Wider die Seuche der SUV – Teil 3

In Teil 2 werden die objektiven Eigenschaften von SUV im Vergleich mit herkömmlichen Autos bewertet. Das Fazit fällt vernichtend aus und wirft eine Frage auf:

Warum werden SUV überhaupt gekauft?

Damit steht die Entscheidungskompetenz der Konsumenten zur Diskussion.

Dass ein Sportwagen als Alltagsauto nicht recht taugt, erkennt so gut wie jeder: Zu wenig Sitzplätze, zu wenig Platz für Gepäck, zu unkomfortabel, zu viel Verbrauch etc.
Über Nachteile von SUV jedoch wissen die Konsumenten vor dem Kauf meist so gut wie nichts. Probefahrten werden zwar gemacht, verlaufen in der Regel aber fernab des Grenzbereichs und können die fahrdynamischen Defizite der SUV daher nicht offenbaren: Das fremde Auto lässt sich etwa wie erwartet lenken und bremsen, gibt also keinen Anlass zu Beanstandungen. Und nach dem Kauf wollen SUV-Fahrer natürlich keine Kritik mehr hören.

Was ihnen an den SUV gefällt, wissen die Käufer durchaus zu sagen:

  • das Gefühl größerer Sicherheit
  • bequemes Ein- und Aussteigen
  • gute Übersicht dank hoher Sitzposition
  • viel Platz
  • Allradantrieb

Daran ist bemerkenswert, dass durchweg subjektive Gründe genannt werden. Die angeblichen Vorteile sind entweder gefühlter Natur (d.h. nicht messbar) oder aber sie sind gar nicht auf SUV beschränkt, sondern werden auch von herkömmlichen Autos geboten. Ein Beispiel für Ersteres ist die

Gefühlte Sicherheit

Wie bereits aufgezeigt liegt das Risiko, im Falle eines Zusammenstoßes auf ein schweres Fahrzeug ab der Größe eines Kleintransporters zu treffen, wegen des geringen Anteils der Lkw am Fahrzeugbestand im einstelligen Prozentbereich. Konventionelle Autos hatten somit bisher kein Sicherheitsproblem, das es ratsam erscheinen ließ, auf SUV umzusteigen (zur Erinnerung: Pkw mit gleicher Crashtestbewertung bieten beim Aufprall auf feste Hindernisse die gleiche Sicherheit wie SUV).

Wahr ist hingegen, dass erst das massenhafte Aufkommen von SUV ein zunehmendes Sicherheitsproblem für Pkw entstehen lässt. Das bedeutet: Der bloße Eindruck nennenswert größerer Sicherheit für Insassen von SUV wird mit Todesgefahr im Falle eines Zusammenstoßes für jene erkauft, die sich für kleinere und weniger umweltschädliche Autos entschieden haben.

Spricht man SUV-Fahrer auf diesen Punkt an, so wird meist rasch deutlich, dass ihnen dies sehr wohl bewusst ist. Sie meinen, es sich erlauben zu können, also tun sie es. Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern bis hin zur Bereitschaft, deren Leib und Leben zu gefährden, treten bei keinem anderen Aspekt so deutlich zutage wie bei diesem.

(Ein Miata ist in den USA ein kleiner Sportwagen von Mazda)

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Ein bequemer Einstieg

erfordert es ebenfalls nicht, ein SUV zu kaufen, denn diesen Vorteil bieten auch die Hochdach-Pkw. So schreibt der ADAC z.B. über den Ford C-Max: „Die niedrigen Türschweller und die angenehme Höhe der Sitze sorgen vorn für guten Komfort beim Einsteigen.“
Über den Golf Plus hieß es: „Besonders vorn, aber auch hinten ist der Zustieg bequem, da die Karosserie und entsprechend auch die Sitze erhöht sind. Hinzu kommt, dass sich die großen Türen weit öffnen lassen.“
Aufgrund normaler Bodenfreiheit, Verzicht auf das Mehrgewicht des Vierradantriebs sowie gleicher Höhe der Knautschzonen wie bei konventionellen Autos vermeiden diese Fahrzeuge wesentliche Nachteile der SUV – es geht also auch ohne.

(Für wen diese beiden Marken auf gar keinen Fall in Frage kommen, dem sei gesagt: Wäre die Nachfrage nach Hochdach-Pkw so groß wie diejenige nach SUV, so würde auch seine Wunschmarke entsprechende Modelle anbieten. Die Käufer bestimmen mit ihren Entscheidungen über das Angebot.)
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Eine gute Übersicht

bieten SUV durchaus, doch wieder nur zu Lasten anderer, indem sie nämlich Fahrern kleinerer Fahrzeuge die Sicht nehmen. Hinzu kommt, dass dieser Vorteil mit zunehmender Verbreitung der SUV schwindet. Wenn im Kino jemand aufsteht, um besser auf die Leinwand schauen zu können, so werden das schließlich alle tun (so wie die SUV gerade auf dem Weg zur Mehrheit sind); doch dann nützt es niemandem mehr. Der Tagesspiegel hat diesen Punkt treffend kommentiert: „Der Hochbau ist nicht nur gefährlich, er führt auch das Kaufargument der besseren Übersicht ad absurdum: Wenn die Autos immer höher würden, damit einige Fahrer auf die anderen herabblicken können, würden wir irgendwann alle in abstrusen US-Monstertrucks herumfahren.“
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Mehr Platz

wird SUV häufig nachgesagt, doch dieser Behauptung mangelt es an Logik. Denn warum sollte eine Karosserie an Innenraum hinzugewinnen, indem sie höhergelegt und mit Vierradantrieb versehen wird? Kauft man ein hinreichend großes, konventionelles Auto, hat man natürlich genauso viel Platz.

Tatsächlich bietet bei einigen Herstellern das Kombimodell mehr Ladevolumen als das SUV derselben Klasse (Quelle: ADAC-Autotests, Angaben in Liter):

BMW X5 (SUV) 425
BMW 5er (Kombi) 570

Es soll indes auch Hersteller geben, welche die Pkw mit zunehmender Popularität der profitableren SUV von Generation zu Generation schrumpfen lassen:

Mercedes GLE (SUV) 545
Mercedes E-Klasse, Kombi
Modell 2008 550
Modell 2013 515
Modell 2018 450

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Allradantrieb

Der Wunsch nach vier angetriebenen Rädern ist schon lange kein Argument für ein SUV mehr, denn dieses Ausstattungsmerkmal ist auch für viele herkömmliche Autos erhältlich.
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Mündige Konsumenten?

