Bauernmobbing: Offener Brief an BUM Barbara Hendricks

Unser Vorschlag zur offenen und problemorientierten Kommunikation.

 

Wir rebloggen einen offenen Brief von Dr. Heike Müller, Landwirtin und  Vizepräsidentin des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, wie es bereits Susanne Günther in ihrem Blog  schillipaeppa.net getan hat. Grund für diesen offenen Brief ist eine Aktion des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) unter Leitung von Barbara Hendricks.

Wir wissen ja alle, wie wichtig eine ehrliche und gute Kommunikation ist. So hat sich z.B. in der U-Bahn „Ey Alter, mach Platz oder et gibt auffe Fresse!“ als wirksame Kommunikationsstrategie gezeigt. Diesem bewährten Konzept der Problemlösung folgt auch Barbara Hendricks: Komplexe Sachverhalte löst man am besten dadurch, dass man sie auf ein entweder-oder reduziert. Die auf Lehramt in Geschichte und Soziologie Studierte hat ihre Problemlösungskompetenz schon früh entwickelt, z.B. indem sie Diskussionspartnern eine brennende Kippe auf dem Handrücken ausdrückt. Es scheint, als hätte sie nun auch die passende Werbeagentur für ihre versöhnende und engagierte Art der Kommunikation gefunden. Aber das nur am Rande, hier nun der offene Brief:


“Sehr geehrte Frau Bundesministerin Hendricks,

ich schreibe Ihnen hier als Landwirtin, als Vizepräsidentin eines Landesbauernverbandes, als Landfrau und als Rednerin auf der „Wir-machen-Euch-satt“-Demo in Berlin.

Mit großem Befremden habe ich heute Ihre Kampagne „Neue Bauernregeln“ zu Kenntnis nehmen müssen, für die in mehr als 70 Städten in Deutschland plakatiert werden soll, begleitet von Postkarten, Social Media und einer speziellen Website.

Dass wir Bauern von Seiten der Nicht-Regierungs-Organisationen mit solchen bunten und grafisch im Pippi-Langstrumpf-Stil nett gemachten, aber inhaltlich fragwürdigen Plakaten und Kampagnen angegriffen werden, daran haben wir uns inzwischen schon fast gewöhnt. In einer Demokratie darf man das, das gehört zum gesellschaftlichen Diskurs dazu.

Kommen solche Parolen jedoch von einem Bundesministerium, wurden sie mit Steuergeldern finanziert, bekommt dies eine andere Dimension!

Liebe Frau Hendricks, von solchen Sprüchen wie „Gibt`s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur“, „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“, „Zu viel Dünger auf dem Feld geht erst ins Wasser, dann ins Geld“ oder „Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm“ fühlen wir Bauern uns verhöhnt. Das ist Bauernbashing wie es im Buche steht und wie Sie es, werte Frau Hendricks, auch wenn Sie dies stets bestreiten, schon seit längerer Zeit betreiben. Ich habe Ihre Rede vom 17.Januar sehr aufmerksam gelesen und bin entsetzt über viele Pauschalisierungen, die Sie dort vornehmen. Vom Überschütten der Felder mit Gülle ist dort die Rede, oder von einer Haltung, bei der der Respekt vor dem Tier als fühlendes Lebewesen auf der Strecke geblieben ist.

