Ein Gastbeitrag von Udo Endruscheit
Die GWUP und ihr homöopathiekritischer Zweig, das INH, haben bei der Skepkon in Köln die Auslobung eines Preises in Höhe von 50.000 Euro für hömöopathische Forscher bekannt gegeben. Wer als erster in zwei Durchgängen drei von ihm selbst vorher gewählte homöopathische Hochpotenz-Mittel (C30) unterscheiden und identifizieren kann und dies mit einer reproduzierbaren Verfahrensbeschreibung belegt, erhält diesen Preis.
Es gibt dazu genaue Spielregeln, die auf der Webseite der GWUP einsehbar sind. Nur in einem Punkt gibt es keine „Spielregel“: Die Methode, mit der dies geschieht, ist völlig frei wählbar. Von der klassischen homöopathischen Arzneimittelprüfung über physikalische oder chemische Analysemethoden bis hin zu wissenschaftlich nicht anerkannten Ansätzen ist ausdrücklich alles erlaubt – die GWUP will damit belegen, dass sie keinen den Skeptikern oft vorgeworfenen „Wissenschaftsdogmatismus“ betreibt, sondern allen Ansätzen gegenüber offen ist.
Was soll damit gezeigt werden? Die GWUP verfolgt keineswegs das Ziel „die Homöopathie zu widerlegen“ oder umgekehrt, einen Beweis der Homöopathie einzufordern. Es geht darum, dass nach Auffassung der Skeptiker Mittel in der Potenz C30 (und schon bei niedrigeren Potenzen, ab C12) hinsichtlich ihres „Wirkstoffes“ ununterscheidbar sind. Nach wissenschaftlichen Kriterien ist aufgrund des Potenzierungsgrades mit Sicherheit davon auszugehen, dass in diesen Potenzierungen kein Molekül der Ursubstanz mehr enthalten ist. Ununterscheidbare Mittel können aber nach den Gesetzen einfacher Logik keine unterschiedlichen spezifischen Wirkungen hervorrufen.
Die Homöopathiekritiker der GWUP und des INH stehen dafür ein, dass ein positives Ergebnis der Challenge angemessen in der wissenschaftlichen Welt bekannt wird (eine Veröffentlichung in „Nature“ ist dem Sieger sicher) – was Forscher weltweit mit Sicherheit zur Beschäftigung damit veranlassen wird.
Viele Stimmen haben sich bereits erhoben, die daran zweifeln, ob sich Homöopathen dieser Herausforderung überhaupt stellen werden. Nun wird sich die GWUP das vor der Challenge sicher auch gefragt haben. Befassen wir uns also im Nachfolgenden mit den Gründen, unter welchen Aspekten ein „Ignorieren“ der Challenge erwartet werden könnte und unter welchen eben nicht.
Zweifellos wird man dem alten Einwand begegnen, die Homöopathie entziehe sich per se der wissenschaftlichen Beurteilung bzw. die derzeitigen wissenschaftlichen Methoden seien ihr nicht „angemessen“. Es könne gar nicht um einen schnöden materiellen „Beweis“ gehen, denn die Homöopathie wirke auf andere Art und Weise (geistige Arzneikraft, Energie, Information … wie auch immer). Und ohnehin bedürfe es ja gar keines wissenschaftlichen Beleges, denn man sehe ja, dass die Homöopathie „wirke“.
Jedoch sind dies angesichts dessen, dass die Homöopathie-Lobby ganz offensichtlich um wissenschaftliche Reputation ringt, eigentlich keine durchgreifenden Gesichtspunkte. Von den großen homöopathischen Organisationen wird in Deutschland die „Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie“ (WissHom) betrieben, auf deren „Forschungsreader“ zur Homöopathie (Titel: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie) aus dem Jahre 2016 ständig reflektiert wird. Man ist bemüht, Homöopathie zumindest in Randbereichen der medizinischen Fakultäten (Ringvorlesungen, studentische Arbeitsgruppen, Promotionsförderungen) zu etablieren. Da dürfte es kaum schlüssig sein, die Challenge der GWUP mit dem Argument links liegen zu lassen, Wissenschaft sei ohnehin nicht das geeignete „Medium“ für eine Fundierung der Homöopathie.
Das englische Homeopathy Research Institute, inzwischen so etwas wie eine Zentralstelle für die Gegenargumentation zur Homöopathiekritik (auf die sich der Zentralverein homöopathischer Ärzte inhaltlich ebenso bezieht wie auch der Homöopathie-Hersteller DHU) führt (mehrsprachig!) auf seiner Webseite dreizehn Thesenartikel (FAQ) auf, die den Anspruch erheben, auf wissenschaftlicher Basis die wesentlichen Argumente der Homöopathiekritiker zu entkräften. Auch hier die Frage: Wäre es angesichts dessen nicht etwas zu billig, sollten sich die Homöopathen auf eine naserümpfende Verachtung der „schnöden Wissenschaft“ zurückziehen, wie sie in der GWUP-Challenge eingefordert wird?
