„Passen Sie gut auf sich auf!“ steht auch auf dem „Beipackzettel“ der Flasche, die Pastor Fliege als seine „Essenz“ nebst vielen weiteren Merchandisingprodukten zu verkaufen sucht. Fliege, der mit gütigem Blick und ebensolchen Worten in Fernsehsendungen geistlich verbrämte Lebenshilfe betrieb (wo oft ein richtiger Therapeut angebrachter gewesen wäre), hat sich unter spirituell beeinträchtigten vornehmlich weiblichen Problematikerinnen einen erklecklichen Kundenstamm Hilfesuchender herangezüchtet, den er nach Strich und Faden ausnimmt. Sogar Fliege-Reisen (Flugreisen?) mit geistiger Umnachtung Begleitung hat der Vermarkter Gottes anzubieten.
Aber nun zur „Essenz“: Sie besteht aus vergorenem Gemüse und weiteren Pflanzenteilen. Über dem Produktionsbehälter spricht Jürgen Fliege (angeblich) Gebete und irgendwelche Bibelsprüche, die dann „spirituelle Informationen“ auf die von ihm „Ursuppe“ genannte Brühe überträgt. Warum derartige Informationen nie auf der Bettdecke, über der ein Kind gebetet hat, zu landen scheinen, bleibt unklar. Wahrscheinlich, weil er damit nichts einnimmt.
Die Seele bekommt mit dieser Weihsuppe „ordnende Informationen“. Wer oder was da geordnet werden soll und was das bewirkt, das bleibt des Käufers sicherlich reger Phantasterei überlassen. Prinzip Homöopathie, nur etwas heiliger.
Welche Kraft kann in mir wirken, wenn ich jeden Morgen die kostbare Essenz in mich aufnehme? Täglich und diszipliniert wie in einem Kloster. Entweder im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes oder mit den gesprochenen alten Worten des heiligen Paulus: Glaube, Liebe, Hoffnung! Oder auch mit den Worten Liebe, Glück und Heilung. Es müssen liebevolle Worte sein, die in Sie hineinfließen. „Das Wort allein reicht nicht“, lehrte Luther, „es braucht immer auch ein Element, um heilsam zu wirken.“ Luther war seiner Zeit immer schon weit voraus.
Martinus Luther also mal wieder, den er schon bei der Grabrede bemüht hatte, um den am Prostatakarzinom verstorbenen psychosekranken Julius Hackethal mit ihm gleichzusetzen.
Hoffentlich entspricht dieses Gebräu wenigstens hygienischen Grundsätzen, dass nur dem Portemonnaie, nicht auch dem Körper seines gutgläubigen Besitzers geschadet werde! Denn ersteres kommt es teuer zu stehen: 95 Milliliter kosten satte 39,95 Euro. Ohne Versand! Macht einen Literpreis von etwa € 400. Bei wahrscheinlich minimalen Produktionskosten.
Würde es einen Gott geben, würde er seine Existenz beweisen wollen, indem er „Pfarrer“ Fliege mit einem Blitz erschlägt. Obwohl, das könnte dann auch Thor gewesen sein.
P.S.
Der in der Lanzsendung besprochene Mauertrockner ist übrigens das Aquapolgerät.
P.P.S.
Fliege hat in der Sendung kräftig Gegenwind bekommen. Jutta. v. Ditfurth war wirklich klasse. Auch Karasek sagte ihm (Fliege) deutlich, was er von dessem Esoterik-Mist hält. Appelt brachte ein paar gute Gags.
Einer meiner „Lieblingssätze“ von Fliege in der Sendung war „Sie wissen nicht, was die Wasserforschung heute kann!“. Hä?
Ich hätte mir gewünscht, die Gäste hätten sachlicher argumentiert. Vor allem Jutta Ditfurth kam streckenweise extrem unsympathisch rüber und Karasek hatte außer Altherrenwitzen auch wenig zu bieten. Schade. Mir hat gerade jemand gesagt, dass er allein deshalb Sympathie für Fliege entwickelt hat, weil sich die anderen so unmöglich verhalten haben. (Auch der Schulmediziner hat sich ja entsprechend geäußert). Ich hoffe, dass das Ganze nicht nach hinten losgegangen ist.
