Vor kurzem haben sich ja 110 Nobelpreisträger gegen Greenpeace und für gentechnisch verbesserte Organismen in der Landwirtschaft ausgesprochen, ein flammender Appell, den ideologisch begründeten und unvernünftigen Widerstand gegen diese Technologie im Allgemeinen und gegen Goldenen Reis im Speziellen doch endlich fallen zu lassen.
Dass dieser Aufruf bei Greenpeace auf taube Ohren fallen würde, war zu erwarten. Aber vielleicht bringt der Aufruf doch ein paar Menschen dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eigene Schlüsse zu ziehen.
Eine weitere Gegnerin der Grünen Gentechnik, gegen die sich dieser Aufruf der 110 Nobelpreisträger indirekt auch richtet, ist die „Nuklearphysikerin“ Vandana Shiva.
Sie bekämpft die Gentechnik und den Goldenen Reis schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit diversen längst widerlegten Behauptungen.
Bekannt ist sie vor allem auch für ihre Anschuldigung, dass sich aufgrund von genmodifizierten Organismen (GMO) in Indien reihenweise Bauern umbringen. Wir haben uns damit im Blog schon mehrfach beschäftigt. Kurzzusammenfassung: Stimmt einfach nicht. Wer es genauer nachlesen möchte, findet dazu in den folgenden Artikeln Details:
- Vandana Shiva: Bauern-Selbstmorde in Indien
- Die Welt: Gentechnik, 250.000 Selbstmordbauern und anderer Unsinn
Obwohl diese Frage schon umfassend untersucht wurde, wird sie nicht müde, weiterhin ihre Geschichte von den indischen Selbstmordbauern zu wiederholen. Auch in Bezug auf Goldenen Reis hält weiterhin sie an ihren vor 15 Jahren aufgestellten, nicht haltbaren Behauptungen fest.
In diesem Zuge prallte sie im Rahmen eines Interviews auf Prof. Hans-Jörg Jacobsen und holte sich dort eine blutige Nase. Gegen den kenntnisreichen Biologen geht sie im moderierten Gespräch vollkommen unter, da er ihre Falschbehauptungen nicht einfach stehen lässt und sie ganz klar zurückweist.
Dass sich Frau Vandana Shiva hinstellt und falsche „Tatsachen“ verbreitet, noch Jahre nachdem durch diverse Studien das Gegenteil bewiesen wurde, ist die eine Sache. Dazu kommt aber noch ein weiterer ärgerlicher Punkt, der die überhöhte Selbstdarstellung der Dame betrifft.
Vandana Shiva wird nicht müde, ihre „Qualifikation“ bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu erwähnen, schließlich sei sie selbst ja Kern-, Nuklear- und Quantenphysikerin und habe deswegen einen ganzheitlichen Blick auf die Welt.
(Quelle)
Schon beeindruckend, was die Frau alles drauf hat. Nuklearphysik, Quantenphysik und eine von Indiens führenden Physikerinnen. Dass sie außerdem Ökofeministin, Autorin, Pionierin, wissenschaftliche Beraterin, Mutter und noch einiges mehr ist, braucht man wohl nicht zu erwähnen.
Blöd nur, dass Journalisten das nachgeprüft haben. Sie hat ihre Doktorarbeit mitnichten in Quantenphysik, Nuklearphysik oder auch nur irgendeiner Spezialisierung von Physik, sondern in Philosophie (!) geschrieben. In der Arbeit „Hidden Variables and locality in Quantum Theory“ kam sie einem Forbes-Artikel zufolge zum Schluss, dass die Quantenmechanik philosophisch ungültig und faktisch zweifelhaft sei. Frau Shiva: Nur weil man ein Thema im Titel einer Arbeit erwähnt, ist man noch kein Experte dafür.
Ihre Arbeit im Bereich „Kernphysik“ beschränkt sich auf eine kurze Anstellung in einem Forschungszentrum vor 40 Jahren. Sie kündigte dann allerdings, als ihre Schwester sie darauf aufmerksam machte, dass Strahlung gefährlich sei.
Harald Walach könnte sie ja mal einladen – wenn beide nichts davon verstehen, ist das sicherlich auch eine gute Grundlage für ein Gespräch über Quantenphysik.
