Mutter Theresa – Die Heilige des elenden Verreckens

Der Papst hat vor kurzem den Weg für die Heiligsprechung von Mutter Theresa bereitet, indem er eine angebliche Wunderheilung anerkannte, die sie nach ihrem Tod erwirkt haben soll.

Das ruft in doppelter Weise Verblüffung hervor: einerseits wegen der Tatsache, dass die extrem zweifelhafte Geschichte mit der Wunderheilung einfach so akzeptiert wird, andererseits ob der zweifelhaften Leistungen der Frau. Naiverweise stellt man sich doch unter einer Heiligen eine Frau vor, die viel Gutes und nie Schlechtes getan hat. Diese Definition mag zwar nicht felsenfest sein, dürfte aber doch dem allgemeinen Gefühl entsprechen.

Beleuchten wir einmal beide Punkte.

Das Wunder
Bei Monica Besra wurden bei einer Ultraschall-Untersuchung im Krankenhaus von Balurghat Tuberkulose und eine Zyste an den Eierstöcken gefunden. Eine solche Zyste ist gut behandelbar, nur in wenigen Fällen ist eine Operation nötig. Nach einigen Monaten ambulanter Behandlung wurde Monica Besra im März 1999 für geheilt erklärt. Dr. Murshed, der Direktor des Krankenhauses und die behandelnden Ärzte Dr. Mustafi und Dr. Biswas erläuterten später, dass es sich um einen ganz normalen, nicht im Mindesten außergewöhnlichen Fall gehandelt habe.

Vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass Dr. Murshed danach häufig mit Anrufen belästigt wurde, er möge doch das Wunder bestätigen.

Nun denkt man sich: da müssen doch Unterlagen existieren, Protokolle, Laboruntersuchungen, etc. Leider sind diese nicht mehr vorhanden. Die medizinischen Unterlagen wurden nach der Behandlung an eine Schwester Betta der Missionarinnen der Nächstenliebe (der Orden von Mutter Theresa) übergeben und sind seitdem verschwunden. Die Missionarinnen der Nächstenliebe gaben zunächst an, sie verlegt zu haben, änderten danach jedoch ihre Geschichte und behaupten inzwischen, die Unterlagen nie erhalten zu haben. Damit steht praktischerweise die Aussage von öhhh – ähm: eigentlich genau genommen niemandem gegen die Angaben der behandelten Ärzte. Sogar Monica Besra zog zwischendurch ihre Behauptungen zurück, nachdem die Nonnen die versprochene monetäre Unterstützung nicht geleistet hatten.

Aber: von solchen Kleinigkeiten lässt man sich nicht aufhalten. Wunderbarerweise finden sich an ihrer Stelle in der 34.000 Seiten umfassenden Sammlung angeblicher Wundertaten von Mutter Theresa die Aussagen diverser Ärzte, die angeben, die Heilung sei „wissenschaftlich unerklärbar“. Weniger wunderbar ist es, dass in dem Krankenhaus, in dem Monica Besra behandelt wurde, keiner diese (z.T. dort angeblich arbeitenden) Ärzte kennt.

Mit den tatsächlich behandelnden Ärzten, wie Dr. Ranjan Mustafi, wurde der Einfachheit halber gar nicht erst gesprochen. Und Monica Besra besann sich nach Erhalt einer großzügigen Spende der Mother Teresa Charitable Welfare Society und der Aufnahme ihrer 4 Söhne in eine Privatschule doch wieder eines Besseren. Halleluja! Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Man ist an der Stelle fast geneigt, mit den Ermittlern des Vatikans, den Nonnen und auch der Katholikin Monica Besra über das 8. Gebot zu sprechen, aber seien wir mal nicht so. Bei so einem leuchtenden Beispiel der Menschlichkeit, des gelinderten Leidens kann man schon mal ein paar Dutzend Augen zudrücken.

Mutter Theresa, die Heilige

Allerdings stößt man, wenn man ein wenig nachliest, abseits der Darstellung als Heilige schnell auf eine andere, eine fanatisch fundamentalistische Betrügerin. Der Journalist Christopher Hitchens blickte in seinem Essay The Missionary Position: Mother Teresa in Theory and Practice hinter die schöne Fassade und fand jenseits der schönen Bilder eine unschön unheile Welt; für ihn war Mutter Theresa ein Engel der Hölle.

Wobei das Ganze natürlich eine Sache des Blickwinkels ist. Wir, und wohl auch der inzwischen verstorbene Christopher Hitchens, erwarten uns von einer Heiligen, dass sie im Sinne humanistischer Ideale handelt und das Leben der Menschen besser macht. Aus unserer Sicht, auch wenn es vielleicht pathetisch klingt, sollte Leiden gelindert werden, die Armen aus der Armut geführt, die Kranken versorgt, wenn möglich geheilt, die Hungernden mit Nahrung versorgt werden.

