Die Deutschen und der Weltfrieden

Zeitgleich kann man heute Morgen erfahren: Erstens,

Putin ist davon überzeugt, dass die Rückkehr der Ukraine und der übrigen „historischen russischen Gebiete“ sowie die Wiederherstellung des Imperiums nur möglich sein wird innerhalb einer globalen Neuaufteilung der Welt. Eine solche Neuaufteilung kann 10-15 Jahre dauern, begleitet von Konflikten verschiedenen Ausmaßes und verschiedener Intensität und möglicherweise vom Atombombeneinsatz. Darüber hinaus wird der Krieg gegen die Ukraine vom Kreml als wichtige, aber nicht die einzige Front für Russland aufgefasst, das sich aktuell in einem Weltkrieg mit den Vereinigten Staaten und dem Westen als Ganzes befinde, sagte Lytvynenko in einer Kolumne für Interfax-Ukraine
https://en.interfax.com.ua/news/general/949391.html

(Mehr Einzelheiten im Text.) Hier spricht der Vertreter einer Kriegpartei, also ist das realistisch, plausibel? Völlig. Eine auch nur oberflächliche Wahrnehmung des russischen Auftretens auf der Weltbühne, noch mehr der russischen Inlandspropaganda, lässt keinen anderen Schluss zu. Und schon im Januar 2017 hatte der frischgewählte Präsident der USA und heutige Präsidentschaftskandidat in der Weltöffentlichkeit erklärt, dass die NATO obsolet sei.

Zweitens, die friedensbewegte Linke fordert:

Die Waffen müssen schweigen. Verhandlungen und Diplomatie sind das Gebot der Stunde.
Waffenexporte und Eskalationspolitik verschärfen Kriege und Krisen und verlängern sie.
Abrüstung! Ausgaben für das Militär senken, Milliarden in soziale Ausgaben investieren.
https://nie-wieder-krieg.org/wp-content/uploads/2023/10/flyer-ukraine-ini-2023-neu-2.pdf

Ist es zynisch, die Sanktionen zu verschärfen, die Waffenproduktion zu steigern? Nein. Zynisch ist etwas anderes. Zynisch ist die Haltung hinter dem „Friedensaufruf“. Wir wollen unser billiges, sicheres Erdgas wieder haben. Die Welt, gesehen vom deutschen Küchentisch aus, soll wieder so sein, wie sie vor dem Krieg war. Auf die Vernichtung der ukrainischen Städte, ein paar Hunderttausend umgebrachte und ein paar Millionen in Filtrationslagern „umerzogene“ Ukrainer, auf die Auslöschung ihrer Sprache und Kultur, kann es da nicht ankommen. Und wenn die Ukraine erst einmal befriedet ist, dann wird Russland den Frieden und die Freiheit der Russen im Baltikum und in Moldova schützen müssen.

Und die Politik? Reden wie Churchill, Handeln wie Chamberlain. Aber wenn man genauer hinschaut, sie reden nicht mal wie Churchill. Oder hat der Bundeskanzler jemals betont, der erfolgreiche Widerstand gegen die vormodernen Imperiumsbestrebungen Russlands mit Bomben, Drohnen, Artillerie und Raketen werde Anstrengungen erfordern? Und aktuell gleich gar nicht, denn im Moment weiß die Regierungskoalition nicht, wo ihr der finanzielle Kopf steht. In der Zukunft wird die Frage stehen, ob die kostbaren Taurus-Raketen für Litauen, Estland, Lettland geopfert werden sollten, Artikel 5 NATO-Vertrag hin oder her. Finnland war übrigens auch schon mal russisch. Kaczyńskis Deutschland-Flitz („Deutschland will Polen einverleiben“) ist schon deshalb absurd, weil dann die Deutschen für die Sicherung der polnischen Ostgrenze zuständig wären. Vom Kaukasus und von Mittelasien müssen wir nicht reden. Georgien, Armenien, Kasachstan usw. gehen uns nichts an; allenfalls:

Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker auf einander schlagen.

Die faschistische Strategie und Ideologie Putin-Russlands wird scheitern. Das wirtschaftliche und technologische Potential Russlands, von Korruption zerfressen, ist verglichen mit dem der westlichen Industrieländer geradezu lächerlich gering. Sie wird nicht scheitern, wenn „der Westen“ glaubt, die Bedrohung ohne Anstrengung, ohne Beunruhigung des deutschen Friedensmichels wegwedeln zu können.

Schreibe einen Kommentar

css.php