Kontraproduktive Chemotherapie?

Seit kurzem macht eine Schlagzeile in dieser oder ähnlichen Form die Runde: „Chemotherapie kann kontraproduktiv wirken“. Wenn man das so liest, kann man es mit der Angst bekommen. Vor allem Krebspatienten könnten sich beunruhigen lassen. Wenn man Chemo empfohlen bekommt, soll man sie dann machen? Wird der Tumor dadurch vielleicht schlimmer?

Zu ihrer Beruhigung: Obwohl diese Schlagzeile schlimm wirkt, so ist sie doch das genaue Gegenteil. Hinter dieser Schlagzeile verbirgt sich tatsächlich etwas Erfreuliches.

Erstmal: so überraschend wie behauptet wird, ist dieser Fund nicht. Dass die Chemotherapie auch gesundes Gewebe schädigt, ist wohl schon von Anfang an bekannt und keine Neuigkeit. Zweitens weiß man auch schon lange, dass die Chemotherapie manchmal gut wirkt, manchmal keinen Erfolg bringt. Das Problem ist grundsätzlich bekannt.

Um festzustellen, welche Therapien erfolgreich sind und welche nicht, erfasst man statistisch die Überlebensraten der Patienten über Jahre und hat so eine gute Wissensbasis, um die Behandlungsart zu wählen. Durch die der Schlagzeile zugrunde liegende Studie ändert sich daran auch in naher Zukunft nichts. Bei manchen Tumoren ist die Chemotherapie eine gute Wahl, bei anderen nicht. Manchmal schlägt sie an, manchmal nicht.

Man hat gewisse bekannte Chancen einen Tumor zu überleben. Die Frage nach dem „Warum?“ ist allerdings die wirklich interessante. Warum funktioniert eine Therapie manchmal, manchmal nicht?

Diese (in den Medien übersimplifiziert dargestellte) Studie zeigt nun ein solches Warum? auf, einen Effekt, der die Wirkung der Chemotherapie reduziert. Es mag noch andere geben. Es wird erklärt, dass gesunde Zellen unter Einwirkung der Chemotherapie das Protein WNT16B erzeugen können, das wiederum zum Krebswachstum beiträgt und damit die Resistenz gegen die Chemotherapie stärkt. Das heißt nicht, dass die Therapie nicht wirkt, aber es erklärt, warum sie nicht immer wirkt, nicht so gut wirkt, und warum der Tumor nicht komplett ausgelöscht wird.

Das Schöne an dieser Studie ist: man kennt nun die Identität zumindest eines der Schurken, der für dieses Problem verantwortlich ist und kann daran arbeiten, ihn auszuschalten, um die Chemotherapie zu verbessern. Ein an der Studie beteiligter Forscher äußerte zum Beispiel die Idee, einen WNT16B-Antikörper gemeinsam mit der Chemotherapie zu verabreichen.

Also: Lassen Sie sich nicht beunruhigen. Durch dieses Ergebnis wird die Chemotherapie nicht plötzlich schlechter. Aber sie könnte in absehbarer Zukunft besser werden.

18 Gedanken zu „Kontraproduktive Chemotherapie?“

  1. soviel zu eurer aufklärung? ich tausche jetzt mal das wort „chemotherapie“ gegen das wort „homöopathie“ aus… und nichts passiert, es passt genauso.

    sieht mir stark nach einem auftragsartikel aus einer lobbyecke aus, ist ja nicht bei jedem eurer artikel sofort erkennbar… die art und weise wie auf das thema reagiert wird zeigt aber, das ihr euch gar nicht damit beschäftigt habt sondern nur etwas nachquasselt/abtippt was euch vorgegeben wurde…

    »Wenn man sich für einen Skeptiker hält, tut man gut daran, gelegentlich auch an seiner Skepsis zu zweifeln.«

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  2. @ZweiMaß
    Der Unterschied ist der:
    Chemotherapien wirken mal, mal nicht, aber häufiger als ein gleich verabreichtes Placebo.
    Homöopatika wirken mal, mal nicht, aber nicht häufiger als ein gleich verabreichtes Placebo.

