Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW09, 2018)

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Während sich in Berlin am Wochenende die völlig Unbelehrbaren, die Hardcore-Esoteriker, Chlorbleiche-Fans und Impfgegner trafen und ihre endgültige Abkehr von der Vernunft feierten, berichtet man im Ausland über eine drohende Masernepidemie in Europa, da sich die Infektionszahlen 2017 im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht haben. Das wirft die Frage auf, in wieweit ein Staat und ein Gesundheitssystem die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen in Bezug auf Impfungen zu respektieren hat oder ob Motivationsmaßnahmen bis hin zu spürbaren Sanktionen eine sinnvolle Möglichkeit sind, um die Impfraten zu erhöhen – was letztlich allen zugute kommt. Das Thema Impfpflicht wurde zwar schon mehrfach diskutiert, es wird aber ständig aktueller. Eure Ideen dazu würden wir gerne lesen. Oder habt Ihr interessante Links zu diesem oder einem anderen Thema gefunden? Lasst sie uns einfach hier. Wir lauschen aufmerksam im Blog, im Forum, auf Twitter und Facebook.

 


 

Gesundheit und Medizin

 

Deutschlandfunk: Braucht Deutschland eine Impfpflicht für Kinderkrankheiten?

Die Zahl der Maserninfektionen ist unveränderlich hoch, durchschnittlich drei bis sieben Kinder und Erwachsene sterben jährlich an den Folgen der Krankheit. Ursache für diese Entwicklung sind große Impflücken sowohl bei Kleinkindern als auch bei Erwachsenen.

Eine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht könnte Abhilfe schaffen, sagen viele Ärzte und Gesundheitspolitiker; andere halten die Impfpflicht für unnötig und kontraproduktiv. Braucht Deutschland eine Impfpflicht? Es streiten der Virologe und Sozialmediziner Dr. Jan Leidel und der Kinder- und Jugendarzt Dr. Thomas Fischbach.

 

Science-Based Medicine: The So-Called Vaccine Debate: False Balance in The San Diego Union-Tribune

A recent article in The San Diego Union-Tribune presents a pair of articles that gives a false balance regarding vaccinations. Those who oppose vaccination do so on the basis of ideology rather than science, thus placing the public’s health at risk.

 

Susannchen braucht keine Globuli: Susannchens kleine Impfkunde – Heute: Lügengeschichten…

Andrew Wakefield, damals Kinderarzt für Magen-Darm-Erkrankungen an einer Londoner Klinik, hat 1998 eine „Studie“ im hoch renommierten Wissenschaftsmagazin „Lancet“ veröffentlicht und darin einen Zusammenhang der MMR-Mehrfachimpfung mit dem Entstehen von Autismus behauptet. Wakefield war Inhaber eines Patents für einen Einzelimpfstoff, das er wegen der MMR-Dreifachimpfung natürlich in den Papierkorb hätte werfen können – was sein Eigeninteresse an seiner „Forschung“ belegt. Es ist jedoch von mehreren Seiten her aufgedeckt worden, dass diese „Studie“ -neben anderem- auf manipulierten und gefälschten Daten beruhte und ihre Ergebnisse unter keinem Aspekt haltbar waren.

 

Onkel Michaels kleine Welt: Wenn Heilpraktiker sich an Studien versuchen

Heute schauen wir uns mal an was passiert, wenn eine Heilpraktikerin sich an einer wissenschaftlichen Studie zum Thema Schüßler-Salze versucht. Jahaha… ihr habt richtig gehört. Es gibt eine Heilpraktikerin, die eine Studie machen wollte zu dem Thema. Ich glaube, ich verrate noch nicht zu viel, wenn ich sage, dass das gründlich in die Hose gegangen ist.

 

Streifzüge Rückwärts (Scilogs): Vor 20 Jahren – Andrew Wakefield und seine Studie

Vor 20 Jahren wurde das Gerücht geboren, dass die Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR-Impfung) Autismus verursacht. Der Auslöser war eine Studie von Andrew Wakefield und Kollegen, die in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurde. Sie beschreibt zwölf Kinder mit Darmerkrankungen und Entwicklungsstörungen. Bei acht Kindern hatten die Eltern oder ein Arzt einen zeitlichen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und dem Auftreten der Verhaltenssymptome beobachtet. Es gab keinerlei Statistik darüber, wie oft ein solcher Zusammenhang besteht, geschweige denn, ob eine Kausalzusammenhang zwischen Impfung und Symptomen besteht. Wie auch – dazu war die Studie viel zu klein.