Was glauben Sie, Frau Hendricks, wie man sich fühlt, wenn man als Tierhalter 365 Tage im Jahr Verantwortung trägt, sich um jedes Einzeltier bemüht, dabei aber in Jahren wie dem vergangenen nichts verdient? Wenn man auch aus dem Ackerbau nur die Hälfte des normalen Umsatzes erlöst hat, weil die Natur nicht mitspielte und auch die Märkte uns nicht freundlich gesonnen waren? Wie man sich fühlt, wenn dann ein Bundesministerium die moderne Landwirtschaft in die Schmuddelecke stellt, unsere Produktionsmethoden in Bausch und Bogen verdammt? Wenn man nur als Subventionsempfänger dargestellt wird, aber niemals als Steuerzahler, der man in normalen Jahren  durchaus ist? Wenn die Eingebundenheit in die Weltmärkte und die vergleichsweise hohen Standards, die wir im Tier- und Umweltschutz bereits erreicht haben, ausgeblendet werden? Wenn ausgeblendet wird, dass zum Beispiel wir hier in Mecklenburg-Vorpommern deutschlandweit die meisten Natura-2000-Gebiete haben, obwohl oder gerade weil wir Landwirte so wirtschaften wie wir wirtschaften? Wenn vor allem ausgeblendet wird, dass die Verbraucher täglich völlig basisdemokratisch an der Ladentheke anders abstimmen als in Umfragen und dass längst nicht alle, die grün wählen, auch grün essen?

Wir Landwirte haben uns schon immer an wechselnde Gegebenheiten anpassen müssen, was die Witterungsbedingungen, die Märkte oder die Verbraucherwünsche anging. Wir Bauern denken nicht nur von Ernte zu Ernte, sondern wir denken in Generationen. Was uns jedoch zunehmend zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass in eine Landwirtegeneration mehr als fünf Politikerwahlperioden passen. Das sind fünf Wahlperioden, in denen Politiker sich immer wieder neu profilieren müssen, neue Regelungen auf den Weg bringen, die uns keine Atempausen mehr gönnen.

Solche Kampagnen wie die „Neuen Bauernregeln“, die uns als Landwirte diskreditieren, die uns nur noch als Umweltfrevler oder Tierquäler darstellen, demotivieren uns, lassen aber gleichzeitig auch nach und nach die Wut auf unseren Höfen wachsen.

Frau Hendricks, der Duktus Ihrer Reden und dieser Kampagnen trägt zur selben Polarisierung innerhalb unserer Gesellschaft bei, die Ihre Partei bei anderen Parteien und Gruppierungen zu Recht kritisiert.

Liebe Frau Hendricks, ich habe in meiner Rede bei der „Wir-machen-Euch-satt“-Dialogveranstaltung am 21. Januar in Berlin (das entsprechende Youtube-Video können Sie, wenn Sie mögen, hier verfolgen: https://www.youtube.com/watch?v=P79hlsIiCUI&t=23s) darum gebeten, dass die Politik bitte verbal abrüsten möge. Ich möchte auch Sie darum bitten. Ein fairer Dialog kann nicht so aussehen, dass eine ganze Berufsgruppe ausgegrenzt wird, noch dazu von einem Bundesministerium! Veränderungen kann man nur mit uns Bauern und mit der Mehrzahl der Verbraucher erreichen! Landwirtschaft hieß schon immer auch Evolution!

Wie man einen sachlichen Dialog zu landwirtschaftlichen Fragen führt, können Sie im Übrigen bei Ihrem Parteikollegen Dr. Till Backhaus sehen, mit dem wir Landwirte auch häufig im sehr kritischen Diskurs stehen, der sich jedoch niemals zu solchen populistischen Bauernregeln hinreißen ließe.

Liebe Frau Hendricks, bitte beenden Sie diese unsägliche Kampagne! Als Politikerin sollte man sein Ministerium nicht für einen wie auch immer gearteten Wahlkampf einspannen!

Beste Grüße aus der Mitte von Mecklenburg-Vorpommern

Dr. Heike Müller”


P.S.: Nachdem Frau Hendricks ja auch für Reaktorsicherheit zuständig ist, regen wir an, auch auf diesem Gebiet in ähnlicher Form mit dem mündigen Bürger proaktiv in den Dialog zu treten:

 

37 Gedanken zu „Bauernmobbing: Offener Brief an BUM Barbara Hendricks“

  1. P.S.: Nachdem Frau Hendricks ja auch für Reaktorsicherheit zuständig ist, regen wir an, auch auf diesem Gebiet in ähnlicher Form mit dem mündigen Bürger proaktiv in den Dialog zu treten:

    „Mit der großen Angst vor Strahlen, gewinnt man bei den Wahlen.“

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  2. Die Grünen:

    Wie ernst kann man eine Partei nehmen, die Kritik an der Flüchtlingspolitik als irrationale Xenophobie brandmarkt*, auf der anderen Seite aber ihren politischen Erfolg durch das Schüren irrationaler Ängste vor technologischem Fortschritt sichert?

