Italien hebt Steuerbefreiung für Kirchenimmobilien auf

Seit einiger Zeit hat Italien einen katholischen, konservativen Ministerpräsidenten, der offenbar wenig Spaß versteht. Vor allem dann nicht, wenn es ums Geld geht. Die Regierung Monti hat jetzt – wie schon länger angedeutet – beschlossen, die kommerziell genutzten Immobilien der katholischen Kirche (in Italien) zu besteuern.

Bisher war es so, dass es eine Steuerausnahme für Gebäude der katholischen Kirche gab. Man braucht eine Herberge in Rom? Kein Problem. Man kann Angebote für „Pilgerfahrten“ diverser darauf spezialisierter Reiseveranstalter buchen und wird dann in Herbergen mit beschaulichen Namen untergebracht, die zu irgendwelchen Klöstern gehören und besonders günstig sind. Nur für Pilger versteht sich.

Auf Luxus muss man aber natürlich verzichten; als Pilger kann man sich höchstens ein spartanisches Zimmer im 4-Sterne-Hotel Ponte Sisto in Rom (Doppelzimmer ab 150€ pro Nacht) nehmen und am Abend im französischen Restaurant L‘ Eau vive das karge Menü des Heiligen Silvester (45€) verzehren.

Über 115.000 Immobilien (davon ca. 30% kommerziell), 9.000 Schulen, 4.000 Krankenhäuser bzw. medizinische Einrichtungen – allein die der Kirche in Rom gehörenden Unterkünfte haben ein Volumen von 10.000 Betten – sehr zum Ärger der normalen Hoteliers, die mit den steuerbegünstigten Preisen nicht gut mithalten können.

Zusammengefasst: 20 Prozent des gesamten italienischen Immobilienvermögens gehören der Kirche. Natürlich alles steuerfrei.

Italien selbst ist zwar ein tief katholisches Land, aber die Zeiten sind hart, der Sparstift droht. Als im Dezember eine Online-Petition gestartet wurde mit der Idee, diese Privilegien abzuschaffen, haben sich innerhalb von 2 Tagen mehr als 130.000 Unterzeichner eingefunden. Die Italiener sehen nicht ein, warum sie Steuern zahlen müssen und die Kirche nicht.

Die Vorlage wird diese Woche dem Senat und dann dem Unterhaus des Parlaments vorgelegt und nach der erwarteten Unterzeichnung wird in Zukunft streng unterschieden, ob ein Gebäude kommerziell genutzt wird oder nicht. Ist z.B. in einem Hotel eine Kapelle vorhanden, wird die Kapelle „herausgerechnet“, der Rest normal besteuert.

Je nachdem wer schätzt, wird diese Maßnahme zwischen 50 Millionen (Vatikan-Bank) und 3 Milliarden zusätzliche Einnahmen bringen. Die Vereinigung der italienischen Gemeinden geht von etwa 600 Millionen aus.

Von der Kirche gibt es noch keine offizielle Reaktion.

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