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Archiv für die Kategorie ‘Paramedizin’

WHO: TCM ins ICD – Traditionelle Chinesische Heilkunde, die lichte Zukunft der Medizin?

27. Juni 2018 12 Kommentare

Die Weltgesundheitsorganisation hat einen neuen Entwurf der elften Version ihres Klassifikationssystems für medizinische Diagnosen (ICD) vorgestellt, die im nächsten Jahr verabschiedet werden soll. Vorgesehen ist eine neue Abteilung für „traditionelle medizinische Störungen“ (damit ist chinesische, japanische und koreanische „Naturheilkunde“ gemeint). Systematische Bestrebungen, Quacksalberei auf diese Weise hoffähig zu machen, gibt es schon seit längerem. Wir hatten die Geschichte dieser Bemühungen bereits angerissen und mit wenig Erfolg versucht, den Begriffswirrwar zu durchdringen (hier), dessen Zweck darin besteht, grundsätzliche Unterschiede zwischen „traditioneller“ und „westlicher“ Medizin zu verschleiern.

Die „Integration“ der Glaubensmedizin in die wissenschaftlich begründete Medizin erfordert eine gewisse gedankliche Flexibilität, ein Denken, das eingetretene Pfade verlässt. Ben Kavoussi von Science Based Medicine hatte das schon vor einiger Zeit mittels eines Foucault entlehnten Borges-Zitats illustriert [1]:

Dieser Text zitiert „eine gewisse chinesische Enzyklopädie“, in der es heißt, daß „die Tiere sich wie folgt gruppieren: a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einbalsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, 1) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen“.

Was bringt die WHO dazu, einen derartigen Bruch mit der Wissenschaft zu vollziehen? Die Generaldirektorin der WHO, Frau Dr. Margaret Chan, äußerte sich zu diesem Thema in einer Grundsatzrede anlässlich der „International Conference on the Modernization of Traditional Chinese Medicine“ am 23. Oktober 2016.

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Evolution der Betrüger. Heute: „Dr.“ Leonard Coldwell

25. April 2017 11 Kommentare

Richard Dawkins beschreibt in seinem Klassiker “Das egoistische Gen”, wie in einer sozialen Gemeinschaft verschiedene Konzepte der Lebensbewältigung miteinander konkurrieren. Eines dieser Konzepte ist Lug und Betrug, der Gegenentwurf zu einem sozialen Miteinander, welches erstmal auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Dieses Konzept funktioniert allerdings nur bis zu einem gewissen Anteil an Betrügern innerhalb einer Gemeinschaft. Wird er überschritten, zersetzt sich die Gemeinschaft, die Basis, jedem erst mal zu vertrauen verliert an praktischer Funktionalität. Dass einem der andere grundsätzlich über’s Ohr hauen will, wird zur Standardannahme und der Vorteil verpufft.

In Zeiten internationaler und anonymer Vernetzung ist die Hemmschwelle zu Lug und Betrug bei so manchen gesunken – was man sich innerhalb einer Dorfgemeinschaft unmöglich hätte leisten können, um nicht die gravierenden Nachteile sozialer Ächtung zu erfahren, ist bei Fremden, die weit weg sind, eher kein Problem mehr. Mehr…

Vortrefflichkeit und Notwendigkeit der Heilpraktiker – ein Gedankenexperiment

20. September 2016 14 Kommentare

In einem Gedankenexperiment wird gedanklich eine Situation konstruiert, die real so nicht oder nur sehr schwer herzustellen ist. Sodann malt man sich im Geiste aus, welche Folgen sich aus dieser Situation ergeben, wenn man die Theorie auf die Situation anwendet. Gedankenexperimente haben dabei geholfen, das Wissen der Menschheit enorm zu erweitern –  etwa bei Albert Einstein, dessen seine Relativitätstheorien sich ursprünglich auf die simpelsten gedanklichen Szenarien gründeten, bevor auch nur der Rechenstift eine einzige Formel aufs Papier brachte. Ein mächtiges Werkzeug der Erkenntnis also. Vielleicht hilft es uns ja auch bei grundsätzlichen Fragen des Gesundheitswesens – wir wollen einmal sehen.