Mutter Theresa hat das aber wohl nie interessiert. Ihre Zielsetzung war eine andere.

„Der höchste Zweck des menschlichen Lebens besteht darin, in Frieden mit Gott zu sterben.“

Die Kritik, dass in ihrem Heim an Hygiene mangele, dass Kranke keine Untersuchung, keine medizinische Versorgung, keine Schmerzmittel erhielten, dass z.B. Tuberkulosekranke neben anderen liegen und diese anstecken …, kommentierte Mutter Teresas folgendermaßen: „Wir sind keine Krankenschwestern, wir sind keine Sozialarbeiter, wir sind Nonnen.“

Mutter Theresa ging es um die kirchliche Doktrin, das Seelenheil, nicht um das sonstige, körperliche Wohl der Kranken. Bei Hitchens und vielen anderen Kritikern löste das große Empörung und Abscheu aus. Inzwischen haben auch kanadische Wissenschaftler Wirken und Einfluss der Mutter Theresa einer genauen Untersuchung unterzogen und zeichneten in ihrer Arbeit ein sehr zweifelhaftes Bild, in der Kritik an der fragwürdigen Versorgung der Armen, den fragwürdigen, ultrakonservativen politischen Ansichten, fragwürdigen Kontakten, fragwürdigen Geschäftspraktiken aufgeworfen wurde und stellten auch die Frage: „Wohin sind die Millionen an Spenden für die Ärmsten der Armen verschwunden?“

Aber, nichtsdestotrotz: ob Mutter Theresa eine Heilige im Sinne der Kirche ist, muss man aus Sicht der katholischen Kirche beurteilen. Die humanistischen Maßstäbe, die wir anlegen, sind für die Kirche fast logischerweise bedeutungslos.

Und aus ihrem Blickwinkel hat Mutter Theresa zweifellos richtig gehandelt! Ist nicht das Seelenheil wertvoller als das körperliche Wohl? Das Leiden in der diesseitigen Welt wird in der jenseitigen Welt belohnt werden. Alle Ungerechtigkeit, alles Leiden zahlt sich aus, wenn man schließlich in den Himmel gelangt. Ist es da nicht besonders gut, wenn die Menschen möglichst viel leiden, wenn sie dafür die Belohnung des Ewigen Lebens im Himmel erhalten?

Das Mutter Theresa in diesem Sinne eine Heilige ist, lässt sich wohl am Einfachsten mit einem kleinen Zitat belegen:

There is something beautiful in seeing the poor accept their lot, to suffer it like Christ’s Passion. The world gains much from their suffering.

Es liegt etwas Schönes darin, die Armen ihr Schicksal akzeptieren zu sehen, es zu erleiden wie die Passion Christi. Die Welt gewinnt viel aus ihrem Leiden.

33 Gedanken zu „Mutter Theresa – Die Heilige des elenden Verreckens“

  1. Meiner Erfahrung nach streiten Gläubige alles ab, sogar die Einzelheiten, die von Teresas Nonnen selbst bestätigt worden sind. Alles Propagandalügen hassvernebelter Atheisten.
    Übrigens, Teresa ohne h, bitte im Artikel korrigieren.

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  2. Ich gewinne leider so gar nichts aus dem Leiden der Leute, die in die Fußstapfen Christi geschickt werden. Zu allem Überfluss soll sich diese Nonne Teresa am Lebensende noch beschwert haben, dass es ihr, trotz aller Bemühungen, nicht gelungen ist, an Gott zu glauben.

    Sie hat quasi Menschenversuche durchgeführt, und andere sollten stellvertretend für sie leiden, statt dass sie sich gefoltert hätte, wie es ja auch manch abgedrehte Extremisten tun, auf dem Weg zum Gott des Leidens.

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  3. Nichts gegen die Kritik im Allgemeinen, aber:

    Der Sexismus, Frauen zuerst und am heftigsten in ihrer Sexualität (Titel von Hitchens Essay) und ihrem Aussehen (Vorwort) anzugreifen, stößt mir sauer auf. Ihnen wird neben unethischem Verhalten immer wieder auch die Unterlegenheit ihres Genders vorgeworfen. Das hat nichts mit falscher Höflichkeit gegenüber den Kritisierten zu tun, sondern mangelndem Respekt vor den Leser_innen . Wer moralische Überlegenheit und die Schärfe des Intellekts vertritt sollte sich keine solchen Fehltritte leisten, wer Menschen befreien will, sollte an mehr denken als an eine kleine Minderheit unter den Männern. Leider ist zumindest die amerikanische Atheistenszene in dieser Hinsicht dank derartiger Vordenker verdorben, wie ja auch Dawkins immer wieder gerne demonstriert. Um so bedauerlicher, als dass sich durch solcherlei Verhalten mehr und mehr der Zweifel breitmacht es gäbe überhaupt eine besonders hervorzuhebende Bildung sondern nicht nur Cliquen die dieses oder jenes Kulturgut besonders schätzten.

