Magstadt? Where the F**k is Magstadt? (Teil 2)

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Teil 2 unserer Reihe über die Solidargemeinschaften beschäftigt sich nun etwas genauer mit einigen dieser merkwürdigen Gemeinschaften.


Das „Konzept“ in ihren eigenen Worten – die Solidargemeinschaften

Ich lese bereits seit einigen Jahren bei Psiram mit und habe mich schon lange gefragt, wo eigentlich die leichten Themen bleiben. Meist geht es hier um die 1.000 Wege, die sich die Anhänger esoterischer Gesundheitsideologien ausdenken, um sicherzustellen, dass ihr Nachwuchs nicht die Volljährigkeit erreicht. Das Verweigern von Impfungen, das Vorenthalten wirksamer Behandlungen und das willentliche Infizieren mit Krankheiten stehen hoch im Kurs. Deswegen gibt es viel zu wenig zu lachen, was vermutlich dem Vorurteil Vorschub leistet, Skeptiker suchten zum Lachen subterrane Räumlichkeiten auf.

Es war mir deswegen ein Herzensanliegen, von den Solidargemeinschaften zu berichten, denn das ist „Skeptizismus light“. Leicht als Bullshit zu enttarnen, man braucht sich auch nicht mühsam in irgendwas einlesen, man kann sich großartig darüber amüsieren, aber niemand kommt wirklich zu Schaden. Außer den Leuten, die immer brav ihre Versicherungsbeiträge und -prämien zahlen, natürlich, denn die finanzieren das System, innerhalb dessen sich die Mitglieder der Solidargemeinschaften diesen Spaß erlauben können. Aber nachdem Skeptiker, wie wir ja wissen, allesamt pickelige Jünglinge mit kleinen Schniepis sind, die bei ihren Eltern im Keller wohnen und keiner geregelten Erwerbsarbeit nachgehen, kann uns das ja egal sein.

Seitdem die BaFin 2013 der „NeuDeutschen Gesundheitskasse“ seiner Erlauchtigkeit, Peter Fitzek, den Garaus gemacht hat , bietet der Markt für „anderweitige Absicherung“ im Krankheitsfall noch die Wahl zwischen Artabana, Samarita und Solidago. Wenn man in Freiburg der Auffassung ist, dass die kaltherzigen Bürokraten in den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen zu wenig Verständnis für „Selbstbestimmung(TM) und Eigenverantwortung(TM)“ und „einen neuen(TM) Umgang mit Gesundheit, Krankheit und deren Kosten“ aufbringen, kann man sich der „Solidarkunst“ anschließen, einer Art Zusatzversicherung für kunsttherapeutische Maßnahmen, nur ohne den Risikopool, der eine Versicherung überhaupt erst zu einer Versicherung macht.

In Arnstein mühen sich derweil wackere Gesellen bei den … wartet noch, es kommt gleich … „Glückskäferfreunden“ (Habe ich nicht gesagt, dass es was zu Lachen geben werde? Liebe Glückskäferchen, ihr könnt es ruhig zugeben: Ihr wollt doch verarscht werden. Anders kann ich mir den Namen nämlich leider nicht erklären.) damit ab, einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit als „Krankenversicherung für die Mitglieder von Solidargemeinschaften“ zu gründen, was allerdings aktuell wegen einer „kreativen Phase“ auf Eis liegt. Vielleicht erbarmt sich ja auch mal jemand und beendet die „kreative Phase“, indem er ein paar Kröten auf das angegebene GLS-Konto überweist.

Where the F**k is Magstadt?

„Artabana“, laut Wikipedia mit Sitz in Magstadt (Where the F**k?) und einer Geschäftsstelle in Chieming (oh, klar, Chieming, Bayern. Metropole.), ihres Zeichens Marktführerin auf dem hart umkämpften Markt der schwurbeligen Finanzierung von Gesundheitsleistungen, turnt vor und die anderen machen nach. Das Konzept stammt aus der Schweiz, wo es harte Konkurrenz in Sachen „unsinnigster Ansatz für eine funktionierende Absicherung im Krankheitsfall“ gibt. In der engeren Auswahl für diesen Titel ist dort u.a. die Krankenversicherung der „Lebensrechtsbewegung“ ProLife e.V., die behauptet, man könne den Versicherten einen günstigeren Beitragssatz anbieten, wenn man nur die Kosten für Schwangerschaftsabbrüche und Präimplantationsdiagnostik ausklammert, weil der liebe Herrgott da wohl was gegen hat . In Deutschland gibt es Artabana seit 1999 und seitdem verfolgen sie einen stetigen Expansionspfad. Quasi aus dem Nichts wurden 250 Ortsgruppen mit doch immerhin 2.100 Mitgliedern geschaffen, was einer Neukundenakquise von im Durchschnitt 131 „Artabanis“ (fast so schön wie die Glückskäferchen) pro Jahr entspricht. Anregung für die nächste Jahreshauptversammlung: Mehmet Göker einladen, da ist noch Luft nach oben .

