Johann Grander ist tot

Zeit für einen Nachruf, wie es scheint: der Wasserverwirbler Johann Grander ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Er gehörte zu den prominentesten Esoterikern Österreichs, dessen antiwissenschaftliches Agieren nicht nur dort nachhaltige Wirkung zeigte.

Zu seiner größten Leistung gehörte, dass er es geschafft hat, extrem vielen Leuten einzureden, dass es sinnvoll ist, für seine unwirksamen Geräte einen Haufen Geld auszugeben. Seine Wasserbeleber sind europaweit verbaut, immerhin 167 Schwimmbäder sind nach eigenen Angaben damit ausgestattet, ebenso manche Schulen und öffentliche Anlagen.

Seine Firma hat es damit immerhin auf einen Jahresumsatz von etwa 13 Millionen Euro gebracht, nicht schlecht für einen schlichten Eisenrohrverkäufer. Er selbst glaubte mit ziemlicher Sicherheit an die Wirksamkeit seiner Geräte; immerhin bezahlte er regelmäßig Diplomarbeiten, die sich damit beschäftigten. Allerdings, nicht einmal „Wer zahlt, schafft an“ half in seinem Fall. Die Arbeiten verliefen ausnahmslos ergebnislos. Und da das natürlich relativ blöd ist, griff er auf das probate Mittel der Sperre zurück. Arbeiten, die in Zusammenarbeit mit der Industrie entstehen, können für 5 Jahre gesperrt werden. Eine an sich nicht unvernünftige Regelung, um Studenten Zugang zu interessanter Forschung in Betrieben zu ermöglichen, diente sie aber hier dem Zweck, Forschung zu unterdrücken.

Den Höhepunkt seiner Karriere hatte er sicher, als er 2000 für sein Lebenswerk mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung war eine Verhöhnung der Wissenschaft, für die die österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer im Endeffekt verantwortlich zeichnete. Die bei Skeptikern sehr beliebte Ministerin war in Österreich so geschätzt, dass der „Big Brother Lifetime Achievement Award“ in „Lebenslanges-Ärgernis-Elisabeth-Gehrer-Preis für die nachhaltigste Annäherung an die Romanvorlage 1984“ umbenannt wurde. Man muss gestehen: für eine Bildungsministerin eine ziemliche Leistung, drei Jahre in Serie den Big Brother Award zu gewinnen!

Als dann die Ära Gehrer zu Ende ging, stellten einige Parteien Österreichs den Antrag, Grander das Ehrenkreuz wieder abzuerkennen und begründeten dies mit Beweisen zur fehlenden Wissenschaftlichkeit von Granders Thesen. Gehrers Nachfolger Hahn lehnte allerdings ab: es gebe „keine ernsthaften und schwerwiegenden Gründe“. Nur weil etwas unwissenschaftlicher Humbug ist, ist das noch kein Grund. es nicht mit einem Ehrenkreuz der Wissenschaft zu adeln.

Bei solchen Ministern muss man sich nicht wundern, dass Österreich Spitze ist. Im Bereich der Wissenschaftsignoranz.

Noch 2009 bekam Grander eine weitere Ehrung von der Wirtschaftskammer Tirol. Tirol, Tirol – da war doch was. Ach ja: Hinter den Bergen …

Johann Grander war ein Wegbereiter der Unwissenschaftlichkeit, ein Stachel im Fleisch der Vernunft und als solcher wird er in Erinnerung bleiben.

35 Gedanken zu „Johann Grander ist tot“

  1. „Über die Toten nur Gutes!“ – „Wieso? Ist denn Abkratzen neuerdings ein Verdienst?“
    („Das kleine Arschloch“, 1997)

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  4. Vorsicht, NEID frist die Seele auf. Also geschmackloser geht es wohl nicht!! Ich habe Johann Grander kennenlernen dürfen und kann nur sagen EINFACH SCHAMLOS dieser Nachruf!! Er war ein großartiger Mensch.

  5. Elke :

    Vorsicht, NEID frist die Seele auf. Also geschmackloser geht es wohl nicht!! Ich habe Johann Grander kennenlernen dürfen und kann nur sagen EINFACH SCHAMLOS dieser Nachruf!! Er war ein großartiger Mensch.

    Na gut, dann eben ein großartiger Wegbereiter der Unwissenschaftlichkeit und ein großartiger Stachel im Fleisch der Vernunft.

  6. Elke :

    Vorsicht, NEID frist die Seele auf. Also geschmackloser geht es wohl nicht!!

    Ohdoch, das ginge problemlos. Wir verzichten allerdings, Verstorbene als Person lächerlich zu machen.

    Ich habe Johann Grander kennenlernen dürfen und kann nur sagen EINFACH SCHAMLOS dieser Nachruf!! Er war ein großartiger Mensch.

    Ja und? Er mag ein netter und lieber Kerl gewesen sein, der von seiner Erfindung überzeugt war. Deswegen heißt das noch lange nicht, dass seine Behauptungen richtig waren. Im Gegenteil, wären sie es gewesen, hätte er Physik und Chemie revolutioniert.