    Ansonsten ist der Essay allerdings ziemlich lesenswert und schockierend. Benutzte Infusionsnadeln unter dem Wasserhahn abzuwaschen und das mit antimaterialistischer Doktrin zu rechtfertigen ist einfach schauderhaft. Ansonsten fand ich http://www.deeshaa.org/shields-teresas-house-of-illusions/ spannend.

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  4. Welche Minderheit unter den Männern wäre das denn?

    Der Essay von Hitchens ist von 1995, da war Charles Bukowski in Mode und es ging noch nicht so verweichlicht zu.

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  5. Lisa :

    Der Sexismus, Frauen zuerst und am heftigsten in ihrer Sexualität (Titel von Hitchens Essay)

    Also bitte. Sie wird doch nicht angegriffen, weil sie eine Frau war. Das eigentliche Ziel des Angriffs ist nicht einmal Mutter Teresa in Person, sondern der Prozess der Kanonisation, der nur um den Preis der Demagogie zu haben ist. Und den Titel kann man auch ganz anders lesen: das Verächtlichmachen einer Position, die eine erstarrte Unterwerfungshaltung ist. Das Gegenteil von „sexistisch“.

    und ihrem Aussehen (Vorwort) anzugreifen

    Was genau meinst Du? Kannst Du mal zitieren?

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  6. Lisa :
    Der Sexismus, Frauen zuerst und am heftigsten in ihrer Sexualität (Titel von Hitchens Essay) und ihrem Aussehen (Vorwort) anzugreifen, stößt mir sauer auf.

    ??? Meinen Sie mit „Vorwort“ vielleicht das Bild? Weder wir noch Mutter Teresa selbst können leider etwas dafür, dass M. T. aussieht, wie sie aussieht. Ist es nicht ein bisschen lookistisch, die reine Abbildung von weniger attraktiven Menschen gleich als Angriff auf ihr Aussehen zu geißeln? Weil, was wäre die Konsequenz: Nur noch Bilder von Menschen, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, zu veröffentlichen? Hitchens Wortspiel bezieht sich kaum auf M.T. selbst, sondern auf ihren missionarischen Eifer. Wenn’s um einen Mann gegangen wäre, hätte er es vermutlich ebenso verwendet.

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  7. Cohen :
    Welche Minderheit unter den Männern wäre das denn?
    Der Essay von Hitchens ist von 1995, da war Charles Bukowski in Mode und es ging noch nicht so verweichlicht zu.

    So ungefähr : Heterosexuelle nichtgläubige neurotypische nichtbehinderte weiße Cismänner die über ausreichend Bildungs- und Sozial- und finanzielles Kapital verfügen um als „vernünftig“ zu gelten.

    Von Charles Bukowski habe ich wenig Ahnung, aber dass Sie Kritik an sich emanzipatorisch schimpfenden Dominanzverhältnissen als „verweichlicht“ bezeichnen zeigt mir ganz gut, dass diese nach wie vor berechtigt ist.

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  8. pelacani :
    Also bitte. Sie wird doch nicht angegriffen, weil sie eine Frau war. Das eigentliche Ziel des Angriffs ist nicht einmal Mutter Teresa in Person, sondern der Prozess der Kanonisation, der nur um den Preis der Demagogie zu haben ist. Und den Titel kann man auch ganz anders lesen: das Verächtlichmachen einer Position, die eine erstarrte Unterwerfungshaltung ist. Das Gegenteil von „sexistisch“.

    Eine erstarrte Unterwerfungshaltung bei einer Frau, deren Unterwürfigkeit beim Sex (insbesondere bei der Missionarsstellung) sprichwörtlich ist. Natürlich lässt sich da mit ein wenig Gedankengymnastik auch eine antisexistische Forderung hineinkonstruieren, aber zunächst einmal ist es eine Reifizierung der alten Formel: Frau = Untenliegende = schwach. Im Text geht er weiter darauf ein, dass sie als „alte Jungfer“ ja ohnehin keine Meinung zu Fortpflanzungspolitik zu haben habe:

    But given how much this Church allows the fanatical Mother Teresa to preach, it might be added that the call to go forth and multiply, and to take no thought for the morrow, sounds grotesque when uttered by an elderly virgin whose chief claim to reverence is .that she ministers to the inevitable
    losers in this very lottery.

