Am Anfang war das Licht Talk beim ORF

Nach der gestrigen Ausstrahlung von „Am Anfang war das Licht“ fand beim ORF ein Talk statt. Wir möchten schnell die Gelegenheit nutzen, ein paar Aussagen von P.A. Straubinger und Rüdiger Dahlke zu kommentieren. Leider zu kurz und man könnte sicher mehr sagen.

Herr Dahlke hat sich wie so oft als handfester Weichspüler erwiesen. Wie von ihm gewohnt, hat er von Anfang an die Grenzen und Definitionen verwischt, alles etwas schwammiger gemacht, auf dass Fasten und Lichtnahrung auf eine Stufe gestellt werden.

Er hat das selbst ja schon gemacht. Und redet dann über Fasten. Dass aber Fasten ein normaler Prozess ist, den jeder kennt und dass man als gesunder Mensch „problemlos“ ein paar Tage ohne Nahrung auskommt, bestreitet niemand. Auch dass Wahnsinnige (ja, man muss es so formulieren) wie David Blaine 44 Tage ohne Nahrung, nur versorgt mit Wasser, verbracht haben, gibt es. David Blaine hat dabei aber auch 27 kg abgenommen und musste mit schwerer Unterernährung ins Krankenhaus.

Herr Dahlke hat also schon gefastet. Schön für ihn. Aber das hat nichts mit Lichtnahrung zu tun. Auch wenn er beides auf eine Stufe stellt, ist es nicht dasselbe:

Fasten: Weniger/keine Nahrung zu sich nehmen und dabei Gewicht verlieren
Lichtnahrung: Keine Nahrung zu sich nehmen und kein Gewicht verlieren

Danach hat er erneut in die Zauberkiste gegriffen und aus wahr falsch gemacht. Darauf festgenagelt, dass bisher noch nie Lichtnahrung gezeigt werden konnte und Leute wie Manek und Jasmuheen erwiesenermaßen beim Essen erwischt wurden, war es sehr clever, als er (frei zitiert) behauptete: „Aus der Existenz von Falschgeld folgt ja die Existenz von echtem Geld; also folgt aus der Existenz von Scharlatanen geradezu die Existenz von echter Lichtnahrung.“

Sehr schön formuliert. Man verwirrt die Zuseher mit komplettem Unsinn. Man könnte genauso folgern: Aus der Existenz von falschen Weihnachtsmännern folgt die Existenz des echten Weihnachtsmanns. Jeder von uns hat ja schon irgendwo jemand im Weihnachtsmannkostüm gesehen, daraus kann man doch nur folgern, dass der Weihnachtsmann existiert.

Diese Logik würde zwar Herrn Dahlke gefallen, ist aber einfach Blödsinn.

Es gefiel ihm auch, Leute wie Ignaz Semmelweis, „denen man auch nicht geglaubt hat“, und weitere aufzuzählen. Diese Strategie wird von Esoterikern so gerne verwendet, dass man sie mittlerweile Galileo-Gambit nennt, in diesem Fall in der Variante Semmelweis-Vergleich. Diese Fälle gab es natürlich, aber im Endeffekt setzten sich die jeweiligen gültigen Erkenntnisse doch schnell durch.

Herr Dahlke argumentiert quasi: „2 + 2 = 5 könnte stimmen, weil Semmelweis hat man ja auch nicht geglaubt.“

Der bescheidene und wenig eloquente Semmelweis beging übrigens den Fehler, nicht zu publizieren und antwortete auf Kritik nicht bzw. zu spät, sodass anfängliche Angriffe gegen seine Erkenntnisse stehen blieben. Dieses Problem haben die Schausteller Dahlke und Straubinger ja nicht gerade.

Im Großen und Ganzen ist der Auftritt reif für die Uni, vielleicht hat ja Professor Berger in einer Vorlesung Verwendung dafür, als Lehrstück der fehlerhaften Logik.

Herr Straubinger war glatt, charmant, eloquent und hat sich gut präsentiert. Ein perfekter Showmann. Gerne ist er dabei der fehlerhaften Logik seines Mitstreiters gefolgt und hat sogar selbst zwischendurch ein paar abstruse Behauptungen aus dem Koffer gekramt.

