Gender-Trubel und kein Ende

„Gender Trouble“ ist der Originaltitel des Buches über Das Unbehagen der Geschlechter von Judith Butler. Wir wollen an einem Beispiel zeigen, welche Früchte diese konstruktivistische Philosophie in den letzten 30 Jahren so getragen hat.

Die Veröffentlichung der „S2k-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter: Diagnostik und Behandlung“ war für den 31.12.2023 geplant (hier). „S2k“ bedeutet „konsensbasiert“; die höhere Stufe in der Wissenschaftshierarchie wäre „evidenzbasiert“. Mit Schreiben vom 20. März 2024 teilte der Vorsitzende der Leitlinienkommission der Fachöffentlichkeit mit, der Entwurf (Volltext hier) könne bis zum 19. April kommentiert werden. Wie ernst das gemeint war, ist schwer zu sagen, denn „eine Änderung von Formulierungen der einzelnen Empfehlungen“ war „nicht mehr vorgesehen“, so das Anschreiben. Eine „Aufbereitung und spätere Darstellung der Inhalte eingegangener Kommentare“ ist aber angekündigt, wenn auch bisher kein Datum für die endgültige Publikation bekannt ist.

Inzwischen haben sich einige unvorhergesehene Dinge ereignet. Der Cass-Review ist erschienen, der die Evidenz zum Vorgehen der Gendermedizin gesichtet hat. Er wirft zahlreiche Fragen grundsätzlicher Natur auf. Eine 15-köpfige Gruppe von Experten kritisiert den Leitlinienentwurf heftig (hier). Der Deutsche Ärztetag verlangt einen zurückhaltenderen Einsatz von Pubertätsblockern und geschlechtsumwandelnden Therapien (hier). Insgesamt wird man wohl sagen dürfen: eine unübersichtliche Lage.

Wir haben uns entschlossen, die Verwirrung wenn möglich noch zu vergrößern und einige Einwände gegen diesen Entwurf zu formulieren, solange er noch dümpelt, und wir greifen dafür einige der zentralen Punkte aus dem 320 Seiten langen Text heraus. In der Einleitung heißt es:

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Wohin steuert die GWUP

Mit einer gewissen Besorgnis nehmen wir das aktuelle Zerwürfnis in der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) wahr. Die Grundlinien des Konflikts dürften mittlerweile vielen skeptischen Lesern bekannt sein. Wir fassen deshalb nur ganz kurz zusammen: Im Mai 2023 wurde überraschend Holm Gero Hümmler zum neuen Vorsitzenden gewählt. Sein erklärtes Programm ist, dass er … Weiterlesen

Rechts oder links – wo steht die Wissenschaft?

Wo ist der Platz der Wissenschaft im gesellschaftlichen Spannungsfeld? Wir wollen das an einem Beispiel erläutern. Die ZEIT Nr. 25 (14. Juni 2017) verkündet auf ihrer Titelseite in großen Lettern:

Etwa 2 Millionen Deutsche wollen sich nicht festlegen lassen, ob sie Mann oder Frau sind

und verweist auf einen Beitrag im Zeitmagazin. Dort sind es gleich noch ein paar mehr, nämlich „knapp 2,5 Millionen“, das habe die „ZEIT-Vermächtnis-Studie von 2016“ ergeben. Genauer werden die Angaben nicht. Wenn man mit diesen spärlichen Schlüsselwörtern sucht, wird man nicht fündig. Die „Veröffentlichung“ – oder sagen wir besser, die Vermarktung – dieser Studie ist auf viele Links hinter der Bezahlschranke aufgeteilt, aber aus den frei zugänglichen Angaben haben wir nicht ablesen können, hinter welchem sich mehr Details verbergen mögen. In der Printausgabe dieser ZEIT Nr. 25 wird einem Absolventen der Gender Studies eine ganze Seite eingeräumt. Die Kernaussage hier:

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Gender Studies und die Wissenschaft

Einigermaßen naiv und am Rande hatten wir kürzlich in unserem Wochenrückblick einen Artikel verlinkt, der sich kritisch zu Gender Studies äußert. Einfach so, zur Kenntnisnahme. Eine Reaktion ließ nicht auf sich warten:

Verschwörungstheorie … Anekdoten ohne Quellenangabe … keine Ahnung hat, was „Gender“ bedeutet (sowohl als wissenschaftliches Konzept als auch wörtlich) … wilde Behauptungen, Anekdoten und die Selbstinszenierung als Underdog, ohne irgendwelche für das Thema relevanten inhaltlichen Argumente … obskurer „Männerrechtler“ … das gehört doch in Trumps Umkleidekabine. … es verschlägt einem die Sprache … ungebildeter Wirrkopf … Altmänner-Rants

(bei „Altmänner-Rants“ fehlt übrigens: weiße alte Männer). Kräftige Worte. Helfen nur nicht dabei herauszufinden, worum es bei Gender Studies nach Ansicht ihrer Befürworter eigentlich geht. Wenn man nach kennzeichnenden Texten fragt, so wie ein Kommentator bei uns:

Verlinke mal bitte die drei geilsten, peer reviewten Paper aus der Genderwissenschaft, die Du so kennst. Die würden mir beim Debattieren und Meinung bilden sehr helfen.

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