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Artikel Tagged ‘Der Standard’

Homöopathie im Standard

26. November 2012 27 Kommentare

Der Standard, eine österreichische Tageszeitung, ist an und für sich kein schlechtes Blatt. Aber wie es scheint, muss die Gesundheitsredaktion mindestens einmal im Jahr einen Bock schießen. Ist wohl Jagdsaison oder so.

Diesmal berichtet das Blatt über ein Symposium zur wissenschaftlichen Forschung in der Homöopathie: „Nicht Glauben sondern Wissen(schaft)“. Dabei wurde wohl über folgende Themen referiert:

  • Kann Homöopathie den Kriterien der evidenzbasierten Medizin standhalten?
  • Ist homöopathische Behandlung auf lange Sicht billiger als schulmedizinische?
  • Wie können HomöopathInnen in der Praxis ihren Beitrag zur Wissenschaft leisten?

Das Wort Symposium kann hier wohl nur im primitivsten altgriechischen Sinne gebraucht worden sein, andernfalls erschließt sich uns der Gedanke der Veranstaltung nicht, denn die Antworten kann man aus dem Handgelenk geben: „Nein„, „Nein“ und „Ist das eine Fangfrage?“.

Welch Geistes Kind der Artikel (und die Veranstaltung) ist, zeigt sich dann schon im ersten Satz zum Symposium.

Die Abgrenzung zur Schulmedizin dominierte, aber es gab Beispiele, wie sich das Beste zweier Welten vereinbaren ließe

Damit ist ein für alle mal klargestellt, hier geht es um: Die „böse Schulmedizin – die sanfte Homöopathie“. Und da die Homöopathie so lieb ist, geht sie auf die böse Schulmedizin ein. Sie ist ja viel verständnisvoller und sucht den Kompromiss. Wie der Jäger, der 2 Schüsse abgibt: einen vorn vorbei, einen hinten vorbei. Als Kompromiss definiert man: Er hat getroffen. Mehr…

Esoterik oder Religion haben noch keine einzige Glühbirne zum Leuchten gebracht.

25. April 2011 21 Kommentare

Wir haben den österreichischen Online-Standard, speziell die „Gesundheits“redaktion öfters ob der absurd-esoterischen Ausrichtung kritisiert. Heute mal ein Lob.  Das Interview mit dem Physiker Heinz Oberhummer ist ein Lesebefehl.

 

Für Heinz Oberhummer ist das Gehirn eines der faszinierends­ten Dinge der Evolution und die Liebe das Tollste am Menschen

 

Hier gehts weiter.

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Verächtlichmachung der Hömöopathen. Michael Frass ist beleidigt.

5. Februar 2011 47 Kommentare

Im Online-Standard, berüchtigt berühmt für seine fachliche Qualifikation im medizinischen Bereich, lesen wir ein Interview mit Michael Frass, Vizepräsident der Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie in Österreich. Er wurde zu der lustigen Aktion 10:23 befragt, die heute stattfand. Er klingt irgendwie beleidigt. Kein Wunder, sich über ein zweihundert Jahre altes Hirngespinst geniales, ganzheitliches Gesundheitskonzept auf göttlicher Basis lustig zu machen, ist schon fies. Denn was sind schon 200 Jahre im göttlichen Erdenplan? Wie kann man nur bereits nach 200 Jahren intensiver Forschung in Biologie, Chemie, Biochemie, unzähligen ergebnislosen Studien sich darüber nur lustig machen, wo der Homöopath doch so ganz sicher ist, dass es funktioniert? Voll gemein. Aber schauen wir mal, was er so sagt, der Herr Dr. Frass: Mehr…

Von der Kunst nichts zu erklären

9. April 2010 7 Kommentare

Im neuesten Teil ihrer kleinen PR-Serie auf www.derStandard.at zeigt Frau Wolkenstein wie man aus einer Pollenallergie maximalen Gewinn schlägt und einem kleinen Jungen entgegen aller Beteuerungen nicht ursächlich behandelt, sondern die durchaus erfolgversprechende Hyposensibilisierung durch einen Blumenstrauß an verschiedenen lukrativen und hübsch alternativen Therapien ersetzt.

