Fernsehserien für Skeptiker

Wir haben uns die Frage gestellt, welche Fernsehserien eigentlich Skeptizismus fördern und zum Thema machen. Die Menge an Serien ist natürlich gewaltig und wir haben hier eine zutiefst subjektive Auswahl getroffen.

House
Gregory House ist ganz einfach ein evidenzbasierter Wichser. Man liebt und hasst ihn, seine Spielchen – klar, die machen sicher den Reiz der Serie aus – sind ganz einfach fies. Die medizinischen Fälle der Woche sind zweitrangig, was zählt ist der Umgang von House mit den Menschen um ihn herum.

Hugh Laurie – der Schauspieler, der House verkörpert – ist zweifellos selbst ein Skeptiker:

 

I want actual medicine, little white pills. Yeah. Because when people try to persuade you of this alternative course because it’s an ancient medicine, it’s an ancient therapy. „It’s two thousand years old.“ But two thousand years ago people died at twenty!

(Quelle: Late Night Show mit Conan O’Brien)

 

The Mentalist
Eine Serie mit einem Gedankenleser/Wahrsager im Fokus! Japp, trotzdem ist die Serie ist äußerst skeptisch. Die Hauptfigur ist ein Scharlatan und verkündet dies gerne freudig jederzeit. Und wann immer andere Wahrsager auftreten, werden sie gnadenlos als Betrüger entlarvt. In gelegentlichen Folgen wird eine Sekte thematisiert, die Menschen mit E-Metern (oder so) Menschen analysiert und ihnen „weiterhilft“. Natürlich müssen sie sich dazu von der Familie lossagen. Die entsprechenden Folgen sind sehr eindrucksvoll, Malcolm McDowell glänzt als charismatischer Sektenführer.

Ob Simon Baker, der Star der Serie ein Skeptiker ist, ist schwer zu sagen. Aber dem Genuss der Serie tut das keinen Abbruch.

30 Rock
Brillante Show, bei der einfach nichts heilig ist. Keine Institution, die nicht durch den Kakao gezogen wird, politisch unkorrekt aber treffsicher. Der große Nachteil ist jedoch der schwierige Humor, vor allem im Sinne der USA-Lastigkeit. Viele Witze/Sketche/Situationen sind einfach schwer zu verstehen. z.B. der Streit der Hausmeister, wer zuerst die Mistkübel ausleeren darf. Komplett unverständlich und kaum witzig, außer man weiß, dass zwei Talk-Show-Größen (Jay Leno/Conan O’Brien) zu der Zeit um Sendeplätze gekämpft haben, im Prinzip, wer zuerst „den Müll rausbringen darf“. Die Welt von 30 Rock ist skurril und gleichzeitig treffsicher, so stehen zwischendurch schon mal der Teufel, Jesus, der Weihnachtsmann und Kenneth Parcell am Strand und wundern sich, dass die Welt nicht untergegangen ist, wie es der Prediger vorhergesagt hat. Solche Situationen sinnvoll und logisch einzubauen ist die Stärke von 30 Rock.

Als Bonus: Tina Fey die gelegentlich Deutsch „perfektes“ spricht (mit Untertiteln versteht man sie durchaus, möglicherweise spricht sie auch Schottisch?).

The Big Bang Theory
Zugegeben, der Humor ist etwas seicht; die Serie bemüht sich, das Klischee des seltsamen Wissenschaftlers aufleben zu lassen und ihn trotzdem als sympathisch darzustellen. Wissenschaftler werden dabei vielleicht als weltfremd, aber liebenswert charakterisiert. Der größte Nachteil: Amy Farrah Fowler alias Mayim Bialik, die im Privatleben keinen Unsinn auslässt. Sie ist Impfgegnerin und schreibt über ihre Kinder:

By current conventional standards both of my sons qualified for speech, occupational and physical therapy and I gave them none. Both walked at a ripe 17 months, my older son did not speak sentences until well after 3, my younger son, age 2, communicates exceedingly well with signs and gestures but has not uttered a two-word phrase or even an „appropriately“ formed word.

Bitter.

Wenn man so etwas hört, fühlt man sich an „My name is Earl“ erinnert. Die Serie ist einfach nicht mehr das selbe, wenn man weiß, dass Scientology die Serie durchsetzt. Wobei der Kommentator im verlinkten Artikel böse Worte findet:

Whatever’s happening on Earl, Scientology seems unlikely to shake off the common perception that it is a cult. I don’t know, though. Mind control, dark rituals, misogyny – maybe it is a mainstream religion after all.