    Und ja, man kann hier primär die Divergenz von Predigt und Praktik sehen, aber es ist nun einmal auch der Angriff auf eine Frau, die keine Kinder hat — und greift damit auch sämtliche Frauen in Glaubensgemeinschaften an, die sich nicht aus dieser Politik heraushalten, selbst aber kinderlos bleiben. Eine eigene Entscheidung über die Fortpflanzung wird somit nur Atheistinnen zugebilligt, ein partielles Dogma gegen die persönliche Entscheidung ausgespielt.

    und ihrem Aussehen (Vorwort) anzugreifen

    Was genau meinst Du? Kannst Du mal zitieren?

    Who would be so base as to pick on a wizened, shrivelled old lady, well stricken in years, who has consecrated her entire life to the needy and the destitute?

    Diese Feminisierung der Kritisierten findet sich bei allen im Buch kritisierten Frauen. So schreibt er etwa über Michele Duvalier

    So behold again the photograph of Mother Teresa locked in a sisterly embrace with Michele Duvalier, one of the modern world’s most cynical, shallow and spoiled[!] women: a whited sepulchre and a parasite on ‚the poor‘.

    Hervorhebung meine. Dies dient offensichtlich dem Angriff auf eine unliebsame und unerfreuliche Person, würde aber ohne dies sehr viel besser funktionieren und hat den bitteren Nachgeschmack, dass sich Hitchens an dieser Stelle eine bessere Kontrolle über diese Frau wünscht und damit der Vorstellung Vorschub leistet, Frauen sollten besser nicht autonom sein. Daneben bedient es den Mythos der „verdorbenen“ (entwerteten) Frau, der besonders in misogynen Kreisen vertreten ist.

    Zugegeben, diese Belege sind subtil und ich will Hitchens nicht deswegen vorwerfen, dass er ein besonders starker Frauenhasser war, wo es soviel bessere Quellen dafür gibt, aber genau diese Art von Subtext der spezifischen Vorwürfe extra an Frauen macht es schwer mit Atheisten zusammen zu arbeiten.

    Alle Buchzitate aus:
    The Missionary Position: Mother Teresa in Theory and Practice, Hitchens Christopher 1995
    isbn = 185984054X,9781859840542

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  9. Ups, scheint als würde es die Seitenzahlen anders anzeigen, als ich dachte, diese sind: 60 (But given how much this Church…) , 6 (Who would be so base…), 17 (So behold again the photograph…)

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  10. @duester
    Zum Vorwort siehe meine ausführliche Antwort an pelacani, ansonsten bin ich … geringfügig anderer Meinung, was den Titel betrifft. Wortspiele fallen nicht vom Himmel, grade bei Atheisten nicht und Männer werden in der Regel nur über ihre Sexualität angegriffen, wenn sie schwul, impotent oder sonstwie „negativ“ abweichend sind. Ansonsten zieht das Wortspiel einfach nicht, weil Männern Sexualität zugestanden wird, während Frauen sie nur darstellen und anbieten, nicht aber genießen sollen. Für eine skeptische Seite ist hier der Glaube daran, dass beleg- und erklärbare Dinge nicht existieren stark ausgeprägt.

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  11. @Lisa: Man muss nicht zwanghaft alles sexualisieren, darum geht es in diesem Artikel nun wirklich nicht. Der Artikel wäre identisch, wenn es sich nicht um eine Mutter Teresa, sonder um Pater Theo gehandelt hätte. Intellektuelle Sublimierung kann man auch kreativer anwenden, als in einem Ausdruck des Vorhandenen die Ursache zu sehen.

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  12. Wenn der Kiefer mürb wird und die Zähne wanken
    Wird die Kunst subtil. – Ich konnte, offenen Mundes,
    offen gesagt, nichts erwidern.

    – Karl Mickel, Vortrag des Zahnarztes S. aus D.

    Das hat schon was, @Lisa, dem Gegenüber Gedankengymnastik zu bescheinigen, sich selbst aber Subtilität zu attestieren. Wir könnten ja noch ein bisschen dabei bleiben: Deine Haltung lässt auf eine gewisse spätaugustinische Lustfeindlichkeit schließen … Aber was meinst Du Denn nun? Ist die Anerkennung dieser „Wunder“ und damit die Heiligsprechung gerechtfertigt? Oder ist das billiger Populismus?

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  13. Lisa :

    So ungefähr : Heterosexuelle nichtgläubige neurotypische nichtbehinderte weiße Cismänner die über ausreichend Bildungs- und Sozial- und finanzielles Kapital verfügen um als „vernünftig“ zu gelten.