    Und warum soll man sich schämen, wenn man Unfug als Unfug benennt?

  7. Elke :
    …Er war ein großartiger Mensch.

    Es gibt auch Leute die das gleiche über Stalin sagen (um nicht gleich zum drastischsten Beispiel zu greifen) und sie mögen sogar Recht haben, aber macht das seine Taten ungeschehen?

    Niemand hat hier Herrn Granders menschliche Qualitäten angezweifelt oder kritisiert, aber er hat im großen Maßstab Leute mit nicht haltbaren Versprechungen dazu gebracht, seine Produkte zu kaufen und das muss man auch angesichts des Todes eines Menschen sagen dürfen.

  8. Vielleicht nimmt er seinen Schwachsinn ja mit ins Grab, wenn die Leute merken, dass ihn sein Wundermittel auch kein wirklich überdurchschnittlich langes Leben garantieren konnte. Aber irgendein schamloser Scharlatan wird schon an seine Stelle treten uns seine Arbeit weiterführen. Wirklich traurig ist das…Tote Glieder werden schnell ersetzt.

  9. @Stefan
    Hab ich auch nie verstanden. Der Tod gehört genauso zum Leben, wie das Leben selber. Und man muss vor solchen Leuten auch warnen, wenn Sie tod sind, damit nicht irgendein noch Verrückterer seinen Platz einnimmt. Nach der Logik könnt ich auch sagen: „Nichts schlechtes über Hitler. Hat zwar viel Scheiße gebaut, aber eigentlich war er immer freundlich und ein Mensch mit Idealen.“ Eine Verhöhnung für die Opfer.

  10. @ MagicGuitar

    du schreibst hier auf einem Qualitätsblog … müssen da Allgemeinplätze sein? Zitat MagicGuitar: „Der Tod gehört genauso zum Leben, wie das Leben selber.“

    Ludwig Wittgenstein, „Tractatus logico-philosophicus“:

    „6.4311 Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht.“

  11. MagicGuitar :
    Vielleicht nimmt er seinen Schwachsinn ja mit ins Grab, wenn die Leute merken, dass ihn sein Wundermittel auch kein wirklich überdurchschnittlich langes Leben garantieren konnte. Aber irgendein schamloser Scharlatan wird schon an seine Stelle treten uns seine Arbeit weiterführen. Wirklich traurig ist das…Tote Glieder werden schnell ersetzt.

    Ist wohl nix mit ins Grab nehmen.

    Da gibt es ja die Firma U.V.O. (Umwelt-Vertriebs-Organisation) die den aus „dem Esoterik-Milieu stammenden parawissenschaftlichen Unfug“ (Zitat Dr. Erich Eder) vertreibt.

  12. Goesberg :Er hätte seinen Kram wohl kaum verkauft bekommen, wenn er ein Arsch gewesen wäre…

    „Nicht-Arsch-sein“ war aber noch nie eine Voraussetzung für kommerziellen und finanziellen Erfolg. Kann derzeit übrigens in Echtzeit beobachtet werden.

  13. Tja, Grander hat uns verlassen und das gerade, wo jetzt alle Reichsregierungen, König Fitzefatze und noch ungezählte andere Spinner zum großen vereinigungsparteitag ansetzen: http://aufbruch-gold-rot-schwarz.net/

    Da wäre Schwarz-Rot-Braun vielleicht doch die bessere Farbwahl. Ich schlage schon mal die ersten Minister der Weltregierung vor:

    – Minister für Wissenschaft und Strahlenwaffen: Dr. Axel Stoll
    – Minister für Sauerstofffragen: UweB
    – Ministerin für Channelling und andere Kopfschmerzen: Anthera
    – Propagandaminister: Jo Conrad
    – Minister für Hermelinfragen: König Fitzefatze

  14. Elke :
    Vorsicht, NEID frist die Seele auf. Er war ein großartiger Mensch.

    Nein, er war kein großartiger Mensch, definitiv nicht. Er hat (sich und?) andere übel getäuscht.

  15. „Bei solchen Ministern muss man sich nicht wundern, dass Österreich Spitze ist. Im Bereich der Wissenschaftsignoranz.“

    Lieber Autor, Österreich ist so wenig oder so viel Spitze wie andere Staaten auch. Ich war vor kurzem einige Monate in den USA …

  16. Kurfürst :
    “Bei solchen Ministern muss man sich nicht wundern, dass Österreich Spitze ist. Im Bereich der Wissenschaftsignoranz.”
    Lieber Autor, Österreich ist so wenig oder so viel Spitze wie andere Staaten auch. Ich war vor kurzem einige Monate in den USA …

    Der Autor hat die angesprochene Passage – wohl bewusst – als Link gestaltet. Man muss diesem nur folgen, um zu wissen was dort gemeint ist. Ob man sich der Schlussfolgerung anschließt oder nicht steht auf einem anderen Blatt, aber diese Diskussion wäre mit dem Standard zu führen.

