Genschere im Kopf

In verschiedenen Blättern der Lokalpresse liest man heute: Schulze sagt Genschere den Kampf an Sollten mit Crispr/Cas veränderte Pflanzen so streng behandelt werden wie klassisch genmanipulierte? Das Umweltministerium positioniert sich gegen Empfehlungen vieler Experten. „Ich sehe aktuell mit Befremden, dass es Bestrebungen gibt, neue Gentechnik umzudefinieren“, sagte Ministerin Svenja Schulze (SPD). […] Mit dieser Haltung … Weiterlesen

Was unterscheidet einen Wolf vom Genmais?

Eine Antwort lautet kurz und bündig: für Genmais soll das Vorsorgeprinzip gelten, für den Wolf nicht. 

Das Vorsorgeprinzip ist, folgt man der Definition der Wikipedia, ein „wesentlicher Bestandteil der aktuellen Umweltpolitik und Gesundheitspolitik in Europa, nach dem Belastungen bzw. Schäden für die Umwelt bzw. die menschliche Gesundheit im Voraus (trotz unvollständiger Wissensbasis) vermieden oder weitestgehend verringert werden sollen“. Standard der aktuellen umweltpolitischen Diskussion ist dabei seit einigen Jahren sogar die Vermeidung „unbekannter Risiken“, einer extremen Interpretation des „Vorsorgeprinzips“.  

Prinzip ist immer gut, wer lebt schon gerne ohne Grundsätze, und Vorsorge ist mindestens so positiv besetzt, wissen doch alle – zumindest die Älteren – noch aus der Zahnpasta-Reklame, dass Vorsorge besser ist als Bohren. Also meidet der aufrechte Bürger entschlossen die Risiken von Genmais, von denen niemand weiß, worin sie eigentlich bestehen, und zwar genau deshalb, weil niemand es weiß. Es könnte ja trotzdem irgendetwas sein.

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110 Nobelpreisträger gegen Greenpeace – Was wissen die schon?

Wir haben ja gerade darüber gebloggt, dass 110 Nobelpreisträger in einem offenen Brief Greenpeace wegen deren Ablehnung von Gentechnik im Allgemeinen und Goldenem Reis im Speziellen massiv angegriffen haben.

Bei den Reaktionen (unter anderem auf Facebook) ist uns ganz stark aufgefallen, dass den Nobelpreisträgern sehr gerne vorgeworfen wird, vom Thema einfach keine Ahnung zu haben.

Screenshot eines Twitter-Postings auf den #Nobels4GMOs
Nobelpreisträger – Was wissen die schon?

An diversen Stellen im Netz wird argumentiert, dass ja eine der Unterzeichnerinnen des offenen Briefes eine Literatin sei. Dieses Argument scheint besonders in Österreich sehr beliebt zu sein, Frau Jelinek hat ja „nur“ einen Nobelpreis in Literatur – also, was weiß die schon?

Auch Greenpeace argumentiert auf diese Weise, gewürzt mit „Monsanto war’s, Monsanto war’s“.

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110 Nobelpreisträger fordern von Greenpeace ein Ende der GMO-Ablehnung

In einem offenen Brief haben sich inzwischen schon 110 Nobelpreisträger gegen die Haltung von Greenpeace zu gentechnisch modifizierten Pflanzen und im Speziellen zu Goldenem Reis ausgesprochen. In den ersten Medienberichten war noch von 107 Nobelpreisträgern die Rede, inzwischen haben sich aber weitere angeschlossen.

Collage der 110 Nobelpreisträger
Die 110 Nobelpreisträger und Unterzeichner (mit Dank an Karl Haro von Mogel von Biofortified für die freundliche Genehmigung. Zum Originalartikel)

In ihrem offenen Brief kreiden sie diversen Organisationen mit Greenpeace an der Spitze an, die Fakten zu ignorieren und ein wertvolles Werkzeug, die Gentechnik, pauschal abzulehnen. In den Kampagnen dieser Organisationen werden die Fakten, Vorteile und Auswirkungen falsch dargestellt sowie die kriminelle Zerstörung von genehmigten Feldversuchen und Forschungsprojekten gutgeheißen.