Ich fand es super, endlich mal eine Sendung, bei der das Verhältnis umgedreht war und nicht nur ein Alibi-Vertreter der Vernunft eingeladen. Selbst der Moderator hat erstaunlich klare Worte gefunden und hat sich nicht in pseudo-neutralem Geschwafel ergeben. Dittfurth ist natürlich nervig, aber solange sie schlicht recht hat, soll sie das sein 🙂
So, wie das Publikum reagiert hat, denke ich auch nicht, dass der Schuss nach hinten los ging.
Na wie soll man bei dem unsachlichen Geschwafel von Fliege eine sachliche Auseinandersetzung verlangen – Ich bin froh, dass ein Schwafler und Quacksalber endlich die verbale Schelle und Preisgabe an die Lächerlichkeit erhalten hat, die er eingefordert und verdient hat.
(Das Gesülze über Segnungen, verändertes Essen und Krebsheilungen mit Esoterik…oO Alleine dafür kann man gar nicht genug ausgelacht werden)
Idealerweise sollte das jedesmal flächendeckend so ablaufen wenn ein Scharlatan in der Öffentlichkeit auftaucht und Leute abzockt.
Seh ich auch so, Antitainment. Normalerweise stimme ich Tom natürlich zu, eine sachliche Argumentation ist zwingend notwendig für eine ernstzunehmende Diskussion und bringt auch mehr als Polemik.
ABER so wie Fliege sich mit minutenlangen Bandwurmsätzen rausgewunden hat, um dann völlig argumentfrei und meist ohne Bezug auf die Frage oder die geäußerten Bedenken noch irgendwie eine „positive“ Botschaft rüberzubringen… Argh.
Ich gebe zu, ich war gestern Nacht ein böses Mädchen und habe zutiefst genossen, wie er und seine Hokuspokussuppe auseinandergenommen wurden.
Ich habe mich vorm TV lange nicht mehr so amüsiert wie gestern Abend beim Anblick von Flieges heißen Bäckchen!
Was die Polemiken der Kontrahenten angeht: Bei dem Geschwurbel-Gestammel, dass Fliege von sich gab, hätte ich mich auch nicht zurückhalten können.
Wer sich gefragt hat, warum der „Schulmediziner“ so häufig betonte, er sei einer (obwohl kein Mediziner sich als Schulmediziner bezeichnen würde) und er als Highlight den „zwischen Himmel und Erd gibt es mehr..“ Satz rauskloppte, findet hier die Antwort http://bit.ly/ngKJ2l
Darf zitieren:
„Hämato-Onkologie
Der Allgemeininternistische Bereich mit Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie (Station 12) liegt im Erdgeschoss von Haus 23.
In unserem Zentrum für Tumortherapie werden neben Chemo- und Immuntherapien auch die Misteltherapie und weitere Begleittherapien aus der Anthroposophischen Medizin bei Krebserkrankungen angewendet. Neben der immunmodulativen therapeutischen Anwendung findet die Misteltherapie auch zur Reduktion von Nebenwirkungen bei Chemo- oder Strahlentherapie Anwendung.
Zum ganzheitlichen Therapieansatz gehören neben der individuellen Gesprächstherapie, den Kunsttherapien (Malen, Plastizieren und Musik), der Heileurythmie und der Rhythmischen Massage auch pflegerische Maßnahmen wie Wickel und Einreibungen. Diese Therapien sollen die Selbstheilungskräfte anregen und die Krankheitsverarbeitung unterstützen.