Dirk Gently
Dirk Gently ist die einzige englische Serie im Reigen. Sie basiert auf den Büchern des großartigen Douglas Adams, dessen Wortwitz man einfach nur als legendär bezeichnen kann. Die Figuren der Serie sind zum Teil aus „Der elektrische Mönch“ und „Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele“ übernommen, mit Stephen Mangan in der Hauptrolle. Wenn man Mangan kennt, weiß man, dass er perfekt für die Rolle ist. Er verkörpert den holistischen Detektiv, der „das ganze Verbrechen aufklärt, die ganze Person findet“ in herrlicher Qualität. Dirk Gently ist dabei ein Schlitzohr, das alten Damen schon mal eine Hawaiireise als Spesen verrechnet, da eine ganzheitliche Betrachtung des Falles der verschwundenen Katze eben nach Hawaii geführt habe …

Leider kann die Serie den skurrilen Witz eines Douglas Adams nicht richtig ins Filmische übertragen. Die erzählten Fälle sind neu geschrieben und nur Szenen aus den Büchern entlehnt. Man vermisst den elektrischen Mönch und Götter, die Leinen mögen und Steine zählen. Die den Büchern entlehnten Szenen sind qualitativ das Beste der Serie. Insgesamt muss auch die Konstellation Dirk Gently als genialer Detektiv (und Schlitzohr), MacDuff als Sidekick (à la Dr. Watson) sowie eines Inspektor Gilks als Pendant eines „Inspektor Lestrade“ den Vergleich mit Sherlock gefallen lassen und leider ist Sherlock ist einfach insgesamt amüsanter.

Die Serie ist insgesamt aber nicht schlecht; der Buchkenner ist wie immer sehr kritisch. Eine schöne Hommage an Douglas Adams. Dem geneigten Leser seien die Bücher empfohlen!

27 Gedanken zu „Fernsehserien für Skeptiker“

  1. Wurden da zuwenig Überschriften gesetzt? Oder warum wird The Big Bang Theory nur nebenbei erwähnt?

    Ich finde man darf Serie und Reallife der Schauspieler auch nicht durcheinander bringen. Das macht schon täglich die BLÖD Zeitung. Mayim Bialik kann ihren privaten Müll schließlich nicht in die Serie einfließen lassen. Für den wissenschaftlichen Inhalt sind einzig die Drehbuchautoren zuständig. Und die geben sich bei TBBT wenigstens Mühe. Wenn in der Serie ein Thema angeschnitten wird, wurde das vorher einem Realitäts- und Faktencheck unterzogen.

    Göttlich die Folge wo sie mit einem Laser auf die Mondspiegel zielen und der „Normalo“ denkt sie wollen den Mond zerstören.

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  2. Und ich würde da noch „Psych“ erwähnen wollen. Nette Serie, folgt zwar immer dem gleichen Strickmuster ist aber unterhaltsam. „Psychic Detective“ Shaun Spencer hat ein quasi-eidetische Gedächtnis und hervorragende Beobachtungsgabe und nutzt das, um vorzuspiegeln, er habe hellseherische Eingebungen.

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  3. Also, was sind denn das für Zweifel am Skeptizismus von Simon Baker? Der ist aber sowas von skeptisch, dass er sogar an seiner Skepsis zweifelt. Zitat:

    „I don’t believe in psychic powers,“ Baker said. „But that’s not to say they don’t exist.“

    Eben. Man kann es weder beweisen noch einen vollständigen Gegenbeweis antreten…

    Gruß 😉
    mythbuster

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  4. Schöne Liste. Als Ergänzung hätte ich noch South Park anzubieten. Da wird mitunter wunderbar gehässig über Verschwörunstheorien (Mystery of the Urinal Deuce), Scientology (Trapped in the Closet), Kreationismus (Go God go) und Esoterik (Bloody Mary, Cartmans incredible Gift) abgelästert.

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  5. The Big Bang Theory mag ich persöhnlich nicht so besonders, weil es eine 0815 Sitcom ist.
    Zudem kommen noch die Klischee das Wissenschaftler SciFi-Nerds sind.

    American Dad, Futurama & Inspector Barnaby sind auch noch eine Erwähnung wert.

    Was wirklich schade ist das es in Deutschland kaum Serien solcher Art gibt.

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  6. „The Big Bang Theory“ heißt auch in Deutschland so, also schreibt es sich mit y am ende, nicht mit ie. Ansonsten schöne Liste, auch wenn zumindest Simpsons und South Park vielleicht noch ergänzt werden sollten, weil die Haltung der Macher zu den Themen Esosterik/Pseudowissenschaft auch ziemlich klar sind.