Fragt man Besitzer von SUV, wie es denn bloß zu einer solchen Kaufentscheidung hatte kommen können, so erhält man meist Antworten dieser Art:

„Gefallen würde mir ein Kombi besser, aber beim SUV gefällt mir eben der angenehme hohe Einstieg bzw. Ausstieg.“
„Die Limousine meiner Lieblingsmarke gefällt mir sehr gut vom Interieur und Platz ist auch mehr als ausreichend… Meine Frau möchte aber unbedingt einen SUV fahren, aus diesem Grund tendiere ich jetzt auch dazu.“
„Die Limousine war mir eher ein „Alte-Leute-Fahrzeug“. Ich bin 33 Jahre alt – als Info
Mit einem SUV habe ich schon lange geliebäugelt. Daher fiel die Entscheidung dann am Ende auch auf den SUV.“

(Diese Antworten wurden einem Autoforum entnommen und neutralisiert.)

Vernunft ist offensichtlich nicht im Spiel. So kam auch die FAZ zum Schluss, dass „es bei der Entscheidung für ein SUV fast allen Käufern dieser Fahrzeuggattung in erster Linie um Emotionen geht.“ *1
Eine höhere Sitzposition gegen eine schlechtere Straßenlage, ein größeres Überschlagrisiko, mehr Verbrauch, schlechtere Fahrleistungen sowie weniger Fahrkomfort einzutauschen und dafür auch noch höhere Kosten bei Anschaffung und Betrieb hinzunehmen, lässt sich nun einmal nicht als Ergebnis einer von Sachargumenten geleiteten Entscheidungsfindung deuten.

Nun finden sich unter SUV-Fahrern aber durchaus auch hochintelligente und erfolgreiche Menschen. Kann es sein, dass diese schlicht nicht wussten, was sie taten? Dass sie gar nicht dazu in der Lage waren, eine kompetente Entscheidung zu fällen?

Die schiere Größe des SUV imponierte, und der bequeme Einstieg sowie die gute Übersicht dank der hohen Sitzposition entzückten. Die Freude an diesem Erlebnis von Kritik stören zu lassen, hätte eines Anlasses oder des entsprechenden Willens bedurft.
Werbeaussagen werden daher nicht überprüft. Häufig trifft man auf Leichtgläubigkeit: „Der Verkäufer hat mir versichert, dass das SUV dank des technischen Fortschritts kaum mehr verbraucht als der Kombi.“
Technische Daten und objektive Fakten (wie Verbrauch, CO2-Ausstoß oder Unfallrisiko) spielen bei der Kaufentscheidung überhaupt keine Rolle.
Selbst unmittelbar naheliegende Einwände bleiben aus: Denn so wie ein Hochrad sich kippeliger als ein modernes Fahrrad fährt, so kann natürlich auch der hohe Schwerpunkt eines SUV nicht ohne Auswirkungen auf die Straßenlage bleiben.

Der Käufer nimmt aber nur die subjektiv empfundenen Vorteile wahr; von Nachteilen weiß er nichts, wird er im Rahmen einer Probefahrt meist nichts bemerken und mag er nach dem Kauf nichts mehr hören. Manches Manko wird für ihn nie spürbar werden (z.B. die Sprit- oder Reifenkosten, sofern es sich um einen Dienstwagen handelt) oder würde sich nur bei einem Verkehrsunfall auswirken (wenn dieser mit einem herkömmlichen Fahrzeug glimpflicher verlaufen wäre; das würde der SUV-Fahrer aber wahrscheinlich auch dann nie erfahren).
Wie sollen die objektiven Nachteile von SUV unter diesen Umständen bei der Kaufentscheidung angemessene Berücksichtigung finden? Der Interessent hat gar keinen Anlass, seine Wahl nachvollziehbar zu begründen, auch nicht vor sich selbst. Es steht ihm frei, einfach seinem Kaufimpuls zu folgen, und dabei entscheidet er allein „nach Gefühl“. Das bedeutet:

Zwischen der Idee, ein SUV zu erwerben, und dem tatsächlichen Kauf fehlt ein Anreiz, auf den Entscheidungsvorgang Intelligenz anzuwenden.

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Woher sollte dieser auch kommen? Von Autoverkäufern, denen bei SUV höhere Provisionen winken? Oder von Automobilzeitschriften, die auf Werbeanzeigen dieses wachsenden Marktsegments hoffen?
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Was tun?

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SUV-Fahrer überzeugen?

Kaum eine andere Entscheidung wird so kategorisch verteidigt wie die Wahl des eigenen Autos; das gilt natürlich auch für SUV-Fahrer. Einwände werden ignoriert, geleugnet oder relativiert. Da nur sehr seltene Umstände den Kauf eines solchen Autos tatsächlich rechtfertigen, herrscht an pseudorationalen Kaufbegründungen kein Mangel:

„Ich habe Rücken!“
Bei allem ehrlichen Bedauern für die körperlichen Beschwerden von Mitmenschen: Wer in ein normales Auto nicht schmerzfrei einsteigen kann, hat ein medizinisches Problem, das dringender Behandlung bedarf, jedoch mit dem Kauf eines SUV ganz sicher nicht zu beheben ist.

„Ich muss mein schweres Boot auf einem Hänger zum Liegeplatz ziehen.“
Womit haben die Yachtbesitzer dies bloß in den vergangenen Jahrzehnten gemacht? Tatsächlich taugt ein hinreichend großes, herkömmliches Auto wegen des niedrigeren Schwerpunkts als Zugfahrzeug sogar besser.

„Gestern erst musste ich dienstlich eine unbefestigte Baustellenzufahrt nutzen, auf der ich ohne SUV bestimmt steckengeblieben wäre.“
Ein konventionelles Auto hätte halt vor der Einfahrt geparkt werden müssen, würde zum Ausgleich für diese Unbequemlichkeit bei der anschließenden Weiterfahrt aber die oben beschriebenen Nachteile von SUV vermeiden helfen.

etc. pp.

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Der Staat ist gefragt

Der Staat als Vertreter des Gemeinwohls hat viele Möglichkeiten weit unterhalb eines Verbots, um SUV für Fahrer, deren Neigung zur kritischen Reflexion auf manchen Gebieten eher schwach ausgeprägt ist, unattraktiver zu machen:

● Wegen der großen Überschlagsgefahr könnte man die Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h begrenzen (dann natürlich auch für die in dieser Hinsicht noch stärker gefährdeten Kleintransporter)

● SUV-Fahrer sollten wegen des völlig unnötig erhöhten CO2-Ausstoßes sowie der höheren Unfall-Folgekosten für die Allgemeinheit mit höheren Steuern belastet werden (vor allem bei der Dienstwagenbesteuerung)

● SUV oberhalb einer bestimmten Größe könnten von normalen Parkplätzen ausgeschlossen werden. Für solche Autos müssten andere, weiter entfernt liegende und teurere Parkplätze ausgewiesen werden.

