Please note: This article also has an English version: https://blog.psiram.com/?p=3902
In den letzten Wochen haben wir viel über dürftigen Journalismus in deutschen Magazinen und Zeitungen, wie „Die Welt“ und „GEO“ gebloggt.
Als wir vor einigen Tagen ein neues Interview im „The Telegraph“ mit Edzard Ernst bemerkten, waren wir begeistert.
Vermutlich kennen die meisten unserer Leser Herrn Ernst; einige haben wahrscheinlich “Gesund ohne Pillen – was kann die Alternativmedizin?”, ein Buch über Alternativmedizin, das er zusammen mit Simon Singh schrieb, gelesen. Trotzdem möchten wir ihn kurz vorstellen:
Edzard Ernst ist der erste Professor für Alternativmedizin der Welt und lehrt an der Universität von Exeter, England. Er ist weltweit der führende Experte für Alternativmedizin und ein unerschütterlicher Verteidiger der wissenschaftlichen Methodik. Seine Position drückt er wohl am besten selbst aus (Auszug aus einem Interview mit ihm und Simon Singh):
For us, there is no such thing as alternative medicine. There is either medicine that is effective or not, medicine that is safe or not. So-called alternative therapies need to be assessed and then classified as good medicines or bogus medicines. Hopefully, in the future, the good medicines will be embraced within conventional medicine and the bogus medicines will be abandoned.
Seine Arbeit hat ihm den Respekt von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt eingetragen.
Nun, zurück zum aktuellen Thema. Der Artikel im Telegraph erwies sich als, äh also, nun ja. Sagen wir mal, er hatte einen besonderen Touch. Wir hatten etwas anderes erwartet, etwas Solideres, mit mehr Stil.
Verblüfft entschieden wir uns, Professor Ernst über den Artikel zu befragen.
Was hat Sie am meisten am Artikel gestört?
Meiner Ansicht nach war das Ärgerlichste die Einstellung der Journalistin. Sie schien Wissenschaft herabzusetzen und Unwissenschaftlichkeit anzupreisen. Das mag man vielleicht von einer billigen Frauenzeitschrift erwarten, aber nicht vom meistgelesenen Blatt Großbritanniens.
Wir könnten nicht mehr zustimmen, auch uns erschien der Artikel sehr herablassend. Die Einstellung der Journalistin ist offenbar treffend klassifiziert mit: „Was auch immer, interessiert mich nicht sehr“.
Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Wir fragten Professor Ernst noch nach der Qualität des Artikels und nach potentiellen Fehlern. Er war so freundlich, uns ein paar Beispiele zu nennen:
Es waren zu viele faktische Fehler und Ungenauigkeiten, um sie aufzuzählen. Zum Beispiel existiert eine „recuperative medicine“ („stärkende Medizin“) nicht. Ich teilte ihr mit, dass ich den Lehrstuhl für Physikalische Medizin und Rehabilitation in Wien innehatte. Ebenso habe ich nie gesagt, dass meine Einheit zu Spitzenzeiten 20 Forschungsprojekte durchführte; ich erwähnte, dass wir früher 20 Forscher waren. Zu diesem Zeitpunkt betrieben wir weit mehr als 20 Projekte und selbst jetzt führen wir etwa 20 durch. Dies mag nach Trivialitäten aussehen, sind aber tatsächlich die Ergebnisse von mangelhaftem Journalismus.
Unsere deutschen Leser werden uns vermutlich zustimmen, das kommt dem, was GEO und Die Welt abgedruckt haben, nicht nahe, aber es ist schlimm genug. Sollte ein Journalist nicht danach streben, die Fakten korrekt darzustellen? Wir sind uns nicht sicher, was schlimmer ist: Die groben Fehler (die man leicht sieht) in unseren deutschen Magazinen oder die schlampigen, gleichgültigen Fehler im Telegraph?
wenn die Journalistin schon doof war, war sie dann wenigstens hübsch?
Irgenwelche Qualitäten müßte man ja haben um für das meistgelesene Blatt Englands zu schreiben?