    Viel Spaß bei Psiram. 🙂
    Hier gibt es nur Nicks.
    Sexuelle Orientierung, Geschlecht, Hautfarbe, Bildungsabschluss, Kontostand und Behinderung spielen genau keine Rolle.

    Antworten
  14. @Lisa, magst du bitte aufhören, die sachliche Diskussion um Ideologisch verbrämten Mord und dessen soziale Anerkennung mit Störfeuer wegen angeblicher ~ismen zu derailen? Psiram ist mein Safespace und deine Ausführungen triggern mich ganz gewaltig.

    XOXO

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  15. Lisa :
    Eine erstarrte Unterwerfungshaltung bei einer Frau, deren Unterwürfigkeit beim Sex (insbesondere bei der Missionarsstellung) sprichwörtlich ist. Natürlich lässt sich da mit ein wenig Gedankengymnastik auch eine antisexistische Forderung hineinkonstruieren, aber zunächst einmal ist es eine Reifizierung der alten Formel: Frau = Untenliegende = schwach.

    Yoa. Oder: Frau = bequem auf dem Rücken liegend, während sich der Mann abrackern muss = Genießerin. Beides ziemlich konstruiert.

    Im Text geht er weiter darauf ein, dass sie als „alte Jungfer“ ja ohnehin keine Meinung zu Fortpflanzungspolitik zu haben habe:

    Und ja, man kann hier primär die Divergenz von Predigt und Praktik sehen, aber es ist nun einmal auch der Angriff auf eine Frau, die keine Kinder hat — und greift damit auch sämtliche Frauen in Glaubensgemeinschaften an, die sich nicht aus dieser Politik heraushalten, selbst aber kinderlos bleiben.

    Exakt das gleiche Argument wird herangezogen, wenn es in der Abtreibungsfrage oder in Sachen Sexualkundeunterricht darum geht, dass männliche, zölibatär lebende, katholische Priester wohl kaum Experten für Elternschaft und Sexualität sein können. Und das völlig zu Recht. Da geht es kaum um das Geschlecht, sondern primär um eine getroffene Lebensentscheidung, mit der ein großer Lebensbereich ausgeklammert wird.

    Eine eigene Entscheidung über die Fortpflanzung wird somit nur Atheistinnen zugebilligt, ein partielles Dogma gegen die persönliche Entscheidung ausgespielt.

    Auch Atheistinnen sind nur Expertinnen für ihre eigenen Lebensentscheidungen. Soll heißen: Eine bewusst kinderlose Atheistin kann zwar Auskunft über ihre eigenen Beweggründe geben, sollte sich aber ebenso nicht dazu aufschwingen, die Lebensentscheidungen anderer Menschen zu bewerten. Und das ist gar nicht so konstruiert, man denke da nur mal an das Konfliktpotential zwischen Frauen, die ihrer beruflichen Entwicklung Priorität einräumen, und Frauen, die der Familiengründung den Vorrang geben wollen.

    So schreibt er etwa über Michele Duvalier

    So behold again the photograph of Mother Teresa locked in a sisterly embrace with Michele Duvalier, one of the modern world’s most cynical, shallow and spoiled[!] women: a whited sepulchre and a parasite on ‚the poor‘.

    Hervorhebung meine. Dies dient offensichtlich dem Angriff auf eine unliebsame und unerfreuliche Person, würde aber ohne dies sehr viel besser funktionieren und hat den bitteren Nachgeschmack, dass sich Hitchens an dieser Stelle eine bessere Kontrolle über diese Frau wünscht und damit der Vorstellung Vorschub leistet, Frauen sollten besser nicht autonom sein. Daneben bedient es den Mythos der „verdorbenen“ (entwerteten) Frau, der besonders in misogynen Kreisen vertreten ist.

    Wie kann man aus der (zugegebenermaßen) polemischen Kritik an der Ehefrau eines Diktators, die nachweislich von der Gewaltherrschaft ihres Mannes profitiert hat, konstruieren, dass Hitchens sich mehr Kontrolle über diese Frau wünscht? Duvalier hat für sich selbst bewusst die Svengali-Rolle gewählt und so ihren Lebensstandard gesichert. Da kann man kaum davon sprechen, dass es sich um eine besonders autonome Frau handele, die in ihre Schranken verwiesen werden soll. Denn genau das (autonom) ist sie ja nicht. Nach dieser Logik könnte man Asma Al-Assad nicht mehr für ihre Passivität gegenüber dem Regime ihres Mannes kritisieren, weil so das Stereotyp der passiven, politisch desinteressierten Frau bedient wird. Nur leider verhält sie sich wie das Stereotyp. Kritisieren könnte man lediglich politisch aktive Frauen, also gerade diejenigen, die selbst einen Beitrag dazu leisten, dass überkommene Geschlechterrollen überdacht werden. Was also tun? Das nicht mehr aussprechen?