Und – wie erwähnt – ist die Challenge ja keineswegs auf die „nicht angemessenen“ Methoden der heutigen Wissenschaft beschränkt. Sie ist methodenoffen, alles, was nicht gerade den Eindruck erweckt, jemand wolle sich einen Scherz erlauben, wird als Nachweismethode akzeptiert.
Und noch einen Schritt weiter: Die Challenge fordert – wie auch schon erwähnt – keinen „Beweis der Homöopathie“. Ehrlicherweise sei gesagt, dass die GWUP und das INH einen solchen Beweis der Methode an sich auch bei einem Gewinn der Challenge durchaus nicht als erbracht ansehen würden – aber es wäre ein zentraler Punkt der Gesamtkritik, die Ununterscheidbarkeit der Mittel nach Potenzierung, immerhin widerlegt. Die Challenge beschränkt sich auf den Gesichtspunkt, dass die von den Homöopathen angeblich spezifisch für bestimmte Symptombilder eingesetzten Mittel auch spezifisch unterscheidbar und identifizierbar sein müssen. Dies scheint unter keinem Aspekt unangemessen – schließlich ist das Gegenstück zum homöopathischen Mittel, das Symptombild beim Patienten, auch unterscheid- und identifizierbar. Woher sollte also die „Passung“ zwischen Symptom- und Mittelbild kommen, wenn nicht aus beiderseits nachweisbaren Spezifika? Auch wenn diese Spezifika aus „Energie“ oder „Information“ bestehen sollten. Immerhin ist die Wissenschaft in der Lage, den Energiegehalt und bestimmte Informationen kleinster Materiebausteine – z.B. Ladung und Spin von Elementarteilchen oder die Struktur von Molekülverbindungen –mit heutiger Methodik unterscheidbar nachzuweisen.
Nein, derart die wissenschaftliche Flagge zu hissen und gleichzeitig die Challenge der GWUP unbeachtet zu lassen, das wäre wohl kaum zu vereinbaren. Ansonsten wäre zu konstatieren, dass die Homöopathie den Rückzug antritt, auf einen „inneren Kreis“, ein „geheimes Wissen“, das dann – wie kürzlich tatsächlich geschehen – nur noch mit der contradictio in adiecto einer „internen Evidenz“ antreten könnte und jeglichem allgemeingültigen wissenschaftlichen Anspruch entsagt. Und das ist doch wohl kaum vorstellbar…
Und so bleibt den Homöopathen, wenn sie wirklich die Challenge nicht annehmen, ignorieren oder was auch immer, nur eines:
Nicht die Rolle des verkannten Galilei aus Brechts epischer Dichtung, die sie immer so gern mit einer gewissen Larmoyanz für sich beanspruchen wollen, sondern vielmehr die Rollen des Philosophen und des Mathematikers, die sich unter Berufung auf „altes Wissen“ schlicht und einfach weigern, durch das Fernrohr der wissenschaftlichen Methode zu sehen und die Realität zur Kenntnis zu nehmen.
„Zweifellos wird man dem alten Einwand begegnen, die Homöopathie entziehe sich per se der wissenschaftlichen Beurteilung“
Bitte bitte keine Esoterik mit der deutschen (auch nicht mit der lateinischen) Sprache betreiben. Es heißt wirklich, gaanz wirklich „a priori“ !
Leeeeider falsch, denn
https://de.wiktionary.org/wiki/per_se
bitte ?
Zum NachDENKEN:
„Meine Herren, als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden.
Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich.
Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt – es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden – so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche – denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht – , sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre! Da es aber Geist an sich ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selber sein können, sondern geschaffen werden müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott! Damit kommt der Physiker, der sich mit der Materie zu befassen hat, vom Reiche des Stoffes in das Reich des Geistes. Und damit ist unsere Aufgabe zu Ende, und wir müssen unser Forschen weitergeben in die Hände der Philosophie.“ (Lit.: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft[2])
Am 4. Oktober 1947
Schön, dass wir heute weiter sind.
@celsus
Kann man glauben, muss man aber nicht. Ich glaube nicht an Berühmtheiten und „Popstars“ wie Stephen Hawking.
Wie weit bist du denn heute, 2018, Celsius?
Waas? Du glaubst Du nicht an Berühmtheiten wie Samuel Hahnemann, Frankenstein, Rudolf Steiner, Darth Vader oder Donald Duck?
@pelacani
„Daisy Duck“ – wir sind heute weiter, emanzipiert!
1947 wusste ich noch überhaupt nichts. Nun, 71 Jahre später, immerhin etwas mehr. Zufällig wurden in diesem Zeitraum auch die meisten wissenschaftlichen Erkenntnisse gewonnen, von denen wir heute alltäglich profitieren. Das weiß ich zu schätzen, weil ich dadurch leichter, länger, gesünder und komfortabler leben kann als es damals möglich gewesen wäre.
The best thing about science is that it works even if you don’t believe in it.
… und berufe mich deshalb auf Max Planck.
@pelacani
nee, max pack, Heisenberg oder Dürr haben da doch eine bessere Reputation, gell?
@RainerO
Ist doch nicht der Schlechteste auf den man sich „berufen“ kann, gell?