Aber der Brief richtet sich nicht nur an Greenpeace: auch die Regierungen der Welt werden aufgefordert, dem Treiben von Greenpeace Einhalt zu gebieten und den Zugang von Landwirten zu biotechnologisch verbessertem Saatgut zu beschleunigen.

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Glyphosat, die BOKU und der Regenwurm

Kein durch Glyphosat mutiertes Monster, sondern ein Riesenregenwurm aus Ecuador (Quelle: http://www.projectnoah.org/spottings/426166028)

Aktuell tobt geradezu eine mediale Schlacht um eine einzelne Substanz, die als Symbol für alles Widernatürliche und Schädliche herhalten muss: das Glyphosat.

Ein Molekül als Bösewicht

Das Unkrautmittel (Totalherbizid), das einst von Monsanto als Roundup auf den Markt gebracht wurde, heute aber aufgrund ausgelaufener Patente meist von anderen Herstellern und Vertreibern vermarktet wird, muss EU-weit bis Ende des Jahres neu zugelassen werden. Kann diese Zulassung verhindert werden, so wäre das ein Sieg für alle Ideologen, die eine Welt ohne künstliche Substanzen wollen und vor allem für alle Gentechnikgegner, ist das Glyphosat doch auch ein Sinnbild einer modernen Pflanzenbaumethode.

Einigen Nutzpflanzen wurde ein Resistenz-Gen eingebaut, so dass diese eine Herbizidbehandlung überleben, während störende Unkräuter vom Acker verschwinden. Prinzipiell sind gentechnisch modifizierte Pflanzen in der EU zwar zugelassen, werden aber mit sehr wenigen Ausnahmen nicht angebaut. Glyphosatresistente Pflanzen sind momentan in der EU nicht zugelassen, mehrere Antragsverfahren laufen schon seit Jahren. Nichts desto trotz wird auch hier Glyphosat zur Unkrautbekämpfung verwendet; es gilt als sehr wirksam, für Nichtzielorganismen unschädlich, verlagert sich im Boden kaum (Richtung Grund- und Oberflächenwasser) und ist gut biologisch abbaubar.

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Psiram fragt den Landwirt

bauer_williWir haben ja schon des öfteren Interviews geführt und haben uns gedacht: Fragen wir doch mal einen Landwirt!

In seinem Blog spricht der Bauer Willi über Themen der Landwirtschaft, seine Arbeit und ärgert sich schon mal über die Verbraucher.

Wir haben es ihm nicht ganz leicht gemacht und Themen wie Bio, Gentechnik, Bienensterben angeschnitten. Die folgenden Fragen sind vor allem als Denkanstoß gedacht, vielleicht findet der interessierte Leser ja ein paar Fragen, die er auch stellen möchte oder Themen, die er genauer wissen möchte.

Welche Bedeutung hat „Bio“ heute in der Landwirtschaft? Gegensatz oder Ergänzung? Ist „Bio“ überhaupt großflächig machbar?

Bio kommt ja sowohl von Verbraucherseite als auch von Produktionsseite. Angebot und Nachfrage machen den Markt. Beide Wirtschaftsformen existieren folglich gut nebeneinander. Die Frage, ob Bio großflächig machbar ist, kann man für Deutschland alleine als problematisch ansehen, weil dann die Selbstversorgung – so sie denn überhaupt gesellschaftlich gewollt ist – gefährdet wäre. Global gesehen werden wir mit reiner Biolandwirtschaft wohl nicht die erforderliche Menge an Kalorien produzieren können.

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Roundup Ready® Soja – OHNE Patente

Pinky&the Brain versuchen die Weltherrschaft zu übernehmenMan hört häufig als Argument gegen Gentechnik, dass diese ja mit Patenten behaftet und darum einfach grundsätzlich böse sei. In den Horrorvisionen grüner Ideologen streben die Saatgutkonzerne mittels Patenten die Weltherrschaft an, indem sie die Kontrolle über das Saatgut der Welt an sich reißen. Monsanto hat ja angeblich schon jetzt ein Monopol.

