Wieviel kostet ein Medikament?

Es wird ja sehr gerne über die „Pharmamafia“ geschimpft, die sich mit ihren Medikamenten angeblich eine goldene Nase verdient. Da stellt sich natürlich die Frage: Wieviel kostet es tatsächlich, ein Medikament zu entwickeln?

Der Konzern Pfizer hat seit 1997 110 Milliarden für R&D ausgegeben, was vielleicht einen ersten Eindruck gibt, wie teuer die Entwicklung von Medikamenten ist und wieviel Geld man in die Hand nehmen muss, um Medikamente zu entwickeln. Zum Vergleich: der Umsatz von Pfizer 2011 betrug 67 Milliarden. R&D macht damit ganz grob geschätzt mehr als 10% ihres Jahresumsatzes aus.

Die Frage nach den Kosten eines Medikaments ist trotzdem nicht leicht zu beantworten und auch für uns ergibt sich kein klares Bild. Man findet ein weites Spektrum an Studien zum Thema, die sich gegenseitig kritisieren und es gibt keine endgültige Antwort.

Es dauert zur Zeit etwa 12 Jahre, um ein neues Medikament auf den Markt zu bringen; die Industrie gibt an, dass nur einer von 10.000 untersuchten Stoffen interessant bleibt und auch dann nur etwa 20% der Medikamente Phase-I-Studien „überleben“. Besonders bitter für den Aktienkurs ist es, wenn es im späteren Stadium oder gar erst in Phase III Probleme gibt.

Die Entwicklung neuer Medikamente ist leider bis zu einem gewissen Grad Glücksspiel – man weiß nie, ob ein Medikament tatsächlich auf den Markt kommen und auch nicht, ob es erfolgreich sein wird.

Sehr gerne wird im Bereich Kosten eine Studie von diMasi et al. von 2003 zitiert, die die Kosten auf 800 Millionen Dollar schätzte.
Davon sind allerdings 400 Millionen so genannte „Opportunitätskosten“, die herangezogen werden, um zu errechnen, wie viel man verdienen könnte, würde man das Geld anderweitig investieren.

Eine weitere Studie, die mit der selben Methodik wie diMasi et al. arbeitet, kam 2009 zu etwas höheren Kosten von 1,2 Millarden Dollar.

Eine Studie von 2006 kommt auf Kosten zwischen 500 Millionen und 2 Milliarden Dollar.

Das Inkludieren von Opportunitätskosten wird heftig kritisiert, denn schließlich muss ein Betrieb in Innovation investieren und neue Produkte entwickeln. Er hat in diesem Sinne keine Wahl, als das Geld für Forschung auszugeben.

Ein weiteres Problem seien die Zahlen selbst. Diese wurden von den Konzernen auf freiwilliger Basis und vertraulich an die Studienautoren weitergegeben und sind daher nicht überprüfbar. Kritiker gehen davon aus, dass die Zahlen völlig überhöht sind.

Auch sollten nach Meinung der Kritiker die Beträge, die für Forschung von der Steuer abgesetzt werden können, davon abgezogen werden. Stimmt vermutlich für die Bilanzen, aber aus unserer Sicht ändert das nichts an den Kosten. Es verändert nur, wer dafür bezahlt.

Kritiker der Zahl von diMasi et al. kommen daher auf viel kleinere Zahlen von 55 Millionen (2011) und 100 Millionen Dollar (2004).

Die Zahl von 55 Millionen wird z.B. vom Forbes Magazine kritisiert, das die dahinterstehenden Annahmen für völlig falsch hält. Forbes stellt im Gegenzug eine eigene „Milchmädchenrechnung“ auf.

Sie nahmen ganz einfach die Ausgaben für Research & Development von einem Dutzend Pharmariesen und dividierten sie durch die Anzahl der im gleichen Zeitraum zugelassenen Medikamente. Dabei kamen sie je nach Konzern auf Werte zwischen etwa 4 Milliarden und 11 Milliarden Dollar. Die üblicherweise angegebene Zahl von 1 Milliarde scheint ihnen auf der Basis dieser Milchmädchenrechnung viel zu gering.

Auch dieser Forbes-Artikel wird wieder mit den gleichen Kritikpunkten konfrontiert wie die anderen Studien zuvor. Steuererleichterungen wurden nicht berücksichtigt, die Zahlen der Industrie sind nicht transparent. Die Forbes-Zahlen werden weiters kritisiert, weil sie inflationsbereinigt sind, was aber „falsch“ sei, da die Ausgaben ja in der Vergangenheit passiert seien.

Im Sinne einer Vergleichbarkeit erscheint uns dieser Punkt aber nicht sehr schlüssig: man will ja die Kosten heute bzw. zukünftig abschätzen.

Im Endeffekt ist es sehr schwierig festzustellen, wie hoch die Kosten pro Medikament sind. 55 Millionen erscheint lächerlich niedrig, 11 Milliarden lächerlich hoch. Beides sind wohl nur Milchmädchenrechnungen, aber auch dazwischen liegende Studien werden kritisiert. Wären die Kosten nur 100 Millionen, so müssten viel mehr Medikamente auf den Markt kommen. Sind die Kosten tatsächlich im 4 Milliarden-Bereich oder darüber, dann wundert es, dass überhaupt Medikamente auf den Markt kommen.

47 Gedanken zu „Wieviel kostet ein Medikament?“

  1. Interessanter Artikel. Gibt es auch Zahlen von den „Alternativmedizinischen“ Pharma Firmen? Was kostet die „Forschung“ und Herstellung von Schüßlersalzen, Globuli oder Bachblüten?

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  2. @Lukas Böhnlein
    Würde mich auch interessieren, auch wenn ich glaube, dass die Forschung einfach nichts kostet, beziehungsweise die Kosten nicht festlegbar sind. Dies dürfte allerdings nur auf die Erforschung neuer Substanzen zutreffen, bei den Versuchen zu beweisen, das das was man bereits verkauft einen Nutzen hat, könnte es anders aussehen – aber bei weitem nicht an die normale Industrie heranreichen.

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  3. Boiron veröffentlicht jedes Jahr seine Zahlen:
    https://www.psiram.com/de/index.php/Boiron
    2011 hatten sie 523 Millionen Umsatz bei 4,5 Millionen Ausgaben für die „Forschung“. Das sind 0,8%. Im gleichen Zeitraum gaben sie 124 Millionen für Marketing aus.

    Sie bezahlen diverse Studien, wie z.B. diese:
    „Analysis of the capability of ultra-highly diluted glucose to increase glucose uptake in arsenite-stressed bacteria Escherichia coli“
    http://www.jcimjournal.com/en/FullText2.aspx?articleID=jcim20110813

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  4. „Stimmt vermutlich für die Bilanzen, aber aus unserer Sicht ändert das nichts an den Kosten. Es verändert nur, wer dafür bezahlt.“

    Hö? Wer bezahlt denn dann dafür?

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  5. „Der Konzern Pfizer hat seit 1997 110 Milliarden für R&D ausgegeben“ soll wohl Millionen heissen oder? Ansonsten ist das in meinem lieblingsblog leider ein „Nichts genaues weiß man nicht“-Artikel… und lässt mich auch nicht erahnen, was die Intention sein soll… schade… aber liegt sicher am Wetter

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  6. Catio :
    “Stimmt vermutlich für die Bilanzen, aber aus unserer Sicht ändert das nichts an den Kosten. Es verändert nur, wer dafür bezahlt.”
    Hö? Wer bezahlt denn dann dafür?

    Wenn die Pharma Firma Steuererleichterungen für die Forschung bekommt, dann Zahlt indirekt der Staat einen Teil der Forschung. Die Forschung ist dadurch ja nicht günstiger geworden.

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  7. @Lukas

    Wenn jemand investiert, dann muss er für den Betrag, den er investiert hat, keine Einkommensteuer bezahlen. Das ist alles. Daraus zu schließen, dass der Staat ein Teil der Investition bezahlt, ist aber völlig verfehlt.

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  8. @Schulmediziner
    Nope. Milliarden ist schon richtig. 2010 waren es z.B. 9,4 Milliarden USD laut Pfizer.

    Der Blog wurde zwar mit der Absicht begonnen eine relativ klare Aussage zu liefern, aber leider führte mehr Suche und mehr Material nicht zu mehr Klarheit. Es ist zugegebenermaßen etwas unbefriedigend, aber wenn es die Fakten/Quellenlage nicht her gibt…

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  9. Nun ja, die Entwicklung eines Hustensaftes wird kaum R&D-Kosten generieren, ein Mittel gegen Krebs oder HIV schon. Insofern bringt m.E. die Betrachtung nur der absoluten Beträge nicht viel, vor allem dann, wenn man das Vorurteil der „goldene Nase“ wiederlegen will – oder worum geht es sonst in diesem Blog? Wenn es sich – vor allem über Jahrzehnte – verkaufen lässt, dann sind auch 4 Mrd. R&D-Kosten okay, wenn es nur ein sog. Me-too-Produkt ist, sind 100 Tsd. vielleicht schon zu viel.

    Interessanter ist es vielleicht, die Kosten im Verhältnis zu anderen Kennzahlen zu sehen. Für das Jahr 2011 wurden als R&D-Aufwendungen angegeben (in Mrd. USD bzw. EUR):
    Pfizer: 9,1 =13,5% des Umsatzes
    Novartis: 9,6 = 16,4%
    Boehringer: 2,5 = 19,1%

    Die Aufwendungen für Marketing und Sales liegen aber z.T. deutlich höher:
    Pfizer: 19,5 = 28,9%
    Novartis: 15,1 = 25,8%
    Boehringer: k.A.

    Wobei aber bei dem Unternehmen Gilead beide Bereiche mit 1,2 Mrd. USD = 14,3% gleich groß sind. Hier kommt wohl Gilead auf Grund der Markstellung bei HIV-Medikamenten mit weniger Promotion aus, was sich dann auch im Ergebnis niederschlägt (s.u.).

    Und das Ergebnis vor Steuern kann sich bei diesen vier Unternehmen immer noch sehen lassen:
    Pfizer: 12,8 = 19%
    Novartis: 10,8 = 18,4%
    Boehringer: 2,0 = 15,3%
    Gilead: 3,7 = 44%

    Das sind natürlich nur willkürlich von mir ausgewählte Unternehmen, bei anderen mögen Kostenverteilung und/oder Ertragslage anders aussehen. Die Bewertung ob nun „goldene Nase“ oder nicht, dass mag jeder für sich entscheiden.

    Zu dem Verhältnis der Kosten für R&D und Verkaufsförderung gibt es eine übrigens eine Studie aus dem Jahr 2008, die unterschiedliche Berechnungsmodelle vorstellt und letztendlich zu dem Schluss kommt: „From this new estimate, it appears that pharmaceutical companies spend almost twice as much on promotion as they do on R&D. These numbers clearly show how promotion predominates over R&D in the pharmaceutical industry, contrary to the industry’s claim“.