  17. Ach, Mephisto. Mit dem STANDARD diskutiere ich über die homöopathische Reiseapotheke dort, mit dem hiesigen Blog da.

    Ob der alte Grander mit der Verleihung eines Ordens den Höhepunkt seiner Laufbahn erreicht hat, weiß ich nicht.
    Ich für meinen Teil darf anmerken, dass ich keinen Schimmer davon habe, wer aller diesen Orden einheimste und über das vom Autor angeführte epochale Ereignis der Ordensverleihung habe ich nicht den Hauch der Erinnerung. Ich muss allerdings einräumen, dass TV-Seitenblicke und ordensbestickte Opernbälle nicht mein Revier sind.

    Und vor allem habe ich massive Zweifel daran, dass sich Ignoranz von Wissenschaften in einem Staat an einigen Politikern und einer ehemaligen Handarbeitslehrerin messen lässt.

    Zum Formalen: das Einstellen eines Links bedeutet immer auch eine Bewertung desselben, alles andere wäre heiße Luft. Und dies ist der ansonsten gelungene Beitrag sicher nicht.

    Pauschale Bewertungen und Verurteilungen irgendwelcher Länder, Ethnien und Gemeinschaften gehen meistens in die Hose. Wenn der bestimmte Artikel zum Demonstrativpronomen wird, sollte man auf die Bremse steigen.

  18. 83… ist auf jeden Fall keine schlechte Hausnummer. Die hat mein Oppa aber auch locker geschafft und der schwörte eher auf gebranntes Wasser… 😉

    Bei einem, der so tolle Apparaturen „erfunden“ hat, sollte man doch eigentlich erwarten, daß der locker die 100 reißt.

    Tja.

  19. Kurfürst :Pauschale Bewertungen und Verurteilungen irgendwelcher Länder, Ethnien und Gemeinschaften gehen meistens in die Hose. Wenn der bestimmte Artikel zum Demonstrativpronomen wird, sollte man auf die Bremse steigen.

    Freilich. Ich kann Dich insofern beruhigen, dass der Autor ein Landsmann von Grander ist, und sich dadurch vielleicht etwas mehr erlauben kann. Wobei natürlich auch das keinerlei Begründung ist.

  20. @Kurfürst
    Wie ich schon schrieb:

    Ob man sich der Schlussfolgerung anschließt oder nicht steht auf einem anderen Blatt,…

    Es muss nicht jeder die Auffassung über die Wissenschaftsignoranz in Österreich teilen. Der Link gibt jedem die Möglichkeit sich sein eigenes Urteil zu bilden. Ich z.B. habe die Einschätzung von vornherein auch für zu pauschal gehalten und der verlinkte Beitrag konnte mich nicht vom Gegenteil überzeugen. Am Inhalt des Textes an sich ändert sich dadurch aber letztenendes nichts, egal zu welcher Schlussfolgerung man kommt. Aus diesem Grund sehe ich hier weder einen nennenswerten Anlass zur Kritik am Autor, noch zu einer ausgeprägten Diskussion.

  21. Hallo,
    entschuldigt bitte das OT, aber bei uns in der Umgebung laufen in letzter Zeit vermehrt Futzis herum von einer Firma die sich Wasserweik(wasserweik.com) nennt, behauptet, dass unser Trinkwasser schlecht und voller Schadstoffe wäre und das einzige Mittel dagegen wären ihre Geräte, die eine „Molekularfiltration“, „biophysikalische Anpassung“ und „Levitation“ des Wasser vornehmen mit einem 99%igen Wirkungsgrad.(was sonst?^^) Knapp 3000€ kostet der Spaß.

    Unguter Weise haben die mit ihren Hiobsbotschaften über unser Trinkwasser einige Leute hier in helle Aufregung versetzt und die überlegen nun ersthaft ob sie ihr Geld dafür rausschmeißen wollen.

    Weiß evtl. jemand hier etwas über Wasserweik? Ob evtl. ein alter Bekannter dahinter Steckt oder ob es wirklich ein neuer Player ist.

  22. also wenn das stimmt was da auf der homepage von wasserweik steht, ist das eine entionisierunganlage für wasser. sprich du hast dann entionisiertes wasser. wie für das bügeleisen. kalkflecken gehören der vergangenheit an 😉
    vom trinken rate ich aber ab. entionisiertes wasser entzieht dem körper salze usw. auf dauer nicht gesund.

  23. @peter: da entionisiert gar nix. Wie soll das denn gehen, wenn man verschlossene und eingeschweißte kleine Wasserportionen (Aus dem heiligen Stollen von Grander) in die Nähe des Leitungswassers bringt? Oder meinst Du, dass wenn man eine Flasche Mineralwasser neben einen Kanister mit destilliertem Wasser stellt, da ein Ionenaustausch oder sonst was geschieht?

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