Ein beliebtes Manöver der Heilpraktikergemeinde und ihrer Fans besteht darin, Unglücksfälle gegeneinander aufzurechnen. Wenn also wieder einmal die Handreichung aus der Parallelwelt der Geister und feinen Stoffe versagte, die Geisterhand beim Zusammenrühren seltsamer Gebräue etwas ins Zittern kam und der Ausgang – leider, leider – wieder einmal fatal war: dann rechnet man flugs eine Zahl dagegen, die für die „Opfer“ der Schulmedizin stehen soll, und – sacrebleu! – schon leuchtet die eigene Weste wieder fast blütenweiß.

images0hipnl47Nun kann man mit den besten Vernunftsgründen argumentieren, dass Fehler im Flugzeugbau nicht die Existenz fliegender Teppiche beweisen. Aber das ist etwa so wirkungsvoll wie ein Kniff ins Ochsenhorn. Dafür, dass solche Zahlenvergleiche allenfalls dann einen Sinn ergeben, wenn man sie auf beiderseits nach Anzahl und Schwere vergleichbare Fallpopulationen anwendet, gilt das gleiche: wer ernsthaft die Wahl zwischen realer und alternativer Welt zu Gunsten der letzteren getroffen hat, ist für solche Spitzfindigkeiten nicht mehr zugänglich.

Aber vielleicht hilft ja ein Gedankenexperiment weiter. Was ist also dran an der behaupteten Überlegenheit der schönen sanften, natürlichen, holistischen, komplementären oder alternativen Heilerwelt, die doch wohl unfehlbar bestehen müsste, mit den vorteilhaftesten Auswirkungen auf die Volksgesundheit. Basteln wir also einen gedanklichen Versuchsaufbau zusammen, der zeigen müsste, ob diese These zutrifft.

Und das geht ganz einfach: wir denken uns eine Welt, in der es keine „Schulmedizin“ mehr gibt!

Statt dessen gibt es in diesem Gedankenmodell nun ganz viele Heilpraktiker – das dürfte nicht sonderlich schwer sein, unbenannt-2so wahnsinnig hoch sind die Zugangsvoraussetzungen ja nicht – im Grunde reicht ein Mindestalter von 25 Jahren, ein Hauptschulabschluss und das Bestehen eines Tests, in dem rudimentäre Grundkenntnisse abgefragt werden, und sei es erst im x-ten Versuch.  Nicht einmal der Besuch einer „Heilpraktikerschule“ oder „-Akademie“, was aufs selbe herauskommt, ist erforderlich. Angesichts dessen, was dort zuweilen gelehrt wird, könnte er im Prüfungsverfahren sogar hinderlich sein. Die Lücken, die die Ärzteschaft hinterlässt, wären also rasch geschlossen. In tausendjährigen Zeiten, aus denen der Heilpraktiker bis heute seine gesetzliche Existenzsicherung herleitet, waren ja auch die gut 8000 jüdischen Ärzte, die der Verfolgung ausgesetzt waren, alsbald irgendwie ersetzt. In dieser Konstellation müsste sich eigentlich zeigen, wie es um die Volksgesundheit bestellt wäre, wenn die durch kleinliche Evidenz geknebelte und durch Vergessenheit uralter Erfahrungsheilkunst unmenschlich gewordene Schulmedizin abgeschafft wäre.

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Nazis, Nadeln und Intrigen

11. April 2015 Keine Kommentare

Buch-Cover

Edzard Ernst, Professor für Alternativmedizin, muss man denjenigen, die sich auch nur flüchtig mit der anderen Medizin auseinandergesetzt haben, nicht vorstellen. Nun hat er seine Lebensgeschichte veröffentlicht. In deutscher Übersetzung Nazis, Nadeln und Intrigen, erschienen bei JMB. Eine kurzweilige Lektüre.