Es war ihm wichtig zu erwähnen, dass ihn die Staatsanwaltschaft wegen der Frau, die in der Schweiz verhungerte, nichts vorgeworfen hat. Nun, Herr Straubinger, zwischen „juristischer Schuld“ und Verantwortung für die eigenen Produkte besteht ein kleiner Unterschied. Dass dieser Gedanke Ihnen nicht schmeckt, glauben wir gerne.

Mit der Frage konfrontiert, warum er die ganzen Vorwürfe, wie z.B. das Manek bei einer Gelegenheit von einem Reporterteam verfolgt wurde und prompt in ein Restaurant ging, nicht in seinem Film vorkamen, argumentierte er, dass er 200 Stunden schneiden musste und einfach nur soviel Platz hatte. Ein legitimes Argument, schneiden ist sicher schwierig und eine Menge Arbeit.

Allerdings muss er sich auch das Argument gefallen lassen, dass er eben nicht objektiv geschnitten hat; dass gerade die „unangenehmen“ Tatsachen zugunsten hübscher Geschichten aus dem Bild geflogen sind. Herr Straubinger hat publikumswirksam geschnitten, erfolgreich. Aber er hat keine objektive Dokumentation produziert.

Bei der Prahlad Jani-Diskussion hat er Herrn Berger die ganze Zeit vorgeworfen, dass der einfach die Zahlen hergenommen hat, die zu finden sind, und daraus Schlüsse gezogen hat. Er hat schon irgendwie recht, die Daten sind Mist. Unsauber erhoben, schludrig und ungenau, aus zweifelhafter Quelle.

In diesem Sinne hat er Herrn Berger daher die ganze Zeit vorgeworfen, dass dieser nicht beweisen kann, dass Prahlad Jani das nicht kann und sein Film nicht stimmt. Das verwirrt etwas. Warum muss Herr Berger das beweisen? Herr Straubinger kommt daher und behauptet etwas Absurdes. Und dann sind plötzlich alle anderen gefordert, ihm das Gegenteil zu beweisen? Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wenn man etwas Abstruses behauptet, ist man selbst verpflichtet, es zu beweisen.

Da werden nur zweifelhafte Gestalten präsentiert, Geschichten mit extrem miesen Daten untermauert (und selbst die Daten geben nicht mehr als Fasten her, aber keine Lichtnahrung), dazu Herr Straubinger mit treuherzigem Blick: „Beweisen Sie mir, dass das nicht stimmt!“

Herr Straubinger, ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Ich bin in Wirklichkeit der Weihnachtsmann und sitze am Nordpol. Neben mir spielen die Elfen im Schnee, bevor es wieder ans Paketieren der Geschenke für das nächste Weihnachtsfest geht. (Raten Sie, wer schlimm war).

Was, das glauben Sie nicht? Beweisen Sie mir, dass das nicht stimmt!

Zur weiteren Lektüre: Herrn Bergers Blog

10 Gedanken zu „Am Anfang war das Licht Talk beim ORF“

  1. Als der Inder auftrat, meinte ich zu hören, daß er nur nichtinvasive Untersuchungen erlaubt. Aber dann wurden wohl doch Blutproben untersucht. Gibt es die Ergebnisse irgendwo im Netz?
    Kurz vor Ende rief Dahlke: Waren das alles Spinner (mit ihren Mythen), zum Glück hat der Moderator ihn abgewürgt. Naja, Millionen Jahre haben sie auch geglaubt, daß die Erde im Zentrum steht. Sie wußten es halt nicht besser, aber heute weiß man es, auch wenn Dahlke so tut, als wäre es anders.
    Leider hat Berger nicht gefragt, woher denn das ganze CO² kommt, das der Inder ausatmet – er atmet ja doch wohl? Und wo bleibt der Sauerstoff, den er einatmet?
    Der ganze Film ist ein unerträglicher Schmarrn.