@Andreas Lichte
*grins* -das sagt der Richtige, der seit Jahren die selben „zweitklassigen“ Wissenschaftler zitiert und andere mit diesen ständigen Wiederholungen langweilt und mal ganz ehrlich deinen Wochenrückblick fand ich jetzt alles andere als prickeln, aber das mal nur so am Rande.
@Andreas Lichte
sagte der Meister des Zitierens von unbedeutenden zweitklassigen Wissenschaftlern.
„Vollpfosten“ -Is schon klar, wir sind so emanzipiert 🙂
@celsus
Zunächst einmal legitim erscheinende wenn auch nicht ganz wahre Einstellung. Denk mal an Massenvernichtungswaffen, Umweltverschmutzung, Klimaveränderung. Ich finde vor diesem Hintergrund sollte doch der eigene sich in Sicherheit befindende Arsch etwas in den Hintergrund treten und das Hohelied auf die Naturwissenschaft doch relativiert werden und eine Oktave tiefer angestimmt werden?
@Michael
… bei dieser sehr speziellen, „persönlichen“ Antwort tippe ich doch mal auf den Psiram-Haus-Anthroposophen (kommt er mit Lichtnahrung aus? oder füttert Psiram ihn heimlich?):
https://blog.psiram.com/2011/07/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/#comment-92365
Ich verstehe jetzt nicht, warum Du den Namen eines ernsthaft Gläubigen so verballhornst. Weil du grad da bist, kannst Du die Herren Planck und Schrödinger mal fragen, in welcher Formel der Quantenphysik (oder der Physik allgemein) der liebe Gott vorkommt?
Und warum sollte Dürr eine bessere Reputation als Steiner haben?
https://www.psiram.com/de/index.php/Hans_Peter_D%C3%BCrr
@pelacani
Es gab mal eine US- Rockband, die hieß cheap Trick. Gibt es eigentlich eine deutsche Band, die sich „die Nebelkerzen“ nennt ? 🙂
Schrödinger war natürlich (folgerichtig) ein sehr religiöser Mensch und hat sich mit dem Advaita Vedanta der Hindus auseinandergesetzt.
Die „Verballhornung“ war lediglich ein Tippfehler.
@Michael
„Alanus-Hochschule“, mit Frontmann Jost Schieren, die spielen Steiner-Splatter mit Reinkarnations-Trash-Core: „100 Jahre Waldorfschule 2019: 100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“, https://hpd.de/artikel/100-jahre-paedagogik-dem-esoterik-baukasten-15645
Dagegen sind Weihrauchwolken nichts als klare Luft. Taumeln ist nichts als Standfestigkeit, Stammeln ist Reden, und Schwarz ist Weiß. Alles alte indische Weisheiten.
@pelacani
2.PLATZ IM „KOLLEGE BRATPFANNE WETTBEWERB. Gratulation!!
DU BIST SCHON AM KONFABULIEREN, MEIN GUTSTER, erkennst du das?
LESE EINFACH HIER (JA, MANCHMAL HILFT LESEN):
http://michel.bitbol.pagesperso-orange.fr/Schrodinger_India.pdf
…. Aber gegen solche Bratpfannen Gewinnern wie dir und Andreas sind wahrscheinlich Planck und Schrödinger zweitklassige und unbedeutende Wissenschaftler . 🙂
Könnte bitte jemand Michael den Troll woandershin zum Spielen fortschicken?
Nur damit die Erwachsenen sich wieder ungestört unterhalten können.
@LaDeesse
wenn man keine Antworten mehr hat zu Schröder, Advaita Vedanta, Planck….. aktuellen wissenschaftlichen Studien….
dann einfach etwas „kognitiv schlicht“ versuchen, das Thema zu wechseln.
Bleib doch einfach mal bei der Sache oder geh in den Sandkasten – kann ja durchaus auch Spaß machen, hat aber nicht so sehr viel mit Erwachsen-Sein und Wissenschaft zu tun.
Kommt jetzt noch was mir Substanz von dir?
Ja, das sollte ich ernsthaft in Erwägung ziehen: die drittklassige Philosophie eines erstklassigen Physikers, empfohlen von einem zweitklassigen Deutschkenner.
@pelacani
ja genau, dann musst du zukünftig auch nicht mehr weihrauchgeschwängert rumschwurbeln zu Schrödinger und Advaita Vedanta oder K.F.v. Weizsäcker und Advaita Vedanta.
Diese „Verbindungen“ existieren nämlich sehr wohl, wie ich es nachgewiesen habe. Hier der Hinweis zu v. Weizsäcker:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24974622
Auf was für eine Philosophie wohl dann erst zweitklassige angestellte wissenschaftliche Mitarbeiter stossen mögen. Mir scheint es, dass sich hier bei psiram einige davon herumtummeln und scheinbar Ihre Ersatzkirche gefunden haben. Viel Spass beim gemeinsamen Kirchgang und anschließenden Kaffe und Kuchen.
Ich bin dann mal weg…..
Ich habe auch eine Verbindung nachgewiesen: Der Papst ist katholisch.
Auf Wiedersehen, Du schiffbrüchiger Prophet indisch-physikalischer Weisheit: