Grippe-Impfung 2011/2012

CDC: D. Jordan, Illustrator: D. Higgins (2009)
Grippe-Virus (Quelle: CDC: D. Jordan, Illustrator: D. Higgins 2009)

Der Herbst ist da und damit kehrt auch die Grippe wieder zurück. Aus diesem Grund erinnerte Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) an die Gefahren der Grippe:

„Influenza kann vor allem bei chronisch Kranken, Älteren und Schwangeren zu einer schweren, unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung führen, die nicht unterschätzt werden sollte“

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenzawelle besonders für Personen über 60 Jahren, Personen mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge einer Grunderkrankung, gesunden Schwangeren ab dem zweiten Trimenon, sowie für das medizinische Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern.
Der saisonale Impfstoff setzt sich jedes Jahr aus Bestandteilen der aktuell weltweit zirkulierenden Influenza-Virustypen (in diesem Fall A/H1N1, A/H3N2, B) zusammen und die Impfung ist gut verträglich. Rötungen/Schwellungen an der Einstichstelle treten gelegentlich auf, wie auch Frösteln, Müdigkeit, Übelkeit oder Muskelschmerzen. Diese Impfreaktionen klingen innerhalb weniger Tage wieder ab. Nebenwirkungen sind sehr selten. Allerdings sollte man bei einer nachgewiesenen schweren Allergie gegen Hühnereiweiß von der Impfung absehen, da es zu einer allergischen Reaktion kommen kann.

Die Grippe ist keine harmlose Krankheit. Für die Saison 2008/2009 wurden vom RKI 19.000 Todesfälle durch die Grippe geschätzt, wovon 72% durch den in diesem Zeitraum dominanten Subtyp A(H3N2) verursacht wurden. 2010/2011 zeichnete sich die Grippe laut einer Zusammenfassung des RKI mit 2,1 Millionen Arztbesuchen, 1,2 Millionen Grippe-bedingten Arbeitsunfähigkeiten und 4.700 Krankenhauseinweisungen aus.

Weitere Informationen finde man bei http://www.impfen-info.de, der RKI Influenza Seite und beim Paul-Ehrlich-Institut.

11 Gedanken zu „Grippe-Impfung 2011/2012“

  1. Die Statistik mit den Grippe-bedingten Todesfällen steht auf Seite 43.
    Interessant sind die starken Schwankungen, die in einigen Jahren sogar auf Null sinken. Da auch dort allerdings gewisse Anteile dieser nicht vorhandenen Fälle durch die aufgelisteten Grippetypen verursacht wurden, nehme ich mal an, dass die Darstellung (auf 100er-Schritte gerunded?) etwas ungünstig ist.
    Was ich nicht verstehe ist, wie es zu derartigen Schwankungen kommen kann. Gibt es so starke Gefährlichkeitsschwankungen in der Grippewelle selbst oder korrelieren sie mit dem Impfverhalten der Menschen? Zumindest würde das mit dem Ansturm auf Arztpraxen wegen der panikartigen Berichterstattung über die Schweinegrippe in der Saison 09/10 passen.
    Gab es in den anderen Jahren mit geringer Todesrate Ähnliches?

    Antworten
  2. Ja, die Werte sind gerundet. Die Daten werden statistisch ermittelt, daher ist das nicht so exakt. In der Tabelle wurde weiters ein sehr konservativer Wert angegeben(heißt, ein Schätzfehler tritt ziemlich Sicherheit nur nach oben auf.). Daher auch die 0 Werte. In Wirklichkeit gibt es natürlich auch in diesen Jahren Todesfälle.

    Zu den Schwankungen gibt folgendes Bulletin weitere Informationen:
    http://www.gpk.de/downloadp/STIKO_2007_Bulletin35_070831_Influenza_assoziierte_Mortalitaet_in_Deutschland.pdf

    Subtypen haben tatsächlich unterschiedliche Gefährlichkeit. Darüber hinaus, wenn eine Grippewelle „zugeschlagen“ hat, sinken die Zahlen im nächsten Jahr meist stark, da ein Großteil der Bevölkerung noch vom Vorjahr Antikörper hat.

    Antworten
  3. Man hat bei der Feststellung welche Ursache jetzt zum Tod geführt hat auch ein Definitionsproblem.
    Wer eine Influenza Infektion hat, stirbt evtl nicht direkt an dieser, sondern an der bakteriellen Superinfektion (Lungenentzündung) die häufig etwa am Tag 7 nach der Influenza Infektion auftritt.
    Falls dann eine Obduktion gemacht wird, sieht der Obduzent eine bakterielle Lungenentzündung und gibt diese als Todesursache an. Ursächlich war aber letztlich doch die Influenza Infektion.

    Aus einer spanischen Studie ergibt sich, dass nur 122 Personen > 65 Jhr die an einer chronischen Herzerkrankung leiden geimpft werden müssen um einen Todesfall zu vermeiden. 239 Personen über 65 Jhr (allgemeine ältere Bevölkerung) sind es (ebenfalls span. Studie), die geimpft werden müssen, um einen Todesfall zu vermeiden.

    In Japan wurden mal Schulkinder Influenza geimpft, da Kinder die Triebkräfte der Infektion sind. Dabei kam heraus dass nur ca 400 Schulkinder geimpft werden müssen um einen Todesfall bei ungeimpften zu vermeiden. Die Kinder haben einfach ihre Groß/Urgroßeltern nicht merh angesteckt. Das ist dann der soziale Aspekt.