Man mag hier über die Gründe spekulieren, warum sie sich als etwas darstellt, das sie nicht ist. Sollte sie nicht stolz darauf sein, Philosophin zu sein, ein Bereich mit langer Tradition, mit Standesgenossen wie Aristoteles, Kant oder Sir Karl Popper? In jedem Fall wirft es ein schiefes Licht auf sie und ihr Verständnis von Ehrlichkeit.
Der große Feind von Frau Shiva ist die Globalisierung; sie stellt in ihrem Blog zum Thema GMO und Bauernselbstmorde gleich klar:
Zu Erstens:
Selbstmorde unter Bauern haben sicher nicht plötzlich mit der Globalisierung begonnen, es gibt nur einfach einen Zeitpunkt, ab dem sie tatsächlich statistisch erfasst wurden. Sie könnten natürlich heute vermehrt auftreten, aber die Behauptung, dass es erst seit der Globalisierung Selbstmorde unter Bauern gibt, ist an sich schon absurd. Tatsächlich wird in Indien Selbstmord kulturell als Ausweg, um Schande und Entehrung zu entgehen, glorifiziert. Selbstmord durch Verhungern wird sogar religiös praktiziert. Siehe dazu Suicide: An Indian perspective.
Aber wie wir bereits im oben verlinkten Beitrag (Vandana Shiva: Bauern-Selbstmorde in Indien) ausführten, bezieht sich die ganze „Beweisführung“ von Frau Shiva im Grunde auf einen einzelnen „Bezirk“ Indiens. Dort ist die Rate an Bauernselbstmorden tatsächlich sehr hoch. Dass die Globalisierung und die weltweiten Baumwollpreise ihren Anteil an einer Misere hatten, die viele Bauern zur Verzweiflung trieb, bestreitet keiner. Es ist aber auch nicht so trivial, dass man einfach nur „Globalisierung, Globalisierung“ schreien und mit dem Finger auf Saatgutfirmen zeigen kann. Dafür, dass sich Frau Shiva selbst gerne als holistische, ganzheitliche Denkerin sieht, scheint sie wenig Interesse an komplexen Zusammenhängen und mehr an trivialisierenden Schuldzuweisungen zu haben.
Zu Zweitens: (Häufung der Selbstmorde durch BT-Baumwolle)
Stimmt einfach nicht. Siehe Bauern-Selbstmorde in Indien
Die Definition von GMO:
Kommen wir damit zu Frau Shivas Definition von GMO, die sich etwas von der Definition anderer unterscheidet:
Faszinierend. Frau Shiva hat einfach den Begriff GMO für sich umdefiniert. Während der Rest der Welt – völlig irrigerweise – darunter gentechnisch modifizierte Organismen versteht, sieht sie darin offensichtlich wiederum die Globalisierung und überhaupt alles, was ihr an der Welt nicht passt.
Gerade als Philosophin sollte Frau Shiva verstehen, dass es relativ hilfreich ist, wenn man dieselben Begriffe verwendet wie der Rest der Welt. Wenn man mit dem Wort Gabel nicht gleich die ganze Küche meint.
Ich habe gerade eine Gabel um 5.000 Euro gekauft, mit allem Drum und Dran, von Kühlschrank bis Mikrowelle!
Eine Diskussion mit so jemanden zu führen, ist unmöglich – es ist, als spräche man zwei verschiedene Sprachen. Und auch sehr ärgerlich, weil man irgendwie ständig über verschiedene Dinge spricht. Frau Shiva gibt sich zwar als Vertreterin der Wissenschaft, aber das ist sie aus mehreren Gründen nicht. Um das ganze philosophisch zu beschließen, wollen wir Frau Shiva noch den Rat eines der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts mitgeben, Ludwig Wittgenstein:
Erster Link: 404
Sorry. Meinte den mit „Vandana Shiva: Bauern-Selbstmorde in Indien“ bezeichneten Link
Sorry. Link ist korrigiert.
Hier noch der Artikel zu Frau Shiva aus dem Psiram-Wiki:
https://www.psiram.com/de/index.php/Vandana_Shiva
Der Artikel wird demnächst noch weiter aktualisiert.
Kann mir jemand erklären, wie eine naturwissenschaftliche Hypothese/Theorie „philosophisch ungültig“ sein kann? Kann sich eine solche Hypothese/Theorie in der Praxis bestens bewähren und trotzdem in den Augen eines Philosophen „ungültig“ sein? Wie darf man sich als Laie diese Form der „Ungültigkeit“ vorstellen? Muss mich das als Naturwissenschaftler interessieren, wenn ein Philosoph meine Hypothese/Theorie als „philosophisch ungültig“ bezeichnet?