Frau Wolkenstein schildert einen typischen Fall einer Pollenallergie bei einem achtjährigen Jungen. Nach ein paar einführenden Worten, in denen sie die Symptome beschreibt und kurz auf die Hygiene-Hypothese eingeht,  kommt sie auf den Punkt:

Die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung (Impfung gegen Allergie) gegen die Birkenpollenallergie wurde nach vorausgehender Testung vom zuständigen Facharzt vorgeschlagen. In Absprach (sic!) mit seiner Mutter hatte sich der Junge dazu entschieden, es mit Akupunktur zu versuchen.

Als Ärztin sollte Frau Wolkenstein wissen, dass die vom Facharzt vorgeschlagene Therapie sinnvoll gewesen wäre (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19000581). Für die erfolgreiche Anwendung von Akupunktur bei diesem Krankheitsbild (wie auch praktisch jedem anderen), gibt die Studienlage nicht sehr viel her.

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Wozu ein Wärmflasche wenn man auch eine Therapeutin bezahlen kann?

9. März 2010 11 Kommentare

Im dritten Teil der Werbeserie für das Institut Wolkenstein beim Standard geht es um Menstruationsbeschwerden. Natürlich ein typisches Frauenthema und wieder schafft es Frau Wolkenstein der Patientin einen Großteil ihres Repertoires anzudrehen.

Die 35-jährige Patientin klagt über die typischen Symptome von Menstruationsbeschwerden, Spannungsgefühl in den Brüsten, krampfartige Schmerzen im Unterbauch etc. Die Ursache für diese Beschwerden sind bekannt: zum einen sinkt vor der Menstruation der Hormonspiegel, zum anderen zieht sich die Gebärmuttermuskulatur zusammen. Entsprechend kann mit Hormonen therapiert werden. Viele Frauen berichten zum Beispiel von einer Linderung der Beschwerden durch die Einnahme der Pille.

Frau Wolkenstein wäre aber nicht Frau Wolkenstein wenn Sie das nicht als minderwertig abtun und ein Sammelsurium anderer Therapien anbieten würde:

Schulmediziner raten zur Einnahme von Hormonen – Die Alternativmedizin behandelt das Yin-Phänomen Kälte

Die Begründung ist etwas abenteuerlich:

In der Chinesischen Medizin lautet das Ziel jeder Therapie: „behandle die Wurzel des Problems“.

Die „Wurzel des Problems“ ist eindeutig der Hormonspiegel und das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur. In der TCM kann das aber nicht die Wurzel sein, denn Hormone kannten die alten Chinesen nicht und über die Gebärmutter wussten sie auch nicht sehr viel.
Alternativ muss natürlich ein anderes Behandlungskonzept her und da bemüht Frau Wolkenstein mal wieder die „Kälte“:

Aus traditionell chinesischer Sicht ist die „Kälte“ als ursächliches Problem hier klar definiert.

Das ist wunderbar universell und man kann ganze viele Therapien unterordnen, die sofort einleuchten und schließlich hatte die Patientin ja auch direkt richtig gehandelt und die Beschwerden mittels Wärmflasche gelindert.

Exkurs: Wenn ich mir die Mühe mache und eine Wärmflasche herrichte, geht es mir bei Anwendung derselben in jedem Fall besser.

Warum wird die Gebärmutter denn nun „kalt“? Auch hier weiß Frau Wolkenstein zu überzeugen:

Sitzen auf kalten Gegenständen, nasse und häufig kalte Füße, Baden in kalten Gewässern und generell Erkältungen kommen als Ursachen in Frage.

Uns ist nicht bekannt ob es sich bei der Patientin um ein Reptil gehandelt hat, aber wenn sie Menstruationsbeschwerden hat, ist sie mutmaßlich doch eher ein Mensch. Menschen sind gleichwarm. Das bedeutet, dass die Temperatur konstant bei ca. 37°C gehalten wird, zumindest im Innern des Körpers. Es gibt kaum ein Organ das mehr im Innern liegt als die Gebärmutter, um diese abzukühlen muss schon einiges mehr passieren als auf kalten Gegenständen zu sitzen. Wie schrecklich wäre es, wenn kalte Füße zum Absinken der Kerntemperatur führen würden? Außerdem sollten dann die Beschwerden im warmen Sommer deutlich weniger schlimm ausfallen als im Winter. Das scheint aber nicht der Fall zu sein.