    Quellen:

    Pfizer:
    http://www.pfizer.com/files/annualreport/2011/financial/financial2011.pdf
    Novartis:
    http://www.novartis.com/downloads/investors/reports/novartis-annual-report-2011-en.pdf
    Boehringer:
    http://unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de/uploads/media/BoehringerIngelheim_UB2011_Geschaeftsjahr_2011.pdf
    Gilead:
    http://www.gilead.com/AR2011/GileadSciences_10K_20120223.pdf
    Studie:
    Gagnon M-A, Lexchin J (2008) The Cost of Pushing Pills: A New Estimate of Pharmaceutical Promotion Expenditures in the United States. PLoS Med 5(1): e1. doi:10.1371/journal.pmed.0050001
    http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.0050001

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  10. Flaneur :
    Nun ja, die Entwicklung eines Hustensaftes wird kaum R&D-Kosten generieren, ein Mittel gegen Krebs oder HIV schon. Insofern bringt m.E. die Betrachtung nur der absoluten Beträge nicht viel, vor allem dann, wenn man das Vorurteil der “goldene Nase” wiederlegen will – oder worum geht es sonst in diesem Blog? Wenn es sich – vor allem über Jahrzehnte – verkaufen lässt, dann sind auch 4 Mrd. R&D-Kosten okay, wenn es nur ein sog. Me-too-Produkt ist, sind 100 Tsd. vielleicht schon zu viel.

    Ähhhhhhh. Ich weiß nicht, wo Du Deine Infos hernimmst, aber die sind definitiv verkehrt. Auch ein Hustensaft verschlingt viele Millionen bis Mrd in der Entwicklung…..
    Achja… Mit dem Jahrzehnte lang Geldverdienen. Im Artikel werden 12 Jahre durchschnittliche Entwicklungszeit genannt. Vielleicht muß man hier noch erwähnen, daß Patente nur 17 Jahre laufen und meist im 1. Jahr angemeldet werden müssen (sonst geht man das Risiko ein, daß man nach 10 Jahren Entwicklung fast fertig ist und das Geld investiert hat und dann jemand anderes ein Patent anmeldet….).

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  11. Hallo,

    wenn ihr grade was zum Thema „Pharmamafia“ macht, könntet ihr vielleicht was zu den Punkten aus diesen Clip von Georg Schramm sagen:

    http://www.youtube.com/watch?v=XhYMqBDCXho

    Im Kern geht es darum, das der Innovationszuwachs im Pharmabereich gering ist. Umsatzsteigerung vielmehr durch absetzen bewehrter Medikamente und wiedereinführen, bei minimaler Abwandlung, zu exorbitant höheren Kosten geschieht.
    Prinzipiell würde ich Georg Schramm ordentliche Recherche unterstellen, aber da ich selber kein qualifiziertes Hintergrundwissen dazu habe kann das natürlich auch falsch sein.

    Hat das Psiram- Team vielleicht einen versierten Blogger der dazu was schreiben könnte?

    Danked
    OneOfMany

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  12. Zu der Frage „was kostet ein Medikament?“ tragen ja nicht unwesentlich die Apotheken bei:

    Preise aus Österreich: AEP= Apothekeneinkaufspreis. AVP= Apothekenverkaufspreis (incl 10% MwST)

    Riamet (zur Behandlung von Malaria) AEP 32,06 AVP 56,35

    Encepur (FSME Impfstoff f Kinder) AEP 21,78 AVP 39,65

    Gardasil (HPV-4 Impfstoff AEP 121,55 AVP 190,65

    HBVaxPro 5 µg (Hep B Impfstoff Kinder) AEP 14,87 AVP 28,05

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  13. @Ly Schwatzmaul

    Mit „wird“ habe ich eine Vermutung geäußert – ich lasse mich aber gerne in diesem Punkt belehren und will dem armen Hustensaft nicht unrecht tun. Aber ob nun 100 Mio. oder 1 Mrd., es ändert nichts daran, dass ein absoluter Wert zwar durchaus beindruckend sein kann, letztendlich aber nur im Vergleich mit anderen Eckdaten etwas über seine Bedeutung für das Unternehmensergebnis verrät.

    Das Geldverdienen scheint vielen Pharmaunternehmen noch ausreichend zu gelingen – ein Blick in die Geschäftsberichte zeigt es und ich gönne es ihnen, bin ich doch auch noch wahrscheinlich für Jahrzehnte auf Medikamente angewiesen. Aber der alleinige Verweis auf vermeintlich immense R&D-Kosten und das Suggerieren von ungünstigen Patentregelungen ist ein Werfen mit Nebelkerzen. Zu Patenten auf Medikamente ließe sich auch aus ethischer Sicht noch viel sagen, aber das ist nicht Thema dieses Blogs.

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  14. @Flaneur
    Nunja Flaneur. Natürlich verdienen Pharmaunternehmen wie jedes andere gesunde Unternehmen im übrigen auch. Dein relativieren Deiner Aussagen mit dem Satz:

    Flaneur :
    @Ly Schwatzmaul
    Aber ob nun 100 Mio. oder 1 Mrd., es ändert nichts daran, dass ein absoluter Wert zwar durchaus beindruckend sein kann, letztendlich aber nur im Vergleich mit anderen Eckdaten etwas über seine Bedeutung für das Unternehmensergebnis verrät.

    finde ich übrigens lustig. Erstmal Behauptungen in den Raum stellen und wenn da Gegenwind kommt, einfach sagen auf die paar Milliönchen mehr oder weniger käme es ja nicht an. Sag doch einfach was Deine Kritik ist und fang nicht erst an mit solchen Worthülsen für Stimmung zu sorgen.
    Du bist der Ansicht, die Medikamentenpreise sind zu hoch und machst dafür die Marketingkosten verantwortlich, welche zwischen ca. 25 und 30% des Umsatzes ausmachen!
    Fakt ist, daß die Zahlen, die Du nennst, sicherlich recht passend sind. Allerdings sind diese Zahlen nicht wirklich aussagekräftig. Ich meine mich zu erinnern, daß die Marketingausgaben branchenabhängig sehr stark schwanken. Zwischen groben 3% des Umsatzes bei Automobilzulieferern und 30% bei Getränkeherstellern. Ich erkenne hier zwar eine Ansiedlung eher im oberen Bereich, aber eben nicht exorbitant über allen anderen Branchen. Weiterhin erkenne ich nicht, was das mit dem Verdienen einer goldenen Nase zu tun hat. Meiner Ansicht nach sind das Ausgaben, welche ein Unternehmen hat und nicht Gelder, welche in die eigene Tasche fließen.
    Es behauptet niemand, daß die Pharmaunternehmen gemeinnützige Vereine wären. Auch behauptet niemand, daß es an einigen Punkten nicht Spielraum zur Verbesserung gäbe. Aber wie willst Du bitteschön einem Unternehmen verbieten Geld für Marketing auszugeben? In diesem Atemzug möchte ich auch darauf hinweisen, daß die Unternehmen diese anderen horrenden Ausgaben sicherlich auch nicht tätigen, weil sie Spaß am Geldausgeben haben, sondern weil es sich rentiert.

