Offener Brief an die Gemeinde Bad Boll

Ein offener Brief von GWUP-Mitgliedern an eine Gemeinde im Württembergischen, die es für nötig hält, Schwurbel offen auf ihrer Homepage zu bewerben. Problematisch ist dies insbesondere deshalb, weil man das unter der Rubrik „Gesundheitsdienstleister“ macht und weil man sich als Kurort präsentiert. Die Gemeinde Bad Boll ist daneben noch die Heimat der anthroposophischen Wundermittelfirma Wala, die in mehrerlei Hinsicht problematisch ist.

 

Meist ist die Einsichtigkeit eher gering, was das Anerkennen von solchen Fehlleistungen angeht. Aber wenn man nichts sagt, wird man auch nichts bewirken können. Man hat zumindest darauf hingewiesen und regt zum Überdenken an. Daher unsere volle Unterstützung für den Brief, den wir hiermit auch virtuell unterschreiben.

 

Wir haben uns erlaubt, noch ein paar Links in unser Wiki zu setzen, damit klar wird, was man da eigentlich bewirbt.

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

Sehr geehrte Gemeinderatsmitglieder,

auf Ihrer Homepage der Gemeinde Bad Boll finden wir beim Aufruf unter der Rubrik „Gesundheitsdienstleister“ Betriebe und Heilversprecher mit absonderlichen, ans Mittelalter erinnernde und von Aberglauben und Unwissenheit strotzende Leistungen. Sie gewähren diesen Anbietern damit eine Stimme unter der Bezeichnung Gesundheitsdienstleister. Wir würden dies als Irreführung bezeichnen.

Entsprechende Anbieter werben mit der Abwehr von angeblichen gesundheitlichen Gefahren, die der Wissenschaft entweder unbekannt sind oder deren Existenz bei wissenschaftlichen Prüfungen nicht bestätigt werden konnten. Mit diesen vermeintlichen Gefahren werden unbegründete Ängste geschürt; diese Ängste aber können zu realen Schäden führen, die weit über die rein finanziellen Kosten der „Abwehrmaßnahmen“ hinausgehen, da sie das Vertrauen in Wissenschaft, Technik und Medizin unterminieren.

So finden sich in ihrer Rubrik „Gesundheitsdienstleister“, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, u.a.

• ein Baubiologe, der Untersuchungen zu nicht bekannten Erdstrahlen durchführt [1] und der Wissenschaft unbekannte Bioresonanzmethoden mit Bergkristallen sowie holistische Energiearbeit nach Jesus Christus anbietet [2],

• eine Geistheilerin, die „Heilung auf geistiger Ebene durch Einwirken auf die äußere Schicht der Aura“ verspricht. Sogar Geistesoperationen hat sie im Programm [3]!

• Ein Heilpraktiker, der amerikanische Chiropraktik anbietet, die allgemein als unwissenschaftlich und sogar als gefährlich eingestuft wird [4],

• sowie eine weitere Heilpraktikerin, die astrologische Psychologie anbietet [5].

Die Vielzahl der unwissenschaftlichen Angebote, die auf hochgradig irrationalen und teils widerlegten Weltanschauungen beruhen und über Ihre Gemeindeseite abrufbar sind, ist schon erstaunlich und daher für die Öffentlichkeit erwähnenswert.

All diese Methoden, die einer auf wissenschaftlicher Evidenz basierenden Medizin widersprechen, bieten Sie unter ihrem Gemeindewappen eine Plattform im Internet an und erwecken damit den Eindruck, diese Angebote seien staatlich anerkannt und nachweislich wirksam. Durch die gemeinsame Auflistung setzen sie seriöse Mediziner auf die gleiche Stufe wie unbewiesenen Humbug. Auch unter dem Deckmantel einer „therapeutischen Offenheit“ sollte im Sinne des Verbraucherschutzes keinen Unsinn und erst recht keine Angstmacherei beworben werden.

Gerne erhalten Sie auf Anfrage weitere Informationen und Quellen zu diesen esoterischen Leistungen, sowie eine wissenschaftliche Einordnung.

Wir erbitten um ihre Stellungnahme zu diesem Abschnitt der Internetpräsenz der Gemeinde Bad Boll.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Philippe Leick – Ina Bauer – Dipl.-Phys. Giuseppe Distratis – Henk de Lamper – Dr. med Tilman Schwilk

Dipl.- Ing. Bernd Cunow
Lerchenweg 3 73119 Zell
07164 130625
berndcunow@aol.com

Die Unterzeichner sind Mitglieder der Regionalgruppe Stuttgart der GWUP e.V. (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften), einem anerkannten gemeinnützigen Verein, der Wissenschaft und Aufklärung verpflichtet ist.

https://gwup.org

Quellen:

[1] https://www.bad-boll.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=241968

[2] Siehe verlinkte Homepage des Anbieters, http://www.aquareflect.de/holistische-energiearbeit/

[3] https://www.bad-boll.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=241955 bzw. die Seite der Anbieterin, https://www.geistiges-heilen-edelmann.de/was-ich-anbiete/geistheilung/

[4] https://www.bad-boll.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=241978 bzw. https://www.chiropraktik-koester.de/

[5] https://www.bad-boll.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=242018 bzw. https://www.margret-thomas.de/therapien/horoskop-träume/

3 Gedanken zu „Offener Brief an die Gemeinde Bad Boll“

  1. Sobald es weitere Reaktionen gibt, erfahrt Ihr es bei PSIRAM als Erstes. Angeschrieben wurde auch das Gesundheitsministerium, Verbraucherschutz BW, alle regionale Pressen, alle sechs Pfarrer/innen(da es sich überwiegend um Konkurrenz handelt) und natürlich EXTRA3 “ der normale Wahnsinn“.

    Wir haben die Gemeinde wegen Ihrer Unterstützung auf Ihrer Gesundheitsseite von esoterischem Humbug für das Goldene Brett vor dem Kopf nominiert.

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  2. Keine Ahnung, aber vielleicht ist das die Reaktion und wenn ja dann ist das schon sehr grenzwertig.
    „„Die Gemeinde Bad Boll macht sich weder die Inhalte noch die Art der nachfolgend aufgeführten Gesundheitsdienstleister in Bad Boll zu eigen und wertet diese auch nicht.

    Wir sind eine weltoffene, tolerante Gemeinde und begrüßen unternehmerische Eigenverantwortung sowie engagiertes Handeln. Eine abschließende Wertung des “derzeitigen Standes der wissenschaftlichen Erkenntnis“ wäre nicht nur ein Widerspruch in sich, sondern verbietet sich geradezu.““
    https://www.bad-boll.de/verzeichnis/index.php?kategorie=4046

    Mit anderen Worten Geistheilung, astrologische Psychologie, oder holistische Energiearbeit nach Jesus Christus sind nicht unwissenschaftlich. Sie warten nur noch auf den Beweis.

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    • Klassischer Zirkelschluss der Gemeinde: „Wir wissen dass wir nicht alles wissen können, also wissen wir nichts“ Oder vermutlich ehrlicher: „Ist und Schaisegal, solange fette Steuern dabei rauskommen.“

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