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Kiesha Crowther

29. Januar 2011 54 Kommentare

Machen wir doch einmal ein kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie seien Katholik. Nun kommen Sie eines Tages an einem rasch dahingezimmerten Gebäude vorbei, das eine Kirche darstellen soll und lesen dort auf einem Schild:

„Der wiedergeborene Jesus – vom Papst anerkannt! Kommen Sie in mein Freitagsgebet. Für nur € 100 vergibt Odin auch Ihre Sünden! Auralesung durch Jesus nach Terminabsprache. Christliches Reiki – buchen Sie noch heute Jesus Kurs und werden Sie selbst geprüfter Christlicher Reiki-Meister. Bitte reservieren Sie rechtzeitig Sitzplätze für Jesus monatliche Ostermessen, für unsere Christmette am 6. Januar sowie für Jesus spezielle Ramadanpredigt (bewegliches Fest).“

Sie wären wohl kaum erfreut. Die Wiedergeburt gehört nicht zur katholischen Lehre. Sich als Jesus darzustellen, ist schon verschärfte Blasphemie. Die Behauptung, vom Papst anerkannt zu sein, kann schlechterdings auf Tatsachen beruhen. Und für eine Messe Geld zu kassieren, ist nicht akzeptabel – ebenso wenig, wie für die Vergebung der Sünden zu bezahlen (obwohl das in der Vergangenheit schon mal anders aussah). Schließlich zeigt die Erwähnung, dass Odin die Sünden vergebe, dass ein Freitagsgebet durchgeführt und Reiki und Auralesen angeboten wird, dass der Aufsteller des Schildes aber nun so gar keine Ahnung vom Christentum hat. Sie würden also wahrscheinlich zur Polizei gehen und der für das Schild Verantwortliche hätte einige Probleme.

Sofern Sie jedoch indigener Amerikaner in einer ähnlichen Lage sind, werden Ihre Rechte und Ihre Traditionen bedeutend weniger gut geschützt. Wem der Sinn danach steht, kann einfach behaupten, er sei von irgendwelchen Ältesten anerkannt – und etliche Personen tun das. Es gibt viele Plastikschamanen und falsche Medizinleute, die die Leichtgläubigkeit von Newagern ausnutzen. Die meisten Plastikschamanen vermischen die Traditionen und Zeremonien mehrerer Völker, teils werden noch Rituale und Praktiken aus Asien sowie weitere, auf dem Esoterikmarkt gerade angesagte Maschen mit hineingerührt. Das ist ein riesiger Markt und außerdem eine fortlaufende Ausbeutung und Verhöhnung tradierter Kulturen.

Kiesha Crowther ist nur ein Beispiel für eine solche Ausbeuterin. Sie hat eine große Anhängerschaft um sich geschart und spielt dasselbe Spielchen wie alle Plastikschamanen: Knöpf deinen Anhängern jede Menge Geld ab und drohe allen, die dich entlarven, mit Anzeigen und Prozessen. Hier ist ein Statement der Salish zu ihr:

Das Kultur- und Ältestenkomitee der Konföderierten Stämme der Salish und Kootenai von der Flathead-Reservation schützt die immateriellen kulturellen Ressourcen der Stämme, die auch Sprache, Gesänge, Geschichten etc. umfassen.

Keiner der Stammesältesten ist mit Kiesha Crowther zusammengetroffen und sie heißen ihre Behauptungen und Handlungen nicht gut.

Crowther ist nicht ihre „Schamanin“; sie hat nicht das Recht, diesen Titel zu beanspruchen und die Ältesten und Senioren des CSKT der Flathead-Reservation wünschen, dass sie umgehend aufhört, diese falschen Behauptungen zu verbreiten, die die Traditionen untergraben, die die Mitglieder des CSKT Kultur- und Ältestenkomitees zu erhalten bemüht sind.

Sie ist eine der Plastikschamanen, die bei NAFPS (New Age Frauds and Plastic Shamans) entlarvt werden. NAFPS ist ein Projekt, das seit einiger Zeit auf unserem Server untergebracht ist und von indigenen AmerikanerInnen betrieben wird, die in ähnlicher Weise Stellung beziehen wie wir bei Esowatch. Ihr Forum ist mit über 2000 Mitgliedern viel größer als unseres. Wir können nur jedem, der herausfinden möchte, was indigene AmerikanerInnen wirklich von diesen Schamanen halten, die im Internet zu finden sind, empfehlen dort zu lesen.

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