… und hofft, daß ihr viel zu früher Tod anderen Eltern als Mahnung dient.
Mitte der 80er Jahre arbeitet der bekannte Kinderbuchautor Roald Dahl den Tod seiner ältesten Tochter im Jahre 1962, als es noch keine Impfungen gegen Masern gab, auf. Auch knapp zweieinhalb Jahrzehnte später gibt es immer aktiver und aggressiver agierende Impfgegnerkreise. All jenen zur Warnung geben wir den folgenden Bericht Dahls wieder:
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Masern: eine gefährliche Krankheit
von Roald Dahl (1986)
Als meine älteste Tochter Olivia an Masern erkrankte, war sie sieben Jahre alt. Während die Erkrankung ihren scheinbar normalen Gang nahm, las ich ihr oft im Bett vor und entsinne mich, nicht sonderlich beunruhigt gewesen zu sein. Eines Morgens, als sie schon auf dem Weg der Besserung war, saß ich an ihrem Bett und zeigte ihr, wie man kleine Tiere aus bunten Pfeifenreinigern formt, doch als sie dann selbst welche formen wollte, bemerkte ich, daß ihre Finger nicht im Einklang mit ihren Gedanken arbeiteten und sie nichts zustande brachte.
“Fühlst Du Dich nicht gut?” fragte ich sie.
“Ich bin so müde”, antwortete sie.
Innerhalb der nächsten Stunde war sie nicht mehr bei Bewußtsein. Zwölf Stunden später war sie tot. Ihre Masern verwandelten sich in eine grauenhafte Masernenzephalitis und es gab nichts, das die Ärzte für sie tun konnten, um ihr das Leben zu retten. Das war 1962; doch auch heute, 24 Jahre später, können die Ärzte nicht viel tun, wenn die Masernerkrankung eines Kindes zu tödlichen Reaktionen führt, die denen gleichen, woran meine kleine Olivia verstarb.
Und doch haben Eltern heute die Möglichkeit, etwas für ihre Kinder zu tun, um solche Tragödien zu verhindern. Sie können darauf bestehen, daß ihre Kinder gegen Masern geimpft werden. 1962 hatten wir diese Option für Olivia nicht, da noch kein Impfstoff für Masern frei verfügbar war. Heute jedoch sind sichere und verträgliche Impfstoffe auf dem Markt und man muß als Familie nur den Arzt darum bitten, die Kinder zu impfen.
Die Ansicht, Masern seien eine gefährliche Krankheit, ist nicht sonderlich weitverbreitet. Aber glauben Sie mir, Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Meiner Meinung nach gefährden Eltern, die ihren Kindern Impfungen verweigern, das Leben ihrer Kinder massiv. In Amerika, wo die Impfung gegen Masern Pflicht ist, treten Masern – genau wie Pocken – fast nicht mehr auf. Hier in Großbritannien, wo es viele Impfverweigerer unter den Eltern gibt, die ihre Kinder nicht impfen lassen – sei es aus Unwissenheit oder Starrsinn oder Angst – werden jährlich hundertausende Erkrankungsfälle registiert.
Mehr als Zehntausend davon werden mit der einen oder anderen Art der Komplikation kämpfen müssen. Mindestens Zehntausend der Erkrankten werden Ohren- oder Lungenentzündungen entwickeln. Ungefähr 20 werden sterben.
LASSEN SIE DAS RUHIG ERSTMAL SACKEN.
Jedes Jahr sterben in Großbritannien um die 20 Kinder an Masern. Wie sieht es im Gegensatz dazu mit den mit einer Impfung verbundenen Risiken für unsere Kinder aus? Diese sind nahezu nicht existent. Das muß man sich bitte vorstellen. In einem Bezirk mit 300.000 Einwohnern wird nur eines der immunisierten Kinder alle 250 Jahre impfbedingt schwere Komplikationen durch die Masernimpfung erleiden! Die Chance liegt somit bei ungefähr eins zu einer Million. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, daß Ihre Kinder an einem Stück Schokolade ersticken, ist höher, als an der Masernimpfung ernsthaft zu erkranken.
Worüber um Alles in der Welt machen Sie sich also Sorgen? Es wird fast als Verbrechen dargestellt, wenn man einwilligt, seine Kinder impfen zu lassen. Im Idealfall verabreicht man die Schutzimpfung mit ungefähr 13 Monaten, aber es ist nie zu spät. Alle Kinder, die mit dem Schuleintritt noch nicht gegen Masern geimpft wurden, sollten ihre Eltern bitten, sie baldmöglichst impfen zu lassen.
Ich habe zwei meiner Bücher meiner Tochter Olivia gewidmet, das erste war ‘James und der Riesenpfirsich’. Als ich es schrieb, lebte sie noch. Das zweite, ‘Sophiechen und der Riese’, widmete ich ihr post mortem, nachdem sie den Masern erlag. Sie werden diesen Namen am Anfang beider Bücher lesen. Und ich weiß, wie sehr sie sich freuen würde, wenn sie wüßte, daß ihr Tod half, andere Kindern vor einem Teil der Krankheiten und dem damit verbundenen Sterben zu bewahren.
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Übersetzt aus dem Englischen von Frieda Freiberg
Geschrieben 1986 für eine Broschüre der Sandwell Gesundheitsbehörde (heute: Sandwell and West Birmingham Hospitals NHS Trust)
In memoriam an Olivia Twenty Dahl (geb. April 20, 1955 – gest. November 17, 1962)
Übersicht der Impfempfehlungen in Europa MRR (Masern, Mumps, Röteln)
Quelle: EUVAC.NET
Dank an Alexander Romanovich für das Bild.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein rundum gelungener Beitrag. Ich wusste nicht, dass Dahls Tochter an den Masern verstarb (obschon ich ein großer Bewunderer seiner Werke bin).
Großartig! Wieder was gelernt.
Untertänigst
Danke für diesen Beitrag!
Ich werde ihn wann immer ich kann verbreiten! Danke!