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  2. Ich mag Herr Bergers sachliche Art sehr gerne, hätte ihn mir aber in dieser Gesprächsrunde doch ein bisschen angriffslustiger gewünscht. Dafür empfand ich dann Christoph Feurstein oft genug als angenehm kritisch gegenüber den beiden Lichtnahrungs-Apologeten, auch wenn er am Ende die Sendung dann doch mit einem klassisch schwammigen „Das Bewusstsein ist mehr“ geschlossen hat.

    Ansonsten nix neues aus Esohausen. Für ein Bullshit-Bingo allemal geeignet.

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  3. IX. Lichtnahrung.

    In den Schriften vieler Religionen gibt es Berichte über Menschen, die lange Zeiträume ohne jegliche Nahrung gelebt haben sollen. Es handelt sich dabei um einen mythischen Grundgedanken, der nichts anderes ist als eine Umkehrung der Alltagserfahrung, die wenig spektakuläre Tatsache wird durch den spektakulären polaren Kontrapunkt ersetzt bei unveränderter Resttheorie. Als Motiv für derartige Handlungen kann man den Drang des Menschen nach dem Wunder annehmen, mit einer einfachen Methode wendet man den tristen Alltag ins Wunderbare; eine Flucht aus der Wirklichkeit also.
    Auch die Neuzeit kennt solche Berichte. Louise Lateau in Wallonien oder die Wassertrinkerin von Frasdorf in Bayern sind nur Beispiele für viele. VIRCHOW hat kritisch angemerkt, daß die Vortäuschung einer langdauernden völligen Nahrungsenthaltung in Gefangenenanstalten nicht selten sei; gleichzeitig weist er darauf hin, wie schwierig selbst unter den Kontrollbedingungen des Gefängnisses die Aufdeckung des Betrugs sei.
    Seit einigen Jahren verbreitet nun die Australierin Ellen Greve die These, der Mensch könne alleine von der Energie des Sonnenlichts leben. Hier ist Energie ausnahmsweise nicht metaphorisch oder paraphrastisch gemeint, sondern im Sinn der Physik: E = hn als Energie des Lichtquants. Im Gegensatz dazu ist mit dem indischen Prana, Lichtnahrung, das Licht nur symbolisch gemeint; Prana ist immer und überall, am Tage wie in der Nacht, am Nordpol wie am Äquator. Ob es auch auf dem Mond ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich neige stark dazu, die Frage zu bejahen, jedenfalls konnten die Astronauten bisher keinen Gegenbeweis erbringen.
    Die These von Frau Greve besteht aus den beiden Sätzen:
    1. Der Mensch kann ohne jegliche Nahrungszufuhr leben.
    2. Der Mensch kann gleichzeitig ohne jegliche Wasserzufuhr leben.
    Es versteht sich von selbst, daß dazu ein spiritueller Weg erforderlich ist, den man in ihren Kursen, Sminaren, Workshops und aus ihren vier Büchern lernen kann.

    Ich werde nun im folgenden darstellen, was unter den von Frau Greve genannten Voraussetzungen, so wir sie als wahre Prämissen aufassen, im menschlichen Körper sich an Veränderungen einstellen müßte. Diese Voraussetzungen sind: 1. Der Energiebedarf der Zellen wird allein und ausschließlich durch Lichtenergie gedeckt. 2. Der Körper hat damit alles, was er zum Leben braucht, es kommt nicht zu jenen Abbau- und Umbauprozessen, die wir als pathophysiologische und pathobiochemische Reaktionen vom Hungern und Verhungern kennen. Trotz fehlender Glucosezufuhr kommt es nicht zur Gluconeogenese.
    Frau Greve hat ihre These damit begründet, daß der Mensch selbstverständlich in den Energiekreislauf der Natur eingebettet sei. Hier meint sie mit Energiekreislauf aber nicht das, was wir in der Biochemie darunter verstehen. Ansonsten haben wir nur das Wort von Frau Greve, daß sie seit dreieinhalb Jahren ohne Wasser und Nahrung lebe, bei verbesserter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit.

