Während Raif Badawi in Saudi Arabien noch immer im Gefängnis sitzt und seine Frau den Kampf nicht aufgegeben hat, werden Atheisten auch in anderen Ländern verfolgt. In diesem Fall zwar nicht vom Staat, aber das Risiko, als atheistischer Blogger mit Macheten niedergemetzelt zu werden, ist auch in Bangladesh leider sehr hoch.
Drei Männer haben am Montag den Blogger Washiqur Rahman Babu überfallen und ihn mit Hackebeilen umgebracht. Der Polizei gelang es, unmittelbar nach der Tat zwei der Täter zu verhaften und die Mordwaffen sicherzustellen. Als Motiv für den Mord gaben sie die angeblich anti-islamischen Schriften des Bloggers an.
Er habe den Propheten beleidigt, sagte einer der Täter. Er war extra in die Stadt gereist, um zusammen mit den anderen die angebliche Beleidigung ihres Glaubens zu rächen. Er gab an, in einer religiösen Schule zu studieren, die von der radikalen Gruppe Hifazat-e Islam geführt wird. Diese leugnet jedoch, je von ihm gehört zu haben.
Das besonders Schreckliche an der Tat ist, dass das Opfer gerade den letzten Mord thematisierte.
Er hatte geschrieben: „I am Avijit“ (Twitter-Hashtag).
Avijit Roy war am 26. Februar nach einem Auftritt auf einer Buchmesse in Bangladesch von religiösen Fanatikern mit Macheten erschlagen worden. Der Autor Avijit Roy hatte insgesamt acht Bücher geschrieben, wie z.B. „Die Philosophie des Unglaubens“ und „Das Glaubensvirus“.
Die beiden atheistischen Blogger waren nicht die ersten, die in Bangladesh deswegen ihr Leben lassen mussten. 2013 war bereits der Atheist Rajib Hyder auf ähnliche Weise ermordet worden. Erschreckend ist im Übrigen auch, dass es eine eigene Wikipedia-Seite zum Thema „In Bangladesh getötete Journalisten“ gibt.
Der Aktivist Asif Mohiuddin, der wegen seiner Aussagen zum Islam bereits das Gefängnis in Bangladesh kennen gelernt hat, ist überzeugt, dass Rahman nicht getötet wurde, weil er so bekannt war (jedenfalls nicht wie Avijit Roy), sondern einfach weil alle offenen und progressiven Blogger ein Ziel sind. Diejenigen, die leicht zu aufzufinden sind, werden getötet. Ziel ist es, Furcht unter Bloggern zu säen.
Man kann den Menschen in Bangladesh nur die Daumen drücken. Das Land hat immerhin eine Verfassung, die die Trennung von Religion und Politik vorschreibt. Wie viel das wert ist, können wir nicht einschätzen. Der Kampf zwischen den säkularen und den fundamentalistischen Kräften wird sehr schwer werden. Er wird nicht nur in Bangladesh geführt, sondern auch hier, wie wir vor wenigen Wochen erleben mussten.
Die Situation ist aber sicher immer noch besser als in Saudi-Arabien, wo man nicht nur von gemeinen Mördern verfolgt wird, sondern vom Staat selbst.
Wir wollen daher nochmal an ihn erinnern, auch wenn es in den letzten Wochen ruhiger zum Thema geworden ist. Raif Badawi sitzt noch immer im Gefängnis, und seine Strafe ist nur ausgesetzt, nicht aufgehoben.
الحرية للرائف بدوي
Freiheit für Raif Badawi!
Warum soll es diesen Missionaren anders ergehen als denen der „anderen“ Seite?
Wen meinst Du mit „Missionar“, wen meinst Du mit „andere Seite“?
Der französische Philosoph Louis Cattiaux (1904-1953) in “Die Wiedergefundene Botschaft” (Verlag Herder, Basel, 2010, S.336): «Die wahren Gläubigen ertragen die Widersprüche derer, die nicht glauben wie sie, und diejeniger derer, die überhaupt nicht glauben, denn ihre Hoffnung ist nicht vergeblich und ihre Glaube ist nicht mörderisch. Die Toleranz ist das Eigene Gottes und derer, die ihm gehören, wie die Intoleranz das Eigene des Tieres ist und derer, die ihm dienen. Das ist ein unfehlbares Kennzeichen, das alle partikulären Etiketten überschreitet.»