AOK Sachsen-Thüringen hat zu viel Geld

Nach Angaben der Ärztezeitung hat die AOK Sachsen-Thüringen zu viel Geld. Nämlich 350 Mio. Euro.

Ein Großteil dieser Mehreinnahmen soll auf die hohe Kante. Das ist ja nichts Schlechtes, will man doch für die Zukunft gewappnet sein. Allerdings will man auch einen Teil der überschüssigen Mitgliedsbeiträge für eine „Leistungsoffensive“ ausgeben: „Mehr Geld gibt es auch für Homöopathie. Die Kasse rechnet dadurch mit Mehrkosten von 20 Millionen Euro.“

Da weiß man also anscheinend gar nicht mehr, wohin mit dem Geld. Zurückzahlen will man den Überschuss wegen des Verwaltungsaufwandes nicht. Dann bläst man es lieber so raus.

Was heißt das nun?
Nach SGB zählt die Homöopathie zu den „besonderen Therapierichtungen“. Das sind die Therapierichtungen, für die mal Sonderregelungen ausgehandelt wurden hinsichtlich der sonst üblichen Anforderungen an eine Therapie (wirksam) und an einen sorgsamen Umgang mit den Mitgliedsbeiträgen (wirtschaftlich). Homöopathie ist nun nachweislich weder besser als ein Placebo wirksam, wie hier schon viele Male dargestellt, noch kann eine magische Methode wirtschaftlich sein. Trotzdem kann sie wegen der Sonderregelungen auch bei den gesetzlichen Kassen unter bestimmten Umständen erstattet bzw. die Behandlung getragen werden.

Um diese Verfahrensweise kann es also im Grunde nicht gehen, da dies vom Einzelfall abhängig ist. Eine besondere Förderung mit 20 Mio. kann also nur heißen, dass man die Homöopathie als Methode unabhängig davon noch einmal andient bzw. versucht, über diese „Leistungsoffensive“ auf Mitgliederfang zu gehen.

Was könnte man mit diesem Geld nicht alles Schönes machen: z.B. Brillen wieder bezuschussen, Impfungen für Erwachsene tragen oder Programme für Krebskranke. Aber nein, man entscheidet sich für etwas, was man im besten Falle unter dem Begriff „Wellness“ subsummieren könnte, im schlechtesten Fall als Veruntreuung der Mitgliedsbeiträge sehen muss.

Die Mitglieder des Verwaltungsrats der AOK Sachsen-Thüringen sind hier einzusehen:

https://www.aokplus-online.de/de/ueber-die-aok-plus/verwaltungsrat.html#c323

Sowohl der Verwaltungsratsvorsitzende, Sven Norebeit, als auch seine Stellvertreterin, Iris Kloppich, bekunden auf dieser Seite, man wolle effektiv mit den Beiträgen umgehen.

Da bleibt bei wohlwollender Betrachtung nur die Möglichkeit, dass beide keinerlei Ahnung haben, was sie da befürworten. EsoWatch empfiehlt: Erst schlau machen, dann Gelder bewilligen.

12 Gedanken zu „AOK Sachsen-Thüringen hat zu viel Geld“

  1. Krebskranke Menschen betteln um Transportkosten zur Chemo und gleichzeitig schmeißt die Krankenkasse Geld für Wasser zum Preis von Gold raus. Das ist ein Hohn auf die Menschlichkeit und ich würde so weit gehen zu sagen, dass das Ethisch nicht vertretbar ist.

  2. Ein Glück das ich bei einer Krankenkasse versichert bin die Homöopathie nicht bezahlt (zumindestens behaupten sie das). Da hat man wenigstens ein bisschen Hoffnung das etwas Geld für echte Behandlungen übrig bleibt.

  3. @Abacus: Welche Krankenkasse wäre das? Nach dem Domino letztes Jahr hatte ich den Eindruck, dass keine Krankenkasse mehr übrig ist, die Homöopathie nicht zumindest teilweise bezahlt… Wie auch immer die sich das gedacht haben — jetzt, wo (fast) alle Kassen Homöopathie bezahlen, ist ja auch der Wettbewerbsvorteil bei der Anwerbung von Mitgliedern wieder Makulatur. Ich hoffe nur, dass der Vorstoß der TK, auch Anthroposophie zu erstatten, nicht nochmal so eine Welle auslöst.

    Meine Kasse (die Barmer) ist letztes Jahr auch umgefallen. Aber fast noch schlimmer als die finanzielle Erstattung finde ich die völlig unkritische Werbung für sogenannte alternative Behandlungsmethoden.

  4. Ich wüsste ebenfalls gerne, welche (GKV) das ist. Würde sofort wechseln.

    Ob es noch andere gibt, weiß ich nicht, auf jeden Fall gibt es bei der IKK Südwest keinen unwirksamen Kram.

  5. Ich habe der TK schriftlich meine Empörung darüber kund getan, dass ich das Codein für meinen Sohn aus eigener Tasche bezahlen muss, es aber in einer unwirksamen C-irgendwas Verdünnung von ihnen bezahlt bekommen würde. Als Antowrt bekam ich lediglich Standard-Geblubber.

    Vielleicht sollte ich versuchen die Rechnung für das Codein als homöopathische Ursubstanz durchzudrücken?

  6. Nach meinen Recherchen gibt es wohl keine KK mehr, die nicht für diesen Humbug zahlt. meine KK kriegt dafür regelmäßig Feuer, aber ich wechsel nicht, damit würde ich denen (ich werd ja auch nicht jünger) nur einen Gefallen tun.

    Also motz ich die an und bleib bei denen, die müssen MICH ertragen…..

  7. Ich hab eben mal auf der Seite meiner KK geschaut (Schwenninger) und die Angabe bei ‚alternativen Heilmethoden‘ schießt ja für mich mal den Vogel ab:

    „Wichtig: Für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel müssen keine streng wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise vorliegen! “

    Nein, bloß nicht, wir blasen den Schwurblern auch ohne Wirksamkeitsnachweis das Geld in den A****.
    Wie schon oben erwähnt, 10 – 15 % Zuschuss zu einer Brille, damit wäre vielen Leuten mehr geholfen. Ich musste selbst nach meiner OP Fahrten zur Krankengymnastik organisieren, da Krankenfahrten ja von der Kasse nur für Post-OP-Untersuchen übernommen werden. *KOTZ*

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