    Flaneur :
    @Ly Schwatzmaul
    Aber der alleinige Verweis auf vermeintlich immense R&D-Kosten und das Suggerieren von ungünstigen Patentregelungen ist ein Werfen mit Nebelkerzen. Zu Patenten auf Medikamente ließe sich auch aus ethischer Sicht noch viel sagen, aber das ist nicht Thema dieses Blogs.

    In der Tat, Medikamentenkosten setzten sich nicht ausschließlich aus den Entwicklungskosten zusammen. Kenn ich übrigens auch aus anderen Bereichen. Der Autobauer hat auch Entwicklungskosten. Aber auch noch Rohstoffkosten, Produktionskosten, Kosten in der Qualitätskontrolle, Verwaltungskosten, Marketingkosten etc..
    Ich für meinen Teil habe den Blog hier auch eher so aufgefasst, daß der Autor mal verdeutlichen wollte das es Gründe für hohe Medikamentenpreise gibt und das ein großer Batzen eben in den Entwicklungskosten zu suchen ist (mir fällt spontan allenfalls die Softwareindustrie ein, die gemutmaßt höhere Entwicklungskosten prozentual an der Gesamtbilanz hat und keine Branche in der die absoluten Zahlen so hoch liegen, lasse mich da aber gerne eines besseren belehren). Und richtig… die ethische Seite von Patenten ist nicht Thema des Blogs. Ebensowenig wie die ethische Beurteilung von anderweitigen Ausgaben der Firmen (s. meinen Hinweis, daß es sicherlich in einigen Bereichen des Pharmamarktes Schwierigkeiten gibt).
    Das Nebelkerzenwerfen hast übrigens Du begonnen. Ich hab diese nur zurückgeworfen.

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  15. Lieber Flaneur, setzen Sie bitte die Entwicklungskosten seriöser Pharmafirmen mal ins Verhältnis zu denen unseriöser Huschi-Fuschi-Firmen, und Sie verstünden die Intention.

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  16. @Statistiker

    Nun ja, z.B. die 9,6 Mrd. der Fa. Novartis gegen die 450 Mio. der in einem Kommentar erwähnten Fa. Boiron. Es steht außer Frage, dass Novartis immense Summen für R&D ausgibt, ausgeben muss, um weiterhin im Markt bestehen zu können, so wie die anderen Pharmaunternehmen auch.

    Aber wenn ich die ersten Absätze des Blogs lese, dann klingt das schon sehr nach der Aussage, dass der Vorwurf der „goldenen Nase“ bei den Pharmaunternehmen falsch ist, weil sie doch soo viel für die Forschung ausgeben. Ob sie nun diese „goldene Nase“ haben oder nicht, sei dahingestellt – es ist letztendlich eine subjektive Betrachtung. Aber die Höhe der R&D-Ausgaben quasi als Beweis dafür zu nehmen, dass sie diese Nase nicht haben, das funktioniert nicht.

    Wenn es darum gehen soll, dass der einzige Energieaufwand der Huschi-Fuschi-Firmen das Marketing ist um deren Wässerchen und Pülverchen möglichst hochpreisig unter das Volk zu bekommen, dann hebe ich gerne die Hand und stimmt zu, keine Frage! So gibt Boiron bezogen auf den Umsatz fast genauso viel dafür aus wie Novartis (23,7% vs. 25,8%). Auch dürften die Huschi-Fuschi-Firmen nur geringe Herstellungskosten verzeichnen, bei den seriösen Unternehmen liegen sie z.T. deutlich über den R&D-Kosten.

    Hier wäre vielleicht eine Erweiterung des Blogs sinnvoll um deutlich zu machen, dass von dem Geld der gläubigen Konsumenten kaum etwas für die Forschung verwendet wird, sondern es dafür eingesetzt wird, ihnen noch mehr aus den Taschen zu ziehen.

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  17. @Flaneur
    Stop mal, 9,6 Mrd bei Novartis versus 4,5 Mio. bei Boiron… Jetzt bitte noch mal das Verhältnis von Umsatz zu R&D. Und dann noch mal kurz nachforschen, was Boiron unter Forschung versteht – vielleicht auch so was wie die Finanzierung von Stiftungsprofessuren.

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  18. @bayle

    Die Relation zum Umsatz sind für beide Unternehmen bereits in einem meiner Kommentare und in einem von Mr. Bojangles genannt. Nicht gelesen? Da muss ich nichts mehr rechnen.

    Und natürlich ist das bei Boiron ein Witz, nicht nur, was den Betrag betrifft. Da braucht micht doch keiner überzeugen und bei 0,9% R&D vom Umsatz muss ich nicht noch die Details betrachten.

    Aber nun werden Punkte vorgebracht, die eindeutig gegen die „Huschi-Fuschi-Firmen“ sprechen. Damit lässt sich argumentieren und ich finde das gut. Aber was davon steht im Blog? Nichts!