Im Rahmen der onkologischen Schwerpunktbildung werden folgende Leistungen angeboten:
Behandlung aller Arten der Krebserkrankung
unterschiedlichste Chemotherapieprotokolle
integrative anthroposophische Therapie
Komplementäre Misteltherapie
anthroposophische Krankenpflege
„
@Heyho: Danke für den Link. Der war ja neben Fliege der größte Schwurbler, und spätestens mit dem Himmel und Erde-Satz hatte er verspielt. Anthros können ja eines wunderbar: Inhaltslos und dafür endlos labern (Sieht man ja auch gerade an den Kommentaren zu Lichte).
Falls unter ‚Essenz‘ Ulfs Artikel über die Fliegensuppe verlinkt werden sollte – der ist mehr da hinten. War aber nur um 2 daneben 😉
Die Sendung schau ich mir nachher an, wenn der Raubzug durch die Mediathek beendet ist.
Die beste Figur hat Frau Ditfurth gemacht, vor allem war sie am informiertesten. Ich denke sie hat sich sogar noch zurückgehalten, denn was einige der Teilnehmer zwischendrin gesagt haben, war auch nicht ganz ohne. Zum Beispiel Herr Lanz mit seiner Forderung, die Kirchen mögen sich wieder auf das Heilen besinnen.
Seit Langem das Beste was ich in einer Talkshow zu dem Thema sah, endlich bekam Hr. Fliege einmal Kontra, einfach unerträglich was er da laufend absondert.
Es ist doch für einen Menschen mit klarem BewuÃtsein einfach nur noch lächerlich, was er da alles vermarktet und promoted.
Das scheinbar von der wunderbaren Essenz nur 125 Stk. verkauft wurden, macht mir ein klein wenig Hoffnung – aber Kleinvieh machtV5Y ja auch Mist, wie man so schön sagt…
@Heyho (24. August 2011, 13:10, Kommentar #9):
Ja wie jetzt:
Misteltherapie?
Ich dachte, Weihrauch wäre der Hit, zumindest laut „manja“ in diesem Kommentar-Thread (bei Bedarf die Kommentare von „manja“ einblenden, da sie teilweise zu viele negative Bewertungen erhielten):
http://winfuture.de/news,64979.html
😉
Interessant sind außerdem die „Likes“ und „Dislikes“ zu dem o.g. Video auf YouTube.
Spiegelt es doch leider (selbst im Internet!) wider, dass immer noch zu viele Fliege-Fanboys/Religiöse/Spirituelle/Esos/u-name-it unterwegs sind. Hätte ich so jetzt nicht gedacht, da mir bisher eher eine säkuläre, atheistische oder zumindest agnostische Gesellschaft (da meist aufgeklärter) im Internet begegnet ist (zum Glück!), wenn man zumindest viele ähnlich thematisch verwandte Videos auf YouTube vergleicht.
Journalistisch gesehen mag man sich über die Aufmachung streiten (und ob man Lanz und die Gäste mag oder nicht), siehe hierzu die „best rated top comments“ ganz oben. Andere atheistische/säkuläre Videos sind teilweise genauso oder noch schlechter, erhalten jedoch meist mehr „Likes“ als „Dislikes“. Es wird sich hier leider zu sehr um die journalistische/mediale Qualität gestritten – was natürlich ebenso verständlich ist. Aber darum geht es hierbei (ausnahmsweise) nun mal nicht. Irgendwie kommt es mir so vor, als wenn der inhaltliche Knackpunkt ignoriert wird, um absichtlich oder unabsichtlich abzulenken.
Inhaltlich bezogene Dislikes verwundern mich hier darum etwas.
Haben Fliege & Co. vielleicht ein paar Jubelperser geschickt? 😉
Mich hätte zudem der Verlauf der Diskussion interessiert, wenn da noch ein paar Katholen (unser allseits geliebter medial omnipräsenter Huber!) anwesend gewesen wären. Und als Tüpfelchen auf dem i Richard Dawkins! (Man erinnere sich an das Ungleichgewicht beim populistischen Kerner, als Dawkins zu Gast war…)
(Hey, und bevor mir hier irgendjemand kommt: „Moooment, Du bist doch der Uploader dieses Videos, oder? Hast Du etwa ’nen Minderwertigkeitskomplex ob der vielen Dislikes??“ Dem kann ich entgegnen: Nein, darum geht es mir absolut nicht. Ich bin ja eben nur der _Uploader_ und nicht der _Macher_ dieses Videos und hatte einfach nur das „Glück“, dass mein Upload populär wurde. Ich finde einfach nur diese Beobachtung interessant, die ich oben dargelegt habe.) 😉
Mit atheistischen und schwurblerischen Grüßen (*g*),
Piepsi
Go, Jutta, Go!