● Das Bußgeld für die Verletzung des Rechtsfahrgebots in Baustellenabschnitten für Fahrzeuge, die breiter als zwei Meter sind, könnte auf 100 Euro und einen Punkt in Flensburg erhöht werden. Das würde dort alle größeren SUV auf die rechte Spur zwingen (wirksame Kontrollen vorausgesetzt).
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Mehr zu: Die Freiheit des Konsumenten …

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Ein Imagewandel tut not

Wo die Anschaffung eines SUV droht, da bedarf der Interessent offenbar eines äußeren Anstoßes, um in sich zu gehen und die Sinnhaftigkeit dieses Kaufs zu hinterfragen.
Staatliche Restriktionen könnten einen solchen Anreiz zum Nachdenken geben. Vielleicht würde es aber auch schon genügen, wenn SUV-Fahren nicht mehr als chic gälte, sondern ganz im Gegenteil den meisten Menschen zutiefst peinlich wäre – weil sie sich damit vor aller Augen als unmündiger Konsument erwiesen, der es versäumt hat, sich vor dem Kauf hinreichend zu informieren. Es gilt, das Image dieser Fahrzeugart anzugreifen. SUV-Fahren sollte nicht mehr als Zeichen von Solvenz, sondern als Folge mangelnder Urteilskraft gelten.
Fundiert gegen SUV argumentieren zu können, ist dafür eine notwendige Voraussetzung. Intelligenter Autofahren verlangt, nichts zu akzeptieren, was unnötig den Verbrauch erhöht oder die Fahrsicherheit beeinträchtigt. Warum dies den Kauf eines SUV nahezu kategorisch ausschließt, hat dieser Text hoffentlich verständlich gemacht.
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Mehr zu: Oberklasseautos, Sportwagen und Transporter …

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Zum Kontext

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Historie

Vor Jahrzehnten war die amerikanische Automobilindustrie auf SUV ausgewichen, weil sie aufgrund ihrer damaligen, technischen Rückständigkeit der ausländischen Konkurrenz in anderen Fahrzeugklassen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte:
„In the late 1990s and early 2000s, the Big Three could enjoy profit margins of $10,000 per SUV, while losing a few hundred dollars on a compact car.“
Heute hätte sie das nicht mehr nötig, denn der technische Rückstand ist weitgehend aufgeholt. Doch die Seuche der SUV war in die Welt gesetzt und hat inzwischen alle Hersteller infiziert.
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Der gesellschaftliche Hintergrund

Im Januar 2018 erschien im Schweizer Online-Magazin „Geschichte der Gegenwart“ ein bemerkenswerter Artikel des Designwissenschaftlers und Gestalters Markus Caspers mit dem Titel „Auto­fahren im Design des Neoli­be­ra­lismus: das SUV“. Zitat:
„Mit Ellbogenmentalität durch die Niederungen des täglichen Verkehrs, kein Terrain zu schwierig, kein Hindernis, das man mit Allradantrieb und Geländefahrwerk nicht überwinden kann: Ich schaue auf dich herab und deine Vorstellung von Solidarität und Sozialstaat. Ich werde mir meinen Teil holen, egal wie. Wie sagte Thatcher so treffend: „There is no such thing as society.“ … Das könnte man als blosses Oberschicht-Phänomen abtun, wenn nicht eine SUVierung eingesetzt hätte, die von der unteren Mittelklasse bis in die Luxuskategorie herein reicht. … Die optische, akustische und energetische Aufrüstung des Individualverkehrs fügt sich nahtlos ein in den Prozess der schleichenden Entsolidarisierung und Privatisierung des öffentlichen Raums. Im Design der klobigen Gesamtform und der aggressiven Front ist jene gesellschaftliche Brutalität aufgespeichert, die jene dazu treibt, es den anderen noch einmal vor Augen zu führen.“
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Die Hoffnung mancher Käufer, ihr SUV als Mittel zur Statuserhöhung nutzen zu können, hält ein anderer Autor für vergebens: „Im Rahmen eines simplen Weltbildes dürfen wir unterstellen, dass nur Zeitgenossen als Halter in Frage kommen, in denen sich der Zwang zur sozialen Distinktion, zur Markierung der eigenen materiellen Überlegenheit weit mächtiger entfaltet als jede moralische oder ästhetische Bildung … Es handelt sich um ebenjene gesellschaftliche Gruppe, die ihrer Stillosigkeit wegen seit dem 19. Jahrhundert der Adel wie auch das Bildungsbürgertum mit ätzender Verachtung straften … Dieses Unterfangen ist freilich aussichtslos, zumal nun auch die Billighersteller aus Fernost Baureihen im Programm haben, die als Plagiate europäischer >Premiumhersteller< bei entsprecheneder finanzieller Priorisierung auch für bescheidenere Gehaltsgruppen in den Bereich des Erschwinglichen geraten." *2
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Der Mensch als Spitze der Evolution

… lässt sich hinter dem Lenkrad von Stadtgeländewagen bewundern – auf der Überholspur der Autobahn, mit über 200 km/h und absurd hohem Verbrauch.

Ebenso in den Innenstädten, wo fürsorgliche Muttis ihre Kleinen mit höchstmöglichem Energiebedarf unter Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer in die Kita fahren – um sich anschließend bei Fairtrade-Kaffee und einem garantiert gentechnik- und glutenfreien Imbiss zu entspannen.
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Weitere Quellen:
*1 FAZ, 31.7.2018: „Darum lieben so viele das SUV“

*2 Zynismus auf Rädern, Johannes Vincent Knecht, KONRET 08/2018
Anti-SUV-Seite
 

64 Gedanken zu „Wider die Seuche der SUV – Teil 3“

  1. Schöne Artikelserie!

    >Womit haben die Yachtbesitzer dies bloß in den vergangenen Jahrzehnten gemacht?

    Na mit richtigen Geländewagen natürlich oder einem großen BMW, einige 7er BMWs durften mit 100kg Stützlast gefahren werden. Das ist mEn restriktiver geworden und die Strafen bei Überschreitungen erst Recht, die fiese Kombination 100kg Stützlast und über 3000kg Anhängelast ist afaik mittlerweile nur noch bei Geländewagen/SUV zu finden. Wer ein großes Boot hat kommt um die Pajeros, Grand Cherokees oder Rams dieser Welt nicht herum.
    Allerdings ist das eine echte Nische…

    Die hohen Trailer und SUVs haben übrigens noch einen Nachteil, das Boot schwimmt später auf, man muss damit tiefer ins Wasser und an manchen Sliprampen hier in Deutschland hat man dann ein Problem. Die Rampe ist zu Ende bevor das Boot ins Wasser kommt.

  2. „fast allen Käufern dieser Fahrzeuggattung in erster Linie um Emotionen geht.“
    Es sind Autos. Wir sind in Deutschland. Es geht immer um Emotionen. Bei keinem anderen Thema außer vielleicht Fußball und neuerdings Flüchtlingen wird der Deutsche so irrational und gefühlsduslig.