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  19. Nachtrag (sorry, Text ging verloren): Wenn ich gegen Opel argumentieren will, dann nützt es nichts, wenn ich mich dabei nur mit den Ford-Modellen beschäftige…

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  20. Ich warte seit zehn Jahren auf die Zulassung eines praktisch nebenwirkungsfreien Medikamentes zur Behandlung meiner Colitis ulcerosa, einfach mal (mikroverkapseltes) „Phosphatidylcholin“ googeln. Entwicklungskosten dürfte es praktisch keine gegeben haben, da eine Arbeitsgruppe an der Uni Heidelberg um Prof. Stremmel es im Alleingang 2000 entwickelt und verbessert hat. Alleine das Durchführen der nötigen Studien wurde und wird Jahre verzögert durch Bürokratie und mangelnde Finanzierung, weil daran kaum was zu verdienen ist im Vergleich zu Humira, Remicade&Co. Das ist ein Skandal, schreibt da mal etwas drüber.

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  21. Ly Schwatzmaul :
    @Flaneur
    Dein relativieren Deiner Aussagen mit dem Satz:

    Flaneur :
    @Ly Schwatzmaul
    Aber ob nun 100 Mio. oder 1 Mrd., es ändert nichts daran, dass ein absoluter Wert zwar durchaus beindruckend sein kann, letztendlich aber nur im Vergleich mit anderen Eckdaten etwas über seine Bedeutung für das Unternehmensergebnis verrät.

    finde ich übrigens lustig. Erstmal Behauptungen in den Raum stellen und wenn da Gegenwind kommt, einfach sagen auf die paar Milliönchen mehr oder weniger käme es ja nicht an.

    Sorry, ich habe deinen Kommentar (#14) jetzt erst gesehen, sonst hätte ich schon geantwortet.

    Nein, ich habe nicht relativiert und gesagt, dass es auf ein paar Milliönchen mehr oder weniger nicht ankommt. Ich habe vielmehr gesagt, dass ich mit dem Wort „wird“ in meinem Satz „Nun ja, die Entwicklung eines Hustensaftes wird kaum R&D-Kosten generieren, ein Mittel gegen Krebs oder HIV schon“ eine Vermutung ausdrücken sollte. Wenn die Realität eine andere ist, dann lasse ich mich belehren, was aber nichts daran ändert, dass die reine Betrachtung eines absoluten Wertes wenig hergibt. Und daher ist dies kein Einknicken auf Grund eines Gegenwindes.

    Ly Schwatzmaul :
    Ich für meinen Teil habe den Blog hier auch eher so aufgefasst, daß der Autor mal verdeutlichen wollte das es Gründe für hohe Medikamentenpreise gibt und das ein großer Batzen eben in den Entwicklungskosten zu suchen ist …

    Und ich vermute eher eine andere Richtung, nämlich das es eingentlich gegen die „Huschi-Fuschi-Firmen“, wie sie ein Kommentator nannte, gehen soll. Aber da wäre dann unglücklich argumentiert, was ich zwischenzeitlich beschrieben habe. Aber du fasst auf, ich vermute … es herrscht Unklarheit. Vielleicht äußert sich der Autor ja noch dazu, was der Beitrag bezwecken soll.

    Auf deine weiteren Ausführungen möchte ich nicht weiter eingehen, es würde den Rahmen hier sprengen und lohnt nicht.

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  22. Der Artikel hatte als Ziel darzustellen, dass Medikamentenentwicklung eine gute Milliarde kostet. Leider habe ich im Rahmen der Nachforschungen festgestellt, dass das ganze nicht so einfach ist. Ich glaube zwar, dass die Zahl recht nahe an der Wahrheit liegen dürfte, aber belegen kann ich es nicht.

    Am Schluss stand ich dann mit diesem Artikel da und wusste ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt machen soll. Den Vergleich mit Boiron habe ich auch überlegt einzubauen, aber gezögert, weil ich auch damit keine richtig konsequente „Stoßrichtung“ fand. Nach ein paar Tagen entschloss ich mich dann ihn freizugeben, da mir keine nennenswerten Verbesserungen einfielen.

    Ich halte den Artikel allerdings trotzdem für nicht uninteressant. Muss immer alles eine klare Antwort haben? Manche Dinge sind einfach kompliziert.

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  23. Übrigens: Wenn jemand Blogthemen hat (2 wurden ja schon genannt), immer her damit. Ob sich jemand findet, der Zeit hat, sich damit zu beschäftigen, ist allerdings leider eine andere Sache. Zu den beiden Themen ist einiges an Recherche notwendig.

    Und falls jemand zu einem Thema etwas bloggen will, wir nehmen gerne Gastbeiträge an. 😉 Wenn jemand ein eigenes Blog hat und sich mit einem Gastbeitrag „promoten“ will, auch gerne.

    Frisches Blut & neue Ideen würden dem Blog gut tun. Die Vielschreiber hier finden es IMHO zunehmend öde zu gewissen Themen wie Impfen etwas zu schreiben. Wenn man zum 17. mal auf Impfgegnern herumgebissen hat …

    Antworten
  24. Was Impfthemen betrifft, betrifft sollte man wissen, dass es hier traditionell ein „tiered price system“ gibt.
    Entwicklungsländer zahlen kaum etwas, hierzulande kostet zB ein Masern oder Hep B Impfstoff weit mehr.
    Bei neuen Impfstoffen zB Rotavirusimpfstoffen, die in Industrieländern leistbar sind, die aber kaum Todesfälle vermeiden (weil in Industrieländern kaum ein Kind an Rotavirusinfektionen stirbt) ist es wichtig diese zu akzeptablen Preisen in Ländern anzubieten, wo noch an Rotavirusinfektionen gestorben wird. Die Bill & Melinda Gates Foundation macht hier einiges.

    zurück zum Blogthema: Leider versuchen viele Firmen offensichtliche Arzneimittel als Medizinprodukt oder Nahrungsergänzungsmittel zu vermarkten- das spart viel Entwicklungskosten und man kann besser abzocken als mit herkömmlichen Arzneimitteln.

