Die Faszination des Einfachen

Eine Gesellschaft, die täglich soviel neue Informationen produziert, dass es unmöglich ist, alles aufzunehmen, nötigt den Empfänger zu einer Strategie, damit umzugehen. Er kommt nicht aus. Selbst die Verweigerung, Informationen aufzunehmen, ist eine Strategie: „Ich will es gar nicht wissen.“
Die meisten Menschen wollen erstmal wissen, da sie sich davon Sicherheit in einer unbegreiflichen Welt versprechen. Aber diese Motivation, Wissen zu erweben, wird durch immer mehr Wissen ad absurdum geführt indem jede neue Erkenntnis mindestens eine neue Frage aufwirft. Mit dieser Problematik kann man auf zwei Weisen umgehen:

– Man schafft den Sprung zum intelligenten Wesen, das gelernt und akzeptiert hat, dass es kein absolutes Wissen geben kann.
– Man verabschiedet sich und regressiert in uralte, bewährte Denkwelten, in der sich jeder Gedanke selbst erklärt und schafft sich einen in sich geschlossenen Kosmos, in dem man dann gefahrlos mit seiner Intelligenz spielen kann.

Im ersten Fall lässt man sich die Welt von der Welt erklären mit dem Nachteil, dass man nicht alles versteht und auch ganz schön unangenehme Dinge dabei sind.

Im Zweiten Fall erklärt sich der Mensch die Welt wie er sie braucht. Mit dem Nachteil, dass er seine Erkenntnisfähigkeit künstlich beschränkt. Im ersten Fall wird ein Gebäude erweitert, im zweiten Fall ein Büro halbiert. Mit beiden Methoden lässt sich der Alltag bewältigen. Man kann auch fernsehen, ohne zu wissen, warum das funktioniert.

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16 Gedanken zu „Die Faszination des Einfachen“

  1. Interresante Betrachtungen, Rincewind. Da lässt sich glatt ein neuer Begriff für die Esotter ableiten: "Bürohalbierer". ;3

    Trotztdem glaube ich, dass die Naturwissenschaften den Menschen in einen Zustand der Verfügbarkeit absoluten Wissens bringen können, wenn gleich solch eine technologische Singularität noch tausende Jahre entfernt liegen mag. An diesem Punkt menschlicher Entwicklung könnten unsere Nachfahren bereits so etwas wie Halbgöttern (oder gar Göttern) ähneln, die durch Verständnis sämtlicher Naturgesetze und Wechselwirkungen praktisch unbegrenzte technische und sozial-politische Möglichkeiten hätten, um bessere Gesellschaften zu begründen (hoffe es nicht zu esotterig formuliert zu haben). Zu Schade, dass die Philodoofen weltweit diesen Prozess massiv stören…

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  2. Jeep Klinksor,
    unsere Kinder werden Götter sein ;), was ich nicht mal im Spass meine. Damit das klappt, muss aber zuerst mit den Bestandsethikern und Vergangenheitsoptimisten intellektuell aufgeräumt werden. Das "Gott-Konzept" ist die Projektion menschlicher Möglichkeiten. Quasi das Ziel kultureller Evolution oder so.

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  3. @Chefarztfrau:
    Formulieren kannst Du zumindest schon mal halbgöttlich:
    "Bestandsethiker und Vergangenheitsoptimisten" finde ich einfach nur geil und sehr treffend.

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  4. Nein. Aber eine gute Idee: Mache doch einen Beginn im Forum.

    Nachdem aber schon Rupert Sheldrake meinte, mit 7 Experimenten (= Fragen an die Realität/Natur) meinte, ev. die Welt verändern zu können, kann die Zahl natürlich auch niedriger sein.

    Wobei man sich im Klaren sein muss, dass die homöopatische Welt auch mit 1000 Fragen nicht zu verändern sein wird.

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  5. @ magrat: Die Blogroll steht in der rechten Seitenleiste, einfach ein paar Zentimeter nach unten scrollen und – da ist sie! Vielleicht nehmt ihr unseren Blog gwup | die skeptiker im Gegenzug bei euch auf? Wäre ebenfalls herzallerliebst!

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