So richtig abenteuerlich wird es bei den Erkältungen. Die zugrundeliegende Virusinfektion macht sicher einiges mit dem Körper, aber abkühlen sicher nicht. Auch wenn man vielleicht fröstelt, bleibt die Körpertemperatur bei 37°C, oder man bekommt sogar Fieber. Da her kann die „Kälte“ kaum kommen. Das ist wieder ein Beispiel dafür wie naiv ein körperliches Empfinden (frösteln) auf den Gesamtkörper übertragen wird obwohl keine reale Grundlage besteht und wie kindlich ein Wort als Diagnose herangezogen wird: „Erkältung“ = „kalt“.

Natürlich wird auch das Steckenpferd von Frau Wolkenstein, die Ernährung, verwurstet:

Die Ernährung spielt ebenfalls eine große Rolle. Obst, Salate und rohes Gemüse verbrauchen beim Verdauungsvorgang viel Energie und geben ihrerseits dem Körper kaum Energie zurück. Das Ergebnis ist ein Wärmedefizit im Organismus, der sich durch ständiges Frieren und Abneigung gegen Kälte, sowie Verlangen nach Wärme bemerkbar macht.

Die Dame ist ausgebildete Medizinerin und sollte daher ein Mindestmaß an Kenntnis über Stoffwechselphysiologie besitzen. Die Körpertemperatur wird gleichbehalten, egal was man isst. Es kann bei unzureichender Ernährung maximal zum Kaloriendefizit kommen, das ggf. durch Aktivierung der Kohlenhydrat- oder Fettreserven ausgeglichen wird. Wenn die Patienten keine Reserven mehr hätte, könnte es tatsächlich zum Absinken der Körpertemperatur kommen, aber dann hätte sie vermutlich auch keine Menstruation mehr. Der indirekte Rat auf Obst, Salat und Gemüse zu verzichten ist mindestens grenzwertig.

Kommen wir nun zur Therapie. Es geht mal wieder darum Wärme in den Körper zu leiten:

In der Kombination mit Moxibustion eignet sich die Akupunktur in der Therapie von „Kälteerkrankungen“ besonders gut. Ein speziell fermentiertes Beifuss-Kraut wird dabei angezündet und die Wärme über die Akupunkturnadel in die Tiefe der Muskulatur geleitet.

Wir erinnern uns: die Gebärmutter friert. Wird denn jetzt wenigstens diese „angestochen“? Zum Glück nicht:

In die sicher (sic!) Auswahl kommen Punkte am Nieren- und Blasenmeridian, sowie ein Punkt an der Lendenwirbelsäule, der dem zweiten Chakra nach der indischen Philosophie entspricht.

Abgesehen von der seltsamen Vermischung mit indischen Chakren, bleibt die Frage wie diese Therapie nutzen kann. Die Menstruationsbeschwerden ziehen sich über mehrere Tage hin und sollen nun über eine 30minütige Wärmebehandlung kuriert werden?

Frau Wolkenstein entlarvt glücklicherweise selbst was dahintersteckt:

Die Wärme wird als sehr angenehm empfunden und besitzt im Prinzip denselben Effekt, wie die Wärmflasche der jungen Patientin.

Die Patientin hat das noch dreimal mitgemacht, im Abstand von drei Wochen (warum nicht vier?) und danach vermutlich selbst gemerkt, dass sie das Geld statt in Frau Wolkenstein besser in eine zweite Wärmflasche und einen schönen Urlaub investieren sollte.

Fazit: Die Beschwerden der Patientin wurden nicht ursächlich angegangen. Auf die Schwankungen im Hormonspiegel geben die Therapien keine Antwort. Die Patientin bekommt für viel Geld das, was sie auch schon vorher gemacht hat: eine Wärmflaschen-Therapie. Drumherum viel Geschwurbel, das im krassen Gegensatz zu physiologischen Erkenntnissen steht, weil es auf primitiven Vorstellungen beruht.

Evemaries wunderbare Welt der abrechenbaren Nonsense-Methoden

9. Februar 2010 14 Kommentare

C

Der zweite Teil aus der Serie „TCM in zwölf Fällen“, die in offenbar unregelmäßigen Abständen in der online-Ausgabe des österreichischen Standards erscheint, ist da!