    Antworten
  25. @Flaneur
    Entschuldigung. Tatsächlich hast Du die Relation oben richtig angeben. Im Post Nr. 16 setzt Du aber den Umsatz von Boiron mit den Forschungsausgaben von Pfizer ins Verhältnis, das war missverständlich. 😉

    Antworten
  26. @ bayle

    bayle :
    Im Post Nr. 16 setzt Du aber den Umsatz von Boiron mit den Forschungsausgaben von Pfizer ins Verhältnis, das war missverständlich.

    Hm, das sehe ich zwar nicht, aber ich schlage vor, dass wir uns nicht zu sehr in eine Klein-Klein-Diskussion bzw. einen zu „sportlichen“ Wettbewerb verirren. Ich denke, wir ziehen da schon am selben Strick – und auch am selben Ende, mögen die „Sympathiewerte“ der Pharmaunternehmen auch bei dem Einzelnen unterschiedlich hoch sein…

    Antworten
  27. @Mr. Bojangles
    Da ich den Begriff „Pharmamafia“ und den Vorwurf mit den güldenen Nasen eigentlich hauptsächlich aus dem Camp der alternativ-/komplementär-Medizin Anhänger kenne, hatte ich nach dem ersten Absatz die Erwartung, dass das ein ÃÜberblick über die Faktenlage im Bereich der Pharmaindustrie wird, gefolgt von einem Vergleich mit der Faktenlage bei den Herstellern homöopathischer Produkte.
    Da der Vergleich mit Boiron passenderweise in den Kommentaren kam wars für mich ein interessanter Überblick über ein komplexes Thema. Mal explizit den massiven Unterschied der R&D Kosten zwischen Pharmaunternehmen und den Wasser- und Zuckerpanschern herauszustellen halte ich übrigens durchaus für eine legitime Stoßrichtung.

    Antworten
  28. Ich frage mich, wo die Milliarden landen, die für Marketing ausgegeben werden.
    De facto darf man (zumindest in Deutschland sicher und in den meisten EU-Ländern wohl ebenso) nur das ‚Fachpublikum‘ bewerben.
    Hier geht es also nicht um viele teure Werbeclips zur besten Sendezeit der EM/WM/Olympia (Sportlernahrung von McDonald’s und CocaCola, höhö) sondern eher um die Pharmamädels und Schulungen, Pröbchen und solchen Kram.

    Aber für 20 Milliarden und mehr pro Jahr kann ich mir viele Pharmamädels leisten…

    Wer weiß dazu mehr?

    Antworten
  29. @Stöber

    Stöber :
    Ich frage mich, wo die Milliarden landen, die für Marketing ausgegeben werden.

    Die Hauptbrocken machen wohl Muster und Ärztebetreuung aus. So werden in einer US-amerikanischen Studie die Beträge für das Jahr 2004 (!) aus zwei Erhebungen wie folgt angegeben (in Milliarden USD):

    Muster („samples“): 15,9 bzw. 6,3
    Betreuung („detailing“): 7,3 bzw. 20,4

    Für Werbung direkt an Patienten („DTCA“) werden in einer Erhebung 4 Mrd. USD angesetzt.
    Insgesamt werden für Promotion 27,7 bzw. 47,9 Mrd. USD veranschlagt, die Autoren der Studie kommen sogar auf 57,5 Mrd. USD.

    Die ganzen Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, aber als Anhaltspunkt sind sie sicher nützlich.

    Quelle:
    Gagnon M-A, Lexchin J (2008) The Cost of Pushing Pills: A New Estimate of Pharmaceutical Promotion Expenditures in the United States. PLoS Med 5(1): e1. doi:10.1371/journal.pmed.0050001
    http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.0050001

    Dort gibt es auch eine Tafel mit der Aufteilung der Ausgaben für Promotion.

    Antworten
  30. observer :
    zurück zum Blogthema: Leider versuchen viele Firmen offensichtliche Arzneimittel als Medizinprodukt oder Nahrungsergänzungsmittel zu vermarkten- das spart viel Entwicklungskosten und man kann besser abzocken als mit herkömmlichen Arzneimitteln.

    Meinen Sie etwa die bekannte Pharmafirma GlaxoSmithKline (GSK), die mit ihren Nahrungsergänzungsmitteln der Marke Abtei dem Verbraucher das Geld aus der Tasche zieht?

    Antworten
  31. Naja, Flaneur hat eben einfach zwei Nullen zu den „Entwicklungskosten“ der Huschi-Fuschi-Fraktion dazugesetzt und zack: Er hat Recht. Naja, damit geb ich mich nicht weiter ab, Mathematik für Anfänger sollte man beherrschen.

    Antworten
  32. Statistiker :
    Naja, Flaneur hat eben einfach zwei Nullen zu den ‚Entwicklungskosten’€ der Huschi-Fuschi-Fraktion dazugesetzt und zack: Er hat Recht. Naja, damit geb ich mich nicht weiter ab, Mathematik für Anfänger sollte man beherrschen.

    Ja, ich habe 450 Mio. statt 4,5 Mio. geschrieben. Das war ein Schreibfehler, wie man wohl auch daraus ersehen kann, dass ich an anderer Stelle geschrieben habe: „Und natürlich ist das bei Boiron ein Witz, nicht nur, was den Betrag betrifft. Da braucht micht doch keiner überzeugen und bei 0,9% R&D vom Umsatz muss ich nicht noch die Details betrachten“ (#18).

    Korrekte Angaben sollen natürlich sein, keine Frage, aber auch durch meinen Fehler ändert sich nichts daran, dass ich eben gerade das eklatante Missverhältnis bei R&D darstelle, um das es wohl doch vielen hier geht. Und dabei ist es egal ob nun 450 Mio oder 4,5 Mio. – es geht gegen 9,7 Milliarden. Mit einem bewussten Dazusetzten von zwei Nullen, was mir hier wohl unterstellt wird, hätte ich mir sogar selber ein Bein gestellt. Es war ein Fehler. Und mit Mathematik hat das nun nichts zu tun, allenfalls mit Rechnen. Und mit dem Können, einen Text zu verstehen – und es überhaupt zu wollen.