    Der Energiekreislauf besteht darin, daß Pflanzen aus Sonnenlicht (über das Chlorophyll), Wasser und dem in der Luft vorhandenen Kohlendioxid Zucker und Sauerstoff bilden. Tiere nehmen diese Stoffe auf, indem sie die Pflanzen fressen und atmen, und gewinnen die zum Leben notwendige Energie dann aus der Umwandlung von Zucker und Sauerstoff in Wasser und Kohlendioxid. Damit schließt sich der Kreislauf. (Vgl. dazu Lehrbücher der Physiologie des Menschen oder der Biochemie, z.B. Lehninger AL: Biochemie. S. 297)
    Biologische Systeme bauen sich auf aus Molekeln, die in großen Mengen Kohlenstoff enthalten, den sie in irgendeiner Form ihrer Umgebung entnehmen müssen. Je nachdem, wie das geschieht, unterscheidet man autotrophe Systeme, die den Kohlenstoff direkt aus dem Kohlendioxid der Luft entnehmen können, von den heterotophen Systemen, die den Kohlenstoff zum Aufbau ihrer Biomolekeln aus ihrer Umgebung in relativ kompliziert gebundener, reduzierter Form, z.B. als Glucose, aufnehmen müssen. Deshalb benötigen die Heterotrophen den komplizierten Verdauungsapparat; außerdem sind sie für den Nahrungserhalt auf ihre Umgebung angewiesen.Die Autotrophen sind dagegen relativ autark (unter der Annahme der globalen Verfügbarkeit von Wasser, Kohlendioxid und Sonnenlicht). Photosynthetisch tätige Zellen und einige Bakterien sind autotroph, die Zellen der höheren Tiere und die meisten Mikroorganismen sind heterotroph.
    Biologische Systeme können auch danach klassifiziert werden, wie sie die notwendige Energie gewinnen (Lehninger AL: Biochemie. S. 295 f):
    1. Phototrophe Zellen verwenden Licht zur Energiegewinnung.
    2. Chemotrophe Zellen gewinnen Energie aus Redoxreaktionen: Sie übertragen Elektronen von Elektronendonoren auf Elektronenakzeptoren.
    a) chemolithotrophe Zellen: Elektronendonoren sind einfache anorganische Stoffe wie Wassestoff, Schwefelwaserstoff, Ammoniak und Schwefel.
    b) chemoorganotrophe Zellen: Elektronendonoren sind komplizierte organische Molekeln wie etwa Glucose.
    Die große Mehrheit der Organismen ist entweder photolithotroph oder chemoorganotroph.

    Danach leben wir alle von der Sonne, wir Menschen aber eben auf einem indirekten Weg; der direkte Weg ist für uns unmöglich.
    Aus dem Energiekreislauf wird klar, daß der Mensch als chemoorganotrophes Wesen als Kohlenstoffquelle organische Verbindungen nutzen muß, die Energiegewinnung erfolgt über Redoxreaktionen, als Elektronendonoren dienen organische Verbindungen (informative Tabelle in LEHNINGER AL: Biochemie. S. 296).

    Im folgenden werde ich die ‘harte’ Version (Verzicht auf Wasser, auf Nahrung) von der ‘weichen’ (Verzicht nur auf Nahrung, Wasser unbeschränkt) unterscheiden.
    Wir prüfen dieses System am gesichterten Wissen der Biochemie: Der Mensch benötigt Energie zum Leben . Diese nimmt er mit der Nahrung auf, er gibt sie im wesentlichen als Wärmeenergie wieder ab. Die Energiegewinnung erfolgt als Glykolyse. Aus einer Molekel Glucose und Sauerstoff, der mit der Lunge aufgenommen wird, entstehen vier Molekeln Kohlendioxid und vier Molekeln Wasser (LEHNINGER ALBERT L: Prinzipien der Biochemie. De Gruyter 1987, S.440). Kohlendioxid wird über die Lunge; Wasser über Lunge, Haut, Nieren, Darm ausgeschieden.
    Es gilt: C6H12O6 + O2 -> 4 CO2 + 4 H2O + Energie.