Wer gedacht hat, dass schon der erste Teil kaum zu toppen sein würde, wird eines Besseren belehrt. Nachdem Frau Wolkenstein beim letzten Mal erklärt hat, wie man geschickt abwartet, bis sich ein Reizdarmsyndrom abschwächt und sich dabei die Zeit mit Akupunktur vertreibt, geht es diesmal darum, wie man auf ein falsch angewendetes Medikament verzichtet und gleichzeitig Zuckerkügelchen, Moxibustionen und eine Ernährungsumstellung verkauft.

Eine 34jährige Frau kommt in die Praxis und sagt: „Seit meiner Kindheit leide ich ständig an grippalen Infekten, sobald es im Herbst kühler wird. Im Sommer geht es mir gut, außer ich bin dem kalten Luftzug einer Klimaanlage ausgesetzt.“

Der konkrete Anlass für die Patienten, zu Frau Wolkenstein zu gehen, war eine erneute Infektion nach einem Langstreckenflug.
Nun ja, es gibt Menschen die besonders anfällig sind für Atemwegsinfekte. Sinnvoll wäre hier eine Angabe gewesen, wie oft es bei dieser Patientin tatsächlich dazu kommt.

Nach der Aufzählung einiger weiterer Symptome erschließt sich so langsam, worauf Frau Wolkenstein diesmal hinaus will: das Immunsystem ist schwach und muss gestärkt werden, und das geht nur, wenn man es warm macht.  Frau Wolkenstein nennt das aber anders, eingeleitet durch das alternativmedizinische Motto „Anders als die Schulmedizin…“ spricht sie davon, den Körper mittels „Regulationstherapie“ ins Gleichgewicht zu bringen und öffnet damit das Schächtelchen der vielen lustigen Therapiemöglichkeiten.

Dass man sich „erkältet“ liegt aber nicht daran, dass einem kalt ist, sondern daran, dass sich bei Kälte die Viren, die die Erkältung auslösen, besser halten. Mit der Körpertemperatur hat das wenig zu tun. Die Kerntemperatur bleibt gleich bei 37°C. Das nennt man Thermoregulation. Die Infekte nach dem Langstreckenflug und durch die Klimaanlage sind vermutlich auch nicht auf eine mangelnde Immunantwort durch die Kälte zurückzuführen, sondern auf die trockene Luft, die die mechanische Barriere der Schleimhäute schwächt.

An dieser Stelle soll aber nicht auf die oft falschen Erklärungen zur Physiologie eingegangen werden, sondern auf die Methoden die Frau Wolkenstein anwendet.

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TCM im Standard: Reizdarm (Colon irritabile)

12. Januar 2010 6 Kommentare

Bei der Lektüre des Artikels „Reizdarm (Colon irritabile)“ fragt man sich: Wo ist da die TCM?
Die Autorin beschreibt ausführlich eine Möglichkeit, wie es zu einem Reizdarm kommt (wenn auch keine die ernsthaft diskutiert würde) und wie die Diagnose erstellt wird – alles auf einer „schulmedizinischen“ Basis. Sie kommt zu dem Schluss, dass ein Ungleichgewicht in der Darmflora der Auslöser ist, genauer ein zu geringer Bakteriengehalt. Sie geht dieses Problem in der Therapie kausal an, indem Sie der Patientin probiotische Präparate gibt, die beim Aufbau der Darmflora unterstützen. Der Patientien geht es daraufhin wieder gut.

Mit TCM hat das rein gar nichts zu tun. Die positive Wirkung von Probiotika ist wissenschaftlich untersucht worden:
„Probiotikum mit E. coli stabilisiert Darmfunktion“

Originalartikel:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19197823
Siehe auch:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19091823

Nochmal die Frage: Wo bleibt die TCM?