    Gute Nacht!

    Antworten
  33. Stöber :
    Ich frage mich, wo die Milliarden landen, die für Marketing ausgegeben werden.

    Die Hauptbrocken machen wohl Muster und Ärztebetreuung aus. So werden in einer US-amerikanischen Studie die Beträge für das Jahr 2004 (!) aus zwei Erhebungen wie folgt angegeben (in Milliarden USD):

    Muster (“samples”): 15,9 bzw. 6,3
    Betreuung (“detailing”): 7,3 bzw. 20,4

    Für Werbung direkt an Patienten (“DTCA”) werden in einer Erhebung 4 Mrd. USD angesetzt.

    Insgesamt werden für Promotion 27,7 bzw. 47,9 Mrd. USD veranschlagt, die Autoren der Studie kommen sogar auf 57,5 Mrd. USD.

    Die ganzen Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, aber als grober Anhaltspunkt vielleicht hilfreich.

    Quelle:
    Gagnon M-A, Lexchin J (2008) The Cost of Pushing Pills: A New Estimate of Pharmaceutical Promotion Expenditures in the United States. PLoS Med 5(1): e1. doi:10.1371/journal.pmed.0050001
    http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.0050001

    Dort gibt es auch eine Tafel mit der Aufteilung der Ausgaben für Promotion.

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  34. Interessant. Dann könnte man also grob sagen, daß der Medikamentenpreis den der Verbraucher sieht, in Wahrheit niedriger ist.
    Oder verstehe ich da was falsch. Wenn einer der Hauptbrocken der Marketingkosten die Medikamentenmuster sind, die ja von den Ärzten rausgegeben werden ohne das über die KK abzurechnen (man korrigiere mich, ich kenn mich mit den Abrechnungsdetails nun nicht so aus), dann spart die Allgemeinheit doch eigentlich, da derartige Marketingausgaben zur Senkung der KK Beiträge durch eine geringere Medikamentenbudgetbelastung beitragen….. Gut verpflichten wir doch die Hersteller die Ausgaben für Marketing um 30% zu senken…… Nur daß der Medikamentenpreis dann zwar evtl. fällt aber die Verkaufszahlen sich erhöhen….. Irgendwie denk ich da wieder an ein Milchmädchen.
    Oder hab ich da was falsch verstanden?

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  35. Mr. Bojangles :
    Der Artikel hatte als Ziel darzustellen, dass Medikamentenentwicklung eine gute Milliarde kostet. […] Ich glaube zwar, dass die Zahl recht nahe an der Wahrheit liegen dürfte, aber belegen kann ich es nicht..

    Bei Suche nach einem anderen Thema stieß ich eben auf einen Bericht der BBC, in dem die Entwicklungskosten mit 1Mrd. USD bei einer Entwicklungszeit von bis zu 15 Jahren angegeben werden:

    „But today it costs about $1bn to bring a new medicine to market, a process that can take 15 years.“

    Leider wird nicht weiter darauf eingegangen.

    Quelle:
    The end of drug discovery? http://www.bbc.co.uk/news/health-18095669

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  36. Nochmal zu einer Idee von Flaneur: ich denke, man kann nicht die Entwicklung aller Medikamente über einen Kamm scheren – es gibt sicher Bereiche, wo man die Wirkungsweise so gut verstanden hat, dass man per Molecular Modeling ähnliche Wirkstoffe verhältnismäßig leicht erzeugen kann – da sind dann die Entwicklungskosten verhältnismäßig gering. Und es gibt Bereiche, wo man im Trüben fischt und mit Glück auf ein neues Medikament trifft – manchmal kann man das ja noch halbwegs automatisiert testen, wenn man eine grundsätzliche Idee hat, wie das gehen sollte (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Pharmaforschung#Suche_nach_Leitstrukturen). Und es gibt absolute Zufallstreffer wie Viagra (eigentlich für was ganz anderes gedacht). Bei einigen Medikamenten ist vollkommen unklar, wie sie funktionieren – dort passiert auch quasi keine Neuentwicklung (siehe Inhalationsanästhetika – daran habe ich mal gearbeitet 😉 ) – da dürfte man, damit man was wirklich essentiell neues findet, an die geschätzte 1 Mrd. noch ein paar Nullen dranhängen müssen. Letzten Endes muss man dann auch noch berücksichtigen, wie viele Medikamente bei der Entwicklung den Bach runtergehen – denn die Kosten muss man ja auch wieder irgendwie reinholen – diese Kosten müsste man noch nach irgendeinem schlauen Schlüssel auf die Medikamente, die alle Stufen überleben, umlegen. Und die Kosten für Entschädigungen natürlich auch – wenn sich im Nachhinein rausstellt, dass das doch schädlich für manche Patienten war (da wird’s dann auch schwierig – rechnet man z.B. die Entschädigungen, die für Vioxx fließen, in sowas mit rein? Bleiben die draußen – weil der Konzern entscheidende Studien zurückgehalten hat, wenn ich mich recht erinnere?). Das Thema ist verflixt komplex. Wobei bei Boiron, DHU und Co. nicht nur die Medikamente simpel sind – da ist das mit der Kostenrechnung auch sehr übersichtlich 😉

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  37. Danke für die Zahlen, Flaneur!

    Trotzdem erstaunlich hoch. Wenn ich mal meine eigene Milchmädchenrechnung aufmachen dürfte:
    Um die 4000 Dollar gibt der Durchschnittsamerikaner jährlich für Gesundheit aus. Arznei wird das nicht alles sein, aber sei es drum.
    Bei 16 Mrd USD kann ich damit trotzdem 4 Mio Patienten versorgen, ein Jahr lang.