    Frau Greve alias Jasmuheen dagegen behauptet:
    a) Licht -> H2O + freier Energie; harte Version,
    b) H2O + Licht -> H2O + freier Energie; weiche Version.

    Wenn ihr Anspruch wahr ist, dann ergeben sich für ihren Körper folgende biochemische Konsequenzen:
    1. Sie atmet zwar Sauerstoff ein; da sie ihn aber nicht verbrauchen kann, atmet sie ihn in gleicher Menge wieder aus. pO2 von Ein- und Ausatemluft sind gleich.
    2. CO2 wird nicht gebildet, weil keine Glykolyse abläuft.
    3. CO2 kann nicht gebildet werden, weil die C-Atome des CO2 aus der Nahrung stammen, die Jasmuheen ja nicht zu sich nimmt.
    4. Also kann die Ausatemluft kein CO2 enthalten.
    5. Mangels Glykolyse wird das Blut lediglich einmal mit Sauerstoff (Hämoglobin-Sauerstoff und physikalisch gelöster Sauerstoff) aufgesättigt, danach bleibt der Sauerstoffgehalt des Blutes konstant.
    6. Da die Peripherie diesen Sauerstoff nicht verbrauchen kann, ändert sich der O2-Gehalt des Blutes beim Übergang vom arteriellen zum venösen Blut nicht. Die Sauerstoffkonzentration von arteriellem und venösem Blut ist gleich. Bei Jasmuheen ist auch das venöse Blut hellrot.
    7. Jasmuheens Blut enthält keine Glucose. Der Energiebedarf wird ja aus dem Licht gedeckt. Zur Gluconeogenese kommt es nicht, weil die Körpersubstanz ja nicht angegriffen wird.
    8. Da der Körper kein Organ hat, das ihm gestattet, die Energie der Lichtwellen in freie chemische Energie umzuwandeln, lautet Jasmuheens These tatsächlich:
    a) harte Version: [Nichts] -> H2O + Energie.
    b) weiche Version: H2O -> H2O + Energie.

    Auch der Laie sieht den Widerspruch.

    9. Vitamine sind definitionsgemäß Stoffe, die der Körper nicht selbst herstellen kann, also von außen aufnehmen muß. Diese Eigenschaft folgt nicht aus der Definition; die Definition gründet auf dem faktischen Wissen als Ergebnis der Naturforschung, daß Stoffe mit dieser ‘Eigenschaft’ der Nichtherstellbarkeit durch den Körper existieren.
    Das wahrscheinlich bekannteste Vitamin ist das Vitamin C (Ascorbinsäure). Sein geläufigste Mangelerscheinung ist der Skorbut. Der Tagesbearf des Erwachsenen beträgt etwa 100 mg.

    Wären die Behauptungen von Jasmuheen zutreffend, dann kann ihre Theorie durch die Bestimmung der Vitaminkonzentrationen im Serum oder der Vitamin C-Auscheidung im Urin geprüft werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Vitamine unterschiedlich lange gespeichert werden können, Vitamin B12 z.B. 3 – 5 Jahre. Beim Vitamin C treten Mangelsymptome 2 – 4 Monate nach Unterbrechung der exogenen Zufuhr auf, also dürfte ihr Körper nach 3,5 Jahren Fasten kein Vitamin C mehr enthalten.
    Dies sind die biochemischen Konsequenzen der Jasmuheenschen Hypothese. Für den Naturwissenschaftler ist damit die Überprüfung dieser Hypothese ganz einfach. Er braucht nur den CO2-Gehalt der Ausatemluft und den Sauerstoffpartialdruck des venösen Blutes von Jasmuheen zu messen. Prinzipiell genügte sogar die Blutzuckerbestimmung, wie sie jeder Hausarzt in zwei Minuten durchführen kann. Langwierige und kostspielige Hungerversuche, wie von den Anhängern behauptet, sind gar nicht notwendig.
    Durch die physiologische Naturforschung wissen wir, daß die Haut des Menschen keinen absolut undurchlässigen Abschluß gegen die Umwelt bietet. Die Haut gibt ständig Wasser aus dem Körper gasförmig in unterschiedlichen Mengen an die Umwelt ab: Perspiratio insensibilis. Der Körper verliert also ständig Wasser, die absoluten Mengen hängen von den Umweltbedingungen ab. Den Wasserverlust gleicht der Körper aus durch Trinken, mit dem in der Nahrung enthaltenen Wasser (unsere Nahrungsmittel bestehen zu etwa 70% aus Wasser) sowie durch das im Intermediärstoffwechsel entstehende Wasser (Übertragung von Protonen auf OH–Gruppen).
    Auch mit der Ausatemluft wird über die Lunge ständig Wasser abgegeben, in 24 Stunden etwa ein Liter.
    Da die Nierenfiltration ein mechanisches Ergebnis des Blutdrucks ist, kann die Niere, solange ein Blutdruck meßbar ist, ihre Urinproduktion nicht einfach einstellen, so daß auch hier ein ständiger Wasserverlust entsteht, der aufgrund des Baus der Niere einen Verlust von Salzen impliziert.
    Alle diese Parameter sind leicht nachprüfbar.

