Homöopathen und die sachliche Kritik

Was machen homöopathische Journalisten, wenn sie ein Problem mit der Berichterstattung in Medien bekommen? Sie schreiben den Namen der Ursache des Problems, nämlich den des Journalisten, in den Titel eines Textes, den sie mit ganz viel Füllworten, Konjunktivkonstruktionen und „theoretisch quasi eigentlich“ abfälligen Andeutungen (kriminell wird gerne verwendet), aber gaaaanz wenig relevantem Inhalt füllen.

So zumindest könnte man die Texte des bisher mit 43.000 Euro (für eine unabhängige Berichterstattung) von Homöopathika-Herstellern gesponsorten Betriebswirts Claus Fritzsche beschreiben. Unter dem Titel „Homöopathie-Lobby im Netz – Schmutzige Methoden der sanften Medizin“ thematisierte die Süddeutsche Zeitung in der letzten Woche die Aktivitäten von Fritzsche, der sich selbst als Wissenschaftsjournalist und andere gern als Laien bezeichnet. Seine Blogs dienen der Diskreditierung aller, die den HuschiFuschi-Markt kritisch beleuchten.

Einer der Blogs, auf denen Fritzsche schreibt und für den er redaktionell verantwortlich ist, gehört den deutschen Profihomöopathen und die waren so unamüsiert über die SZ-Kritik, dass sich die Chefin des Clubs zu Wort meldete. Da wird „sich verwahrt“ und „Vorwürfe entschieden zurückgewiesen“. „Sachliche Kritik“ sei kein Rufmord und müsse erlaubt sein, denn sie sei „Grundlage jeder demokratischen Diskussionskultur“.

Die „Redaktion des DZVhÄ-Blogs“ hatte dem Journalisten Max Rauner – Autor eines Porträts über Prof. Edzard Ernst von der Universität Exeter – vorgeworfen, mit Halbwissen zu glänzen und diverse (angebliche) Fehler kritisiert. Wäre diese Kritik sachlich, wäre auch nichts zu sagen gewesen. Geschrieben wurde diese von der „Redaktion des DZVhÄ-Blogs“ *zwinker, zwinker* und zeichnete sich im besten Falle durch Ignoranz, im schlechtesten durch Bösartigkeit aus. Denn die vorgeworfenen Fehler hatte der Journalist nachweislich nicht begangen.

Ob die 1. Vorsitzende des DZVhÄ das nicht glaubt, glauben kann oder glauben will, hat sie nicht beantwortet. Ob die E-Mail an einen weiteren Journalisten, die mit den Worten: “Das landet jetzt in meinem Archiv und ist nicht vergessen!“ endet, auch zu dieser sachlichen Kritik gehört, beantwortet Frau Bajic allerdings nicht. Auch zur Frage, was das Hinterherstalken von Menschen, die mutmaßlich bei uns im Forum aktiv sind und aufgrund dessen öffentlich diffamiert werden, überhaupt mit sachlicher Auseinandersetzung zu tun hat – dazu schweigt Frau Bajic sich im Hausblog der Zuckerzauberer ebenso aus. Man fragt sich, ob das mit Unwissenheit oder Ignoranz zu tun hat.

Claus Fritzsche selbst fühlt sich unfair behandelt; schuld an dem Bild, das er abgibt, sei die Berichterstattung des Journalisten, der ihn mit Suggestivfragen bei zu kurzen Antwortzeiten gelöchert habe. In der Replik geht es dann vor allem um den Autor der SZ und dessen Hintergrund/Vorgehensweise – zu den konkreten Kritikpunkten wird wenig gesagt.

Diese Methoden haben zu einer Anfrage bei Weleda geführt, was die denn von dem Thema halten. Weleda reagierte und zieht sich aus dem Blogprojekt CAM Media.Watch zurück. Wahrscheinlich hatte man sich dort erhofft, die angeschlagene Arzneimittelsparte mit gutem Karma versehen zu können. Auf deren Facebookseite steht, man sei an „echtem Austausch und Feedback interessiert“. Man darf gespannt sein, ob dieser Umschwung dauerhaft oder nur kosmetisch ist; der gesamte Verwaltungsrat der Weleda wurde ja vor kurzem ausgetauscht. Mag sein, dass da jetzt ein anderer Wind weht. Die Kosmetiksparte scheint profitabler zu sein…

Wie es scheint, wurde Weleda auch schon aus der Sponsorenliste entfernt (und der Betrag um 5.000 Euro nach unten korrigiert); Deutschlands unterhaltsamster Betriebswirt ortet das Problem bei „politischen Aktivisten der sog. Skeptiker-Bewegung“, vor allem GWUP und Psiram. Seiner Meinung nach will sich Weleda von dieser „Vereinigung atheistischer Fundamentalisten“ (die GWUP ist hier gemeint) fernhalten. Mit ihm hat das Ganze ja nichts, aber rein gar nichts zu tun.

Bleibt noch Frau Bajic und die DZVhÄ, die sich entscheiden müssen, wie sie sich zu einer Person stellen, die Kollateralschäden in einem persönlichen Feldzug gegen Evidenz nur zu gerne in Kauf nimmt.