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  7. Theory fixed.
    Nächste Woche ist übrigens Stephen Hawking bei TBBT zu Gast. Die Stimme von Leonard Nimoy (Spock) war diese Woche bereits zu hören.

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  8. Eureka! Völlig abstruse Dinge passieren, aber immer gibt es einen Fluxkompensator oder ein irres Experiment das dafür verantwortlich ist. Ausserdem ist Sheriff Jack Carter mit seiner eher Intuitiven Intelligenz ein gelungenes Gegenstück zum zu den Mad Sientists in Eureka.

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  9. Dr. House ist kein gutes Beispiel, er wirkt wie ein inkompetenter Arzt, der seine Patienten ständig in Lebensgefahr bringt und fast immer, durch Zufall die richtige Diagnose erstellt, anstatt durch mühsames herumrecherchieren.

    Ich mage „The Mentalist“ auch sehr gerne, aber sie könnte manchen Zuschauer glauben machen, Scharlatane seien kompetente Psychologen.

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  10. Greg House hatte mal einen Patienten der einen Autounfall knapp überlebt hat (er war nicht der Hauptpatient).Dieser erzählte ihn dann davon wie toll und abgefahren das Jenseits war woraufhin Greg die Finger in die Steckdose hielt…. .Dann lag er erst mal eine weile flach… .

    Velleicht doch nicht so die rechte wahl ^^… .

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  11. Hmm… House gehört auf die Gesellschaft bezogen zu den selbsterklärten Göttern in weiss. Wenn man die Dialoge verfolgt ist es House, der einen Arzt braucht;)

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  12. Die Serien sind alle recht sehenswert. Eine der Stärken von Fiktion ist es m.E. allerdings, sich nicht an der Wirklichkeit festklammern zu müssen, sondern der Fantasie freien Lauf lassen zu können. Insofern finde ich „spekulative“ Geschichten eigentlich spannender als „skeptizistische“.

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  13. Huchla. Serien für Skeptiker? Da wäre z.b. The Prisoner (Die alte Serie, nicht die neue Miniserie), wo es um philosophische Fragen geht, um Vertrauen und Selbsterkenntnis und um scharfes Nachdenken über die eigene Situation. Ich muss mich ja nicht in dem suhlen, was ich schon weiss oder was ich schon für tauglich befunden habe. Serien für Skeptiker heisst etwas zu schauen, das mich zum Denken verleitet und mich als intellektuelles Wesen ernst nimmt.
    Serien von FOX fallen nicht in diese Kategorie.

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  14. 30 rock soll nach der siebten Staffel nächstes Jahr eingestellt werden, Alec Baldwin verlässt NBC. Die Quoten sind zur Zeit drüben sowieso im Keller. Schade, das war wirklich flotte Unterhaltung.

    http://www.csmonitor.com/The-Culture/Culture-Cafe/2012/0417/30-Rock-star-Alec-Baldwin-says-the-show-will-end-next-season
    +++
    An die lieben esowatcher aber noch zwei TV-Tipps:

    Aktuell läuft in den USA eine Sendereihe in der Bunkerbauer (sog. „Prepper „) genau erklären wie sie sich auf die von ihnen befürchtete Katastrophe vorbereiten. Da ist von durchgeknallten Redheads, hypochondrischen Muttis bis zu burgenbauenden Nazis alles dabei. Auch tolle Ängste gibt es zu bestaunen – Polsprung, Sintflut, Finanzkrise usw.
    Paranoia als Lebensstil – teils lustig, teils gar nicht.
    „Doomsday Preppers“

    http://www.youtube.com/watch?v=xUKFGzixIg0

    +++

    Derren Brown vermiss ich bei Euch schon länger.

    Gut, die Hyponose-„NLP“-Shows sind auch bei Skeptikern in Kritik geraten (Simon Singh),
    aber Brown steht mit Houdini, Randi, Penn + Teller in der guten Tradition skeptischer Magiekünstler und hat seine Shows etwas umgestellt –
    letztes Jahr gab es mit „Miracles for Sale“ die Verwandlung eines normalen Briten in einen religiösen Geistheiler zu bestaunen, der in Texas auf eine Horde Gläubiger losgelassen wird.

    Klingt komisch?

    Ist es nur teilweise:

    http://www.youtube.com/watch?v=jYjgeayfYPI

    Erinnert ein wenig an sein „Messiah“-Projekt, wo er zeigte wie einfach es sein kann den Leuten das zB. „Medium“ zu geben.
    http://www.youtube.com/watch?v=Fkh7c_hbbcg

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