Frau Wolkenstein pfropft die ziemlich zusammenhanglos auf, indem Sie herumschwurbelt:

„Aus Sicht der Chinesischen Medizin ist der Dünndarm eng mit dem Herzen verbunden (Yang/Yin Organe). Diese seltsam anmutende Sichtweise ist aus der Beobachtung entstanden, dass Emotionen eine erhöhte Pulsfrequenz, Bauchgrimmen und Durchfall verursachen können und einen Einfluss auf die Harnblase besitzen. Im Zusammenhang mit Prüfungssituationen ist den meisten Menschen dieses Gefühl vertraut.“

Sie versucht das auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen:

„Aus der Embryologie wiederum wissen wir, dass sich ab der dritten Lebenswoche die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts, der Blutgefäße und des Herzens aus dem gleichen Keimblatt (Mesoderm) entwickeln. Es gibt also eine Verbindung, eine Wechselwirkung…“

Aus dem Mesoderm entstehen auch Knochen, Nieren, Milz, das Lymphsystem, die Skelettmuskulatur, das Bindegewebe und die glatte Muskulatur. Eine solche „Verbindung“ ist also nichts ungewöhnliches.
Frau Wolkensteins Argumentation folgend könnte man frei nach Mozart auch sagen: „Wenn`s Arscherl brummt, sind Knochen, Nieren usw. gesund“.

Endlich, im letzten Abschnitt dann eine Methode aus der TCM:

„Die Domäne der Akupunktur ist es, im konkreten Fall einen Ausgleich von Herz und Dünndarm zu bewirken und damit das Problem kausal zu beheben.“

Keinerlei nähere Erläuterung wie das funktioniert, was gemacht wird, wo genadelt wird. Stattdessen wird behauptet, dass durch die Akupunktur das Problem kausal angegangen wird, obwohl zuvor lang und breit erklärt wurde, dass es sich um ein Ungleichgewicht in der Darmflora handelte, die ja auch über die Gabe von probiotischen Präparaten behandelt wurde.
Die Akupunktur beim Reizdarmsyndrom wurde auch schon in einem Cochrane-Review behandelt:

„Most of the trials included in this review were of poor quality and were heterogeneous in terms of interventions, controls, and outcomes measured. With the exception of one outcome in common between two trials, data were not combined. Therefore, it is still inconclusive whether acupuncture is more effective than sham acupuncture or other interventions for treating IBS.“

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17054239

Fazit:
Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die Wirksamkeit von Akupunktur beim Reizdarm. Dagegen gibt es einen wissenschaftlichen Beleg für die („schulmedizinische“) Behandlung mit Probiotika. Frau Wolkenstein benutzt also einen bekannten Effekt, um ein wenig TCM-Hokuspokus mitzuverkaufen und behauptet dann, nur die Kombination aus beidem hätte gewirkt.
Das ist aus Sicht des Marketings sehr geschickt. Sie verteufelt die wissenschaftliche Medizin nicht komplett, wie andere Anbieter aus diesem Bereich, sondern nutzt sie, um echte Ergebnisse zu erreichen. Dazu spricht sie über die „Kombination“ diejenigen an, die für sich beanspruchen, das „Beste aus beiden Methoden“ zu wollen.)

K.O. in der zwölften Runde (spätestens)

12. Januar 2010 13 Kommentare

Im Standard startet heute eine zwölfteilige Serie, in der es um Behandlungsmethoden aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) geht. Exklusiv berichten wird Evemarie Wolkenstein, die im Ankündigungstext, den Sie natürlich auch gleich selbst verfasst hat, als „Ärztin für Allgemeinmedizin und Präsidentin des Vereins für komplementäre Präventionsmedizin“ vorgestellt wird. Sie wird anhand von „Patientengeschichten aus Ihrer Praxis“ zeigen, wie TCM funktioniert.
Frau Wolkenstein betreibt das „Institut Wolkenstein“ , zu dem auch direkt auf der Ankündigungsseite der Serie verlinkt wird. Es handelt sich um eine privatwirtschaftliche Praxis, die sich auf die Schwerpunkte Medizin, Ernährung, Bewegung und Entspannung nach Methoden der TCM spezialisiert hat.

Die „Bezahlung erfolgt bar, mittels Bankomat- oder Kreditkarte“, keine Kassen.

Was ist von dieser Serie auf standard.at zu erwarten, außer einer zwölfteiligen Werbung für dieses Institut, wenn nicht direkt, so doch zumindest über ausführliche Beschreibung der Methoden, die dort angewendet werden?