  3. @ Psiram

    Danke für die sehr gute Sammlung an sachlichen Argumenten gegen das SUV !

    Wer weiß, vielleicht kann ich sie mal gebrauchen … auch wenn ich „FrankN.Stein“s Kommentar (siehe oben) natürlich zustimme: gegen Emotionen wie „Auto!“ – mit wieviel Monaten gelernt? – ist mit Vernunft wenig auszurichten.

    Eine echte Überraschung – Bravo! – war dieser Text:

    “Auto­fahren im Design des Neoli­be­ra­lismus: das SUV”

  4. Manche Einwände lassen einen als Leser sprachlos zurück.
    Auf Twitter schreibt „Anke“: „Mir fehlt ein Aspekt in dem Artikel komplett. In der Liga, in der Männer mit ihren Karren Schwanzvergleich betreiben, also zb. in Firmen wo sich Status der Leitungsfunktion in Größe des Autos niederschlägt, wird der SUV gewählt um sich selbst noch ein bisschen mehr zu erhöhen.“
    Sie hätte nur bis zum dritten Bild blättern müssen; gleich darunter wird die „Hoffnung mancher Käufer, ihr SUV als Mittel zur Statuserhöhung nutzen zu können“, explizit angesprochen.

  5. Wirklich ein super Artikel.

    Habe noch einige Anmerkungen dazu. Die erste betrifft die Aussage über die Bodenfreiheit und dass null Bodenfreiheit optimal wäre. Dies stimmt nur im Idealfall, wenn man einen völlig ebenen Belag hätte, auf dem man fährt. Auf öffentlichen Straßen sieht es aber oft anders aus und da ist ein gewisser Federweg notwendig, damit die Räder nicht den Kontakt zum Boden verlieren, was zum Schleudern führen würde. Ein solch langer Federweg wie bei SUVs ist da allerdings völlig unnötig. Limousinen, Kombis und auch sportliche Coupés mit Serienfahrwerk sind absolut optimal eingestellt und bieten hier besten Komfort und auch Sicherheit.
    Die hydropneumatische Federung von Citroën war übrigens so ziemlich das Beste, was es sowohl an Sicherheit als auch an Komfort gab. Wurde aber eingestellt, weil zu wenige Kunden bereit sind, dafür den Aufpreis zu bezahlen. Dafür aber geben sie Geld aus für höhergelegte Karren mit vielen elektronischen Helferlein, obwohl diese kaum dazu in der Lage sind, physikalische Gesetze außer Kraft zu setzen (ein ordentliches Fahrwerk aber zumindest im Rahmen dieser Gesetze den Grenzbereich ziemlich verschieben kann, siehe Xantia Activa beim Elchtest).

    Ein SUV ist auch nicht unbedingt mit einem Geländewagen gleichzusetzen. In den USA schon, aber in Europa meinen wir mit SUV oft das, was die Amis als Crossover bezeichnen würden, eben ein Auto, das alle schlechten Eigenschaften eines Geländewagens hat, allerdings vollständig auf jegliche Offroad-Fähigkeiten verzichtet (die Fahrwerke würden auf Gelände schnell wegen Verschleiß kaputtgehen). Viele SUV gibt es mittlerweile nicht mal mehr mit Allradantrieb, wie zum Beispiel das Auto des Jahres 2017, der Peugeot 3008. Und diese Kategorie Auto ist noch weitaus schlimmer als X5 und Q7, die wenigstens als tatsächlich geländegängige 7-Sitzer noch so einen Anflug von Daseinsberechtigung in ländlicheren Gegenden haben.

    Dass so viele Emotionen beim Autokauf eine Rolle spielen, ist wirklich erschreckend. Gerade wenn so viel Geld ausgegeben wird, sollte man doch erst recht einen kühlen Kopf bewahren und pragmatischer an die Sache herangehen. Aber da hat das Marketing, zu dem auch die tollsten Leasing-Konditionen gehören, ganze Arbeit geleistet und viele Leute merken gar nicht mal mehr, wie viel Geld eigentlich ein Auto kostet.

  6. @ Myrddin Journaux @ LaDeesse

    Zitat Myrddin Journaux: „Die hydropneumatische Federung von Citroën war übrigens so ziemlich das Beste, was es sowohl an Sicherheit als auch an Komfort gab.“

    Kann kein Zufall sein, dass jemand hier als „LaDeesse“ schreibt …:

    „La Déesse“ = „Citroën DS“

    SUV-Esoteriker werden das jetzt natürlich als Voreingenommenheit auslegen …

  7. Vielen Dank für diese Artikelserie. SUV werden zwar auch in anderen Medien immer mal wieder problematisiert, aber selten in dieser Dichte und mit Blick auf eine Vielzahl von Aspekten.

    Dabei finde ich es auch begrüßenswert, dass damit hier auf Psiram Missinformationen in einem anderen Bereich als den sonst dominierenden aufgezeigt werden.
    An einigen Stellen hätte man vielleicht noch stärker Belege einbauen können. Ich weiß allerdings nicht, ob in wie guter Qualität diese Vorhanden sind.

  8. Wenn dann erst einmal 50% aller Fahrzeuge SUV sind, dann wird Biggus Dickus sicher zum Fliewatüüt greifen müssen um sich und sein Ego zu präsentieren. Im Marketingsprech heißen die Dinger übrigens Aeromobile oder so ähnlich.

  9. Manche Einwände sind wirklich merkwürdig. Wieder auf Facebook stören sich einige am Beispiel mit der Yacht als Anhängelast und meinen, bei 1.5 to sei Schluss. Ist es denn wirklich so schwer, selbstständig zu recherchieren, dass ein Passat oder ein Superb je nach Ausstattung 2.2 to ziehen darf?
    Sollte die Yacht wirklich schwerer sein, na dann sind eben die im Text explizit erwähnten „sehr seltenen Umstände“ eingetreten, die den Kauf eines SUV rechtfertigen.
    Wie groß mag wohl der Anteil der Fahrzeuge sein, für die das zutrifft?

  10. @ LaDeesse

    da wo ich – mit dem Fahrrad – unterwegs bin – in Berlin Charlottenburg/Wilmersdorf, Kurfürstendamm –, kann ich mich nicht daran erinnern, überhaupt mal ein SUV mit Anhänger gesehen zu haben: säh doch dann total uncool aus, der Range Rover …

    Ich schau ja immer, wer drinsitzt. Meistens eine zierliche Frau – o.k., sie hat sicher noch ein Schminktäschen dabei, das muss man schon noch berücksichtigen, wenn man das Gewicht des Fahrzeugs ins Verhältnis zur Nutzlast setzt …

  11. S.F. trug in Facebook ein Beispiel für eine pseudorationale Begründung bei: „Natürlich will niemand einen Zusammenstoß mit einem über 2 Tonnen schweren Gefährt. Aber mir ist ein Auto lieber, das über aktive Sicherheitssysteme verfügt und so einen Unfall vielleicht ganz vermeidet, als ein vielleicht nur halb so schweres Auto (immer noch eine Tonne), das Radfahrer überrollt.“

    Wie wäre es denn mit einem Auto, das über aktive Sicherheitssysteme verfügt, ohne den Ballast und die konzeptionellen Fehler der Stadtgeländewagen mit sich herumzuschleppen?