    Aus Licht allein kann Wasser nicht entstehen. Wenn also in der harten Version angeblich kein Wasser aufgenommen wird, müßte der Proband sehr schnell austrocknen; er würde keine drei Tage überleben.
    Für die weiche Version gilt: Der Durchschnittsmensch kann bei völliger Nahrungsverweigerung, aber unbegrenzter Wasserzufuhr etwa 65 Tage überleben. Dies haben die Hungerstreiks der Bader-Meinhof-Gruppe gezeigt; der Tod trat etwa 65 Tage nach Beginn des Hungerstreiks ein bei einem Körpergewicht von etwa 27 kg. Allerdings: er kann nicht diese 65 Tage bei bester Gesundheit überleben. Er verliert an Gewicht und es stellen sich alle pathobiochemischen und pathophysiologischen Prozesse ein, die für den Hungerzustand typisch sind.
    Es wird immer wieder behauptet, daß die pseudomedizinischen Systeme nicht von der Naturwissenshaft beurteilt werden könnten. Hier offenbart sich die Hohlheit dieser Phrase, denn dieses Beispiel zeigt überdeutlich: Systeme, die Aussagen über die Natur machen, sind sehr wohl innerhalb des Systems der Naturwissenschaften beurteilbar, in diesem Fall sogar endgültig beurteilbar. Da helfen keine Feyerabend-Thesen und keine pseudologischen Ausflüchte.