Kein PR-Manager würde es schaffen, sowas in einer selbst so genannten Qualitätszeitung, und sei es auch nur in der Onlinesparte, zu platzieren. Dahinter muss System stecken.

Nun ist es im Standard-online des Öfteren so, dass alternativmedizinische Methoden auffällig kritiklos dargestellt werden. Das führt immer wieder zu Richtigstellungen durch Leserkommentare und –diskussionen. Eigentlich eine Arbeit, die man schon von einer Redaktion erwarten dürfte, die an einer realitätsnahen Darstellung interessiert ist.

Offenbar ist das aber nicht der Fall, wie auch an diesem Beispiel zu erkennen ist. In einem kritischem Kommentar wurde hinterfragt, warum einem privatwirtschaftlichen Institut eine zwölfteilige, mutmaßliche Werbeserie eingeräumt wird. Dieses Posting wurde umgehend gelöscht und die Möglichkeit den Artikel zu kommentieren, wurde gesperrt. So etwas ist bei Standard-online eigentlich völlig unüblich.

Auf eine Nachfrage per E-Mail, warum man denn so gereizt reagiere, antwortet die Ressortleiterin Dr. Regina Philipp wie folgt:

Als seriöses Medium setzen wir uns im Gesundheitsressort selbstverständlich
neben schulmedizinischem Wissen auch mit komplementärmedizinischen Methoden
auseinander und wir behalten uns vor angriffslustige und beleidigende
Postings aus dem Forum zu löschen.

Eine weitere Nachfrage, wie denn wohl eine „Auseinandersetzung mit komplementärmedizinischen Methoden“ in einem „seriösen Medium“ aussehen soll, wenn sogar schon die Ankündigung der Serie von der Expertin selbst verfasst wird, blieb unbeantwortet. Es ist nicht zu erkennen, dass es eine „Contra-Position“ geben wird und kritische Worte sind von Frau Wolkenstein selbst wohl kaum zu erwarten. Dabei werden im Institut Wolkenstein durch die Bank Methoden angewendet, die mindestens hoch umstritten sind, in den meisten Fällen sogar wissenschaftlich widerlegt, wie die Homöopathie (wie auch immer die ins traditionelle China gekommen ist) oder die Zungendiagnostik.

Aber glücklicherweise gibt es ja EsoWatch! Und wenn der Standard eine zwölfteilige Serie starten kann, können wir das auch. Wir werden also jeden Teil der Serie mit einem eigenen Beitrag begleiten, in dem wir uns gebührend mit dem auseinandersetzen, was Frau Wolkenstein da so schreibt und dem Standard die lästige Arbeit abnehmen, nachzuprüfen, was sie veröffentlichen. Das ist von Journalisten schließlich auch wirklich nicht zu erwarten. Wo kämen wir denn da hin?

Los geht es mit einem ganz typischen Thema, dem Reizdarm. Da weiß man nicht genau, warum man den hat. Die Beschwerden kommen und gehen, was besonders schön ist, um verschiedene Methoden auszuprobieren. Und die Psyche spielt auch keine unwesentliche Rolle. Allzu gefährlich ist der Reizdarm auch nicht, solange er nicht als Symptom einer schwereren Grunderkrankung auftritt – aber das wird sich mittels Zungendiagnostik sicher leicht ermitteln lassen…

Ist das der neue Standard?

30. April 2009 13 Kommentare

Die österreichische Medienlandschaft ist ein Trauerspiel. 1988 trat der legendäre Zeitungsgründer Oscar Bronner an, dies zu ändern, um eine „Zeitung für Leser“, ein intelligentes, mündiges Blatt zu gründen. DER STANDARD war geboren.

Entgegen allen Befürchtungen behauptete sich diese Tageszeitung und sorgte tatsächlich für eine Bereicherung nicht nur der ausgehungerten medialen Szene, sondern wohl auch der politischen Kultur. Heute hat sie eine Reichweite von ca. 5%.

Ihren Ansprüchen wird sie durchaus gerecht, wenn da nicht die Abteilung „Gesundheit“ für einen kräftigen Ausreißer in tiefe Schubladen sorgen würde. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen wird unverfrorener Unsinn von sich gegeben, wie man ihn sonst nur aus Boulevardblättchen kennt.