  12. @ LaDeesse

    Du meinst den „Schulterblick“? Und „einfach mal schauen“, bevor man die Tür aufmacht?

    „aktive Sicherheitssysteme“ zur Vermeidung von Unfällen mit Radfahrern …

    meine Güte, wie der Überlebenskampf als Radfahrer in Berlin aussieht, willst Du gar nicht wissen … ich bin übrigens selber jahrelang Auto gefahren, nicht dass Missverständnisse entstehen.

  13. hat das noch irgendetwas mit der ursprünglichen intention von psiram zu tun?

    es handelt sich hier nur noch um ideologie und polemik billigster art.

    schade.

  14. @rainer bayer:
    Was das mit der Intention von PSIRAM zu tun hat? Das kannst Du im Teaser von Teil 1 nachlesen: Es soll aufzeigen, dass die Entscheidung für ein SUV fast immer auf irrationalen Überzeugungen beruht.
    Deine Antwort zeugt nicht von Auseinandersetzung mit den Argumenten, sondern wirkt wie die beleidigte Reaktion von jemandem, der wahrscheinlich einen SUV fährt oder kaufen will. Zitat aus Teil 3: „Kaum eine andere Entscheidung wird so kategorisch verteidigt wie die Wahl des eigenen Autos; das gilt natürlich auch für SUV-Fahrer. Einwände werden ignoriert, geleugnet oder relativiert.“

  15. @ rainer bayer
    Es wurde im Vorfeld im Forum ausführlich und kontrovers diskutiert, ob die Artikelserie überhaupt erscheinen soll. Auf der Basis von irrationalen Überzeugungen finde ich das durchaus in Ordnung. Die Erklärung am Anfang des ersten Teils sollte das klarstellen.
    Die Artikel stellen sachlich und mit guten Quellen unterfüttert dar, warum SUVs in den allermeisten Fällen eine schlechte Entscheidung sind.
    Also wo siehst du Ideologie und billigste Polemik?
    (evtl. hätte die Überschrift etwas weniger reißerisch sein können)

  16. Klar, dass ihr mit der Serie anfangt zwei Tage nachdem die Liebste den Kauf eines Seat atecas durchgeboxt hat 🙂
    @Yadgar 🙂

  17. @Bernd Schneider

    Ein (leider inzwischen verstorbener) Freund von mir ist 1968 tatsächlich zwecks ethnologischer Studien mit zwei Kommilitonen in einer „Ente“ nach Afghanistan gefahren! Und dann gab es ja auch 1970 die berühmte Citroen-Rallye Paris-Kabul…

  18. Besonders lustig sind SUV’s, auf denen am Kofferraum ein dicker Aufkleber prangt mit der Aufschrift: „ATOMKRAFT? Nein Danke!“
    Leider kein Scherz, steht bei mir in der Gegend regelmäßig auf dem Parkplatz vom Real-Markt…

  19. Taurus :
    Besonders lustig sind SUV’s, auf denen am Kofferraum ein dicker Aufkleber prangt mit der Aufschrift: “ATOMKRAFT? Nein Danke!”
    Leider kein Scherz, steht bei mir in der Gegend regelmäßig auf dem Parkplatz vom Real-Markt…

    Das erscheint mir aber konsistent. Die/er Halterin/- ist einfach für die Verbrennung von fossilen Kraftstoffen und Luftverschmutzung und gegen Klimaschutz und saubere Luft.

    [Falls ich dadurch schlechte Menschenkenntnis gezeigt habe, war das beabsichtigt.]

  20. Also ich hab so einen Klein SUV- (Skoda Yeti) hohe Bodenfreiheit und Allrad ist für mich einfach wichtig. In der Stadt fahr ich meist mit Öffis. Aber ich wohne im Winter wochenlang in einer Skihütte (1700 m hoch), Strasse oft schlecht geräumt und im Sommer teilweise Forstweg.
    Dieselverbrauch 7 lt/100 km.
    Nachteil ist, dass das Auto ein Stinker ist – Betrugssoftware von VW und das ärgert mich, wei es nicht den Spezifikationen entsprach, und weil die Alpen auf 1700 m Höhe schon ökologisch sensibel sind.

  21. editor :

    Nachteil ist, dass das Auto ein Stinker ist – Betrugssoftware von VW und das ärgert mich, wei es nicht den Spezifikationen entsprach, und weil die Alpen auf 1700 m Höhe schon ökologisch sensibel sind.

    Darf ich diesen Satz für den nächsten Teil der SUV-Serie vorschlagen? Er repräsentiert so schön die ganze Ambivalenz der naturbewussten Stadtpanzerfahrer.

  22. @ LaDeesse / @ alle

    „Das mit der »Individualität« müssen wir aber noch üben!“,

    hab’ ich gedacht, als ich 2 völlig identische SUVs hintereinander geparkt sah, nur deshalb sind sie mir überhaupt erst aufgefallen.

    Ich geb’ mal die dazugehörige Berliner Strassen-Szene wieder …

    wenn ich keinen genauen Auto-Typ nenne, dann, weil als Zeichen der Individualität keine Typbezeichnung am Auto war.

    Wir sind am Kurfürstendamm in Berlin, und gehen von Hausnummer 52 nach 55 (zwischen Schlüter- und Wielandstr.):

    – Mercedes C 220

    – Audi Quattro S-Line

    – Mercedes (Mittelklasse)

    – Porsche Macan (in undefinierbarem Anthrazitgrau) – SUV

    – Porsche Macan (in undefinierbarem Anthrazitgrau) – SUV

    – Porsche Cayenne S – SUV

    – Mercedes (Oberklasse)

    – Mercedes GLC 350e – SUV

    – Mercedes – SUV

    – Bentley Cabriolet

    – Volvo XC 90 – SUV

    ( siehe auch meinen Kommentar: https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92402 )

  23. Unförmige Riesenautos! Blechtumore! Arschlochpanzer! Ich kann gar nicht anders, als mir vorzustellen, wie diese Monstrositäten dereinst in der Schrottpresse zu handlichen Altmetallfladen zermalmt werden… je früher, desto besser!