@akkordeona: Die Naturgesetze gelten. Punkt. Man kann sie nicht umgehen oder per Gerichtsbeschluss ändern lassen. (Auch wenns manche immer wieder versuchen). Darum braucht es uns nicht zu interessieren, ob irgendjemand was für „philosophisch ungültig“ hält.
Oder anders ausgedrückt: Der Kokosnuss, die von der Palme fällt und den drunterliegenden Touristenschädel spaltet, ist es schei*egal, ob der die Gravitationsgesetze für philosophisch ungültig erklärt hat.
@akkordeonator
Ich stelle mir das so vor, wie ein philosophisches Abseits. 😉
Ob sie damals an der Uni auch schon einen gender-neutralen Waschraum benutzt hat?
http://www.uwo.ca/equity/doc/gender_neutral_washrooms.pdf
Oh – Women’s studies gibt es auch:
http://www.uwo.ca/womens/
Da wundert es einen nicht, dass Frau Shiva bei den Alumni so glänzend wegkommt:
http://www.alumni.westernu.ca/connect/alumni/vandana-shiva.html
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist das Porträt „Seeds of Doubt“ von Michael Specter im New Yorker (http://www.newyorker.com/magazine/2014/08/25/seeds-of-doubt): „Shiva refers to her scientific credentials in almost every appearance, yet she often dispenses with the conventions of scientific inquiry. She is usually described in interviews and on television as a nuclear physicist, a quantum physicist, or a world-renowned physicist. Most of her book jackets include the following biographical note: “Before becoming an activist, Vandana Shiva was one of India’s leading physicists.” When I asked if she had ever worked as a physicist, she suggested that I search for the answer on Google. I found nothing, and she doesn’t list any such position in her biography.“ Hierauf gab es eine geharnischte Antwort von Shiva (http://www.ecowatch.com/seeds-of-truth-a-response-to-michael-specters-article-in-the-new-yorke-1881951701.html), die wiederum vom New Yorker eindrucksvoll gekontert wurde: https://www.geneticliteracyproject.org/2014/09/02/new-yorker-editor-david-remnick-responds-to-vandana-shiva-criticism-of-michael-specters-profile/. Kurzum: Das System Shiva funktioniert nur über ihre Aura, sobald jemand nachfragt, bröselt es … Das wird auch klar, wenn der südamerikanische Autor Martín Caparrós in seinem Buch „Der Hunger“ eine Begegnung mit Vandana Shiva schildert. Eine Zusammenfassung davon gibt es in meinem Blog: https://schillipaeppa.net/2015/11/30/wohlfuehl-ideologie-statt-fakten/
@Susanne Günther: Schöne, ergänzende Links! Bei solchen (narzistischen) Figuren, die schamlos lügen und problemlos viele unnütze Tote in kauf nehmen, sich aber als große Weltenretter gerieren, springt einem das Messer in der Hosentasche auf.
Wenn eine SPD-Politikerin ihren Lebenslauf zusammenlügt, ist das Geschrei groß, zurecht sogar, wie ich finde. Bei einer Shiva spielt das aber alles keine Rolle …
Oommm, Shiva, Oommm….~~~~
@ Rainer Zueni-Smous: Danke für die Antwort. Dann kann ich wohl davon ausgehen, dass die Kategorie der philosophischen Ungültigkeit von Frau Shiva nicht in korrekter Form angewendet wurde, somit als philosophisch ungültig zu betrachten ist 🙂
@ Mephisto: Ein Klassiker! Immer wieder sehenswert! Außerdem unterstreicht er das, was ich als gestandener Fußballfan seit Jahr und Tag unterstreiche: Dieser Sport ist im Grunde eine philosophische Herausforderung. Angesichts der vielen negativen Begleiterscheinungen, die das Alltagsgeschäft des Fußballs so mit sich bringt, ist es allerdings nicht immer einfach, diesen Kern herauszuschälen. Der Hooliganismus ist leider keine philosophische Denkrichtung.
@akkordeonator
Immerhin scheint der Fußball für Viele die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten. Und welche andere philosophische Strömung kann das schon von sich sagen?! 😀
Mailand oder Madrit. Hauptsache Italien.