Welche fachliche Qualifikation es erfordert, Mitarbeiter der Gesundheitsredaktion dieser Zeitung zu werden, erschließt sich dem Beobachter nicht, aber selbst einer Absolventin des Institutes für Publizistik sollte das Recherchieren zugemutet werden dürfen. Sollte man meinen.

Statt dessen werden naive Interviews mit Esoterikern geführt oder gar nur Einladungen zu einschlägigen Veranstaltungen gelistet.
Die Redakteurinnen müssten gar nicht weit laufen, hat doch in seltenen Anflügen von Vernunft diese Zeitung selbst vor Monaten James Randi zitiert:
hier und
hier.

Sollte es doch noch skeptische Leser geben; der STANDARD bietet einen kostenlosen Crash-Kurs in Sachen Homöopathie an, verfasst von einer Homöopathin, die auch ganz zufällig in anderen Artikeln dieser Qualitätszeitung aufscheint.

Hat man von diesem Geschwafel genug, ist man urlaubsreif. Doch der STANDARD lässt nicht locker und verfolgt die Leute mit seinen „Gesundheitstipps“ in die entlegensten Winkel unserer Erde.
Ob in der Serengeti, im australischen Outback – weit und breit keine Apotheke? Keine Problem: ein Glaubuli-Proviant hilft uns über die schlimmsten Reisekrankheiten hinweg, weiß unsere schon bekannte Homöopathin.

Aber auch jenen, die es vorziehen, im schönen Alpenland zu urlauben und dort sportlich aktiv sind, kann geholfen werden. Homöopathie bei Sportverletzungen!

Im Bekanntenkreis der Journalistinnen des STANDARD dürften sich aber auch Anhänger der traditionellen Nadelstecher aus dem fernen China befinden, was langwierige Recherchen erspart.
Für jene Unbedarften, die mit Schlagwörtern wie TCM noch nichts anzufangen wissen, vermittelt uns der STANDARD wieder mal einen Vortragstermin.

Danach aber heißt es, das so Erlernte gleich mal anzuwenden. Asthma und Allergien sind bekanntlich weit verbreitet und für viele eine rechte Plage, aber der STANDARD hilft in der Not.

Nicht jeder kann Asthma haben und an einer Allergie leiden, aber müde sind wir doch alle irgendwann einmal und der Magen ist ob Völlerei nur allzu oft überfordert. Unser Dr. Sommer, pardon, der STANDARD, weiß auch hier weiter: ENTGIFTEN! Tiefer gehts nimmer.

Nachdem wir nun alle giftfrei geworden sind, tun wir noch etwas für die Kosmetik: die Haut als Spiegel der Seele.

Als die Treibstoffpreise ungeahnte Höhen erreichten, griff der STANDARD zu: TCM-Körperübungen sorgen für mehr Energie im Alltag. Eine TCM-Expertin erklärte, Meridiane würden für eine fortlaufende Zirkulation der Energie sorgen, Vorsicht aber sei geboten, den unsichtbaren Weg des Qui nicht zu blockieren.

Das alles finden wir in einer Tageszeitung, die ihre Blattlinie folgendermaßen definiert:

„Der STANDARD ist ein liberales Online-Medium. Es ist unabhängig von politischen Parteien, Institutionen und Interessengruppen und wendet sich an alle LeserInnen, die hohe Ansprüche an eine gründliche und umfassende Berichterstattung sowie an eine fundierte, sachgerechte Kommentierung auf den Gebieten von Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft stellen.“

Die Wissenschaft haben sie vergessen.

Presonic

27. Januar 2009 23 Kommentare

Das Wort „presonic“ setzt sich aus der lateinischen Vorsilbe „pre“ (oder „prae“) = „vorzeitig“ und dem englischen „sonic“ zusammen, das „akustisch“ oder „den Schall betreffend“ bedeutet. Ein „presonic“ neigt also dazu vorzeitig akustisch tätig zu werden oder vorlaut zu sein ohne nachgedacht zu haben.

In HTML wird mit dem Attribut <pre> ein vorformatierter Text gekennzeichnet. In Zusammenhang mit der Silbe „sonic“ käme man also auf die Bedeutung dass ein „presonic“ vorformatiertes akustisch von sich gibt.