Die verbliebenen Sponsoren von CAM Media.Watch finden sich in unserem Wiki und freuen sich bestimmt über freundliche Nachfragen zu ihrem Engagement.
DHU
Heel
Staufen Pharma
Wala
Hevert Arzneimittel

Wie viele „Watchlists“ hat der Betriebswirt der Zuckerdealer noch in seinem Schrank? Und aus welchen fantasievollen Gründen sind die Leute darauf gelandet? Möchten die Mitglieder des DZVhÄ in einem Atemzug mit schwarzen Listen genannt werden? Die Internetgemeinde hat ihren Teil getan, nun sind die Mitglieder des DZVhÄ dran, sich von Methoden loszusagen, die einer „demokratischen Diskussionskultur“ unwürdig sind – mindestens.

17 Gedanken zu „Homöopathen und die sachliche Kritik“

  1. Pingback: CAM und Allgemeinmedizin @ gwup | die skeptiker
  2. ich frag mich auch, wie blind und wie naiv der DZVhÄ sein muss, um sich Fritzsche noch schön reden zu können. Der Imageschaden wird immer größer, der Verband wird langsam zum Ministerium für Zauberzucker weit weg von der Muggelwelt. Wie können die hinter Fritzsche stehen, jemand der seine Unprofessionalität und stillosen Art und Weise mehrfach belegt hat.

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  3. Fritsche ist bei allen Genannten wohl der „Mann fürs Grobe“. Er macht die Stellungnahmen, die man als Verband oder Hersteller wohl im Hinblick auf die Seriosität nicht selber machen will, weil er persönlich angreift. Nichtsdestotrotz muss sich jeder Unterstützer dieses zurechnen lassen.

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  4. Ich denke, die Sponsoren sind sich seiner „Mr. Hyde“-Seite durchaus bewusst, aber verschätzen sich komplett in der Wirkung.

    Das bisschen, was er da als seriöses Deckmäntelchen vor sich hinbloggt, ist ja wohl kaum mehrere tausend € pro Jahr wert – gelesen werden diese Wortschwalle sowieso kaum, Medienaufmerksamkeit erreicht er damit überhaupt keine. Jeder Marketingmensch sollte kapieren, dass das hinausgeschmissenes Geld ist.

    Fritzsches Alleinstellungsmerkmal ist sein für SEO-Zwecke gepflegtes Netzwerkchen aus Pseudoblogs, mit dem Kritiker (tatsächliche und imaginierte) fertiggemacht werden sollen. Ich glaube zwar dass das großteils aus seinem ganz persönlichen Wahn heraus betrieben wird – der Fanatismus trieft aus jeder Zeile, die er da über seine „schwerkriminellen“ Lieblingsfeinde herauspresst, besonders in seinen Vorstellungen vom „Verfassungsschutz“ und „staatlichen Interventionen“ gegen sie. Aber er verkauft’s wohl seinen Kunden geschickt dazu.

    Mal sehen, wie lange die das noch bezahlen.

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  5. Man fragt sich ja auch ob Claus Fritzsche da wirklich alle Sponsoren angegeben hat, wenn man sich anschaut in welcher unkritischer und anhimmelnder Art erHarald Walach, die Intrag und die Viadrina begleitet hat, könnte man sich schon Fragen ob Teile dieser Begeisterung nicht auf wirtschaftlichen Interessen beruhen.

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  6. @Alexander

    Der Gedanke ist nicht sehr weit hergeholt. Das System IntraG dient ja auch vornehmlich wirtschaftlichen Interessen. Das kann man an der Liste der „Stifter“ sehr deutlich sehen – Homöopathieriese Heel vorneweg.

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  7. Ich finde es immer wieder lustig, wenn solche Zuckerpillchendreher anderen Leuten immer wieder schwerstkriminelle Dinge andichten oder wueste Mutmaszungen über das Privatleben von Kritikern auskotzen – aber ausrasten, wenn sie sich sachlicher Kritik ausgesetzt sehen.

    Wenn sie mit gleicher Münze zurueckbekommen würden, was die so vor sich hin hetzen, dann wuerden sie erst mit Panzern ueberrollt, mit Anthrax gesegnet und auf kleiner Flamme flambiert werden, um dann unter einer meterdicken Schicht Guelle zu verschwinden – mal so rein metaphorisch gesagt.

    Ich musste nicht erst Esowatch kennenlernen, um zu bemerken, was für ein geistiger Umweltverschmutzer Fritsche ist. Aus jeder Pore trieft da Boshaftigkeit. Ich befürchte, er glaubt sogar den Quatsch, den er da verzapft.

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  8. @Alexander: Die Frage laesst sich leicht beantworten: Die zur DELTON AG (einziger Aktionaer: Stefan Quandt) gehoerende Firma Heel ist sowohl (alleiniger) Stifter von Walachs Professur als auch einer der offiziell von Fritzsche angegebenen Sponsoren.

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  9. Na ja,…, ich vermute mal doch, dass Heel sich finanziell selbst traegt und auf keine Zuschuesse von BMW angewiesen ist. Homoeopathie ist bekanntlich ein eintraegliches Geschaeft.

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