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  16. @Cohen

    Cohen :

    Lisa :

    So ungefähr : Heterosexuelle nichtgläubige neurotypische nichtbehinderte weiße Cismänner die über ausreichend Bildungs- und Sozial- und finanzielles Kapital verfügen um als „vernünftig“ zu gelten.

    Viel Spaß bei Psiram.
    Hier gibt es nur Nicks.
    Sexuelle Orientierung, Geschlecht, Hautfarbe, Bildungsabschluss, Kontostand und Behinderung spielen genau keine Rolle.

    Sieht man an der Einstellung der durchschnittlichen Mitpostenden und an den leidlichen Trollversuchen….wie in jedem anderen männlich dominierten Forum…*gähn* und es wird immer als die gleiche faire, vorurteilsfreie Diskussion wahrgenommen. Warum mach ich mir überhaupt die Mühe…

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  17. Yoa. Oder: Frau = bequem auf dem Rücken liegend, während sich der Mann abrackern muss = Genießerin. Beides ziemlich konstruiert.

    Jo, wobei das eine davon halt eine vielleicht 50 Jahre alte Beschwerde einiger moderner Männer ist, die gleichbereichtigten Sex vorraussetzen und das andere sich geschichtlich bis mindestens Rom zurückverfolgen lässt — aber ist ja eh alles dasselbe.

    Im Text geht er weiter darauf ein, dass sie als „alte Jungfer“ ja ohnehin keine Meinung zu Fortpflanzungspolitik zu haben habe:

    Und ja, man kann hier primär die Divergenz von Predigt und Praktik sehen, aber es ist nun einmal auch der Angriff auf eine Frau, die keine Kinder hat — und greift damit auch sämtliche Frauen in Glaubensgemeinschaften an, die sich nicht aus dieser Politik heraushalten, selbst aber kinderlos bleiben.

    Exakt das gleiche Argument wird herangezogen, wenn es in der Abtreibungsfrage oder in Sachen Sexualkundeunterricht darum geht, dass männliche, zölibatär lebende, katholische Priester wohl kaum Experten für Elternschaft und Sexualität sein können. Und das völlig zu Recht. Da geht es kaum um das Geschlecht, sondern primär um eine getroffene Lebensentscheidung, mit der ein großer Lebensbereich ausgeklammert wird.

    Trotzdem ist es etwas anderes, ob man das Verhalten einer Gruppe und die sich ergebende Gruppendynamik kritisiert oder eine einzelne Person anhand des gleichen Maßstabs. Letzteres ist in den seltensten Fällen überzeugend, da Personen weitaus komplexer sind und die wenigsten Menschen ohne Widersprüche (innere wie äußere) sind. Kinder haben oder nicht ist auch eine persönliche Entscheidung und der Sprung von Priestern zu überzeugten Frauen die wie sie predigen ist äußerst unsauber.

    Auch Atheistinnen sind nur Expertinnen für ihre eigenen Lebensentscheidungen. Soll heißen: Eine bewusst kinderlose Atheistin kann zwar Auskunft über ihre eigenen Beweggründe geben, sollte sich aber ebenso nicht dazu aufschwingen, die Lebensentscheidungen anderer Menschen zu bewerten. Und das ist gar nicht so konstruiert, man denke da nur mal an das Konfliktpotential zwischen Frauen, die ihrer beruflichen Entwicklung Priorität einräumen, und Frauen, die der Familiengründung den Vorrang geben wollen.

    …während Männer keinerlei Probleme haben, über die körperliche Autonomie von Frauen zu entscheiden und entsprechende Gesetze zu erlassen. Diese Beschränkung der Politik auf Identität überzeugt mich kein bisschen. Zumal es System hat diese beiden Akteurinnen gegeneinander auszuspielen, das dahinterliegende kapitalistische Prinzip aber nicht in die Kritik miteinzubeziehen.

    Wie kann man aus der (zugegebenermaßen) polemischen Kritik an der Ehefrau eines Diktators, die nachweislich von der Gewaltherrschaft ihres Mannes profitiert hat, konstruieren, dass Hitchens sich mehr Kontrolle über diese Frau wünscht?

    Eben an diesem Wort spoiled. Es sagt aus, dass hier ein Mann Kontrolle hatte und sie ethischer einsetzen hätte müssen. Einen Mann in der umgekehrten Situation oder einen schwulen Liebhaber würder man einen intriganten Machtsüchtigen, aber kaum einen „Verzogenen“ nennen.