Im Internet ersetzt das Erstellen von Beiträgen in Foren die akustische Meinungsäußerung. Eine (zu empfehlende) Google-Suche nach „presonic“ und „Forum“ liefert denn auch eine bemerkenswerte Sammlung vorformatierter Äußerungen, über die offensichtlich nie jemand nachgedacht hat. Natürlich werden diese aber dennoch mit einer unerschütterlichen Selbstsicherheit vorgetragen, dass man vermuten mag im realen Leben stünde jemand im Format eines John Rambo oder Conan der Barbar dahinter. Nur dass Rambo in diesem Fall kleine Kinder niedermetzelt und die Bösen laufen lässt.
Besonders beeindruckend lässt sich das im Gesundheitsteil des österreichischen „Standards“ verfolgen:
Dort hinterlässt eine Dame namens presonic ihre vorformatierten Meinungen, die sich in altbekannter Manier grundsätzlich gegen die Medizin, gegen die „Pharmamafia“ und insbesondere gegen Impfungen richten. Besonders beeindruckend zur Schau gestellt in diesem Artikel:
Da ist eigentlich alles drin was Impfgegner zu bieten haben, inklusive der grandiosen intellektuellen Fehlleistungen in den Bereichen Immunologie, Mathematik und Logik die notwendig sind um das gefestigte Weltbild des Impfgegners aufrechtzuerhalten.
Besonders lustig ist es wenn man ihr erklärt wo ihr Denkfehler liegt…

Natürlich hat presonic nicht verstanden wie die Tetanusimpfung funktioniert denn:

Presonic, 19.01.2009 15:01: „man kann gegen Gifte keine Immunität erlangen kann. das ist schlicht unmöglich.“

Nachdem ihr zum 127. Mal erklärt wurde wie die Impfung funktioniert verlagerte sich das immunologische Problem in Richtung Mathematik:

Presonic, 21.01.2009 11:55: „diese erklärung kenne ich auch. sie widerspricht allerdings dem faktum, dass unter den tetanuserkrankten immer genausoviele geimpfte wie ungeimpfte sind.“

Man ist ja geduldig:

Godesberg, 21.01.2009 15:04: „Wenn unter den erkrankten genau so viele geimpfte wie ungeimpfte sind ist das bei über 95%iger Tetanus-Impfrate ein eindeutiger Beweis für die Wirksamkeit der Impfung.
Wenn die Impfung nicht wirken würde müssten unter den erkrankten 95% geimpfte sein.“

Aber der Proband verpasst sich lieber selbst den Genickschuss als etwas einzusehen:
Presonic, 21.01.2009 16:27: „oje. wer da probleme mit der mathematik hat…“

Nun gut, der Leser beantwortet sich diese letzte Frage selbst…

Es würde zu weit führen an dieser Stelle weitere Beispiele zu zeigen, daher sei die Lektüre der Artikel auf www.standard.at empfohlen. Presonic stellt da in etlichen Gesundheits-Threads exemplarisch dar wie Impfgegner (nicht) argumentieren und wie (in)kompetent sie sind. Grundsätzlich werden Krankheiten verharmlost („nur bei 5% der Toten nach Lungenentzündungen ist eine Influenza der Auslöser“, „nur 25 Grippetote pro Jahr in Deutschland“), Impfnebenwirkungen übertrieben dargestellt (die Verdachtsfalltabelle des PEI muss mal wieder herhalten), falsche Informationen gegeben („SSPE durch Herpes-Viren“) usw. Das übliche halt.

Ich finde es immer wieder faszinierend wie sich Impfgegner als aufgeklärte Freigeister darstellen, die vorurteilsfrei analysieren und zu eigenständigen Schlüssen kommen. Dabei plappern sie nur unreflektiert Dinge nach die in ihr „präformatiertes“ Weltbild passen und sind nicht in der Lage neue Informationen aufzunehmen – also zu lernen. Das oben genannte Beispiel habe ich in dieser oder ähnlicher Form schon Dutzende Male mit Impfgegnern, auch mit presonic selbst, durchgekaut. Ich behaupte es ist für ein Grundschulkind verständlich. Aber dennoch, es wird wiederholt und wiederholt und wiederholt.

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