Er kramt in seiner Vorgeschichte, ohne sich zu glorifizieren: die Wissenschaft war ihm nicht in die Wiege gelegt. Diejenigen, die sich heute durch die Multiple-Choice-Fragen der Staatsexamina quälen, können sich mit seinen Anekdoten besser ausmalen, ob die Willkür der mündlichen Prüfungen die bessere Alternative wäre. Im Vorbeigehen streift er einige schmerzhafte Wahrheiten; über die Speichelleckerei in der deutschen Medizin, oder über seine Erfahrungen in einem englischen psychiatrischen Krankenhaus beispielsweise. Auch der Wiener Medizinbetrieb kommt nicht gut weg – dem Ortsfremden fallen dazu wenigstens einige Chansons von Georg Kreisler ein. Alle kriegen sie ihr Fett.

Er hatte in Exeter den weltweit ersten und einzigen Lehrstuhl zur wissenschaftlichen Untersuchung der Paramedizin inne (Lehrstühle zur Propaganda für die Paramedizin gibt es natürlich wie Sand am Meer). Seine Besetzung verdankte sich mehreren Missverständnissen. Seine Sponsoren erwarteten, dass er der Quacksalberei den Weg in die Medizin eröffnen würde, und er selbst meinte, die wissenschaftliche Überprüfung alternativer Heilmethoden würde von deren Vertretern begrüßt werden. Es benötigte einige Zeit, bis beide Seiten ihre Illusionen als solche erkannten. Nach 20 Jahren international beispiellos erfolgreicher Tätigkeit, in den letzten Jahren von seiner eigenen Alma Mater möglichst ignoriert, „trat Ernst in den Ruhestand“. Um ihm diesen Entschluss zu erleichtern, hatte man zuvor die Finanzierung des Lehrstuhls vertragswidrig eingestellt. Warum? Das macht man aber auch nicht, Seine Königliche Verworrenheit als „Schlangenölverkäufer“ zu titulieren, nein.

Die deutsche Übersetzung leidet unter zahlreichen Kommafehlern, ansonsten ist sie gut lesbar. Wir empfehlen sie.

Petition im Bundestag gegen Homöopathie-Erstattung

6. April 2015 42 Kommentare

Am 26.03.2015 ist im Bundestag eine Petition gegen die Erstattung der Homöopathie als sog. Satzungsleistung eingebracht worden. Sie ist kurz und knackig:

Text der Petition
Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass homöopathische Behandlungsmethoden nicht mehr als Satzungsleistung von gesetzlichen Krankenkassen gezahlt werden dürfen.

Begründung
Es gibt keinen Wirkungsnachweis für homöopathische Behandlungen.

Im Gegenteil: über 150 methodisch akkurate klinische Studien der letzten 15 Jahre haben gezeigt, dass homöopathische Mittel Scheinmedikamente sind. Die behauptete Wirkweise steht mit der heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnis in krassem Widerspruch.

Die Übernahme der Kosten für homöopathische Behandlungen als Satzungsleistungen widerspricht somit §2 Absatz 1 der Allgemeinen Vorschriften des SGB 5. Dort steht: „Qualität und Wirksamkeit der Leistungen haben dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen und den medizinischen Fortschritt zu berücksichtigen.”

Die Übernahme homöopathischer Behandlungen als Satzungsleistungen widerspricht somit dem Solidaritätsgedanken der gesetzlichen Krankenversicherung. Im §1 SGB5 steht: „Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft hat die Aufgabe, die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern.”

Die Übernahme der Kosten für homöopathische Behandlungen widerspricht somit dem Wirtschaftlichkeitsgebot (§ 12 SGB5): „Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, können Versicherte nicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringer nicht bewirken und die Krankenkassen nicht bewilligen.”

