Homöopathie grotesk

Zur Homöopathie ist alles gesagt, sollte man meinen. Es hat nie eine Zeit gegeben, in der sie nicht für ihre Unwissenschaftlichkeit und die Absurdität ihrer Grundannahmen kritisiert worden ist. Heinrich Heine hat dem Homöopathen Didier Roth den “millionsten Theil einer Lyoner Salami” geschickt. Wenn die Homöopathie überhaupt je einen positiven Einfluss auf die Medizin hatte, … Weiterlesen

Heisenberg, der selbsternannte Wissenschaftsidiot

In unserem Forum diskutieren wir gerade mit einem hoffnungsvollen Erfinder eines Perpetuum mobile. Er zitiert als eine seiner Antriebsfedern Heisenberg: „Ich denke, dass es möglich ist, den Magnetismus als Energiequelle zu nutzen. Aber wir Wissenschaftsidioten schaffen es nicht. Das muss von Außenseitern kommen“ Dieses „Zitat“ ist so völlig daneben, dass es reizt, den Ursprung zu … Weiterlesen

Mittelalter-Flacherde reloaded

A Newtonian might put it this way:
for every myth there is an equal and opposite myth.
– Noah J. Efron

Kürzlich haben wir im Blog versucht, über die Entlarvung des Mythos, das Mittelalter habe an die Erde als eine Scheibe geglaubt, zu berichten (hier). Wir hatten einen einzigen Kommentar:

Hä?

Da sind wir ein wenig in uns gegangen und zu dem Schluss gekommen, dass wir wohl etwas zu komprimiert und sprunghaft in unserem Text gewesen sind. Diejenigen, die mit der Materie bisher nicht so befasst waren (sicher 99,9% unserer Leser; so wichtig ist die Angelegenheit schließlich nicht), lässt unser Blogbeitrag ratlos zurück. Wir wollen deshalb noch ein wenig Kontext liefern, einen etwas größeren Rahmen aufspannen und bei dieser Gelegenheit einige weitere, charakteristische Details beitragen.

Man weiß, dass Galilei von der katholischen Kirche verurteilt wurde, weil er die Erde aus dem Mittelpunkt des Universums geworfen hatte [1]. Man weiß: Kolumbus hat mit seiner Entdeckung Amerikas bewiesen, dass die Erde rund ist. So steht es in den Schulbüchern; auch jetzt noch [2]. Letztere Behauptung ist jedoch so unzulässig verkürzt, dass sie geradezu falsch ist, was eigentlich seit längerem [3] klargestellt sein sollte. Im 15. Jahrhundert war die Erde längst rund; theologische Bedenken über die Gestalt der Erde spielten bei der Reise des Kolumbus nur eine untergeordnete Rolle, wenn es auch plausibel ist, dass sie eine Rolle spielten [4].

Auftritt Jeffrey Burton Russell

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Der fröhliche Bischof Virgil reitet auf der Erdkugel in die Neuzeit

Von mancherlay gestaltnus der menschen schreiben Plinius: Augustinus vnd ysidorus die hernachgemelten ding. Doch ist als Augustinus schreibt nit zuglawben das ettliche menschen an dem ort der erden gegen vns da die sunn auff geet. so sie wider nider geet die versen gegent vnsern fueßen keren. [Weltchronik des Hartmann Schedel, 1493 f. 12 recto]

Kürzlich erwähnten wir die merkwürdige aber vielfältig verwendbare Ansicht von der Erde als einer Scheibe: die Eintagsfliege Scaramucci hatte versucht, mit ihr die Wissenschaft lächerlich zu machen (hier). Die kryptosatirische Flat Earth Society vertritt sie, aber das Mem begegnet uns auch in anderen Zusammenhängen, die man sorgfältig von dieser Skurrilität unterscheiden sollte. So heißt es vielfach, insbesondere die amerikanischen Autoren des 19. Jhd. Irving, Draper und White hätten in ihren antichristlichen Polemiken die Idee propagiert, Kolumbus habe gegen die mittelalterliche Vorstellung von einer flachen Erde ankämpfen müssen. Sie wollten die Religion anschwärzen. Dazu wäre einiges zu sagen, aber wir wollen uns hier auf ein Detail beschränken.

In Deutschland sollte das ja nun schon länger kein Thema mehr sein (Gerhard Prause, Niemand hat Kolumbus ausgelacht, 1966). Ist es aber, wir kommen darauf zu sprechen. Der international erfolgreiche Debunker dieses Mythos, d. h. der These, das Mittelalter habe an eine flache Erde geglaubt, ist Jeffrey Burton Russell [1] (es besteht keine Gefahr, ihn mit Bertrand Russell zu verwechseln). Für Russell dient die völlige Überzeichnung der Flacherde-Geschichte dazu, sie als erlogenen Keim und Kern der Auffassung von der Inkompatibilität von Religion und Wissenschaft hinzustellen, und so bemüht er sich, die Aufklärung gleich mit im Klo runterzuspülen. Voltaire war ein „großer Satiriker“, Hobbes hat „geprahlt“; Condorcet, Diderot, Benjamin Franklin, Edward Gibbon, Hume „waren unermüdlich in ihrer Verachtung für das Christentum und besonders für das Mittelalter“, und Thomas Paine war „zügellos“ [unbridled] (S. 61). Verweilen wir ein wenig bei letztgenanntem.

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Tradition, Tradition …

[Wikipedia]

[Bildquelle: Wikipedia]

Zu den häufigsten Bingo-Karten der Paramedizin (wie z. B. natürlich = sanft, und nicht chemisch; Stärkung der Selbstheilungskräfte / des Immunsystems; Ganzheitlichkeit; individuelle Behandlung) gehört die „jahrzehnte- bis hundertealte Erfahrung“, wenn irgend möglich dann auch als „jahrtausendealte Erfahrung“ (Ayurveda, Akupunktur) auftretend. Schon mein Großvater wusste, die Hausmittel …, nun, Sie wissen schon. Aber, nun mal im Ernst, was wusste unser Großvater eigentlich? Psiram hatte die Gelegenheit, ihn direkt zu befragen.

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