    *this just in: möglicherweise zu recht.

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  3. @nouse
    Die Grünen sind selbst für jemanden, der im Herzen grün ist (aber auch nicht notendigerweise grün isst) nur schwer wählbar. Sie sind, leider leider, oft nur anders intolerant. Und an einigen unerwünschten Stellen wiederum so offen, dass es als ’nicht ganz dicht‘ besser beschrieben ist. „Bist du in der Politik, bringt Populismus Dir den Sieg“ „Hast Du sonst nichts mehr zu sagen, hilft nur ziellos anzuklagen“.
    Stilistisch ist die Kampagne fragwürdig und sicher nicht konstruktiv, eine zünftige Auseinandersetzung an der Sache würde allen helfen. Auch mir, denn meine Meinung von der deutschen Landwirtschaft ist, muss ich gestehen, auch ohne solche propaganda nicht sonderliche positiv (was nicht allein, vllt. nichtmal vorrangig, die Schuld der Landwirte ist).

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  4. @ nouse & knorke:

    Damit die Welt nicht ganz aus den Fügen gerät: Frau Hendricks ist nicht von den Grünen, sondern von der SPD. Alternativfaktisch kann man das natürlich anders sehen.

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  5. Ich hätte diesen Brief ja nach oben geschickt, also an Merkel/Gott adressiert. Oder gleich nach ganz oben an die Politikerbeseitigungsstelle der Firma Springer namens BILD gerichtet. Eine vernünftige Diskussion mit Frau Hendricks dürfte eh nicht fruchten. Bauernregel #2 sagt recht deutlich: Diskutiere nicht mit Holz!

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  6. „Wächst der Sau ein fünftes Bein, bringt Schweinerei mehr Schinken ein.“

    „Ein Kindlein mit zwei Köpfen kann einmal nur Kindergeld abschöpfen.“

    – für Speisepilzzucht in der Asse.

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  7. Natürlich ist Frau Hendricks kein Mitglied der Grünen.
    Aber sie agitiert wie eine. Diese Form der Auseinandersetzung assoziiert man mit den Öko-Faschisten. Unsachlich, von Kompetenz- und Fakten befreit. Hohn und Häme.
    Seit nun mehr als 35 Jahren.

    Seltsam, dass wir erst 2016 das Wort Postfaktisch als Wort des Jahres haben und dann immer nur im Kontext mit braunen Zombies und VT-lern.
    Der Rest macht fröhlich weiter und feiert sich dafür.

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  8. Dass man hier die SPD mit den Grünen verwechselt, ist leider symptomatisch für die Profillosigkeit der Partei. Wobei die CDU auch nicht viel besser ist.

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  9. Naja. Hier sei mal an die EAV erinnert. Burli! An jeder Hand zehn Finger, und Hände hat er vier. Keiner spielt so schnell Klavier! https://www_youtube.com/watch?v=cO2Flbz6ud0

    Die Österreicher halt, die Zwentendorf nie ans Netz genommen haben… 😉

    @Stöber:
    Das mit der fünfbeinigen Sau wäre doch mal ein Zuchtziel für die Bayern, wenn ich da an „Schweinshaxe“ denke… Zusätzliche Rippenpaare für mehr Koteletts hats ja beim Hausschwein gegenüber den Wildschwein schon.

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  10. @ lancelot:

    Dass Plakate über Probleme der industriellen Landwirtschaft das klassische Instrumentarium von „Ökofaschisten“ sind, wusste ich nicht. Muss ich mir da ernste Sorgen machen? Hat Hendricks auch schon die Bauernverbände gleichgeschaltet, Kritikerinnen wie Frau Dr. Müller verhaften lassen und einen Reichsbauernführer ernannt?