  24. Oh Yadgar, das ist doch nur der Anfang, in meinem Gäu (Deutschland-Süd, ländliche Region) werden langsam Pickups modern, 2,9 to zulässiges Gesamtgewicht, Leergewicht geschätzt ca. 2,5 to, aber Platz für 5 Personen in der Fahrerkabine und einer Ladefläche in mehr als 1 m Höhe. Und mit Verbrauchsdaten, die ich mit meinem PKW Ende der 70iger Jahre hatte.
    PS: Mein Geschäftsskoda hat mehr Zuladung als diese Pseudopickups und verbraucht lediglich 5 – 6 ltr des bitterbösen Diesels pro hundert Kilometer.

  25. Bernd Schneider :

    Klar, dass ihr mit der Serie anfangt zwei Tage nachdem die Liebste den Kauf eines Seat atecas durchgeboxt hat 🙂

    Schade, dass es für diesen Fall zu spät war.
    Wahrscheinlich hat aber so gut wie jeder ein paar Bekannte, Freunde oder Verwandte, die gerade die Anschaffung eines SUV erwägen. Wer dort Zweifel säen möchte, kann nun einfach ein paar Links verschicken.

  26. Was mich bei den ganzen Diskussionen um Luftverschmutzung in den Städten wundert: Warum hat noch nie jemand ein gewichtsabhängiges Fahrverbot gefordert?

    Warum nicht einfach PKW über, sagen wir, 1,5 Tonnen aus den Städten ausschließen (Liefer- und Elektrofahrzeuge können gerne ausgenommen werden)? Immerhin haben die Leute ja Geländewagen gekauft, sollen sie doch damit auch im Gelände fahren, mit gutem Willen vielleicht noch auf unbefestigten Straßen.

    Oder wie wäre es mit einer Höhenbegrenzung? Fahrzeuge mit einer Dachhöhe von mehr als 1,80 Meter parken dann vor der Stadt auf P+R-Plätzen mit überdimensionierten Parkstreifen, die über eine hervorragende ÖPNV-Anbindung verfügen.

    Wie?
    Politisch nicht umsetzbar? Gefährdet die Wirtschaft? Natürlich, sorry. Ich habe die Prioritäten völlig falsch eingeschätzt.

  27. Schöne Artikelreihe. Wie in der Einleitung von Teil 1 vorhergesagt, zeigen die „kritischen“ Kommentare, wie sich irrational entscheidende Konsumenten auf den Schlips getreten fühlen. Vernünftige Argumente sind Mangelware.
    Die Artikelreihe ist ein sozusagen ein Modell für euer eigentliches Themengebiet.

  28. Habra :
    Oh Yadgar, das ist doch nur der Anfang, in meinem Gäu (Deutschland-Süd, ländliche Region) werden langsam Pickups modern, 2,9 to zulässiges Gesamtgewicht, Leergewicht geschätzt ca. 2,5 to, aber Platz für 5 Personen in der Fahrerkabine und einer Ladefläche in mehr als 1 m Höhe. Und mit Verbrauchsdaten, die ich mit meinem PKW Ende der 70iger Jahre hatte.

    Dodge RAM? Au weia… gibt es bei euch womöglich auch noch AfD wählende Coal Rollers?

  29. @Yadgar
    Superspritschlucker gibt es sicherlich. Coal Rollers (wenn das die sind, die sich mittels schwarzer Rußwolken zeigen) eher nicht, da haben unsere Sheriffs was dagegen. Normale überdimensionierte Pickups werden aber immer mehr, man hat ja das Auto zum Arbeiten und nicht dazu, um lediglich spazieren zu fahren.
    PS: Die meisten dieser SUVs landen nicht mehr in der Schrottpresse, sondern im Shredder und werden zu kleinen Eisenteilen (ca. 10 auf 10 cm) verarbeitet. Das ist wesentlich sinnvoller, man hat reineren Stahl.

  30. Habra :
    Die meisten dieser SUVs landen nicht mehr in der Schrottpresse, sondern im Shredder und werden zu kleinen Eisenteilen (ca. 10 auf 10 cm) verarbeitet.

    Je früher, desto besser …

  31. Man müsste das Material doch eigentlich gar nicht erst zu SUVs verarbeiten sondern könnte gleich was Sinnvolles draus bauen, oder? Dann müsste man das wertvolle Metall auch nicht mühsam und energieaufwändig wiedergewinnen…

  32. gnaddrig :

    Man müsste das Material doch eigentlich gar nicht erst zu SUVs verarbeiten sondern könnte gleich was Sinnvolles draus bauen, oder?

    Ach du liebe Güte, wo denken Sie bloß hin? Damit würden zwei Drittel des Umsatzes von Porsche entfallen!

  33. @LaDeesse
    Und ob das restliche Drittel unter „Sinnvolles“ fällt, ist auch fraglich.

    Warum übrigens sollte ein Sportwagenhersteller überhaupt SUVs bauen wollen? Und eine Limousine bieten sie ja auch an. Demnächst kommen sicher noch ein Hatchback und ein Kleinwagen dazu, dann ein Pick-Up, später noch eine Nutzfahrzeugsparte, damit man nur ja keinen möglichen Kunden an die Konkurrenz verliert, sondern noch die ausgefallensten Fahrzeugwünsche inhouse bedienen kann. Sogar die Treckerproduktion könnten sie wieder aufnehmen, und es wäre für die Designer doch mal eine Herausforderung, das klassische 911-er-Design auf einen Trecker anzuwenden…

  34. @ gnaddrig

    Deine Frage: „Warum übrigens sollte ein Sportwagenhersteller überhaupt SUVs bauen wollen?“

    Porsche-SUVs gelten als „sportlich“. Das höhere Gewicht, und der höhere Luftwiderstand der SUVs werden „einfach“ mit mehr Motorleistung kompensiert.

    Das hat auch den Vorteil, dass die Autos noch teurer werden, denn darum geht’s am Ende:

    zeigen, dass man es sich leisten kann … siehe:

    https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92491

    https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92402

  35. gnaddrig :

    Und ob das restliche Drittel unter “Sinnvolles” fällt, ist auch fraglich.

    Damit stellt man den Zweck infrage, für den diese Sportwagen eingesetzt werden sollen – für den sie aber wenigstens gut geeignet sind!
    Der eigentliche Irrsinn der SUV besteht m.E. darin, dass sie für das Fahren auf asphaltierten Straßen unter nahezu allen Umständen schlechter als andere Autos taugen. In anderen Worten: Ein Viertel aller Käufer entscheidet sich für ungeeignetes Werkzeug. Tendenz steigend.

  36. @ LaDeesse: Guter Einwand. (Ich finde „sportliches“ Fahren weitgehend überflüssig, und meiner Meinung nach müsste es auch keine eigens dafür optimierten Fahrzeuge geben. Autos sollten v.a. Geräte sein, Personen oder Gegenstände möglichst unauffällig, sicher und sparsam von A nach B zu transportieren, aber das ist natürlich ein anderes Thema.)

