouleish auch international vernetzt. Er ist Gründungs- und Ratsmitglied des World Future Council und arbeitet in internationalen Orga- nisationen wie dem World Economic Forum, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorgani- sation der Vereinten Nationen (FAO), der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM) und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) mit.
    Prof. Abouleish erhielt 2003 den Right Livelihood Award und wurde durch die Schwab Foun- dation als „Outstanding Social Entrepreneur“ ausgezeichnet. 2004 verlieh ihm die Ashoka Foundation den “Award of Outstanding Social Entrepreneurship”. Das Europäische Parlament würdigte 2008 seine Leistung durch den “Ethics in Business Award for Outstanding Individual”. Prof. Abouleish ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er wurde von mehreren ägyptischen Universitäten geehrt. Die medizinische Universität Graz verlieh ihm 2005 die Ehrendoktorwürde, ebenso die Technische Universität Graz 2010.
    Prof. Abouleish ist eine Persönlichkeit, die für ihre Vision lebt. Auf die Frage nach seinem privaten Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit antwortet er: „Die nachhaltige Entwicklung ist der Kern meiner persönlichen wie unternehmerischen Vision und als Social Entrepreneur ist für mich beides untrennbar verbunden.“
    Durch die Gründung von SEKEM mit all seinen Unterorganisationen in den Bereichen Wirt- schaft, Kultur und Soziales schuf Prof. Dr. Ibrahim Abouleish über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren ein der Nachhaltigkeit verpflichtetes Gefüge, das durch seinen ganzheitlichen Ansatz beispielhaft ist und sowohl in Ägypten selbst als auch international zum Wohle von Mensch und Natur wirkt. In Anerkennung dieser Leistung erhält Prof. Dr. Ibrahim Abouleish den Internationalen B.A.U.M.-Sonderpreis 2011.

    Auch hier kleine bescheidene Anfänge!

    In diesem Zusammenhang weitere andersdenkende Wissenschaftler:

    http://www.ichbin-ihrseid.de/jaeger-scharmer-volkan.php

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  4. nihil jie :es ist noch nicht so lange her da war es hier, in Europa, doch genau so. und wir müssen aufpassen, dass sich so etwas hier nicht wieder einschleicht… das könnte unter Umständen ziemlich schnell gehen. bei uns gibt es immer noch Menschen mit den krudesten Ideen, was die Formung der Gesellschaftsordnung und Gerichtsbarkeit angeht. egal ob politisch oder religiös motiviert… meistens in Kombination.

    da bin ich ganz ihrer meinung. ganz besonders „radikal“ scheinen mir ökologisch-esoterische gruppierungen zu sein denen alles wissenschaftlich-technische noch verdammenswerter erscheint als der teufel während der kirchenherrschaft. etwas aufklärung täte not, allerdings ohne robespierre’schen tugendterror/terrortugend.

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  5. @Greco: Wir leben ebenso in einer Gesellschaft, in der Blogbetreiber nicht gezwungen werden, jeglichen Kommentar zu veröffentlichen. Zumal sie, wie auch der letzte, offensichtlich nur dazu dienen, immer nur Stöckchen zu werfen. Hier ist jetzt erstmal Schluss damit. Bei weiterem Diskussionsbedarf steht das Forum offen.

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  6. und das soll uns jetzt viel weiter gebracht haben?

    Auch wenn ich nicht glaube, dass die Frage eine sinnvolle Diskussion zum Ziel hatte, es zeigt zwei Dinge:
    a) Das so ein Urteil überhaupt möglich ist bzw. wie säkular die Gerichte sind
    b) Das es keine gejuckt hat aka: Der Bevölkerung ist es auch egal

    In einem Gottesstaat wäre ein solches Urteil nicht möglich gewesen.

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  7. Pingback: Heilige Scheiße! « StimpyWorld.com
  8. Und ich dachte das sind unsere Freunde. Wie man sich doch täuschen kann. Genug Waffen bekommen diese „Freunde des freien Geistes“ jedenfalls von uns…..

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  9. Pingback: Psiram » Fazıl Say vor Gericht

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