    Frau Müller hätte übrigens in ihrem Brandbrief auch erst einmal einräumen können, dass mit der industriellen Landwirtschaft natürlich auch Probleme verbunden sind, die es zu lösen gilt, vom unangemessenen Antibiotikaeinsatz in der Tiermast über die Nitratbelastung des Trinkwassers bis hin zur den bekannten Missständen der Tierhaltung bei einem Teil der Großbetriebe. Das wäre ja kein Tabubruch gewesen. Statt dessen so zu tun, als verunglimpfe Hendricks den Bauern auf dem kleinen Hof, der sich aufopferungsvoll „um jedes Einzeltier bemüht“, ist schon mutig, zumal der Bauernverband MacPomm z.T. Betriebe mit Post-LPG-Strukturen vertritt, bei denen das „Einzeltier“ wirklich keine Rolle spielt. Wenn der bayerische Bauernverband so protestiert, passt das schon eher. Ich denke, hier kündigt sich vor allem der Bundestagswahlkampf an.

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  11. Frau Hendicks ist doch immer mit nem Lobbyisten der Dämm-Industrie durchs Land gezogen
    -hatte das inhalierte Styropor auswirkungen auf ihren ähem Geist
    -würde vieles erklären!
    „Ob Grüan oder Roaut,interessiert doch keine fünfbeinige Saut!“
    Ok ich frühstücke Clowns,aber keine Poeten !!!

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  12. @Joseph Kuhn: Ich kann verstehen wenn man sich über ungenaue Sprache oder falsch verwendete Begriffe aufregt, man sollte vielleicht aber auch nachsehen ob man nicht denselben Fehler begeht. Die Plakate als „Plakate über Probleme der industriellen Landwirtschaft“ zu bezeichnen halte ich für mindestens genauso irreführend.

    Dass es Probleme in der Industriellen Landwirtschaft gibt ist unbestritten, genauso ist, so denke ich, unbestritten dass diese auch thematisiert werden müssen. Das Problem das ich aber zu sehen glaube ist, dass eben diese Plakate im Kopf von Lieschen Müller nur das Bild des bösen Massenbetriebs herzaubern aber Inhaltlich nicht zu den tatsächlichen Problemen führen.
    Das Bild des Bauern auf dem kleinen Hof, der sich aufopferungsvoll „um jedes Einzeltier bemüht“, ist auch romantisiert, das ist klar. Die Plakate würde ich aber deshalb trotzdem nicht als Wahlkampf betrachten sondern als Hetze. Sie zeigen nicht die Probleme auf, sondern verunglimpfen einen ganzen Berufsstand.

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  13. Je mehr sich die Bauernsverbandsvertreters aufregen,desto mehr sollte man sich die Verhältnisse in der LandwirtschaftsINDUSTRIE angucken…
    Bauern sind bekanntlich Freunde einfacher Wahrheit
    also dürfen sie auch auf sie angewendet werden
    Jeder der Journalisten nicht in seine Ställe lässt,bekommt das Label
    „Schuldig bei Verdacht“
    denn es gilt
    „Wer nichts zu verbergen hat,hat nix zubefürchten“!

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  14. Um einmal etwas konstruktiven Whataboutism zu pflegen: Da regt sich die halbe Republik über ein paar bemüht witzige Plakate auf, weil sie angeblich das Bild der Bauern in der Öffentlichkeit verzerren, und wenn die Staatssekretärin im BMG die Schirmherrschaft für den Weltkongress der Homöopathen übernimmt, interessiert es niemanden. Dabei wirft das doch wirklich kein gutes Licht auf den Stellenwert der evidenzbasierten Medizin in der Politik.