    RUDOLF VIRCHOW hat 1874 vor der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte einen Vortrag gehalten Über Wunder (abgedruckt in AUTRUM, a.a.O., S. 91-108). Anlaß war der Fall Louise Lateau und die an ihn ergangene Aufforderung, diesen zu untersuchen, was er ablehnte.
    Louise Lateau aus Bois d’Haine in der Diözese Tournay im wallonischen Belgien stammte aus ärmlichen, zerrütteten Verhältnissen. Nachdem sie Novizin eines Franziskanerklosters geworden war, traten bei ihr wunderhafte Erscheinungen auf, nämlich Stigmata, die Kreuzigungsmerkmale des Herrn, darüberhinaus wurde aus ihrer Umgebung ernsthaft versichert, sie habe seit drei Jahren keine Nahrung zu sich genommen.
    VIRCHOW fragt sich nun (AUTRUM, a.a.O., S. 102), „[woher das Mädchen denn die Kohlensäure nimmt, die sie dreieinhalb Jahre lang zweifellos ausscheidet.] Das müßte doch auf irgendeine Art und Weise zu konstatieren sein. Es wäre in der Tat eine sonderbare Sache, wenn man sich vorstellen müßte, daß die göttliche Absicht dahin führte, ein neues Quantum von Kohlenstoff in die Welt zu setzen, daraus Kohlensäure entstehen zu lassen und so das auf der Erde gegebene Maß von Kohlenstoff zu vemehren. Während bisher alle Chemiker und Physiker an der Unveränderlichkeit der Materie festhalten, ja behaupten, daß die gegebene Quantität Kohlenstoff invariabel sei, bringt Louise täglich ein neues Quantum Kohlenstoff hervor, wie die Meteoriten neues Eisen bringen, nur daß diese nach unweigerlichen Gesetzen zirkulieren, hier aber eine neue Kreation den Kohlenstoff erzeugt, ja sogar in den Körper der Louise Lateau hineinbringt. Sicherlich ein sehr schwieriges Problem, aber eines, welches doch angreifbar ist. Denn daß eine so anhaltende Entziehung der Nahrung ohne Abgabe von Kohlensäure durch die Lunge stattfinden sollte, daß etwa die Kohlensäure in der ausgeatmeten Luft fehlte, Louise also vielleicht atmete, ohne Kohlensäure zu erzeugen, was ein noch viel größeres Wunder sein würde als die Stigmata, das ist bisher nicht behauptet worden.
    Ich darf vielleicht daran erinnern, wie lange es gedauert hat, ehe die Begriffe über die Elemente sich gereinigt haben. Wie lange hat es als höchstes philosophisches und naturwissenschaftliches Gesetz gegolten, daß wir nur vier Elemente hätten, bis allmählich die chemische Ananlyse, zuerst im ungläubigen Orient, dann allmählich auch im Okzident den Nachweis führte, daß diese prätendierten Elemente gar keine seien, bis wir neue Elemente kennen lernten und diese an die Stelle der alten gesetzt wurden. So ist die revolutionäre Wissenschaft. […]
    Meine Erörterung soll nicht verletzend sein. Aber ich muß sagen, wenn man in dieser Weise die Errungenschaft ganzer Jahrhunderte abstreitet, dann dürfen wir doch darauf hinweisen, daß in jedem Falle, wo es möglich gewesen ist, das vermeintliche Wunder unter volle naturwissenschaftliche Kontrolle zu stellen, es sich als natürlich enthüllt hat.“

    Frau Greve wird das nicht kümmern. Sie wird einfach behaupten, in ihrem speziellen Organismus sei diese Umwandlung von Licht in Kohlendioxid und Wasser möglich. Was der ganzen Wissenschaft nicht gelingt, ihr gelingt es eben. Vielleicht muß man sich Gedanken um jene machen, die auf Unsinn dieser Art hereinfallen. Vielleicht sollten wir unser Schulsystem unter die Lupe nehmen.
    Versuche, aus Blei Gold zu machen, aus dem billigen Element das teure, gab es viele in der Menschheitsgeschichte. Erst die Physik der Neuzeit hat erklärt, warum dies ein ebenso nutzloser Traum ist wie das Perpetuum mobile. Trotzdem werden solche sinnlosen Träume immer noch erfolgreich zur Bauernfängerei benutzt: Trutz Hardo und sein singender angeblicher Priester, dessen Lieder Amalgamplomben in Gold verwandeln oder die vielen Pläne neuer Perpetua mobilia, die jährlich bei den Patentämtern eingingen, so daß diese jetzt die Annahme grundsätzlich verweigern.
    Der Frankfurter Verlag Vittorio Klostermann – und wer den Verlag kennt, wird richtig ahnen, was kommt – hat 1942 ein Buch publiziert: Hauschka Rudolf: Substanzlehre. Zum Verständnis der Physik, der Chemie und therapeutischer Wirkungen der Stoffe. Der Autor ist dem anthroposophischen Dunstkreis zuzurechnen, auch wenn er Steiners Namen geflissentlich unerwähnt läßt. Der Autor hat von Chemie, Physik und Therapie keine Ahnung; insofern ist das Buch völlig uninteressannt. Aber es ist eine vortreffliche Fundstelle jenes verqueren Denkens, wie es vor, während und nach Steiner von den selbsternannten Propheten in die unkritischen Köpfe der Nation gepflanzt wurde.
    Der Anhang von knapp 50 Seiten gibt die Forschungsarbeiten (um 1876) eines gewissen Freiherrn von Herzeele aus Freienwalde an der Oder wieder. Hauschka führt den Freiherrn so ein: Es dürfte dem Bedürfnis einer größeren Zahl von Denkern und Forschern entgegenkommen, einem Experimentator des vorigen Jahrhunderts, der im Sinne Goethescher Naturanschauung forschte, zu begegnen. Goethe kann und darf nicht fehlen. Man fragt sich, was der Dichter wohl mit denen gemacht hätte, die ihren Schwachsinn mit seinem Namen legitimieren wollen.
    v. Herzeeles Grundthese, die dann auch von Hauschka gepredigt wird, ist, daß nicht, wie von der Wissenschaft behauptet, die organischen Stoffe aus den anorganischen entstanden sind, sondern die anorganischen entstehen aus den organischen. Also wieder einmal eine schlichte Umkehrung. Hinzu kommt, daß aus einem organischen Stoff, der z.B. gar kein Magnesium oder Kalium enthält, eben Magnesium und Kalium entstehen können, was die Einwirkung kosmischer Kräfte beweist. Die Vesuche des Freiherrn ergeben im wesentlichen, daß zwischen Beginn und Ende des Versuchs eine Zunahme des gemessenen anorganischen Stoffes eintritt, was nach Versuchsanordnung, nach zeitgenössischer und heutiger Chemie und Physik unmöglich ist. Die Entstehung von Magnesium in der Erdgeschichte erklärt er dann so: In dem allgemeinen Vorkommen der Magnesia zeigt sich ein neuer Beweis dafür, daß die Atmosphäre in früheren Zeiten reicher an Kohlensäure gewesen ist wie jetzt, denn nur in einer solchen konnten die damals wachsenden Pflanzen die großen Mengen von Magnesia bilden, welche wir in den vershiedenen Gebirgsarten finden. Pflanzen haben aus dem Kohlendioxid der Luft das Magnesium gebildet. Ein wahrhaft kühner Gedanke, eines Freiherrn in der Nachfolge Goethes würdig.