    Duvalier hat für sich selbst bewusst die Svengali-Rolle gewählt und so ihren Lebensstandard gesichert. Da kann man kaum davon sprechen, dass es sich um eine besonders autonome Frau handele, die in ihre Schranken verwiesen werden soll. Denn genau das (autonom) ist sie ja nicht. Nach dieser Logik könnte man Asma Al-Assad nicht mehr für ihre Passivität gegenüber dem Regime ihres Mannes kritisieren, weil so das Stereotyp der passiven, politisch desinteressierten Frau bedient wird. Nur leider verhält sie sich wie das Stereotyp. Kritisieren könnte man lediglich politisch aktive Frauen, also gerade diejenigen, die selbst einen Beitrag dazu leisten, dass überkommene Geschlechterrollen überdacht werden. Was also tun? Das nicht mehr aussprechen?

    Man könnte entweder diese doppelte Rolle (als Täterin aber auch auch Opfer) darstellen oder die Kritik auf das direkt Verwerfliche beschränken. Der fade Beigeschmack ala „..und außerdem natürlich eine Frau“ (wie gesagt an vielen Stellen) wäre dann nicht da.

    Antworten
  18. Groucho :
    @Lisa: Man muss nicht zwanghaft alles sexualisieren, darum geht es in diesem Artikel nun wirklich nicht.

    Hab ich auch nie behauptet, ich wollte nur anlässlich eines eher unkontroversen Artikels(für die Plattform) ein Problem aufzeigen. Oder mir verbale Schläge abholen, so genau weiß ich auch nicht mehr, was ich mir davon versprochen hab.

    Der Artikel wäre identisch, wenn es sich nicht um eine Mutter Teresa, sonder um Pater Theo gehandelt hätte.

    Gibt’s für die These irgend nen Beleg oder ist das nur dieses „Sexismus das sind die Anderen“-Gefühl?

    Intellektuelle Sublimierung kann man auch kreativer anwenden, als in einem Ausdruck des Vorhandenen die Ursache zu sehen.

    Äh was? Also wenn das darum geht, dass meine Posts so wirken als würde ich glauben, dass Frau Bojaxhiu nur wegen sexistischer Tendenzen angegriffen würde, dann bitte ich um erneute Lektüre derselben. Ansonsten um eine Erklärung unter Verzicht auf psychologisch/esoterisches Vokabular. Ich denke wir kommen hier alle ganz gut ohne Ferndiagnosen zurecht.

    Antworten
  19. Lisa :

    Sieht man an der Einstellung der durchschnittlichen Mitpostenden und an den leidlichen Trollversuchen….wie in jedem anderen männlich dominierten Forum…*gähn* und es wird immer als die gleiche faire, vorurteilsfreie Diskussion wahrgenommen.

    Wenn Du so clever bist, das Geschlecht der Mitpostenden herauszufinden: ich bin noch besser. Im heiteren Beruferaten. Du bist Psychoanalytiker: die sehen überall Phallussymbole.

    Warum mach ich mir überhaupt die Mühe…

    Das hätte ich jetzt nicht gedacht, das Dir das Mühe gemacht hat. Aber ich verstehe. Deswegen warst Du zu erschöpft, die ausstehenden Fragen, z. B. in #14, zu beantworten.
    LOL.

    Antworten
  20. Äh was? Also wenn das darum geht, dass meine Posts so wirken als würde ich glauben, dass Frau Bojaxhiu nur wegen sexistischer Tendenzen angegriffen würde, dann bitte ich um erneute Lektüre derselben. Ansonsten um eine Erklärung unter Verzicht auf psychologisch/esoterisches Vokabular. Ich denke wir kommen hier alle ganz gut ohne Ferndiagnosen zurecht.

    Ist schon ok, wenn Du es nicht verstanden hast, war eine Unverschämtheit, allerdings keine Ferndiagnose.

    Aber es wäre trotzdem nett, diese hier völlig unpassende Genderdiskussion zu lassen. Wir richten im Forum gerne eine Abteilung dafür ein, sogar mit Frauen als Teilnehmer.

    Antworten
  21. Lisa :
    Einen Mann in der umgekehrten Situation oder einen schwulen Liebhaber würder man einen intriganten Machtsüchtigen, aber kaum einen „Verzogenen“ nennen.

    Lisa :
    Gibt’s für die These irgend nen Beleg oder ist das nur dieses „Sexismus das sind die Anderen“-Gefühl?

    Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!