    Antworten
  4. Bin froh, einmal eine Webseite gefunden zu haben, die wissenschaftlich und nicht dogmatisch argumentiert. Vielleicht könnt ihr mir ja eine Frage beantworten: Warum werden die Großeltern im obigen beispiel nicht angesteckt? Das prinzip einer Impfung ist doch, dass der Körper des geimpften Antikörper entwickelt, aber aufschnappen und mit sich herumtragen kann man die Krankheitsauslöser ja trotzdem? Wo ist mein Denkfehler?

    Antworten
  5. Hallo Silvia,
    Bis jemand so richtig ansteckend wird, müssen die Viren den Menschen erstmal als Brutreaktor zur Vermehrung verwenden. Ein Geimpfter hat idealerweise ein Immunsystem, welches eben dadurch so schnell auf die Viren reagieren kann, dass sie sich nicht vermehren können und eliminiert werden.
    Vielleicht verstehst Du das falsch: Ein einzelnes Virus ist eher harmlos, es geht eigentlich immer um „kritische Mengen“, wenn in einem Körper ein Wettlauf zwischen Abwehr und Vermehrung der Viren beginnt. Ein Geimpfter hat einfach zu wenig um ansteckend zu sein. Man kann natürlich diverse Fälle konstruieren, wo die Übertragung möglich wäre: Geimpfter bekommt eine Nießladung von einem Infizierten ab und busselt unmittelbar danach (Viren brauchen üblicherweise ein bestimmtes Milleu zum Überleben) die ungeimpfte Oma ab.

    Idealerweise sollten natürlich die Älteren geimpft sein. Was Wolfgang oben beschrieb, waren einfach statistische Erkenntnisse.

    Antworten
  6. Grüß Dich Silvia,
    Das Problem (vereinfacht) bei Impfungen gegen Influenza-Immpfungen besteht darin, daß es gewisse hauptoberflächenantigene in bestimmten Virusstämmen gibt, allerdings ist es bitter, das Influenzavirus eine recht unangenehme Eigenschaft mit sich bringt.
    Dieses Virus besitzt ein Geneom, welches segmentiert ist (alle seine Erbinformationen liegt auf 8 Segmenten) und die Sgmente können zwischen bestimmten (Influenza-) viren ausgetauscht werden (der Fachmann interessiert sich an dieser Stelle für den sog. „Antigenic Shift“.
    Also interessiert sich ein Virus, wie z.B. ein H1N1 Virus nicht für unsere menschliche Belange.
    Bisher wurden immer Impfstoffe hergestellt, die sich an den Gegebenheiten des Vorjahres orientierten (damit kann man einen großen Anteil der alten und immundefizienten Personen schützen).
    Ein „Scheinegrippevirus“ führt zu einem gewissesn Problem. Hier handelte es sich um einen Virenstamm, der (bedingt) neu aufgetreten ist (aber) der nur junge Menschen befallen wird (da niemand in unserem (0- 50) Alter mit diesem Keim jemals hat Bekanntschaft machen können.

    Endlich…. meine Pizza ist da.
    Sorry, muß mich grad mal ausklinken.
    LG

    Antworten
  7. Danke Rincewind, so erklärt ist das endlich auch für mich verständlich. Mit diesem Hintergrund macht das Impfen auch dann Sinn, wenn man den eigenen Körper für widerstandsfähig genug hält.

    @Ly Schwatzmaul Mahlzeit! 🙂 – Verstehe ich das richtig, dass ein Virus, das bislang nur Tiere befallen hat, einen menschlich verbreiteten Stamm braucht, um zur Bedrohung zu mutieren? Weil dann wäre Nicht-Impfen ja wirklich unanständig.

    Antworten
  8. Leider nicht ganz Silvia,
    In diesem Falle ist es leider so, daß ein aviäres, nicht humanpathogenes Influenza A-H1N1 Virus leider in der Saison humanpathogen und von Mensch zu Mensch übertragbar wurde (an dieser Stelle solltest Du Dich wirklich mal populärwissenschaftlich (z.B. über wikipedia) über Begriffe wie „antigenic drift“ und „antigenic shift“ schlau machen.
    Die Pathogenität konnte leider zunächst nur über die Berichte in Mexico ond die ersten Berichte in Nordamerika bestimmt werden.
    Die Schwierigkeit liegt nun darin, klar zu machen, daß es eventuell und zu erwartender Weise ein Massives Problem geben wird.
    Auch gibt es Möglichkeiten, diesen Schwierigkeiten entgegenzuwirken. Das Problem für Privatunternehmen besteht an dieser Stelle aber, daß sie zwar anbieten können, bei z.B. der Impfstoffentwicklung mitzuhelfen und entsprechende Impfstoffe in ausreichender Zahl und in ausreichender Reinheit mit ausreichend geprüfter Sicherheit zu entwickeln. Leider kamen die Impfstoffe ca. 2-5 Tage zu spät, um eine mögliche Pandemie in der ersten Welle tatsächlich aufhalten zu können.

    Um´s mal deutlich zu sagen, die Bundesregierung hat sicherlich einiges an Geld investiert, was im Nachhinein als fehlinvestiert angesehen wird.
    Auch Pharmaunternehmen sind sicherlich nicht ärmer geworden, nur was war denn zu dem Zeitpunkt die Alternative?

    Mach doch mal einen Vorschlag, wie hätte gutes Krisenmanagement explizit aussehen sollen?

    LG
    Ly Schwatzmaul

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

css.php