Wir haben hier ja schon einmal über Foldit berichtet, bei dem Computerspieler Proteine falten und das schon eine wissenschaftliche Arbeit über ein Protein, das in der AIDS Forschung von großem Nutzen sein dürfte, veröffentlicht hat.
Ein quasi Nachfolge- oder Schwesternprojekt ist EteRNA, bei dem es darum geht, RNA und die Faltung von RNA zu verstehen. Einige der Mitarbeiter an EteRNA haben auch an Foldit mitgewirkt.
RNA ist ein wichtiger Baustein, der in vielen Anwendungen genutzt werden kann. RNA ist für die Umsetzung von genetischer Information in Proteine und als Informationsüberträger ein zentraler Bestandteil des Lebens. Und damit für Forschung und Medizin immens wichtig. (HIV ist z.B. ein RNA-Virus.) RNA ist (in der Regel) im Gegensatz zur DNA einsträngig und bildet dabei eine Kette von Nukleotiden (Adenin, Guanin, Cytosin, Uracil), die dann eine 3-dimensionale Form bilden. (Ähnlich einem Wollfaden, der zu einem Knäuel zerknüllt wird.)
Das Problem ist bei EteRNA ein grundsätzliches; man möchte die Regeln herausfinden, nach denen RNA eben die zugehörige dreidimensionale Struktur bildet. Der Übergang (Folding, Faltung) vom „Bauplan“ zum „fertigen Objekt“ ist mit dem derzeitigen Wissensstand nicht vorhersagbar. Es gibt zwar Software, aber die benötigt immense Rechenkraft, um zu Ergebnissen zu kommen.
Wenn jedoch die Regeln verfeinert werden können oder sogar exakt bekannt wären, könnte man sie in Software abbilden und wenn man ein „Bauteil“ braucht, statt wie jetzt lange nach einer passenden Formel zu suchen, spuckt es die Software sofort aus.
Dazu versucht man, sich der Macht der Masse zu bedienen. Tausende Spieler bauen RNA-Modelle und stellen die zum Testen ein. Die besten Entwürfe werden jede Woche gewählt und im Labor gefaltet. Je besser das Endergebnis, desto mehr Punkte bekommt man. EteRNA hat das Motto: „Played by Humans, Scored by Nature„.
Die wichtigste Frage dabei ist, wie werden die besten Entwürfe ausgewählt? Spieler können abstimmen, die letzte Auswahl treffen aber dann Wissenschaftler. Man erhielt zu Beginn des Projekts eine überaus präzise Erklärung, nach welchen Kriterien man bewerten solle: „Honestly, we don’t know“.
Inzwischen hat sich eine gewisse Wissensbasis gebildet, man weiß z.B., dass sich öfter wiederholende Sequenzen instabil sind. Nach Angaben der Erfinder haben Spieler schon unglaubliches Wissen gesammelt und klare Strategien dokumentiert, die alles bisherige übertreffen.
Langfristiges Ziel ist auch, dass Wissenschaftler ein RNA-Bauteil „einreichen“ können und tausende Menschen versuchen, dafür die perfekte Formel zu finden. Um dann vielleicht Speicher für biologische Computer zu entwerfen, Nanomotoren zum Laufen zu bringen und Krebszellen zum leuchten.
Und hier geht’s zum Spiel: Registrierung EteRNA