Die Homöopathie entspricht diesen gesetzlichen Anforderungen an ein Arzneimittel nachweislich nicht.

Wir sind der gleichen Ansicht, auch wenn das Bundesministerium für Gesundheit bisher anderer Ansicht ist. (Unsere Ansicht ausführlicher hier und hier).

Die Mitzeichnungsfrist endet am 29.04.2015.

Mitmachen!

Danke.

Ohr-Akupunktur verflüssigt

21. Februar 2015 1 Kommentar

Elefant

Wie mag wohl sein Homunculus aussehen? Ob ihm beim Rennen die inneren Organe durcheinander geraten? [nach einer Idee von Bernhard Widder]


Die Deutsche Akademie für Akupunktur fragt: „Warum interessieren Sie sich für Akupunktur?“, und sie hat auch gleich die Antwort parat: „Weil Sie von Erfolgen gehört haben“ [1] – ja, das trifft es. Genauer: wir haben davon gelesen.

Die Zeitschrift für Allgemein-Mediziner MMW-Fortschritte der Medizin erreicht eine wöchentliche Auflage von 58.000 Exemplaren und hat sich um die ärztliche Fortbildung in Deutschland verdient gemacht [2]. In dieser Zeitschrift hieß es jüngst [3]:

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Die Krankenkassen und die Paramed… äh, Alternativmedizin (2) – Dürfen die das?

4. November 2014 3 Kommentare

krankenkassen

Wie steht es eigentlich um die gesetzlichen Grundlagen für solche Exzesse der Irrationalität? Versuchen wir, uns zunächst an das Sozialgesetzbuch zu halten.

§ 12 SGB V – Wirtschaftlichkeitsgebot

(1) 1 Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. 2 Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, können Versicherte nicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringer nicht bewirken und die Krankenkassen nicht bewilligen.

Was ist notwendig? Das, was nachgewiesenermaßen wirksam ist, sollte man meinen. Wer prüft, ob der Nachweis dafür erbracht und somit eine Leistung von den Kassen zu übernehmen ist? Ein mächtiges, in der Öffentlichkeit aber eher selten thematisiertes Gremium: der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Abgesehen von seiner blamablen Entscheidung, die Akupunktur als Kassenleistung anzuerkennen, weil die Schein-Akupunktur doch so gut wirksam sei, ist dieses Gremium eigentlich nicht dafür bekannt, sich besonders für paramedizinische Verfahren zu erwärmen.
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Die Krankenkassen und die Paramed… äh, Alternativmedizin (1) – Wo kommt das her und wie wird man das los?

4. November 2014 3 Kommentare

krankenkassen

Der Wettbewerb ist die Triebkraft der Entwicklung hin zu mehr Effizienz in unserer Gesellschaft, und der Verzicht auf ihn würde letztlich Stagnation bedeuten, die man sich in reaktionären Utopien vergolden oder in Dystopien schwarzmalen kann. Aber der Wettbewerb ist auch blind, und seine Ergebnisse können nicht immer begrüßt werden. Wie dem zu begegnen ist, das ist eine der großen Fragen unserer Zeit.

Nehmen wir nur einmal die Krankenkassen. Der Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen ist festgeschrieben und für alle Kassen, für alle Versicherten im Prinzip gleich. Diese Gleichheit ist eine Spätfolge der Französischen Revolution (welche von manchen verdächtigt wird, Gott abgeschafft und so Hitler und Stalin hervorgebracht zu haben), und in den USA gälte sie als finsterster Sozialismus. Wir halten sie für eine soziale Errungenschaft, um das klar auszusprechen.
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Die Bibel und die Relevanz