    Merkste was?

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  3. Ich nehme einfach an auch Chemotherapien werden, Randomisiert und Doppelverblindet getestet?

    Ansonsten, einfachste Methode wäre, statt des Chemomittels, Kochsalzlösung in den Tropf.

    Und nein ich hab auch keine Ahnung ob bei der Chemo irgendein Placeboeffekt zu beobachten ist. Würde mich aber wundern wenn nicht.

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  4. Ahnee, @Dark _Tigger, so läuft das nicht 😉
    Neue Medikamente testet man nicht gegen Placebo, sondern gegen die Medikamente, die state of art sind, zumindest in der Endphase, wo echte Erkrankte zu behandeln sind. Alles andere wäre ethisch ja überhaupt nicht zu vertreten. Ich kann doch keinem an XY-Krebs Erkrankten, bei dem es nachgewiesenermaßen sehr wirksame Medis gibt, statt dessen NaCl-Lösung spritzen …

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  5. Meine Chemo wurde nach meinem Herzinfarkt abgebrochen, die hatten Schiss dasŸ ich denen beim naechsten Zyklus abnipple. Ob diese Therapie gegen meinen Krebs nun letztlich erfolgreich war, kann man jetzt nicht mehr sagen. Mir erstmal egal, ich bin ja noch da und meine Werte sind im gruenen Bereich.

    Und sollte der Mist nochmal wiederkommen, wuerde ich wieder durch diese Hoelle gehen wenn es sein mussŸ. Mein Urvertrauen ist Menschen gegenueber die ein Studium absolviert haben und im weissŸen Kittel jeden Tag aufs neue durchs Mikroskop schauen, ungleich groesser als solchen die ihre „Weisheiten“ aus der Kristallkugel haben und ihre Zaubermittel auf ein Ledereinband schlagen.

    Sorry fuer den Bandwurmsatz.

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  6. Danke für diese Worte.

    Leider werden diese Worte einen ZweiMaß nicht davon abhalten, seine geistige Diarrhoe zu verbreiten…..

    Und wenn ich einmal Krebs bekommen sollte (vielleicht hab ich ihn ja, wer weiß….), dann lieber ab zur Chemo als Heilssagern die Kohle in den nimmersatten, aber unergiebigen Hals werfen.

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  7. Nein Statistiker ich bin auch nicht so naiv um zu glauben, daß solche 2Zeller von Argumenten respektive eigenen Erfahrungen zum Nachdenken gebracht werden.

    Es müßte ja eigentlich auch nicht immer gleich Krebs sein. Man könnte ja damit anfangen, daß die allermeisten Rettungswagen nicht mit Energiepyramiden sondern mit Defibrillatoren, EKG & Blutdruckmessern usw. anrücken und damit statistisch 😉 ziemlich oft jemanden aus der geistigen Welt zurückholen (ob er es denn nun will oder nicht).

    Auch sind (gottseidank) in der Notfallmedizin Globulis eher weniger verbreitet. Und eigentlich sollte der Erfolg der Medizin in dem Bereich, wo es schnell gehen muß, wenigstens zum Nachdenken anregen.

    Das wird ab einem gewissen Grad der Verstrahlung wohl leider fast unmöglich.

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  8. @Grucho
    Naja aber WENN man sie gegen ein Placebo testen würde. 😉
    Außerdem nem ich an irgendwann am Anfang der Entwicklungsgeschichte der Krebstherapie wurde auch Dinge getestet hat die Effektiv Placebos waren.
    Und mit denen kann man es dann ja vergleichen.