Harte Konkurrenz bekommt „Artabana“ von „Samarita“ aus dem hohen Norden. Samarita thinks big und ist offensichtlich auch für mehr Qualität im Gesundheitswesen und so (Solidarität(TM), Transparenz(TM), „echte Alternative zu den herkömmlichen Krankenkassen“). Zumindest stehen die Betreiber in Sachen schwurbelige Nullaussagen den Artabanis in nichts nach. Google hat aus der Geschäftsadresse von Samarita am Altenwall in Bremen den Sitz einer „Versicherungsagentur“ gemacht, was ich jetzt doch ein wenig unfair finde. Der Versicherungsmathematik gegenüber, denn die verhält sich zu den Solidargemeinschaften wie die Physik zur Homoöpathie. Sie kennen sich, aber sie grüßen sich nicht. Eine „kreative Phase“, die den Geschäftsbetrieb lahmlegen würde, ist hier nicht abzusehen, denn zusammen mit der Solidargemeinschaft wurde flugs auch eine Zertifizierungsstelle für Solidargemeinschaften gegründet, die BASSG, ihres Zeichens „Dachverband“. Da musste ich doch gleich an Hettie denken. Kennen Sie Hettie? Hettie ist bzw. war die Katze von Ben Goldacre und deutlich qualifizierter als der gemeine Skeptiker (s.o.), denn Hettie hat einen Doktorgrad. Von einer akkreditierten Universität, nicht weniger. Akkreditierungsstelle und Universität bzw. Dachverband und Solidargemeinschaft teilen sich nützlicherweise die gleiche Geschäftsadresse, das senkt die Verwaltungskosten, was das Ökonomenherz natürlich freut. Kurze Wege, Synergien und so. In der Konsequenz brüllt das verliehene „Gütesiegel zur Qualitätswahrung“ förmlich, dass hier Ihre Versicherungsprämien gut aufgehoben sind. Nach eigenen Angaben werden mehr als 7.000 Mitglieder vertreten, die aber zum größten Teil Mitglieder in den drei lokalen Unterstützungskassen für Polizeibeamte, die der BASSG angehören, sein dürften. Zur Mitgliederzahl bei Samarita hält Samarita selbst sich bedeckt. Offensichtlich gibt’s das Gütesiegel auch dann, wenn man als interessiertes Neu-Mitglied nicht die geringste Chance hat, etwas zur Größe des Risikopools in Erfahrung zu bringen.

Die dritte im Bunde, „Solidago“ aus Heidelberg, hat sich ganz offensichtlich nach der Goldrute benannt, die WALA erfolgreich in Fußdeos vermarktet. Die Fußdeos könnten allerdings auch Beinwell enthalten, weil wegen Hildegard und traditioneller abendländischer Medizin und so . Solidago ist zur Abwechslung auch für Selbstbestimmung(TM), Transparenz(TM) und ein „neues Modell gelebter Bürgerentscheidung“ und darüber hinaus auch noch für „Salutogenese“. Das Bedürfnis, dieses hochkomplexe Thema (Menschen haben Ressourcen, um Krankheiten zu bewältigen und gesund zu bleiben. Ressourcen könnte man aktivieren. Fertig.) dem unkundigen Laien auf der Internetpräsenz näher zu bringen, führt mitunter zu amüsanten Stilblüten. Liebe Mit-Skeptiker, nehmt schon mal den Kellerschlüssel, denn hier kommt eine, frisch von der Internetseite des Solidago-Bundesverbands:

„Selbst wenn wir sterben sind wir immer noch etwas gesund.“ .

Und das sind Menschen, die Geld einnehmen, verwalten und im Krisenfall an kranke Menschen auszahlen wollen. Bringt doch gleich ein paar Kartoffeln mit, wenn ihr schon unten seid.

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