Vielleicht nicht ganz Talkshow-kompatibel, ihr Abriss der Eso-Szene, aber ich wette, 30 % der Leute im Publikum haben mit den Namen und Machen (ich kann hier unmöglich Methoden sagen) die sie genannt hat, schon mal Kontakt gehabt, oder über Freunde, Verwandte, etc. davon gehört. Wer dann aufmerksam zugehört hat, wird sich hoffentlich schon seinen Teil denken oder etwas Hellhörig werden, hoffentlich.
Ansonsten fand ich super:
Fliege: „210 Euro? Ich…“
Ditfurth: „Steht auf ihrer Website!“
F: „…“
wollt er er etwa wieder behaupten, er kriegt nur 5?
Hi,
im Artikel wird nebenbei vom „psychosekranken Julius Hackethal“ gesprochen. Was ist damit gemeint? Welche Psychose? Dass Hackethal gelegentlich seltsame Ansichten vertrat, mag sein, aber psychosekrank?
Gruß JoB
@merdeister
Ich fand Frau Dittfurth auch sehr überzeugend! Wirklich gut informiert. Bin ja gelegentlich etwas zwiespältig gegenüber Frau D., aber da war sie super.
@Jemseneier
„Ich fand Frau Dittfurth auch sehr überzeugend!“
Auf der Sachebene fand ich sie gut. Auf der persönlichen leider eine totale Katastrophe.
Ich denke schon, dass man sich entscheiden muss, welches Ziel man hat, wenn man öffentlich auftritt.
Entweder um seinem Ärger Luft zu machen, oder aber um andere (neutrale)Menschen zu überzeugen. Frau Dittfurth hat sich für Ersteres und damit gegen Letzteres entschieden. Schade, denn Geschwurbel lässt sich auch ganz unaufgeregt zerlegen. Vielleicht täusche ich mich ja, aber aus meinen vier Wänden heraus habe ich den Eindruck, dass „Unvernunft“ und Glauben statt Wissen immer stärker in Positionen drängen, in denen sie nichts verloren haben. Genauso wie der ganze Esodreck anscheinend insgesamt auf immer fruchtbareren Boden fällt.
Hoffentlich irre ich mich, aber dennoch kann es nicht schaden, entspannter an die Sache heranzugehen – die Überzeugungskraft wäre jedenfalls größer.
die fliege-essenz scheint wohl vom markt genommen, oder nur von der webseite? herr fliege bekommt ärger mit der evangelischen kirche und laut spiegel kommen so an die 5000 zum kongress nach wörrishofen. da hat frau ditfurth mit den 1000 als rechnerische größe gut daneben gelegen. herr fliege aber auch mit seinen dagegen behaupteten so an die 250 teilnehmer.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,790618,00.html
Wow! Mutig Herr Fliege! Steigt in die Höhle mit echten charakterlichen Löwen. Wer würde freiwillig dieser Kombination (Karasek, Ditfurth) entgegentreten wollen?
Aber warum eigentlich nicht? Warum sollte Fliege kein Spülwasser verkaufen dürfen worüber er gebetet hat? Warum nicht zu einem Menschen gehen, der einem die Hände auflegt? Es gibt Menschen mit Austrahlung, Charisma und deren Zeit ist doch etwas wert, oder? Da wo ‚Esoterik‘ problematisch wird ist, wenn schwachsinnige abergläubige Erklärungsversuche und Heilsversprechen benutzt werden um etwas vorzugaukeln was so nicht funktioniert.