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  15. @Joseph: Also selber regt mich das weniger auf, ich bin eher entsetzt über den Dilettantismus dieser Aktion; von so einer Idee erwartet man eigentlich, dass sie schon am Praktikanten der Vorzimmerdame scheitert. Die Aufgabe eines Ministeriums ist sicher nicht, auf kommunikativen Konfrontationskurs zu gehen und Gräben, die eh schon da sind, noch zu vertiefen. Selbst Greenpeace wäre sowas vermutlich nicht in den Sinn gekommen, die haben PR-Profis.
    Aber BUM Hendricks will ja eine Agrarwende. Keine Verbesserung oder Optimierung des Vorhandenen, sondern eine Wende. Also weg von einer wissenschaftlich orientierten Agrartechnik hin zu was auch immer. Vielleicht Aussaat nach Mondkalender, man weiß es nicht so genau.

    Und da sind wir beim letztlich gleichen Thema wie der Übernahme dieser Schirmherrschaft für den Homöopathenkongress. Denke schon, dass das hier noch aufgegriffen wird. Ich würde diese beiden Vorfälle nicht gegeneinander ausspielen, sie sind Zeichen des selben Problems, das einer technikfeindlichen Irrationalität.

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  16. @ Groucho:

    Dass die Plakataktion nicht so tolle ist und man das Geld besser anderweitig ausgegeben hätte, darüber wird man sich schnell einigen können. Dass die Sprüche auf den Plakaten auf dem gleichen Niveau wie die Homöopathie sind, dem würde ich nicht folgen. Sie sprechen ja durchaus vorhandene Fehlentwicklungen der landwirtschaftlichen Großbetriebe an, wenden sich also gerade nicht gegen eine „wissenschaftlich orientierte Agrartechnik“, sondern gegen eine Dysbalance zwischen Gewinninteressen und Umweltbelangen bzw. Tierschutzbelangen bei einem Teil der Großbetriebe. Ob Frau Hendricks darüberhinaus eine weitergehende Agenda verfolgt weiß ich nicht, ebenso wenig, ob „gut informierte Kreise“ eine solche Agenda aus der Plakataktion herauslesen können.

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  17. @Joseph Kuhn: Naja, die Aktion ist eh abgeblasen – zeigt eigentlich, dass man irgendwo erkannt hat, dass das eher kontraproduktiv war. Aber darüber brauchen wir glaub nicht diskutieren.
    Was die Agenda angeht: Sie spricht halt von „Agrarwende“. Was das genau bedeutet, ist mir noch nicht genau klar. Wenn das z.B. heißt, dass man von den Maismonokulturen zur spritherstellung wegkommt, soll es mir recht sein …

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  18. Alfred :

    Da sollten sich aber auch die Bauern mal bewegen, denn einfach ihre Gülle in das Grundwasser ablassen kann es ja wohl nicht sein.

    Wo haben sie denn den Quatsch her? Gülle ist ein wertvoller Dünger / Rohstoff. Wer sowas tut, handelt auch heute schon strafbar.

    Was aber gerne passiert, sind Unfälle mit Biogasanlagen mit teilweise übelsten Umweltfolgen:

    http://www.biogasanlagen-versus-anwohner.de/index.php/unfallstatistik-bgas.html

    Dazu hört man vom Umweltministerium allerdings wenig.

    Antworten
  19. @ Groucho:

    Was mir an der Plakataktion nicht einleuchtet, ist der Zweck: So eine Aktion richtet sich ja an die breite Bevölkerung und ist dann sinnvoll, wenn sie auf Missstände aufmerksam macht, die nicht oder nicht genügend im öffentlichen Bewusstsein sind. Dann kann man damit eine politische Initiative vorbereiten. Aber dass in manchen Großbetrieben nicht gut gewirtschaftet wird, z.B. Umwelt und Tierwohl unnötig missachtet werden, das wissen die Leute doch, darüber gibt es schließlich ständig Medienberichte. Insofern war die Aktion aus meiner Sicht unnötig. Es sei denn, es gibt eine hidden agenda. Aber vermutlich ist man auch hier mit Hanlons Razor gut beraten.

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  20. Joseph Kuhn :

    Aber vermutlich ist man auch hier mit Hanlons Razor gut beraten.