    @ Sinapis: Ja, ungefähr. Muss allerdings noch fertiggezeichnet werden, der Trecker. Grobe Richtung ungefähr so: Porsche 911 Trecker

  37. Leicht OT:

    gnaddrig :

    möglichst unauffällig

    Keine Chance (zumindest sollten wir uns eine Gesellschaft, in der das durchgesetzt werden kann, nicht wünschen).

    Der Mensch lebt nicht von Brot allein,
    Nein auch von Kuchen und Eisbein
    (Autor habe ich vergessen)

  38. @pelacani

    Stimme zu, das ist unrealistisch. Und das soll ja auch niemand durchsetzen. Eher sollten möglichst viele Leute einsehen, dass die Verwendung von Auto und Fahrstil als Medium zur Selbstverwirklichung und Vergewisserung der eigenen Wichtigkeit, Männlichkeit o.ä. vermeidbare Gefahren hauptsächlich für andere, unbeteiligte Verkehrsteilnehmer verursacht.

    Unnötig große, oft auch sehr großzügig (und gelegentlich grotesk über-)motorisierte Autos machen den Verkehr für viele andere gefährlicher. Eingebaute Vorfahrt besonders von sich eingenommener Verkehrsteilnehmer ebenfalls. Dann gibt es Bleifuß auf der Autobahn und überhaupt „sportliches“ (aka unnötig riskantes, oft rücksichtsloses) Fahren bis hin zu veritablen Need-for-Speed-Reenactments auf der Straße, aka illegale Straßenrennen. Sollte niemand nötig haben. Sollte jeder Führerscheininhaber aus Vernunft sein lassen.

    Ich plädiere ja nicht für einheitsgraue Backsteinladas mit 28 PS (0-100 in 40 Sekunden) für alle, aber manches, was so auf den Straßen unterwegs ist, müsste echt nicht sein. Da auf Vernunft zu rechnen ist aber wohl vergebens.

  39. @gnaddrig: Dafür meine volle Zustimmung.

    Und ja: Appelle an die Vernunft werden wohl nichts bringen. Aber das Image der SUV einzutrüben sollte doch möglich sein. Das hat’s immerhin schon mal gegeben:

    „Die starke Anti-SUV-Bewegung in den USA wird von den Herstellern mit großer Sorge beobachtet.“

    https://www.auto-motor-und-sport.de/news/usa-front-gegen-suvs/

    Wenn es vor allem Ingenieuren peinlich wäre, in SUV gesehen zu werden, einfach nur weil das nach allen technischen und ökonomischen Kriterien richtig schlechte Autos sind – das wäre doch schon mal was.

  40. Zum Ladevolumen: Ich fahre einen Skoda Fabia Combi 1.2 TSI und werde schon deshalb nicht ernst genommen. Laut ADAC beträgt das Ladevolumen 455 Liter gegenüber BMW X5 (SUV) von 425 Litern.

    Zur angeblichen Geländetauglichkeit: Chile ist kein so wohlhabendes Land, die Nationalparks durchziehen deshalb teilweise nur Schotterstraßen. Was passierte: Wir waren in einem Mercedes Sprinter Bus unterwegs. Eine Steigung war durch 3 SUVs blockiert. Fahrer als auch Fahrzeuge waren total überfordert. Wir mussten als Rentnertruppe die Leute einweisen und letztlich die Fahrzeuge über die Steigung schieben, denn sonst wären wir nicht weiter gekommen.

    Bleibt hinzuzufügen, dass zwischen den SUVs und unserem Sprinter ein Kleinwagen nur mit Frontantrieb den zweiten Gang einlegte und ohne viel Gas ganz unspektakulär die Steigung hoch tuckerte.

  41. Die Leute kamen jahrzehntelang im größten Teil der Welt ohne solche Forstfahrzeuge zurecht. Der Verweis auf unbefestigte Straßen ist in den meisten Fällen nicht mehr als ein weiterer Vorwand für eine nicht begründete Entscheidung.

  42. @ LaDeesse

    vielleicht könnte man den Kurfürstendamm in eine Geländepiste verwandeln, um die SUV-Dichte zu rechtfertigen …

  43. @Andreas Lichte
    Gute Idee. Man könnte den berüchtigten Zehlendorfer Zickzack-Radweg als Vorbild nehmen und so ein Muster mit unterschiedlich hohen Bordsteinen auf die Fahrbahn bauen. Das hätte den Vorteil, dass man keine losen Steine, Schotter usw. mitten in der Stadt hätte. Das urbane Stadtbild würde nicht durch Wildnis gestört, aber die SUVs könnten zeigen, was sie können. Und tiefergelegte Angeberautos, lärmende PS-Poser und Straßenrennen wären auch kein Thema mehr.

  44. @ gnaddrig

    … nicht nur Ferrari-Fahrer würde Deinem Vorschlag als sportlicher Herausforderung applaudieren:

    „Le Mans-Schikane in Berlin …“

  45. München beginnt sich gegen die SUV-Plage zu wehren, meldet die tz:

    Einzelne städtische Unternehmen wie die Bavaria-Parkgaragen reagieren bereits mit ausgewiesenen XXL-Parkplätzen, welche noch nicht zusätzlich kosten. Claus Schnell, Geschäftsführer der Bavaria-Parkgaragen, kennt aber auch andere Überlegungen: „Wenn Autos immer noch größer und breiter werden, könnte man die Fahrzeuge am Eingang prüfen und auf breitere Stellplätze verweisen, für die dann auch mehr verlangt wird.“

  46. „Das bringen die geplanten CO2-Grenzwerte

    tagesschau.de, Martin Gent, WDR-Wissenschaftsredaktion, 10.10.2018

    (…)

    Warum hat die Autoindustrie mit den Vorgaben ein Problem?

    Die Industrie, gerade die deutsche, hat einseitig auf fette Premiumautos gesetzt. Daimler-Chef Dieter Zetsche brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Geländewagen haben höhere Margen als andere Pkw.“ Schon ist fast jeder dritte verkaufte Neuwagen ein SUV oder Geländewagen. Da kommt man bei Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß schnell an die Grenzen der Physik. Vorgaben für Luftschadstoffe, z.B. Stickoxide oder Rußpartikel, kann man durch eine aufwändige Abgasreinigung an jedem Fahrzeug erfüllen. Da geht es nur ums Geld.

    Beim CO2 redet die Physik mit: Ein 2,4-Tonnen-SUV kann nur schwerlich zum Spritspar-Vehikel werden, egal wie effizient der Motor unter der Haube ist. Das ist so, als wolle ein Dreizentner-Mann auf dem Mountainbike die Tour de France gewinnen. Masse kostet Energie beim Beschleunigen und treibt den Rollwiderstand nach oben. Der Luftwiderstand beispielsweise eines Porsche Cayenne ist durch die enorme Stirnfläche doppelt so groß wie der einer strömungsgünstigen Limousine, wie zum Beispiel der Mercedes A-Klasse.