 

ORF: Ayurvedakur vergiftete Wohnanlage

Ein helles Pulver und eine schwarze Paste, die eine Frau aus Vöcklabruck kiloweise aus einem indischen Kloster für eine Ayurvedakur mitgebracht hatte, haben ihren Körper mit Quecksilber vergiftet. Die Folgen betreffen eine ganze Wohnanlage und den Klärschlamm einer Region.

 

DocCheck News: Wann schadet Homöopathie?

Bei einigen Erkrankungen oder Verletzungen würde man nicht auf die Idee kommen, ausschließlich Naturheilkunde oder Homöopathie anzuwenden. Eine offene Oberschenkelfraktur wird mit Arnica beispielsweise nicht verheilen. Wo liegen die Grenzen? Ein Beispiel!

 

Scientific American: Matching DNA to a Diet Does Not Work

DNA testing won’t guide dieters to the weight-loss regimen most likely to work for them, scientists reported on Tuesday. Despite some earlier studies claiming that genetic variants predict whether someone has a better chance of shedding pounds on a low-carbohydrate or a low-fat diet, and despite a growing industry premised on that notion, the most rigorous study so far found no difference in weight loss between overweight people on diets that “matched” their genotype and those on diets that didn’t.

 

Deutschlandfunk: Glaub an deinen Darm!

Der Kongress Spirit of Health, der an diesem Wochenende in Berlin stattfindet, verbindet alternative Medizin und Spiritualität. Dort treten auch christliche Prediger auf, die Heilung durch Wunderglauben und angebliche Wundermittel versprechen. Eine gefährliche Entwicklung, finden Sektenexperten.

 


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

NZZ: Naht das Ende des Menschlichen?

Doch nur Menschen besitzen Rechte, unbeschadet der Tatsache, dass Menschen gegenüber Tieren, ja gegenüber der Natur insgesamt Pflichten haben – aber nicht der Natur, sondern des Menschen wegen, dessen Lebensraum die Natur ist. Von Aristoteles stammt die Einsicht, Tiere agierten allein aufgrund von Lust und Schmerz, Menschen hingegen hätten Vernunft und Sprache und deshalb kennten sie Recht und Unrecht, worauf alle Zivilisation gründe. Wer für «Tierrechte» plädiert, entmenschlicht die Menschenrechte und den Menschen zugleich. Der Kampf gegen den sogenannten Speziesismus, der den Menschen angeblich auf Kosten anderer Arten privilegiere, ist in Wirklichkeit ein Kampf gegen die Menschenwürde.

 

hpd: Ein Hund schafft es in die SPD, ein Religionskritiker nicht

„Für eine offene, freie Gesellschaft“ kann man auf der Startseite der SPD lesen. Dass diese Offenheit nicht unbedingt Religionskritik miteinschließt, zeigt ein Fall in Augsburg: David Farago wollte in die SPD eintreten und wurde abgelehnt – wegen kirchenkritischer Äußerungen im Internet.

 

Geschichte der Gegenwart: Mit Verschwörungstheoretikern reden. Ein Bericht

Hier zeigt sich ein Wider­spruch, der sowohl Ganser selbst als auch seine Anhänger charak­te­ri­siert: Rhetorik und Analysen sind einer­seits von einem starken Wissen­schaft­lich­keits­fe­tisch ange­trieben, dieser wird jedoch zugunsten einer mora­li­schen Argu­men­ta­tion jeder­zeit aufge­geben („Bist Du etwa für den Krieg und gegen den Frieden?“). Wissen­schaft­lich­keit erscheint dann plötz­lich als hinder­liche Pedan­terie. Weise ich auf diesen Wider­spruch hin, werde ich als unzu­lässig klein­lich bezeichnet – wo doch so grosse Themen wie Krieg, Medi­en­ma­ni­pu­la­tion und poli­ti­sche Einfluss­nahme verhan­delt würden. Es zeigt sich hier der so genannte „Myside Bias“ von Verschwö­rungs­theo­rien in doppelter Form: Die eigene Theorie wird nicht nur für unhin­ter­fragbar wahr gehalten („Confir­ma­tion Bias“), sondern es wird für ihre Vertre­te­rinnen und Vertreter auch zu einem starken Wunsch, dass sie wahr sei („Desi­ra­bi­lity Bias“).