    Da stimme ich voll zu, ja. Dass so eine Aktion in die Hose geht, geradezu den Widerspruch herausfordert und auch den unbegabtesten Poeten zu Gegenreimen herausfordert, war offensichtlich.

    Wobei, einen kleinen Widerspruch habe ich zu Hanlon schon, die Leute sind ja nicht dumm, es ist mehr Ideologie, die das Denken vernebelt. Da sind wir dann wieder bei der irrwitzigen Schirmherrschaft, die eben m.M. genauso funktioniert. Dass diese von üblerer gesellschaftlicher Bedeutung ist als diese dämliche Aktion: Klar.

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  21. Joseph Kuhn :

    Tierwohl unnötig missachtet

    Was man da über die Nicht-Behandlung von Tieren (i. e. Tierquälerei) auf Bio-Bauernhöfen erfährt, ist nicht koscher. Habe ich nicht in der Zeitung gelesen, sondern nur von Augenzeugen gehört; ich habe also keinen zitierfähigen Beleg. Wäre mal was für Correktiv.

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  22. Jetzt weiss ich was die Welt zusammenhält:
    Hanlons Razor
    plus
    Dunning-Kruger-Effekt
    plus
    Chemtrails
    Ich habe die Weltformel–
    Stephen Hawking kann einpacken 😉

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  23. Groucho :

    Alfred :Da sollten sich aber auch die Bauern mal bewegen, denn einfach ihre Gülle in das Grundwasser ablassen kann es ja wohl nicht sein.

    Wo haben sie denn den Quatsch her? Gülle ist ein wertvoller Dünger / Rohstoff. Wer sowas tut, handelt auch heute schon strafbar.Was aber gerne passiert, sind Unfälle mit Biogasanlagen mit teilweise übelsten Umweltfolgen:http://www.biogasanlagen-versus-anwohner.de/index.php/unfallstatistik-bgas.htmlDazu hört man vom Umweltministerium allerdings wenig.

    Ich glaube, das ist nicht wortwörtlich gemeint, sondern soll vielmehr thematisieren, dass das Grundwasser z.B. zwischen Oldenburg und Osnabrück sehr stark mit Nitraten belastet ist. In dieser Region ist die Landwirtschaft ganz klar ein Problem für unser Grundwasser.

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  24. AlteWeser :

    Ich glaube, das ist nicht wortwörtlich gemeint, sondern soll vielmehr thematisieren, dass das Grundwasser z.B. zwischen Oldenburg und Osnabrück sehr stark mit Nitraten belastet ist. In dieser Region ist die Landwirtschaft ganz klar ein Problem für unser Grundwasser.

    Dann soll der Kommentarist das bittschön auch so sagen. „Gülle ins Grundwasser ablassen“ ist erst mal eine klare Ansage. Das ist dann ein Niveau, wie die „Bauernregeln“. Insofern kann man es ihm natürlich nicht verübeln, wenn das ministerial vorgelebt wird.

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  25. Joseph Kuhn :Aber dass in manchen Großbetrieben nicht gut gewirtschaftet wird, z.B. Umwelt und Tierwohl unnötig missachtet werden, das wissen die Leute doch, darüber gibt es schließlich ständig Medienberichte. Insofern war die Aktion aus meiner Sicht unnötig.

    Das ist das eigentlich Problem an der Aktion: Das falsche Verständnis, das durch die Medien über die Landwirtschaft vermittelt wird. Die Aussage, dass es „Großbetriebe“ (Massenhaltung, Monokultur!!!) seien, die sich wie großkapitalistische Ausbeuter an Mensch, Tier und Umwelt versündigen, entspricht aber nicht der Realität. Gerade große Betriebe schneiden hier meist sehr gut ab. Das hat auch einen guten Grund: Wer sich mal ansatzweise mit der landwirtschaftlichen Betriebsführung beschäftigt hat, der weiß, dass die betrieblichen Auflagen enorm sind (Bauer Willi schreibt dazu z.B. gelegentlich mal was). Es gibt umfangreiche Vorschriften zu allen Belangen der landwirtschaftlichen Betriebsführung, von Tierschutzbestimmungen bis zu Nährstoffbilanzen, die mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind.