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  4. Am lustigsten an der ganzen Sendung war P.A.s andauernder Verwechsler zwischen Kohlenstoff und Kohlenhydraten. Also wer nicht einmal das auseinander halten kann, der hats eh schon hinter sich mit der wissenschaftlichen Seriosität.
    Oder die Aussage von ihm: „Der Stoffwechsel ist nur zu 99% erforscht, das restliche Prozent kann kein seriöser Wissenschaftler erklären – das ist die Lebensenergie.“ Und dann wird das natürlich mit Lichtnahrung gleichgesetzt. 😀

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  5. Bei der Beurteilung des Gewichtsverlusts von 4 kg bei 40kg KG sollte man auch bedenken, daß der Inder sich nicht bewegt hat, sonden nur lag oder meditiert hat, wobei Meditieren ja erwiesenermaßen keine zusätzlichen kcal verbraucht, eher weniger, wenn er Atmung und Pulsschlag kontrollieren kann. Auch Raumtemperatur und Luftfeuchte spielen eine wichtige Rolle. Bei höherer Luftfeuchte gibt er weniger H2O über die Atmung ab. So gesehen ist der Gewichtsverlust ziemlich hoch; von Lichtnahrung kann also keine Rede sein.

    Was ich nicht verstanden hatte: Straubi behauptet am Anfang, wenn man den Energiehaushalt genau messe, dann fehle ein Quentchen, also immerhin ein Indiz für Lichtnahrung. Dies sei belegt.

    Wo?

    Übrigens, kurz vor Schluß hat Dahlke versucht, den Herrn Berger in ein schlechtes Licht zu rücken: Herr Berger habe versucht, ihn, zwar in wohlgesetzten Worten, als Lügner hinzustellen. Kein Wort wahr, zum Glück hat ihn da der Moderator abgewürgt.

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  7. Die Beiträge fordert nicht der ORF-Chef ein, diese haben ihre Grundlage im Gesetz.

    Es wäre übrigens heute schon wieder vergessen, wenn Wrabetz diese, sagen wir mal, Entschuldigung nicht geäußert hätte. Immerhin. Ich glaube nicht, dass er dafür ein Vorbild im ARD und ZDF hat.

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