Was kommt, das kommt.

Ist doch wahr. Seit Jahrtausenden versuchen geschäftstüchtige Spinner, mit Hellseher– und Wahrsagerei den Leuten das Geld aus der Tasche zu zuppeln. Dienlich dazu sind Tiergedärme, Vogelflug, Kaffeesatz, Glaskugel, Gestirne, Tarotkarten und all solcher Schmu.

Doch was zieht jemanden zum Abzocker?

Warum sollten wir uns ansehen, was in der Zukunft kommt? Vorausgesetzt, es ginge, so würde dies doch nichts am Lauf der Dinge ändern. Was passieren wird, wird passieren. Dann können wir das auch gleich einfach auf uns zukommen lassen. Im Zweifelsfalle sieht die Zukunft, wie auch die Auguren, die man Wirtschaftswissenschaftler nennt (und die ihrerseits statt Kaffeesatz Statistiken auslesen), prophezeien, beschissen aus. Da liegt doch nichts näher, als die Zukunft daraus zu lesen, was sie ohnehin schon ist. Und die ganze Hellseherei auch. Nämlich aus Kot.

Auch wenn uns die Esoteriker noch so sehr weismachen möchten, dass es keinen Zufall gibt und dass wir unser gesamtes Leben selbst bestimmen könnten, es ist und bleibt ein Glaube. Die Zukunftsdeuter wären schließlich alle arbeitslos, würde es jeder so sehen wie wir. Nur, ist man wirklich glücklicher, zufriedener, erfolgreicher, etc., wenn man meint, man hätte alles in der eigenen Hand? Ist es wirklich so toll, sich selbst ständig zu täuschen und dauernd daran zu arbeiten, dass das auch eintreffen könnte, was man sich wünscht? Richtiges „Visionieren“ will ja gelernt sein, denn der Wunsch-Bullshit braucht eine korrekte Versendung ans Universum. Gott, wie anstrengend, ermüdend und letztlich immer enttäuschend.

Lebt man nicht wesentlich entspannter, wenn man die Dinge einfach auf sich zukommen lässt? Ist es nicht ein Aspekt einer gewissen Leichtigkeit zu wissen, dass man nicht alles ändern kann, und zudem auch ein Ansatz, der uns dazu bringt konfliktfähig zu werden?
Gegen eine optimistische Grundhaltung im Leben spricht gar nichts und die lässt sich sehr wohl und sehr gut ohne Glauben leben. Die Tatsache, dass man Probleme und Krisen akzeptiert, macht nicht schwach sondern stark und dafür sind Esoteriker mit Sicherheit einfach viel zu labil. Der Versuch aus der größten Scheiße immer noch das Beste zu machen ist auf jeden Fall lebenswerter als wenn man einer großen Illusion nachläuft. Diese Einstellung bietet zudem den Vorteil, dass man sich nicht ständig nur um sich selbst dreht, sondern auch einschreitet, wenn anderen Unrecht widerfährt. Die Akzeptanz des Zufalls ist die eigentliche Quelle, die uns motiviert, Dinge in der Gesellschaft verändern zu wollen, und wir tragen unseren Teil dazu bei, weil wir genau wissen, dass nichts passiert, wenn niemand etwas tut. Unsere Karmajünger sind dagegen mit sich selbst beschäftigt, denn sie glauben ernsthaft, dass automatisch eine bessere Welt entsteht, wenn sie ihre persönlichen Blockierungen lösen und sich dadurch ihr Energiefeld verändert. Also Eso-Jungs und Eso-Mädels, weiterhin gut Traum und seid bitte nicht verwundert, wenn es uns besser geht als euch.

2 Gedanken zu „Was kommt, das kommt.“

  1. Das mangelnde Selbstbewusstsein der Mitmenschen wird von profitorientierten Leuten auf’s Übelste ausgenutzt. Ich möchte gar nicht wissen, was mich in Zukunft erwartet. Ich werde es ja sowieso irgendwann erfahren. Es ist m. E. eine Form der Manipulation, die sich bestimmt sehr oft negativ auswirkt. Allein schon dann, wenn man von der Realität eingeholt wird, inzwischen verlernt hat damit umzugehen und der Geldbeutel leer ist, weil man es Hellseher & Co in den Rachen geworfen hat.

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  2. Pingback: Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

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