    (…)“

    Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/co2-grenzen-101.html

  47. @Andreas Lichte

    Andreas Lichte :
    @ gnaddrig
    Deine Frage: “Warum übrigens sollte ein Sportwagenhersteller überhaupt SUVs bauen wollen?”
    Porsche-SUVs gelten als “sportlich”. Das höhere Gewicht, und der höhere Luftwiderstand der SUVs werden “einfach” mit mehr Motorleistung kompensiert.
    Das hat auch den Vorteil, dass die Autos noch teurer werden, denn darum geht’s am Ende:
    zeigen, dass man es sich leisten kann … siehe:
    https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92491
    https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92402

    …aber nur weil „Porsche“ drauf steht! Tatsächlich sind Cayenne oder Macan einfach nur monströse, unförmige Blechgeschwulste, bei denen kein normaler Zeitgenosse an Sportwagen denken würde – obwohl die stärkste Cayenne-Version 299 km/h (!!!!!) schafft – was hoffentlich nur im Datenblatt steht und nicht von irgendwelchen PS-Psychopathen tatsächlich ausprobiert wird…

  48. @Andreas Lichte

    Andreas Lichte :
    @ gnaddrig
    Deine Frage: “Warum übrigens sollte ein Sportwagenhersteller überhaupt SUVs bauen wollen?”
    Porsche-SUVs gelten als “sportlich”. Das höhere Gewicht, und der höhere Luftwiderstand der SUVs werden “einfach” mit mehr Motorleistung kompensiert.
    Das hat auch den Vorteil, dass die Autos noch teurer werden, denn darum geht’s am Ende:
    zeigen, dass man es sich leisten kann … siehe:
    https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92491
    https://blog.psiram.com/2018/09/wider-die-seuche-der-suv-teil-3/#comment-92402

    …aber nur weil „Porsche“ drauf steht! Tatsächlich sind Cayenne oder Macan einfach nur monströse, unförmige Blechgeschwulste, bei denen kein normaler Zeitgenosse an Sportwagen denken würde – obwohl die stärkste Cayenne-Version 299 km/h (!!!!!) schafft – was hoffentlich nur im Datenblatt steht und nicht von irgendwelchen PS-Psychopathen tatsächlich ausprobiert wird…

    gnaddrig :
    @ LaDeesse: Guter Einwand. (Ich finde “sportliches” Fahren weitgehend überflüssig, und meiner Meinung nach müsste es auch keine eigens dafür optimierten Fahrzeuge geben. Autos sollten v.a. Geräte sein, Personen oder Gegenstände möglichst unauffällig, sicher und sparsam von A nach B zu transportieren, aber das ist natürlich ein anderes Thema.)
    @ Sinapis: Ja, ungefähr. Muss allerdings noch fertiggezeichnet werden, der Trecker. Grobe Richtung ungefähr so: Porsche 911 Trecker

    …dann bist du aber noch nie im Transtar Dagger GT mit 500 km/h und üppig Puder in der Nase zu Wagners Walkürenritt in der Anlage deutsche Autobahnen entlanggeschossen und hast dabei reihenweise Armenautos auf der mittleren Spur mitsamt ihrer Insassen per Wirbelschleppe zerfetzt – ein innerer Reichsparteitag, meint mein Brutalsatire-Zweitie, der Neoliberale Ellenbogenkrieger!

  49. Kein Wunder:

    Fehlleistungen deutscher Autojournalisten – heute: AutoBILD 41/2018

    Wir halten fest:
    * Schon die Normverbräuche der zehn SUV liegen um 30 Prozent höher als die von AutoBILD postulierten „kaum mehr als vier Liter“. In der Praxis beträgt der Aufschlag satte 63 Prozent.
    * Kein einziges dieser SUV kommt im Alltag mit weniger als sechs Litern aus.
    Will AutoBILD seine Leser mit grob falschen Verbrauchsangaben für dumm verkaufen?

  50. „Autoexperten und Grüne fordern politische Konsequenzen und mehr Elektro-Geländewagen.“

    Elektro-Geländewagen…
    Klar, wenn der Irrsinn elektrisch ist, kanns ja munter weiter gehen…

  51. Gregor Honsel schreibt auf Heise online als Technology-Review-Redakteur lesenswerte Kommentare zur Elektromobilität.

    • Monströse Elektroautos wie das SUV Mercedes EQC hält er für eine „rollende Provokation“.
    • Er wettet, dass der Lkw Tesla Semi bis 2020 nicht zu kaufen sein wird. Musk spekuliere offenbar darauf, dass die Energiedichte der Batterien innerhalb unrealistisch kurzer Zeit einen Sprung macht.
  52. @ LaDeesse @ Sinapis

    ich habe eine Doku über die Gewinnung der Rohstoffe für Akkus gesehen:

    „Die Schattenseiten der E-Mobilität“, http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=76233

    danach kann man sich eigentlich nur noch wünschen, dass Elektro-Autos NICHT in Massen gebaut werden. Über den Crazy-Spezialfall-SUV muss man da gar nicht mehr reden …

  53. Zu den Hochleistungsakkus für Kraftfahrzeuge:
    Interessant sind zwischenzeitlich auch die Transportvorschriften nach Gefahrgutrecht. Im Laufe der letzten 10 Jahre wurden jede Menge Sondervorschriften und Verpackungsvorschriften für neue Hochleistungsakkus (Lithiumionenakkus) und insbesondere gebrauchten oder gar beschädigten (und deshalb kaum noch transportfähigen) Akkus erstellt. Das könnte künftig das Problem mit der Elektromobilität werden, wenn gebrauchte Akkus nur noch unter speziellen Transportbedingungen (teuer, eventuell nur mit Ausnahmegenehmigung) zur Entsorgung (Recycling) transportiert werden können.
    Schon jetzt habe ich Schwierigkeiten, dem Durchschnittskunden klarzumachen, dass auch kleinere Lithiumionenakkus nur mit etwas mehr Aufwand sicher zu transportieren sind.
    Und dann auch noch Akkus für PKWs oder gar LKWs, insbesondere nach einem Unfall.
    Deshalb freue ich mich, dass ich in ca. 3 Jahren mein Rentnerdasein beginne und keine Verantwortung mehr für derartige Transporte haben werde.

  54. „Die optische, akustische und energetische Aufrüstung des Individualverkehrs fügt sich nahtlos ein in den Prozess der schleichenden Entsolidarisierung und Privatisierung des öffentlichen Raums. Im Design der klobigen Gesamtform und der aggressiven Front ist jene gesellschaftliche Brutalität aufgespeichert, die jene dazu treibt, es den anderen noch einmal vor Augen zu führen.”

    Der Endpunkt dieser Entwicklung, demnächst in der AfDiktatur:

    „Der neue Himmler GTX. Dem Tod zu Diensten.“

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