Frau Shiva hat sich übrgens auch zum Goldenen Reis und dem Brief der 100+ Nobelpreisträger geäußert:
http://www.asianage.com/columnists/avoid-miracle-rice-just-eat-carrot-216
„In fact, golden rice, if successful, will be 400 per cent less efficient in providing Vitamin A than the biodiversity alternatives that women have to offer.“
„So, if you want to be four times more efficient than 107 Nobel laureates, just eat a carrot!“
Ich wünschte mir, die Kompetenteste aller Nuklearphysikerinnen, #Mütter und wissenschaftlichen Beraterinnen könne mir erklären, was denn „400 per cent less efficient“ im mathematisch-wissenschaftlich-weiblichen Sprachgebrauch bedeutet. Aber die hat sicher keine Zeit für sowas; die ist vermutlich gerade in den Slums von Delhi unterwegs, um dort den ethisch korrekten Anbau von Karotten zu vermitteln.
@akkoreonator: Erst mal Sorry für die Verstümmelung Deines Namens, aber so abgekürzt wird er bei mir angezeigt.
Ich hatte übrigens früher auch das Vergnügen das namensgebende Instrument bespielen zu dürfen. Das Vergnügen auf Seiten des Instruments hielt sich manchmal in Grenzen 🙂 .
@Mephisto: Ja das ist wahrer Phussball.
Waaas! Das ist wieder mal übelste Hetze gegen alle Mütter und Großmütter!!1!einself
Mein, äh, unser Anwalt wird das unterbinden! Diesmal aber ganz bestimmt!
Denn ich schreie lauter!!!
@ Rainer Zueni-Smous: Auch bei mir wird der akkordeonator verstümmelt angezeigt. Habe jetzt ein Trennungszeichen eingefügt, ich hoffe, dass das mit dem Zeilenumbruch klappt. Arbeite gerade an der Fortsetzung „Akkordeonator 2 – Die Rückkehr des Blasebalgs“ 🙂
Der Zeilenumbruch funzt!
Dazu gibt es auch was in der Steinzeit:
http://www.stein-zeit.tv/der-alternative-nobelpreis-fuer-die-freiheit-der-saat/
Passt denen natürlich prima in den Kram.
[Link zu PETA]
[Da Tribeka sich zu schade dafür war zu erklären, was dieser Link zu bedeuten haben soll, habe ich ihn entfernt. Bitte etwas mehr Achtung vor dem Leser! P.]
@Tribeka
Du hast noch ein bisschen Zeit, Deinen Link zu kommentieren. Wenn Dir nichts dazu einfällt, dann fliegt er raus.
Ich glaube nicht, dass Tribekas Link kommentierungswürdig ist. Wenn ich PETA lese, denke ich an einen Spendensammelverein, der irgendwelche Snuff-Videos selbst produziert, um die Spendenerlöse zu erhöhen.
Und ich bin mir nicht sicher, ob PETA irgendetwas mit Frau Shiva gemein hat außer der Abneigung gegenüber einer Wissenschaft, die dem Menschen (d.h. allen Menschen, nicht nur der Oberschicht oder den ethisch Korrekten, die sich dafür halten) dienen könnte.
Ich lach mich tot, Jüngelchen. Ich schau doch hier nicht tgl. rein. Ich hab ein Leben.
Ja, das ist das Los des Müllmanns. Häufchen wegschaffen, aber niemand dankt es ihm. 🙁
Mit einem Hit-and-Run-Posting einen (zweifelhaften) Link hinrotzen und danach tagelang tot stellen.
Dann auf die berechtigte Kritik mit Herablassung reagieren.
Wenn man nicht für einen Troll gehalten werden will, sollte man so eine Vorgehensweise vielleicht überdenken. Außer man will nur trollen, dann passt das perfekt.
Und, hat es funktioniert, mit dem totlachen?
Ist schon bemerkenswert, unsere Esofreunde können immer nur aggressiv-persönlich. Tatsächliche Argumentation kommt nie. Aber verständlich, man müsste ja erstmal den eigenen Hirnpudding greifen können.
@ Groucho
Ich rechne nicht vor dem 22.9. mit dem nächsten Rülpser.
Schließlich muss man noch leben und vor dem nächsten Trip in die Niederungen von psiram Kraft sammeln.