Abgesehen davon, dass selbst der Marktführer Monsanto nur 23% des Saatgutes weltweit liefert, also von einem Monopol noch ziemlich weit entfernt, ist der zugegebenermaßen rasant wachsende weltweite Saatgutmarkt nur ca. 20 Milliarden US-Dollar schwer. Zum Vergleich vielleicht: Der Industrie-Riese Apple macht jährlich 180 Milliarden Umsatz, der Automobil-Konzern Daimler 118 Milliarden und der Fast-Food Riese McDonalds immerhin noch 28 Milliarden.

Das sind einzelne Firmen, neben denen sich die ganze Saatgutindustrie irgendwie klein ausnimmt. Und wie das speziell mit den Patenten überhaupt funktionieren soll, bleibt auch völlig unklar.

Es ist ein Unsinns-Argument, das allein schon an folgender Tatsache scheitert: Die Laufzeit von Patenten beträgt in Europa und den USA 20 Jahre, d.h. auf jedem Patent klebt ein Ablaufdatum. Selbst wenn eine Firma tatsächlich DAS Wundersaatgut erfinden würde, könnte die Firma es nur 20 Jahre vermarkten.

Man bleibt bei der ganzen Argumentation eigentlich verständnislos zurück.

Wir wünschten uns natürlich auch, dass schon heute viel mehr Patente durch die öffentliche Hand bzw. von Universitäten gehalten würden. Aber dazu braucht es natürlich Forschung, Professoren, Studenten, aber auch Landwirte, die Wissen um die Möglichkeiten und auch Schwierigkeiten der Gentechnik errungen haben.

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Frank N. Foode bei Kickstarter

Bei Kickstarter läuft zur Zeit noch eine interessante Kampagne mit dem Ziel, das Maskottchen Frank N. Foode (den freundlichen, genetisch modifizierten Organismus von nebenan) für „alle“ zugänglich zu machen.

Die Idee hinter dem Maskottchen ist es, sich über die Bezeichnung Frankenstein-Futter lustig zu machen. Man hat die Hoffnung, dass es durch diese freundliche Figur möglich ist, den Menschen die komplizierte Welt der Gentechnik und Landwirtschaft näher zu bringen und ihnen eine Persönlichkeit anzubieten, der sie um die Welt folgen können.

Frank hat inzwischen schon die weite Welt bereist und viele Fotos geschossen.

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Prof. Potrykus über Goldenen Reis

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Ingo Potrykus, Professor emeritus am Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich, gehört zu den weltweit angesehensten Persönlichkeiten auf den Gebieten der landwirtschaftlichen, Umwelt- und industriellen Biotechnologie und erfand zusammen mit Peter Beyer den Goldenen Reis. Im Gegensatz zu normalen Reis hat er erhöhten Nährwert, da er Vitamin A liefert. Laut WHO leiden weltweit rund 127 Millionen Kinder im Vorschulalter an Vitamin-A-Mangel, bis zu 500.000 erblinden jedes Jahr und insgesamt sterben pro Jahr etwa 600.000 Kinder unter 5 Jahren daran.

Wir freuen uns sehr, dass Prof. Potrykus so freundlich war, uns ein paar Fragen zu beantworten. (To the English version)

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Goldener Reis, Zulassung und Feldzerstörung

Bild Goldener Reis
Quelle: International Rice Research Institute
Als Goldenen Reis bezeichnet man eine Reissorte, die durch gentechnische Methoden über eine deutlich erhöhte Menge an Beta-Carotin verfügt. Carotine können leicht in Vitamin A umgewandelt werden, aber es kann dabei zu keiner Überdosis kommen. 100 bis 150g gekochter Goldener Reis können laut einer Studie daher etwa 60 % des Tagesbedarfs an Vitamin A eines 6-8jährigen Kindes decken.

Laut WHO leiden weltweit rund 127 Millionen Kinder im Vorschulalter an Vitamin A-Mangel, bis zu 500.000 erblinden jedes Jahr, etwa die Hälfte der Betroffenen stirbt innerhalb eines Jahres nach der Erblindung. Insgesamt kommt es durch Vitamin-A-Mangel weltweit pro Jahr etwa zu 600.000 Todesfällen bei Kindern unter 5 Jahren.

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