    (Auch die Vorstellung, es gehe hinter den Mauern der Betriebe zu wie in Folterkammern, ist so verbreitet wie falsch. Amtstierärzte können die Betriebe jederzeit betreten und tun das auch. Sowieso wird ziemlich lückenlos kontrolliert, nicht nur die Haltungsbedingungen)

    Man braucht vermehrt Fachpersonal, das sich nur um solche Belange kümmert. Das ist mit ein Grund, warum der kleinbäuerliche Familienbetrieb am Aussterben ist. Große Betriebe können eher Auflagen erfüllen und sind betriebswirtschaftlich besser aufgestellt. Die „Skandale“, die immer wieder durch die Medien geistern, findet man eher bei kleineren Betrieben. Es gibt immer auch Ausnahmen, aber wer sich ein wenig (ernsthaft) mit moderner Landwirtschaft beschäftigt, der weiß, dass das nicht die Regel ist.

    Das Idyll vom Kleinbauer ist nicht nur realitätsfern, es ist auch nicht mit den Wünschen und Zielen von Verbrauchern und Politik kaum vereinbar.

    Natürlich gibt es Probleme (wie in jedem anderen Bereich der Wirtschaft/Gesellschaft auch). Die Nitratproblematik ist da, aber es wird so getan, als wäre das ein existenzielles Problem (als würde das Trinkwasser vergiftet). Gut, man sollte die Umwelt möglichst sauber halten, aber die Lage wird sehr überzogen dargestellt. Man hat momentan erkannt, dass die Düngevorschriften (ja, der Bauer darf gar nicht so einfach mal Dünger aufbringen, er muss Bilanzen führen, Versorgungszustände durch Analysen erfassen und genauestens Buch führen etc.) in manchen Fällen nicht ausreichen, um eine Nitratverlagerung ins Gewässer ausreichend zu minimieren.

    Das Problem kann aber auch nicht von heute auf morgen gelöst werden, da die Stickstoffdynanik träge ist und Maßnahmen auch etwas länger dauern können. Die Lage hat sich ja auch wesentlich verbessert, man ist auf gutem Wege, aber man ist noch nicht ganz zufrieden. Solche Themen muss man sachlich und mit Geduld angehen. Die Vorstellung, den Landwirten wäre sowas egal, weil die nur auf den Profit schauen, ist sehr ungerecht. Mit Kinderreimen kommt man da kaum weiter.

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  26. @ eLender:

    Das Idyll vom Kleinbauern, der jedes Tier beim Namen kennt, hat Frau Müller aufgebracht. Realitätsfern ist es im übrigen nicht, es kommt auf die Betriebskonzepte an, in Bayern klappt das offenbar besser als in Mecklenburg-Vorpommern. Dass die Landwirtschaft nicht insgesamt kleinbäuerlich zu organisieren ist, glaube ich auch, ich argumentiere auch nicht gegen Großbetriebe an sich, wie Sie es suggerieren, und ich habe auch nicht gesagt, es gäbe keine Vorschriften, wie man Ihrer Antwort entnehmen könnte. Ich habe gesagt, es gibt Großbetriebe, die unangemessen auf Kosten der Umwelt und des Tierwohls wirtschaften und manche auch mit krimineller Energie. Das mögen „Ausnahmen“ sein, aber diese Ausnahmen schlagen bei Großbetrieben mit vielen tausend Tieren, in der Eierproduktion hunderttausenden von Tieren, eben trotzdem kräftig zu Buche. Das wird man doch noch sagen dürfen.

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  27. Joseph Kuhn :Das wird man doch noch sagen dürfen.

    Türlich. Man darf aber auch noch manche Vorstellung nicht einfach unwidersprochen hinnehmen dürfen.

