Impfstoffe vs. Homöopathika: Unterschiedliche Maßstäbe

Zur Zeit herrscht ja große Aufregung wegen der Probleme mit einigen Grippe-Impfstoffen von Novartis. Ein Verkaufsstopp wurde einerseits durch die Firma, andererseits durch einige Gesundheitsämter verhängt.

Das Problem ist, dass mögliche Verunreinigungen festgestellt wurden. Novartis sagt zwar, diese seien harmlos, die Gesundheitsämter gehen aber lieber auf Nummer sicher. Als „Kunde“, der sich impfen lassen möchte, kann man mit dieser Vorgehensweise eigentlich nur glücklich sein.

Das grundsätzliche Thema Impfen bleibt durch diesen Vorfall unberührt; es handelt sich um ein konkretes Problem in der Produktion. Ob das harmlos ist oder nicht, betrifft eigentlich nur die entsprechenden Chargen Impfstoff. Und das muss untersucht werden, um das Problem in Zukunft zu vermeiden bzw. um auszuschließen, dass auch andere Chargen betroffen sind.

Jede andere Industrie hätte ähnlich gehandelt; man erinnere sich nur z.B. an Probleme mit explodierenden Akkus und die diversen Rückrufaktionen von Autos, die über die Jahre immer wieder vorgekommen sind.

Insgesamt ein ganz normaler Prozess, in dem es nur einen echten Aufreger gibt: Novartis hat die möglichen Probleme bereits im Juli entdeckt und erst jetzt im Oktober gemeldet. Dafür hat Novartis auch dementsprechend heftige Kritik verdient.

Aber wie gesagt, die Aufregung ist groß, es ist ein großes Thema: ein Medikament, das zurückgezogen wird, Verunreinigungen, Vorwürfe gegen den Konzern, … So etwas interessiert die Menschen. Da könnte ja jemand zu Schaden kommen. Praktisch jede Zeitung im deutschsprachigen Raum (und natürlich auch in anderen Ländern) hat darüber berichtet.

Davon abgesehen? Der Prozess funktioniert. Ein mögliches Problem mit einem Medikament wird entdeckt, es wird im Sinne der Sicherheit sofort zurückgezogen.

Auf der anderen Seite kommt man aber nicht umhin, an den Homöopathika-Produzenten Nelson zu denken. Die FDA hatte im Juli Nelson wegen der Produktionsbedingungen verwarnt.

In den Produktionsanlagen wurden Glassplitter gefunden, die theoretisch in die Mittelchen gelangen könnten und ein Produktionsfehler wurde festgestellt, ein Sechstel der Flaschen wurde nicht korrekt befüllt. Daneben wurden noch kleinere Mängel gefunden, aber diese waren die schwerwiegendsten.

Was war der Effekt? Es hat kein Schwein interessiert. Ein paar Blogger (wir auch) haben darüber berichtet, aber sonst? Kein Interesse. Im deutschen Raum ist das ja verständlich; hier kennt man eher Heel oder die DHU, Nelson ist komplett unbekannt, aber auch im englischen Raum ist praktisch nichts passiert. Ärgerlich.

Die Apothekenkette Boots, die die Produkte von Nelson vertreibt, wurde von einem Blogger angeschrieben, wie sie damit umgehen würden. Die lapidare Antwort lautete: „Wir werden das untersuchen„. Das war’s.

Man muss Boots in gewisser Hinsicht zu Gute halten, dass sie selbst genau wissen, dass das Zeug wirkungslos ist.

Wenn man sich dann zurück lehnt und den Ärger etwas vergisst, das Ganze rein rational betrachtet, fällt einem allerdings auf, dass der Prozess auch hier funktioniert.

Ein Produktionsfehler wird bei einem Homöopathikum entdeckt und im Sinne von „Sch..egal“ reagiert kein Mensch. Da es kein Problem gibt, wird es ignoriert.

Unterschiedliche Maßstäbe? Ja, klar. Man möchte sich vielleicht ärgern, aber eigentlich muss man sagen: Gottseidank!

3 Gedanken zu „Impfstoffe vs. Homöopathika: Unterschiedliche Maßstäbe“

  1. Ich hätte mir wirklich gewünscht es hätte auch nur eine einzige Zeitung mal ein wenig relativiert bzw. darauf aufmerksam gemacht, dass das mit dem Thema Impfen letztendlich rein gar nichts zu tun hat. Aber das sind eher die Scheinheiligen, die erst die Schweinegrippe verharmlosen, den dazu entwickelten Impfstoff verteufeln, uns dann zur Grippeimpfung aufrufen, um uns dann wieder ungeschont zu berichten, dass dieser mangelhaft ist. Und da wundert man sich über mangelnde Aurklärung.

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  2. Ich dachte erst bei der Überschrift, es würde um die Tatsache gehen, dass viele Impfgegener gleichzeitig Homöopathie-Fans sind und dass die Beweislage zu Impfungen und zur Homöopathie von diesen mit zweierlei Maß gemessen werden^^
    Das wäre aber vielleicht auch einen Blogeintrag wert.

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  3. @labman
    Ist aber irgendwie schon beinahe selbsterklärend. Wer auf Wissenschaft nichts gibt und den Pharmaherstellern irgendwelche Verschwörungen anhängt, der muss ja dennoch ein Ass im Ärmel haben, dass er dann präsentieren kann.

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