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  9. Also was man machen kann, weil eine RCT gegen Placebo allgemein als unethisch betrachtet wird: eine supportive/multimodale Therapie gegen eine reine Chemotherapie vergleichen. Unter Umständen kann das sogar besser als die Chemotherapie alleine sein. Einen schönen Artikel in Bezug auf metastasiertes non-SCLC gab es letztes Jahr im New England Journal von Temel et al. (http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1000678). Ergebnis ist grob, dass mit weniger Chemotherapie und weniger aggressiver Behandlung am Lebensende in der Studiengruppe (multimodal/palliative care) eine höhere Lebensqualität UND Lebenserwartung vorherrscht als in der Kontrollgruppe (chemotherapy only).

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  10. @Dude: „AM LEBENSENDE“. Da ist frelich vieles offen, wie man damit umgeht. „Chemo“ ist immer ein Ritt auf Messers Schneide. Und je besser sie wird, umso drängender die Fragen, wie weit man gehen soll.

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  11. ZweiMaß :soviel zu eurer aufklärung? ich tausche jetzt mal das wort “chemotherapie” gegen das wort “homöopathie” aus… und nichts passiert, es passt genauso.
    sieht mir stark nach einem auftragsartikel aus einer lobbyecke aus, ist ja nicht bei jedem eurer artikel sofort erkennbar… die art und weise wie auf das thema reagiert wird zeigt aber, das ihr euch gar nicht damit beschäftigt habt sondern nur etwas nachquasselt/abtippt was euch vorgegeben wurde…
    »Wenn man sich für einen Skeptiker hält, tut man gut daran, gelegentlich auch an seiner Skepsis zu zweifeln.«

    verglichen mit homöopathie hat chemotherapie aber den vorteil, daß sie, wenn auch mit nebenwirkungen oder evtl. fehltherapien unter dem strich eben mehr heilt, als sie schaden anrichtet.

    außerdem ist man seit einiger zeit in der lage mittels biomarkern schon im vorfeld festzustellen, welche art von therapie bei einem patienten anschlagen wird oder nicht.

    und wenn in deutschland über den einsatz von stammzellen nicht ethikräte sondern wissenschaftler entscheiden würden, wäre man vielleicht auch schon einen schritt weiter.

    homöopathie ist nichts anderes als „mütterliches händchenhalten“, das hilft im übrigen tatsächlich. die krankheitsdauer bei kleineren wehwechen ist zwar nicht verkürzt, das händchenhalten fühlt aber zum besserfühlen des kleinen und großen patienten.

    aber weder homöopathie noch händchenhalten (von wem auch immer) kann tatsächlich heilen.

    wobei natürlich nichts dagegen spricht, daß sich patienten wohlfühlen sollen. noch nicht einmal ein knochenbruch kann mit glauboli oder händchenhalten „geheilt“ werden.

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  12. Pingback: Links from 10.08.2012 | Tarfus
  13. @2MAß Selbst eingefleischte Homöopathen kämen wahrscheinlich nciht auf die Idee, Krebs mit HP behandeln zu wollen….Da meldet sich eher Weleda, die Mistelpräperate vertreiben.
    da habe ich auch schon mal nachgefragt (weil ich bin ja ganz offen, von wem ich meine Lobbyschecks bekomme), aber die meinte, da ja in D soviele an Naturheilverfahren glauben und sie schon genug Lobbisten haben, haben sie leider keine Verwendung für mich. na bleibt nur die gute alte Pharmiaindustrie. Denen habe ich dann vorgeschlagen, doch in den Homöopathiemarkt einzusteigen. Die haben aber auch abgewunken, weil sie ja nachweisen müssen, dass ihre Medikamente wirken. Auch wieder nichts. Keiner will mich bezahlen. (muss man das jetzt wirklich als Ironie kennzeichnen??)Also kann ich nur meine persönliche Meinung kundtun und die lautet: Naturheilverfahren gegen Krebs – da kann man auch Russisch-Roulette spielen oder versucheneinen einen 8ooo zu besteigen. Das ist dann wenigstens noch ein Erlebnis. Eine Chemo ist kein Zuckerschlecken, aber man sollte eine nicht Anwendungsprobleme mit Wirkungslosigkeit verwechseln.

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