    Antworten
  22. Nur dieser Punkt, weil er on topic ist:

    Lisa :
    Trotzdem ist es etwas anderes, ob man das Verhalten einer Gruppe und die sich ergebende Gruppendynamik kritisiert oder eine einzelne Person anhand des gleichen Maßstabs. Letzteres ist in den seltensten Fällen überzeugend, da Personen weitaus komplexer sind und die wenigsten Menschen ohne Widersprüche (innere wie äußere) sind. Kinder haben oder nicht ist auch eine persönliche Entscheidung und der Sprung von Priestern zu überzeugten Frauen die wie sie predigen ist äußerst unsauber.

    Auch der Sprung von Priestern zu Nonnen? Nur hat M.T. für sich selbst eine exponierte Rolle gewählt. Sie hat sich selbst zum Symbol gemacht und wird für die offen bekundeten Überzeugungen kritisiert. Eine diese Überzeugungen bestand gerade darin, anderen Frauen das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung abzusprechen. Wenn man jetzt nicht mehr darauf hinweisen darf, dass sie – als Frau, die diesen Lebensbereich für sich bewusst ausgeklammert hat – kaum befähigt ist, sich dazu zu äußern, dann kann man zentrale, äußerst misogyne Inhalte ihres Glaubens nicht mehr kritisieren. Was nicht nur ein doppelter Standard wäre, sondern auch ein unschöner Maulkorb, der einem nur deshalb verpasst wird, weil M.T. eine Frau ist.

    Antworten
  23. Tja, man weiß wirklich nicht, welches Wirken man als bedeutender einstufen soll. Das der üblichen Scharlatane und geistigen Chirurgen oder das unermüdliche Wirken der Kirchen. Ob die gute Teresa nun heilig ist oder Jessie Marsson gegen Kinderschänder kämpft – wen juckt es? Es ist nur ein Zoo im Internet.

    Antworten
  24. Lisa :
    Eine erstarrte Unterwerfungshaltung bei einer Frau, deren Unterwürfigkeit beim Sex (insbesondere bei der Missionarsstellung) sprichwörtlich ist. Natürlich lässt sich da mit ein wenig Gedankengymnastik auch eine antisexistische Forderung hineinkonstruieren, aber zunächst einmal ist es eine Reifizierung der alten Formel: Frau = Untenliegende = schwach. Im Text geht er weiter darauf ein, dass sie als „alte Jungfer“ ja ohnehin keine Meinung zu Fortpflanzungspolitik zu haben habe:

    But given how much this Church allows the fanatical Mother Teresa to preach, it might be added that the call to go forth and multiply, and to take no thought for the morrow, sounds grotesque when uttered by an elderly virgin whose chief claim to reverence is .that she ministers to the inevitable
    losers in this very lottery.

    Man kann Hitchens sicher viel vorwerfen, besonders jetzt, wo er sich nicht mehr wehren kann ´ (Seine Vorwürfe gegen Frau Bojaxhiu hat er übrigens größtenteils schon zu deren Lebezeiten geäussert) aber ganz sicher nicht, dass er nicht in der Lage wäre genau das zu schreiben, was er meint.

    Wenn Hitchens also „old virgin“ und nicht etwa „old spinster“ schreibt, meint er damit nicht das pejorative „alte Jungfer“, sondern beschreibt genau die biologischen Fakten: Frau Bojaxhiu war zu diesem Zeitpunkt schon alt und (höchstwahrscheinlich) immer noch Jungfrau.

    Meist bezieht sich Hitchens Kritik an der Jungfräulichkeit der Menschen, die sich berufen fühlen über Sitten und Moral andere zu Urteile übrigens auf Männer.

    This (Die Verdammung Homosexueller durch die katholische Kirche) is disgraceful, it’s inhuman, it’s obscene, and it comes from a clutch of hysterical, sinister virgins who have already betrayed their charge in the children of their own Church.

    oder

    The (Twin Tower Attentäter) were perhaps tempted by virgins , but it is far more revolting to contemplate that, like so many of their fellow jihadists, they were virgins. Like monks of old, the fanatics are taken early from their families, taught to despise their mothers and their sisters, and come to adulthood without ever having had a normal conversations, let alone a normal relationship, with a woman.

    Antworten
  25. Groucho :

    Gerald B. :
    Manche Menschen haben eben eine besondere Aura und können daher durch diese heilen!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Wie meinen? Aber stimmt schon, der Tod heilt alles.

    Zum Glück auch die geist maßlose Einstreuung von Ausrufezeichen.

    Antworten
  26. Ich vermute, Gender-Identity-Lisa hat bei ihrer Trollerei nicht beachtet, dass Psiram weder werbefinanziert ist noch dass sie finanziell in irgendeiner Weise an diesem Portal beteiligt ist… ich halte ja nach wie vor einen großen Teil des Wokeness-Gender-Zirkus für eine Kommerzmasche der großen Klickmedienkonzerne!

    Antworten

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