 

Schillipaeppa: Ein ungeschriebener Brief

Mehr noch als der Aufwand für die Entwicklung von gv-Pflanzen belasten die Kosten für deren Zulassung. Insbesondere auch dank des deutschen Gentechnikgesetzes. Da schlagen 3-stellige Millionenbeträge zu Buche. Wie gut, dass durch Ihre konsequente Politik die kleinen Saatgutbetriebe, die natürlich auch kreativ sind und bis in die 90iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auch diese Forschung betrieben haben, sofort in den Ruin getrieben würden, sollten sie sich erfrechen, gv-Pflanzen nicht nur zu entwickeln, sondern auch in den Verkehr zu bringen.. Das würde sich ändern, würde man die Zulassungsprozesse vereinfachen und sich auf Notwendiges beschränken. Aber Sie verhindern das! Danke!!!

 

Sektenblog (watson.ch): Lass dich von der Quantenmedizin nicht täuschen

Dass Heiler und Anbieter auf dem Markt der Alternativmedizin tricksen und schwindeln, ist hinlänglich bekannt. Dass sie aber ihre Quaksalberei mit dem Mäntelchen der Quantenmedizin schmücken, ist nur noch dreist.

Wiki: https://www.psiram.com/de/index.php/Quantenmedizin

 

hpd: Nicht nur ein harmloser Esoterik-Kongress

Am kommenden Wochenende findet im Berliner Maritim-Hotel ein Kongress „zu ganzheitlicher Gesundheit, effektiven Therapiemöglichkeiten und Nachhaltigkeit“ statt. Man könnte es auch anders formulieren: Ein Treffen von gefährlichen Schwurblern und Scharlatanen, die giftiges MMS als „Heilmittel“ verkaufen wollen.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (04/2015): Spirit of Health – Falsche Titel und echte Quacksalber

Wir hatten ja eigentlich geplant, den dritten Teil unserer Aufzählung der Referenten den beiden „Heiligen Männern“ Bischof Jim Humble und den selbsternannten Prof. a.D. Dr. Andreas Kalcker zu widmen. (Andreas Kalcker wird ja auch als „MMS-Bischof“ bezeichnet)

Jim Humble hat seine eigene „Kirche“ gegründet, um sich vor der „Verfolgung“ durch das Gesetz zu schützen.

In den USA ein gängiger Weg um mit allerlei Schwachsinn durchzukommen, wie ja Scientology schon demonstriert hat.

 


 

Video der Woche

 

Doctor Anna’s Imaginarium: Make HOMEOPATHIC coffe at home!

Doctor Anna has run out of coffee. Decides to make some homeopathic coffee instead.

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=Fhwx3D4y9AY

4 Gedanken zu „Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW09, 2018)“

  1. Zum NZZ-Artikel:

    Die Frage der Tierrechte ist im Endeffekt vielleicht gar nicht so wichtig. Im Text wird ja auch darauf hingewiesen, dass Haustiere abgeleitet eine Würde haben können. So können dann alle Tiere abgeleitet von denjenigen, die Tierrechte für gegeben halten bestehen. Damit sind diese zwar nicht intrinsisch aber praktisch kann es das gleiche bedeuten. Man verletzt die Menschenwürde von Veganern, wenn man Tiere zum Konsum nutzt.
    Dann hat man die Abwägung allein auf die menschliche Seite gezogen. Aber leichter zu lösen wird sie dadurch nicht unbedingt.

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  2. Veganismus erfüllt psychologisch sehr viele Grundebdürfnisse labiler Menschen, das ist die Falle. Man wertet sich auf, man tut etwas (vermeintlich) Gutes, man macht eine komplexe Welt scheinbar kontrollierbar, man hat eine Aufgabe, man hat eine Gemeinschaft, man kann sich an einer Idee festhalten, man kann Ängste und Aggressionen kanalisieren. Es ist im Grunde eine Sekte mit all den Nachteilen und Vorteilen einer Sekte.

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