2. November 2014 9 Kommentare

Eigentlich handelt der ganze Abschnitt des 3. Buch Mose 20, 10-21 davon, dass Gott Blutschande und jede Art von unmoralischer sexueller Beziehung verbietet: Ehebruch, Unzucht und sexuellen Verkehr mit Tieren. Es ist überflüssig, über den Schaden für die menschliche Gesundheit und den zerstörenden Einfluss auf die Menschen überhaupt zu diskutieren.
Wohl deshalb erscheint Gottes gnadenloser Zorn über jede Art von Verstoß gegen diese Regeln verständlich. „Wenn ein Weib sich irgend zu einem Vieh tut, daß sie mit ihm zu schaffen hat, die sollst du töten und das Vieh auch; des Todes sollen sie sterben; ihr Blut sei auf ihnen.“ (3. Mose 20, 16)
Diese Prinzipien der Sexualmoral sind offenbar noch immer relevant, wenn man bedenkt, dass die Freizügigkeit ein allgemeines soziales Problem geworden ist und dass Geschlechtskrankheiten zu einer der wichtigen Bedrohungen der Volksgesundheit geworden sind.

Woher stammt dieser Text?
Aus einem theologischen Traktat des 17. Jahrhunderts?
Aus der Predigt eines Evangelikalen?
Aus den Tagebucheintragungen eines christlichen Apokalyptikers?

Nein.
Er stammt aus einer wissenschaftlichen medizinischen Zeitschrift, die „peer reviewed“ ist (d. h., die Beiträge werden vor Veröffentlichung von ausgewiesenen Fachvertretern geprüft), und die in allen bedeutenden medizinischen Datenbanken und Indizes gelistet ist.

Es handelt sich um das „Journal of Integrative Medicine“ (www.jcimjournal.com/jim), welches nach eigener Beschreibung eine internationale Plattform für die Publikation hochrangiger Arbeiten über komplementäre und alternative Medizin (CAM) ist.
Der Original-Text mit dem Titel

Medical implication in the Bible and its relevance to modern medicine
Medizinische Aspekte der Bibel und ihre Bedeutung für die moderne Medizin

ist frei zugänglich.
http://www.jcimjournal.com/articles/publishArticles/pdf/jintegrmed2013052.pdf

Die Scientabilität, die Homöopathie und die Wissenschaftsbasierte Medizin. 2. Was soll’s

5. Oktober 2014 13 Kommentare

In Anbetracht der eingangs Teil 1 formulierten Kritik könnte man die „Scientabilität“ wegen fehlender praktischer Folgerungen als irrelevant ad acta legen. Aber sie hat einen Kern, der eine nähere Betrachtung verdient. Bei der Bewertung von Studienergebnissen ist die Einbeziehung der a-priori-Wahrscheinlichkeit unverzichtbar, oder schlicht gesagt: außergewöhnliche Ansprüche erfordern außergewöhnlich gute Beweise. Faraday soll gesagt haben, wenn es gelänge, mit Gedankenkraft auch nur eine Feder anzuheben, müsste sich unsere Auffassung vom Weltall ändern. Das gleiche gilt für die Homöopathie: die Datenlage aus 200 Jahren Wissenschaftsgeschichte ist einfach überwältigend. Wohl kaum etwas in der Medizin ist besser und gründlicher untersucht worden als die Homöopathie. Diese Datenlage kann mit einer positiven kontrollierten Doppelblindstudie nicht ausgehebelt werden. Es wäre um Größenordnungen wahrscheinlicher, dass diese Studie fehlerhaft war; und wenn sie es nicht war, dann kann sie nur das methodisch bedingte, unausweichliche 5% Grundrauschen repräsentieren. Die weitere „Forschung“ auf diesem Gebiet wäre in der Tat sinnlose Vergeudung von Ressourcen. Es genügt vollständig, sich mit den bereits vorliegenden zusammenfassenden Berichten bekannt zu machen (z.B. dem Donner-Report 1966, dem Bericht an das House of Commons 2010, dem australischen NHMRC-Papier von 2014 oder unüberschaubar vielen anderen mehr).
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