    Nochmal: Dass Großbetriebe (die es auch im ökologischen Landbau gibt) problematischer als (bäuerliche) Kleinbetriebe sind, ist nicht erwiesen. Von den großen gibt es naturgemäß weniger, wenn hier was schief läuft, betrifft es zwar ggf. mehr Tiere (trivial), bei vielen kleineren Betrieben ist aber die Wahrscheinlichkeit höher, dass es zu Fehlverhalten kommt, es würde also statistisch auf das gleiche rauskommen (auch trivial). Großbetriebe haben aber allgemein ein besseres QM und werden behördlich auch intensiver überwacht. Die können sich in der Regel auch eigene Betriebstierärzte leisten. Groß muss nicht immer schlecht heißen.

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  28. @ eLender:

    „Groß muss nicht immer schlecht heißen.“

    Natürlich nicht und dass Großbetriebe Qualität in vielfacher Hinsicht professioneller managen können, sehe ich auch so. Leider spielen in manchen Marktsegmenten die schwarzen Schafe eine sehr große Rolle. Dagegen helfen allerdings keine Plakate, die Frage nach dem Sinn der Aktion hatte ich ja oben schon gestellt.

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  29. Zitat von FB

    Und @kleinere Bauern: Den riesigen Unterschied zwischen Familienbetrieb und Agrarfabrik, der von den Agrargegnern immer wieder an die Wand gemalt wird, gibt es einfach nicht. Die Übergänge sind völlig fließend und jeder definiert „industrielle Landwirtschaft“ anders. Deswegen fühlen sich die meisten Landwirte auch zu unrecht durch solche Gemeinplätze angegriffen.

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  30. Die ZEIT bringt heute auf ihrer Titelseite eine kurze Meldung „Wahres Schwein“ über die „Plakataktion“, die „eine Debatte über Ökologie und Landwirtschaft anregen“ sollte. Schlusssatz:

    Nach einem Empörungssturm der Lobbyisten der Agrarindustrie hat Barbara Hendricks um Entschuldigung gebeten und die Kampagne gestoppt. Es ist Politikern noch selten gut bekommen, die Wahrheit zu sagen.

    So einfach kann Qualitätsschornalismus sein. Und sollte die ZEIT dann nicht den Rücktritt einer Ministerin fordern, die so feige einknickt?

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  31. Das war nicht feige sondern kluch.
    Hat nach der Ministerzeit Gelegenheit irgenswo ein nettes Pöstchen zubekleiden…
    Sollte mich nicht wundern siehe Wissman der energetische Verkehrsminister!
    Der fällt mir zu einem erfolgreichen Biotopwechsel ein.

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  32. Das ist schon kriminell, was Frau Hendricks da macht, mit dem Betrüger Jan Peifer vom DT. Das DT sympathisiert mit der Sekte Universeles Leben. Frau Hendricks hätte sich besser am informieren sollen. https://www.antiveganforum.com/wiki/Jan_Peifer

    Connemann: Verunglimpfung geht weiter
    Die Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Gitta Connemann, hält die Fortsetzung der Kampagne jetzt auf anderen Wegen und mit anderen Formaten für unerträglich. „Damit geht die Verunglimpfung der Bauern weiter“, sagte Connemann im Gespräch mit top agrar. Nachdem bekannt geworden sei, dass das Deutsche Tierschutzbüro die Plakatkampagne fortsetzen wird, habe sie sich unmittelbar an das Umweltministerium (BUMB) gewandt, um zu erfahren, ob das Ministerium der Übernahme der Kampagne durch das Deutsche Tierschutzbüro zugestimmt habe. Das BMUB habe ihr geantwortet, dass die „Übernahme der Bauernregeln ohne Wissen und ohne Zustimmung des BMUB“ erfolgt sei. Man lasse gegenwärtig prüfen, ob dies rechtlich zulässig sei. „Wenn es Frau Hendricks mit ihrer Entschuldigung an die Bauern ernst meint, dann untersagt sie dem Deutschen Tierschutzbüro schleunigst die Nutzung ihrer unseligen Bauernregeln“, fordert Connemann.

    Topagrar.com – Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Hendricks-aendert-Plakatkampagne-lediglich-ab-7618990.html

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