Während Raif Badawi in Saudi Arabien noch immer im Gefängnis sitzt und seine Frau den Kampf nicht aufgegeben hat, werden Atheisten auch in anderen Ländern verfolgt. In diesem Fall zwar nicht vom Staat, aber das Risiko, als atheistischer Blogger mit Macheten niedergemetzelt zu werden, ist auch in Bangladesh leider sehr hoch.
Drei Männer haben am Montag den Blogger Washiqur Rahman Babu überfallen und ihn mit Hackebeilen umgebracht. Der Polizei gelang es, unmittelbar nach der Tat zwei der Täter zu verhaften und die Mordwaffen sicherzustellen. Als Motiv für den Mord gaben sie die angeblich anti-islamischen Schriften des Bloggers an.
Er habe den Propheten beleidigt, sagte einer der Täter. Er war extra in die Stadt gereist, um zusammen mit den anderen die angebliche Beleidigung ihres Glaubens zu rächen. Er gab an, in einer religiösen Schule zu studieren, die von der radikalen Gruppe Hifazat-e Islam geführt wird. Diese leugnet jedoch, je von ihm gehört zu haben.
Das besonders Schreckliche an der Tat ist, dass das Opfer gerade den letzten Mord thematisierte.
Er hatte geschrieben: „I am Avijit“ (Twitter-Hashtag).
Avijit Roy war am 26. Februar nach einem Auftritt auf einer Buchmesse in Bangladesch von religiösen Fanatikern mit Macheten erschlagen worden. Der Autor Avijit Roy hatte insgesamt acht Bücher geschrieben, wie z.B. „Die Philosophie des Unglaubens“ und „Das Glaubensvirus“. Mehr…
In der Zeitung Arab News heißt es heute, dass man im saudi-arabischen Außenministerium „bestürzt“ sei – nein, nicht über das barbarische Urteil, welches die Justiz des Landes über einen Blogger gefällt hat, sondern über den internationalen Aufschrei der Empörung, der „gewissen politischen Motiven“ folge. [Faksimile auf ZEIT online, hier]
Saudi Arabia is one of the first countries to uphold human rights …
Ist das offener Zynismus? Ist das altertümliche Dummheit?
Sehr geehrte Herren, die Ihr in Saudi-Arabien Verantwortung tragt (Damen gibt es dort ja anscheinend nicht): Ihr seid dabei, Eure Entfernung aus dem Minimalkonsens der Zivilisation, wie er sich in der frühen Neuzeit unter hartnäckigen verlustreichen Kämpfen etabliert hat, zu dokumentieren.
… and honor all international charters that conform with the Shariah law
Die Scharia ist im Kern das Rechtssystem eines frühmittelalterlichen Nomadenvolkes, das keine Gefängnisse hatte und deshalb auf Körperstrafen setzen musste. Es ist Stammesrecht. So wie man in Saudi-Arabien erkennen sollte, dass sich die Erde um die eigene Achse dreht, sollte man auch erkennen, dass sich die Gesellschaft in den letzten tausend Jahren entwickelt hat.
Man fühle sich „provoziert“ – hoffentlich. „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ – lächerlich.
الحرية للرائف بدوي
Freiheit für Raif Badawi!
Der Mann auf dem Bild rechts heißt Ali Sabat. Er ist Libanese und tritt im libanesischen Satellitenfernsehen auf, wo er den Leuten die Zukunft vorhergesagt hat. Offensichtlich ist er auch ein gläubiger Moslem, denn er war auf Pilgerfahrt in Mekka. Das hätte er besser nicht getan. Denn in Saudi-Arabien gibt es eine Religionspolizei. Zukunftsdeuterei und ähnliches sieht diese Religionspolizei nicht gerne. Sie haben ihn im Mai 2008 verhaftet und am 9. November 2008 wurde er zum Tode verurteilt. Seine Chancen stehen wohl eher nicht so gut, denn in Saudi-Arabien zieht man sowas durch: Am 2. November 2007 wurde ein gewisser Mustafa Ibrahim, ein ägyptischer Apotheker, wegen Zauberei enthauptet. Willkommen im 21. Jahrhundert, liebe Saudis.
Quelle für diese und weitere Fälle: http://www.hrw.org/en/news/2009/11/24/saudi-arabia-witchcraft-and-sorcery-cases-rise
Weitere Links:
Neueste Kommentare