    Wieviele Pharmamädels à 50.000 $/a kann ich mir für 6 Mrd USD leisten? 120.000.

    Nur mal um die Dimensionen ein bisschen fassbarer zu machen.

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  38. eben gerade bei SPIEGEL ONLINE gelesen:

    Entwicklung von Hepatitis-C-Mittel gestoppt

    Der Wirkstoff BMS-986094 galt lange als aussichtsreicher Kandidat für die Bekämpfung von Hepatitis C – allein in Deutschland sind über eine halbe Million Menschen infiziert. Nach dem Tod einer Testperson stoppte der Pharmahersteller Bristol-Myers nun die Entwicklung. mehr… [ Forum ]

    Demenz-Medikament
    Pharmakonzerne scheitern reihenweise an Alzheimer-Arzneien

    Bei der Suche nach einem Medikament gegen Alzheimer gibt es schon wieder einen Rückschlag: Innerhalb eines Monats musste der dritte Pharmakonzern in Folge einräumen, bei der Entwicklung einer Arznei gescheitert zu sein. Der Wirkstoff hatte sich in der Erprobung als weitgehend wirkungslos erwiesen. mehr… [ Forum ]

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  39. Hm, was soll eigentlich das Ziel dieses Artikels sein? Will man uns klar machen, dass die arme Pharmaindustrie wegen ihrer hohen Kosten ein Recht darauf hat sich eine Goldene Nase zu verdienen? Das sie wegen der Kosten ein Recht darauf hat Studien zu manipulieren welche positive Wirkungen

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  40. *Also irgendwie hat eure Kommentar-funktion ein Problem*

    Hm, was soll eigentlich das Ziel dieses Artikels sein? Will man uns klar machen, dass die arme Pharmaindustrie wegen ihrer hohen Kosten ein Recht darauf hat sich eine Goldene Nase zu verdienen? Das sie wegen der Kosten ein Recht darauf hat Studien zu manipulieren welche positive Wirkungen übertreiben um so den Absatz und damit frühere Investitionen zu sichern?
    Warum ist private Pharmaforschung unethisch?
    Genau *wegen* der hohen Investitionen. Weil ein derartiger privater Aufwand ein unsoziales Patentsystem fördert, weil es die Versuchung fördert aus ökonomischen Gründen ’nach zu helfen‘, weil es zum vergeuden von Ressourcen führt wenn mehrere Unternehmen in Konkurrenz an ähnlichen Medikamenten arbeiten, weil es die Existenz von wenigen großen Konzernen fördert die ganz automatisch synergistisch Preise hoch treiben so als würden diese abgesprochen und weil in unserer ‚freien‘ Gesellschaft solche Unternehmen sich genötigt sehen Lobbyarbeit und Propaganda (Werbung) zu betreiben, was zu Heuchelei und organisierter Verlogenheit führt die unsere gesamte Gesellschaft negativ beeinflusst!
    Was spricht dagegen weltweit Medikamente an unseren Universitäten zu entwickeln, mit staatlichen Mitteln, und diese Früchte der gesamten Menschheit zu schenken? Ist die Idee das ein Heilmittel jemandem gehören kann nicht extrem antisozial?

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  41. @Mediziner
    Nein, was die Intention ist, so wie ich sie verstehe: vor diesem Hintergrund ist es schlicht unwahrscheinlich, dass irgendein Heilpraktiker oder Arzt eine nachgewiesene Behandlungsmethode „nach Prof. X“ entwickeln kann. In diesem Sinne „private Pharmaforschung“ ist nicht unethisch, aber schlicht aussichtslos.
    Eine ganz andere Frage ist, ob eine industrieunabhängige, also quasi staatliche, Pharmaforschung sinnvoll ist. Ich glaube schon, aber dazu muss richtig Geld (Steuergeld und Versichertengeld) in die Hand genommen werden, das wird wohl deutlich.

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  42. Mediziner :
    Was spricht dagegen weltweit Medikamente an unseren Universitäten zu entwickeln, mit staatlichen Mitteln, und diese Früchte der gesamten Menschheit zu schenken? Ist die Idee das ein Heilmittel jemandem gehören kann nicht extrem antisozial?

    Wenig, nur daß diese Forschung dann halt vom Steuerzahler finanziert würde. Ob dieses Szenario dann menschlicher und preiswerter ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Die Dimension der Konsequenz wäre sicherlich auch gar nicht absehbar…..
    Ist zwar ´ne edle Vorstellung aber was mach ich z.B. mit Ländern die kaum Forschung betreiben? Zahlen einfach alle Länder in einen Topf ein und das wird dann gleichmäßig verteilt? Wenn nein, nach welchen Kriterien wird wieviel verteilt.
    Welche Testvorschriften gibt es, welche Zulassungsvorraussetzungen und welche Behörde erteilt die Zulassung.
    Was mach ich mit finanzschwachen Staaten? Zahlt z.B. Indien weniger, obwohl sie ca. 1/5 der Weltbevölkerung stellen? Wenn ja, wer kann das bezahlen? Wenn nein, wie hilft man dann dem betreffenden Staat aus der Pleite?
    Wer kommt für die Schaffung der Infrastruktur in der Forschung auf (Zentren werden gebaut werden müssen etc.)? Wer stellt die Medikamente dann her?

    Mal ehrlich Mediziner…… Bist Du älter als 15?
    Wie gesagt, es geht mir nicht darum die bestehende Praxis in Gänze zu rechtfertigen bzw. gutzuheißen, aber Problemlösungsversuche ohne ein Minimum an Realismus enden meist im Desaster für die Allgemeinheit und in einer psychotischen Weltentfremdung der „Erfinder“ dieser Form der Problemlösung…..

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  43. Pingback: Meine Ice Bucket Challenge – oder auch nicht | (Bau)meistergedanke

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