Wir hatten vor kurzem ja schon von dem Protest „einiger“ Wissenschaftler gegen Elsevier berichtet. Mittlerweile haben 7509 Wissenschaftler eine Erklärung unterzeichnet, nicht mehr mit dem Verlag zusammenzuarbeiten.
Es scheint nun, als würde dieser Druck Wirkung zeigen. Elsevier hatte sich bis vor kurzem für den sogenannten Research Works Act stark gemacht. Diese Verordnung richtete sich gegen „Open Access“, die freie Verfügbarkeit von Wissen. Diverse Behörden in den USA verlangen bereits jetzt für Förderungen von Forschung, dass die gewonnenen Daten bzw. Ergebnisse der Öffentlichkeit frei zur Verfügung gestellt werden müssen.
Diese Praxis wirkt sich natürlich negativ auf die Verlage aus, da die entsprechenden Forschungsgruppen einfach Online publizieren.
Der RWA zielte nun darauf ab, diese Praxis zu verbieten. Behörden sollten diese Bedingung nicht mehr stellen dürfen. Im Ergebnis würden dann sicher wieder mehr Arbeiten wie bisher in den teuren Magazinen, die von den Universitäten gekauft werden müssen, abgedruckt werden.
Mit anderen Worten, Forschung, die vom Steuerzahler bezahlt würde, müsste danach wieder durch Universitäten (aka den Steuerzahler) von den Verlagen gekauft werden. Dies ist in allen Bereichen eine immense Bremse für die Forschung, die von Kollaboration und Ideentausch lebt.
Elsevier hat nun die Unterstützung für den RWA zurückgezogen und kurz darauf wurde die Verordnung für tot erklärt. Diese Verordnung wäre ein schwerer Schlag für Open Access gewesen.
Elsevier erklärt zwar, dass der Protest mit der Entscheidung nichts zu tun hat und man stattdessen auf die Forscher gehört hat, die noch immer mit dem Verlag zusammenarbeiten. Weiters hat Elsevier einen Offenen Brief an die Mathematikergemeinschaft geschrieben, in dem sie im wesentlichen Besserung geloben.
Die weiteren Taten werden weisen, wohin die Reise geht. Inzwischen steht schon die „Gegenvorlage“, der „Federal Research Public Access Act“ in den Startlöchern: Ergebnisse jeglicher aus Steuergeldern bezahlte Forschung muss frei zur Verfügung gestellt werden. Elsevier hat angekündigt diese Vorlage zu bekämpfen.
Man muss aber klar betonen, dass Elsevier hier nicht „das Böse“ ist. Es ist eine Firma, die ihr Geschäftsmodell erhalten will und dementsprechend agiert. Außerdem haben die Verlage in der Vergangenheit viel wertvolle Arbeit geleistet, der bisherige Prozess hat jahrzehntelang gute Erfolge gebracht. Das sollte man ihnen zugute halten. Aber die Zeit ist wohl gekommen, einen besseren Weg zu finden.
„There has grown in the minds of certain groups in this country the idea that just because a man or corporation has made a profit out of the public for a number of years, the government and the courts are charged with guaranteeing such a profit in the future, even in the face of changing circumstances and contrary to public interest. This strange doctrine is supported by neither statute or common law. Neither corporations or individuals have the right to come into court and ask that the clock of history be stopped, or turned back.“
aus Robert A. Heinlein „Life-Line“
Immer wieder ein schönes Zitat.